12.08.2016

Martin Egger und Christian Köhler über den Business Angel-“Knochenjob”

Interview. Ein Business Angel bietet einem Startup im besten Fall nicht nur Geld, sondern vor allem auch Know-How. Martin Egger und Christian Köhler, Gründer der Agentur Lautstark, nehmen das Mentoring ihrer "Startup-Schützlinge" sehr ernst. Darum kommt es beim Auswahlprozess auch nicht nur darauf an, ob die beste Idee vor ihnen steht - denn oft ist das Team mehr wert als das Produkt, das sich sowieso wieder ändern wird.
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(c)fotolia-StockPhotoPro: Die beiden Business Angel Martin Egger und Christian Köhler nehmen ihre Mentoring-Tätigkeit sehr ernst.

Martin Egger und Christian Köhler sind Unternehmer und Business Angel. Das „Unternehmergen“, das sie in Startup-Gründern suchen, tragen sie ebenfalls in sich. 2003 haben sie die Werbeagentur Lautstark gegründet. Dem Brutkasten verraten die beiden Gründer im Interview, was ein gutes Team ausmacht und wieso das Business Angel-Dasein ein knochenharter Job ist.

In welcher Unternehmensphase investiert ihr?

Startups, die für uns interessant sind, befinden sich oft in der Frühphase. Das ist eine spannende Phase, da sich meist alles wieder ändert. Das Team bleibt im besten Fall unverändert, aber das Produkt wird sich noch verändern. Wir versuchen herauszufinden, ob das Startup in der Lage ist, seine Vision umzusetzen. Wir sehen uns dabei nicht als reiner Finanzinvestor.

Sondern?

Wir wählen die Startups auch danach aus, ob wir unser Know-How einbringen bzw. einen Mehrwert bieten können. Startups brauchen beispielsweise oft Netzwerk oder Finanzierungs-Know-How, das wir ihnen bieten können. Wir sind bereit, hands-on mitzugestalten.

Man hört immer wieder: Auf das Team kommt es an. Wie sollte dieses eurer Meinung nach sein?

Unternehmer und Business Angel Christian Köhler.

Wir legen darauf wert, dass das Team aus Leuten besteht, mit denen man zusammen arbeiten möchte- immerhin wird man viel Zeit miteinander verbringen. Es ist aber unterschiedlich. Bei manchen Gründerteams reicht es, wenn man sich einmal im Quartal zum Update sieht. Wichtig ist, dass die wesentlichen Skills, die erfolgsrelevant sind, im Team vertreten sind. Die Kernkompetenz, die das Startup ausmachen wird, muss von Anfang an im Team liegen. Die Position des CTO oder CEO muss ebenfalls Teamstärke sein. Und einer braucht das Unternehmergen. Im Wesentlichen ist es am Anfang eine Art Bauchgefühl, ob man es dem Team zutraut oder nicht.

Gibt es das „unschlagbare Team“ im Startup-Business?

Das hängt auch von der Phase ab, in dem sich das Unternehmen befindet. Manchmal muss der Business Angel nicht die ganze Zeit „auf der Matte“ stehen. In Phasen, wo es um Finanzierungsrunden, Neuausrichtung oder Teamthemen geht, kann es für den Business Angel durchaus intensiv werden. Wichtig ist es außerdem, Spaß am Unternehmertum zu haben. Manchmal startet man mit einem riesigen Haufen Mist und dann muss man anfangen zu strukturieren. Idealerweise hat man ein Team auf Augenhöhe hinter sich, das genauso tickt, das bereit ist, Challenges anzunehmen und die Extrameile zu gehen.

 „Teamthemen“ als Konfliktsituationen? Wann muss der Business Angel denn „eingreifen“?

Das kommt darauf an. Das können etwa unterschiedliche Ziele der einzelnen Teammitglieder sein. Am Anfang, wenn man zusammen startet, ist alles super. Trotzdem treffen da ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander. Persönliche Ansichten verändern sich. Spannungen können sich aufbauen. Als Business Angel und/oder Mentor ist man meist die einzige Autorität, die Konflikte erkennt und rechtzeitig Spannungen mit dem Team zusammen abbauen kann. Wir bringen auch viel mehr Erfahrung mit. Haben den Blick von außen – etwa, wenn es in den letzten zehn Meetings immer um die gleichen Problem-Themen geht.

Gibt es einen Lösungsvorschlag für so etwas?

