16.06.2021

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

Eric Weisz baut mit Circly bereits sein zweites Startup auf und erzählt, was ihn antreibt und was man beim Gründen lernen kann und muss.
/artikel/mehr-der-abenteurer-wie-eric-weisz-zum-serial-entrepreneur-wurde
Eric Weisz (Mitte) mit seinen Co-Foundern von Circly © Circly
Eric Weisz (Mitte) mit seinen Co-Foundern von Circly © Circly

Eric Weisz war 26 als er sein erstes Startup gründete. Und 27 als es verkauft wurde. Ordito lässt Gäste in Lokalen Bestellungen über eine App abgeben und will so Wartezeiten reduzieren. In der Coronazeit ergänzte das Jungunternehmen eine Registrierungsmöglichkeit für das Contact Tracing und noch im selben Jahr gelang der Exit an Kastner. Wenige Monate danach steckt Weisz bereits mitten in seinem zweiten Startup.

“Das kannst du doch nicht dein ganzes Leben lang machen”

Eric Weisz, Co-Founder von Circly und Ordito

Die Idee zu Ordito kam Weisz während seines zweiten Studiums. Er kommt aus Deutschland, wo er bereits Wirtschaftsrecht studiert hatte und danach in der Unternehmensberatung arbeitet. “Als ich wieder einmal Verträge durchgegangen bin, dachte ich mir: Hey, das kannst du doch nicht dein ganzes Leben lang machen”, erzählt der Wahl-Kremser. “Das war dann der Punkt, an dem ich festgestellt habe, dass ich lieber etwas eigenes aufbauen will. Ich möchte meiner Kreativität freien Lauf lassen. Ich will die Dinge so umsetzen, wie ich es für richtig halte und dabei mein Know-how ausbauen”. Also kam er nach Österreich, um an der FH Krems Unternehmensführung zu studieren. Und sein erstes Startup zu gründen. 

“Ich bin mehr der Abenteurer”, erklärt Weisz gerade heraus. Seine Jobs als Angestellter hätten ihn gelangweilt. “Wenn mir eine Aufgabe heute keinen Spaß macht, suche ich mir eine andere Aufgabe mit der gleichen Priorität und mache die zuerst. Das kann man im Corporate-Umfeld so nicht machen”, erinnert sich der Unternehmer. Dieses Abenteuer bedeute aber auch harte Arbeit, denn “man muss dann alles tun”. “Man braucht ein sehr gutes Durchhaltevermögen und man darf keine Angst haben”, sagt Weisz. 

Frühe Skeptiker werden “beste Unterstützer”

Am Anfang stehen die Skeptiker: “Dich werden oft Menschen, die aus deinem direkten Umfeld kommen, fragen, ob das überhaupt sinnvoll ist, was du gerade tust. Die Skeptiker vom Anfang werden dann oft später die besten Unterstützer”, man dürfe sich von diesen Gegenstimmen zu Beginn nicht irritieren lassen. Hinzu kommen eigene Zweifel, die beim ersten Startup am Sprung in die Selbstständigkeit aufkommen. Auch Weisz erinnert sich an Unsicherheit und Angst: “Die Idee fand ich super. Aber: Wie kann ich mir das leisten, wie verdiene ich mein erstes Geld damit?”. Man brauche schon einen starken “Fighter Spirit”, wie der Gründer es ausdrückt. “Außerdem braucht man eine gewisse Disziplin, weil man sich seine Arbeit selbst einteilen muss”.

An der Fachhochschule Krems hat Weisz seinen späteren Co-Founder kennengelernt. Beide haben neben dem Studium in Wien gearbeitet und mussten dort in der Mittagspause auf Kellner warten. Ansich nichts Ungewöhnliches, aber während des Wartens kam ihnen die Idee zu Ordito. Der nächste Schritt war dann allerdings nicht sofort Abenteuer, sondern zunächst eine freiwillige Lehrveranstaltung, die die FH am Wochenende anbot. Im Rahmen des “Ideation Playgrounds” werden solche Geschäftsideen gewälzt, diskutiert, verfeinert. “Ich bin nicht morgens aufgestanden und habe gesagt: Jetzt gründe ich ein Unternehmen. Es war ein Prozess”. 

