01.07.2022

Massenkündigungen & Krise: So kommen Krypto-Startups durch den Kryptowinter

Viele Unternehmen befinden sich aktuell in der Krise - besonders betroffen ist die Kryptobranche. Worauf sollten sie jetzt achten, um durch den Kryptowinter zu kommen? Zwei Experten geben ihre Einschätzung.
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© Pierre Borthiry
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Der Kryptowinter hat verschiedenste Folgen für Startups aus der Branche. Die Ankündigung über Personalabbau bei Playern wie Coinbase oder BlockFi sorgte bereits vor einigen Wochen für einen Aufschrei und spätestens nachdem das Krypto-Scaleup Bitpanda verkündete, dass sie ihren Personalstand von insgesamt über 1.000 auf 730 Mitarbeiter:innen reduzieren, liegt auch auf der österreichischen Krypto-Startupszene ein prüfender Blick. Auch wenn die Krise nicht nur Startups aus der Kryptosbranche betrifft, stellen sich aktuell die Fragen: Wie kommen Kryptounternehmen erfolgreich durch den Kryptowinter? Können sie sich vor Massenkündigungen überhaupt schützen und wenn ja, wie? Der brutkasten hat bei Experten nachgefragt und fasst die wichtigsten Fakten zusammen. 

“Manchmal ist man Opfer seines eigenen Erfolgs”

Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen am Markt verweist Blockchain-Experte Robert Schwertner, alias CryptoRobby, darauf, dass Kündigungen manchmal notwendig sind, wenn ein Unternehmen ein massives Wachstum anstrebt. In diesem Kontext wäre das sozusagen ein Kollateralschaden. “Den kann man natürlich minimieren, indem man beispielsweise weniger schnell wächst – das ist aber leichter gesagt, als getan”, erklärt CryptoRobby. Wenn sich der Markt bzw. äußere Umstände verändern, sei man manchmal Opfer seines eigenen Erfolgs, so der Experte. Auch Krypto-Experte Christopher Obereder stimmt dem zu und erklärt, dass in einem Marktumfeld wie diesem kein Weg um Massenkündigungen herum führt, da Krypto-Startups nach einer starken Skalierung nun wieder zurück-skalieren müssten.

“Die Krise war absehbar”

Die Krise, in der sich Kryptounternehmen aktuell befinden, war laut CryptoRobby aber abzusehen. Während die Coronakrise und die Klimakrise zwar früher vorhersehbar waren, kam die folgenschwere Ukrainekrise verhältnismäßig überraschend. Dennoch hätten bei Kryptounternehmen seitdem die Alarmglocken läuten müssen, da sich solche Ereignisse stets auf den Markt auswirken würden – auch auf den Kryptomarkt. Dementsprechend kritisiert er im Falle von Bitpanda einen seiner Meinung nach schweren Managementfehler: Zu einem Zeitpunkt an dem Bitcoin bereits einen massiven Kursverfall erlebt hat und sich die Branche bereits im Bärenmarkt befand, eine Meldung über unbegrenzten Urlaub für alle Mitarbeiter:innen zu verkünden, war seiner Meinung nach nicht nur verwirrend, sondern auch ein massiver Managementfehler (Anm.: Der Bitcoin-Kurs befand sich Ende März 2022 bei ca. 44.000 Dollar). Auch wenn Bitpanda unbestritten eine Erfolgsgeschichte sei, müssen sie laut CryptoRobby nun den Preis für die Entwicklungen und Entscheidungen der vergangenen Monate zahlen. 

Welche Persönlichkeiten passen an die Startup-Spitze?