Unternehmer und Business Angel Martin Egger
Unternehmer und Business Angel Christian Köhler

Manchmal hilft es auch schon, wenn der Gründer auf Urlaub fährt. Der Blick fürs große Ganze kann schon einmal verloren gehen. Vor allem, wenn du rund um die Uhr am Business dran bist. Da kann es durchaus helfen, sich einmal aus dem Tagesgeschehen rauszunehmen.

Und natürlich ist es auch wichtig,  seine persönliche Vision nicht aus dem Auge zu verlieren. Als Entrepreneur hat man meist im Kopf, wo man hin will. Wenn man nur noch dem Tagesgeschäft folgt, sollte man sich manchmal herausnehmen.

Bei so viel Know-How-Input klingt das nach einem ziemlich harten und zeitintensiven Job als Business Angel…?

Business Angel sein, ist auf jeden Fall ein Mindset Thema, kein Kohle Thema. Man muss wissen, worauf man sich einlässt. Als Angel ist das Geld nur die halbe Miete, Erfahrung und Know-How sind wichtig. Das ist auch, was einen Investor ausmacht. Er versteht, wie die Branche funktioniert, kann mit seinem Wissen einen Mehrwert für die Startups schaffen. Zeitmäßig wird es in letzter Zeit wirklich eng. Christian Köhler kümmert sich daher vermehrt um die Agentur.

Wenn ihr heute etwas anders machen könntet, was wäre das?

Wir haben vielleicht zu oft „ja“ gesagt- auch was operative Dinge betrifft. Haben vielleicht sogar manchmal Co-Founder-Rollen übernommen. Wir haben wahrscheinlich am „Helfersyndrom“ gelitten.

Vielen Dank!

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Niki Futter | Foto: Patrick Münnich/Angels United GmbH & Adobe Stock (Hintergrund)

Während in Österreich der Wahlkampf in der heißen Phase ist, ist im großen Nachbarland Deutschland noch ein Jahr Zeit bis zur Bundestagswahl. Vielleicht hat es Startup-Politik dort nun genau deswegen kurz auf die ganz große Bühne geschafft. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) unterzeichneten am vom Wirtschaftsministerium organisierten “Start-up Germany Summit” eine Absichtserklärung für ein “umfangreiches Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wachstums- und Innovationskapital (WIN) in Deutschland”.

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Ebenfalls unter den 39 Unterzeichner:innen waren Vertreter:innen zahlreicher großer Banken, Versicherungen und anderer Unternehmen, etwa Allianz, BlackRock Deutsche Bank und Henkel, sowie von der Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), die eine zentrale Rolle bei WIN spielen soll. Gemeinsam will dieses Bündnis “etwa zwölf Milliarden Euro bis 2030 in die weitere Stärkung des deutschen Venture Capital-Ökosystems” investieren.

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Das soll einerseits über “direkte Investitionen in Wachstums- und Innovationskapital” passieren, also mit einem Modell, das dem von den österreichischen Startup-Institutionen geforderten und von der ÖVP mittlerweile ins Wahlprogramm aufgenommenen Dachfonds ähneln dürfte. Daneben soll das Kapital aber auch in “die finanzielle Unterstützung beim Aufbau von Startup-Factories” oder strukturelle Beiträge wie den “Aufsatz und Vertrieb von VC-Investmentvehikeln für geeignete Privatpersonen” fließen.

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Sollte die das Vorhaben zum Vorbild für Österreich werden? Business Angel Niki Futter, seines Zeichens auch Chairman of the Board von invest.austria, meint gegenüber brutkasten: “Die WIN-Initiative der Bundesregierung zeigt uns, dass die Regierung in Deutschland die Situation der Startups erkannt hat.” invest.austria hat erst kürzlich gemeinsam mit drei weiteren Organisationen die “Vision 2030” präsentiert (brutkasten berichtete).

Auch in Österreich fehle es an ausreichend Risikokapital aus dem Inland, sagt Futter nun weiter. Daher seien vielversprechende Startups gezwungen, im Ausland nach Investor:innen zu suchen. “Dadurch verlieren wir nicht nur wirtschaftliche Potenziale, sondern auch Innovationskraft, die für das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes entscheidend wäre”, meint Futter.

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Und der Business Angel fügt an: “Bei der Einführung der Mitarbeiterbeteiligung im Jänner 2024 waren wir rund ein Jahr später als Deutschland. Wenn wir ein Jahr Verzögerung gegenüber unserem größten Wirtschaftspartner als gegeben hinnehmen, dann sollten wir im Sommer 2025 den von uns vorgeschlagenen Dachfonds zur Wirkung bringen”. Es sei “eine wichtige Aufgabe mit großen Auswirkungen, die die kommende neue Bundesregierung schnellstmöglich angehen muss”.

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