Der Sprung ins kalte Wasser

Ein halbes Jahr lang überlegten die beiden. Dann haben sie ihre Jobs gekündigt und gegründet. “Ich habe sicher acht bis 12 Monate viel weniger verdient als davor. Aber darum ging es nicht. Es ging mir um meine Freiheit”, sagt Weisz heute. Eine Freiheit, die auch mit viel Verantwortung kommt, wie der Unternehmer betont: “Man trägt auch das Risiko für seine Angestellten. Zufrieden und ruhig ins Bett zu gehen, wenn du weißt, dass du Leute auf der Payroll hast, das war das erste Thema, das wirklich schwer war”. 

Die vielleicht wichtigste Entscheidung

Das wichtigste an einem Startup ist das Team, das dahinter steht. Das betonen Investoren und Business Angels gerne. Das erste Team, das sich bildet, ist das der Co-Founder. Somit ist die Wahl, mit wem man ein Startup gründet eine der ersten und vielleicht wichtigsten Entscheidungen. Diese Erfahrung hat auch Weisz gemacht. Er gibt ganz offen zu, dass Schwierigkeiten im Founder-Team letztendlich den Verkauf von Ordito gefördert haben. “Dein Co-Founder muss auf eine gewisse Art dein Ebenbild sein, aber nicht mit dem gleichen Skillset. Moral und Arbeitsweise sollten sich sehr stark ähneln. Die Skills hingegen müssen sich ergänzen. Wenn man aber auf einer Metaebene nicht miteinander klarkommt, wir das nur zu Streit führen”. 

Das nächste Unternehmen kommt bestimmt

Beim zweiten Mal ging alles viel schneller. Schon als der Verkauf von Ordito im Raum stand, wusste Weisz, dass er wieder gründen wird. Idee und Co-Founder fand er in seinem ersten Startup. “Ich hatte damals schon die Idee, die Daten, die wir bei Ordito gesammelt haben, auch sinnvoll zu nutzen. Wir wollten ursprünglich die Daten durch eine KI so aufbereiten, dass wir Gastronomen sagen können, wann sie was kaufen müssen. Das war aber nicht umsetzbar, weil die Datenlage in der Gastronomie dafür nicht geeignet war. Wir haben dann das Potenzial dafür im Handel entdeckt”, erzählt der Serien-Gründer. Nach dem Exit baute Weisz mit einem Entwickler von Ordito, Armin Kirchknopf, einen Prototypen und führte erste Kundengespräche. Drei Monate später war das Startup Circly gegründet. ”Man ist nicht mehr auf Erkundungspfaden, sondern weiß schon, welche Schritte man gehen muss”, sagt Weisz. Nachsatz: “Es wird nicht mein letztes Unternehmen sein”. 

Event-Tipp

Du interessierst dich für starke Gründer-Persönlichkeiten und willst wissen, was sie antreibt und ausmacht? Gemeinsam mit der Österreichischen Notariatskammer, Prima PR und Microsoft lädt dich der brutkasten am 23.6.2021 zu “Von der Idee zur Zündung – Gründer:innen Geschichten”. Dort berichten Gründerinnen und Gründer wie Eric Weisz aus erster Hand, was man abseits von Tech- und Business-Skills braucht und wie sie ihren Weg gemeistert haben.

Deine ungelesenen Artikel:
04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
/artikel/carbon-cleanup-portraet
04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
/artikel/carbon-cleanup-portraet

Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

“Mehr der Abenteurer”: Wie Eric Weisz zum Serial Entrepreneur wurde