Als besonders wichtig hebt er mit Blick auf die gesamte Startupszene den Faktor Ehrlichkeit gegenüber den eigenen Mitarbeiter:innen hervor. “Meines Erachtens braucht es eine große Kraft, den eigenen Mitarbeiter:innen zu sagen, was Sache ist und offen zu legen, dass sich das Unternehmen in einer schwierigen Phase befindet – das ist in einem Startup immer wichtig”. Zudem spricht er im brutkasten-Gespräch einen Punkt an, der über die Startup-Branche immer wieder thematisiert wird: “Diese Startups werden meistens von Pionierpersönlichkeiten gegründet. Wenn das Unternehmen dann in die Konsolidierungsphase kommt, stellt sich aber die Frage: ‘Sind das noch die richtigen Persönlichkeiten an der Spitze?’ Oft ist man in diesen Positionen extrem risikofreudig, hat dafür aber teilweise Schwächen im strukturierten Arbeiten.” Mit Blick auf die Kryptoszene würde man – neben vielen Programierer:innen – entsprechend dieses Bildes viele Gründer:innen mit zuvor risikoaffinen Jobs aus der Poker- oder der Gamingszene finden. Dies könne sich dann manchmal in einer Konsolidierungsphase widerspiegeln.

Bringt Bitcoin mehr Sicherheit?

In der aktuellen Krise sieht man innerhalb der Branche verschiedene Herangehensweisen. Der Grazer Bitcoin-Broker Coinfinity betonte beispielsweise jüngst, dass sie statt vielen Kryptowährungen und einem schnellen Wachstum auf einen langfristigen, stabilen Aufbau und nur auf eine Währung setzen: Bitcoin. Betrachtet man ausschließlich die Argumentation für Bitcoin, sieht Christopher Obereder weniger Vorteile, da letztendlich jedes Produkt am Kryptomarkt von der Krise betroffen sei. CryptoRobby betont mit Blick auf die Bitcoin Metrics zwar eine vergleichsweise höhere Volatilität bei Altcoins, verweist aber ebenfalls auf die erwähnte Wachstumskurve des Unternehmens. Startups wie Coinfinity würden im Vergleich zu beispielsweise Bitpanda ein organischeres Wachstum vorweisen und hätten dementsprechend eine andere Entwicklung.

Darauf sollten Krypto-Startups jetzt achten

Trotz Kritik bleibt für CryptoRobby eine Sache klar: Krypto-Exchanges haben eine große Zukunft vor sich. Die Frage sei lediglich, wie sie sich gegenüber Banken, Regulatoren und dem Markt verhalten werden. Wie können sich Startups aus dieser Branche also vor dem Kryptowinter schützen und Entlassungen eventuell vermeiden? Neben den von CryptoRobby erwähnten Managementfehlern, weist er auf zwei weitere Punkte hin, die es seiner Meinung nach zu beachten gilt. 

“Hier sollte man bei Kryptounternehmen zwischen Programmierern und Exchanges unterscheiden. Exchanges verdienen weiterhin an Ein- und Auszahlungen, wenn Kryptowährungen verkauft werden. Die IT-lastigen Krypto- bzw. Blockchainunternehmen bekommen wiederum Aufträge und sind weniger vom Kurs bzw. den Coins abhängig. Das heißt: Man sollte sich darauf konzentrieren, gute und nachhaltige Projekte zu machen, die in einer Industrie auch gebraucht werden und auf dem Markt gefragt sind.”

Dem fügt Christopher Obereder hinzu, dass Krypto-Startups außerdem beachten sollten, auch Cash-Reserven zu haben anstatt alle Reserven in Kryptowährungen zu halten – schließlich würden die Kryptokurse in den kommenden Jahren noch weiter nach unten crashen.

Als weiteren Punkt bezieht sich der Blockchain-Experte CryptoRobby auf Geschäftsmodelle innerhalb eines Unternehmens. In Krisenzeiten rät er, diesbezüglich auszusortieren. Wenn auffallen würde, dass ein gewisses Geschäftsmodell in den kommenden Jahren nicht funktionieren kann, hätte das beispielsweise auch zur Folge, dass Mitarbeiter:innen anders eingesetzt werden müssen. Kündigungen seien manchmal zwar notwendig, in Krisenzeiten müsse man sich aber in erster Linie auf jeweilige Geschäftsmodelle konzentrieren, betont der Experte. Dabei macht er auch deutlich, dass der Abwärtstrend der Kryptowährungen noch lange nicht vorbei ist – man könne sich darauf einstellen, dass die kommenden zwei bis drei Jahre hart werden: “Wir sind jetzt am Anfang des Kryptowinters – nur wer sich jetzt nicht darauf einstellt, der macht Fehler.”

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Ron Melz (Co-Founder & Managing Director), Thomas Müller (Co-Founder & Chief Technology Officer), Martin Stötzel (Co-Founder & Executive Lead of Product and Marketing) | Foto: © SPiNE

Die Corporate-Venture-Capital-Einheit des Energieanbieters VERBUND – VERBUND X Ventures – führt die Finanzierungsrunde des Münchner Startups SPiNE an. Insgesamt wurde in dieser Runde Kapital in Höhe von 1,5 Millionen Euro aufgestellt. Ein weiterer Co-Lead-Investor ist Bayern Kapital.

Das Startup SPiNE wurde 2024 in München gegründet und will die Infrastruktur von Smart-Metern für netzdienliche und marktdienliche Energieanwendungen nutzen. Damit soll “sichere, saubere und kostengünstige Energieversorgung für Endkunden” ermöglicht werden, wie VERBUND in einer Aussendung schreibt. Auf ihrer Website bezeichnet sich SPiNE selbst als “App-Store für Ihre Energie-Anwendungen”.

SPiNE als Schnittstelle für Energiemanagement

Konkret ist das Kernstück von SPiNE eine Middleware-Plattform, die als zentrale Schnittstelle die Kommunikation und Steuerung von Energiemanagement-Systemen effizient ermöglicht. Die Plattform funktioniert unabhängig von der Hardware und ist daher mit den Geräten und Systemen von unterschiedlichen Herstellern kompatibel. Dadurch ist sie leicht in bestehende Infrastrukturen integrierbar und kann dort Verbrauchseinrichtungen steuern, Flexibilitätspotenziale durch dynamische Stromtarife nutzen, sowie Messdaten auslesen und verarbeiten. Mit seinem Device Control Center kann SPiNE außerdem ein Monitoring- und Managementsystem für Smart Meter Gateways bieten.

Co-Founder Ron Melz sagt dazu: “Wir stehen an der Schwelle einer umfassenden Digitalisierung der Energiewirtschaft. Unsere cybersicheren Lösungen helfen dabei, Smart Meter nicht nur als Messgerät zu nutzen sondern als zentrale Komponente für ein flexibles und zukunftssicheres Energiesystem. Wir freuen uns mit der Unterstützung unserer Investoren diesen Wandel aktiv mitgestalten zu können.” Mit der neuen Finanzierungsrunde plant SPiNE, sein Wachstum zu beschleunigen, das Team zu vergrößern und seine Position am Markt weiter auszubauen.

Gründerteam zentral für Investment-Entscheidung

die Weboberfläche der SPiNE-Plattform

Für VERBUND-X-Ventures-Geschäftsführer Franz Zöchbauer war auch das Gründerteam um Martin Stötzel, Ron Melz und Thomas Müller entscheidend: “Ein starkes Gründerteam ist der Schlüssel für den Erfolg eines Startups, und bei SPiNE haben wir genau das gefunden. Die Gründer verfügen über langjährige Erfahrung in der Softwareentwicklung für Smart Grids und Energiemanagement und sind hervorragend in der Energiebranche vernetzt. Diese Expertise und ihr tiefes Verständnis der Energiewirtschaft machen SPiNE zu einem zukunftsweisenden Akteur in der digitalen Transformation der Branche. Wir freuen uns, sie auf diesem Weg zu begleiten.”

VERBUND-CEO Michael Strugl sieht das Investment als Weiterführung der Unternehmensstrategie: “Mit unserem Investment in SPiNE unterstützen wir eine zukunftsweisende Technologie, die nicht nur die Effizienz des Energieverbrauchs verbessert, sondern auch zur Netzstabilität beiträgt. SPiNE optimiert die vorhandene Smart-Meter-Infrastruktur und legt damit die Grundlage für ein effizienteres und sichereres Energiesystem.”

Stark wachsender Markt

Der Markt für Energiemanagement-Systeme wächst in Europa derzeit stark. Bis 2030 wird seine Größe auf knapp 30 Milliarden Euro geschätzt. In Deutschland wird etwa auch die Ausstattung mit Smart Metern gesetzlich vorangetrieben. VERBUND zufolge sind die Lösungen von SPiNE dabei besonders skalierbar, da sie mit bestehender Infrastruktur kompatibel sind.

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