14.09.2020

Die selben Werte nach innen und außen: Ex-Airbnb-HR-Chef im Gespräch

Wir haben im Vorfeld des EX Summit mit dem ehemaligen Airbnb-HR-Chef und Employee Experience-Pionier Mark Levy gesprochen.
/artikel/mark-levy-airbnb-ueber-employee-experience
Mark Levy - der ehemalige HR-Chef von Airbnb gilt als einer der Pioniere der Employee Experience
(c) Mark Levy - der ehemalige HR-Chef von Airbnb gilt als einer der Pioniere der Employee Experience
kooperation

Mark Levy gilt als einer der Pioniere im Bereich Employee Experience. Nach zahlreichen beruflichen Stationen im HR-Bereich bei großen Unternehmen baute er bei Airbnb den Personalbereich komplett neu auf. Breitenwirksam honoriert wurde das 2016 durch die Auszeichnung als “Best Place to Work” durch Glassdoor.

Am 6. Oktober wird Mark Levy beim EX Summit in Wien auftreten. Wir haben ihn im Vorfeld gefragt, wie er die Employee Experience bei Airbnb aufgebaut hat und wie er die Zukunft dieses Megatrends im HR-Bereich sieht.

Du giltst als Pionier im Feld Employee Experience. Gab es eine besondere Erfahrung, die dich zu diesem Thema geführt hat?

Ich wurde von Brian Chesky, CEO und Mitbegründer von Airbnb, gebeten, einen Weg zu finden, die verschiedenen Aktivitäten, mit denen die Mitarbeiter unterstützt wurden, und diejenigen, die für diese Aktivitäten verantwortlich waren, so zusammenzubringen, dass die großartige Unternehmenskultur, die bei Airbnb aufgebaut worden war, nicht zerstört würde. Man gab mir die Freiheit, die Art und Weise neu zu erfinden, wie die HR strukturiert war und wie die Arbeit mit den Mitarbeitern angegangen wurde. Ich nahm das Customer Experience-Modell und wandte es auf die Mitarbeiter an, mit der Annahme, dass, wenn wir unsere Mitarbeiter so behandeln, wie wir wollen, dass sie unsere Kunden behandeln, sie einfühlsamer, engagierter, vernetzter und produktiver sind.

Was waren die konkreten Änderungen, die Du umgesetzt hast?

Das war zunächst ein Umdenken, dass wir Dinge mit und für unsere Mitarbeiter tun anstatt ihnen Dinge anzutun. Dabei haben wir die Arbeitsweise auf Co-Creation umgestellt. Wir bezogen die Mitarbeiter stärker in die Gestaltung des Arbeitsplatzes ein, und auch in die Definition, wie mit Kunden am besten umgegangen werden kann, und wie der Dialog zwischen Mitarbeitern und Unternehmen funktionieren soll. Organisationsseitig haben wir die traditionellen HR-Funktionen um die Bereiche interne Kommunikation, Mission & Werte, Essen, Facilities, Sicherheit und Umwelt sowie Wellness und Social Impact bzw. Volunteering erweitert.

Gibt es “one size fits all” Regeln für Unternehmen in der Employee Experience?

Ja, definitiv:

  • Verbinde das interne Versprechen – also Mission und Werte – mit dem externen Versprechen, das du mit den Kunden teilst. Es muss eine Verschmelzung zwischen den beiden bestehen.
  • Stelle sicher, dass Mission und Werte klar sind und in allen Mitarbeiterpraktiken verankert sind. Sie sollten die Art und Weise sein, in der jeder denkt und handelt, und Ausrichtung und Filter für alle Entscheidungen sein.
  • Finde Wege, um deinen Mitarbeitern eine Stimme zu geben, einen Dialog in beide Richtungen zu führen und sich gehört zu fühlen.
  • Stelle sicher, dass du keinen “one size fits all”-Ansatz für deine Kommunikation oder Programme verwendest, denn die Mitarbeiter sind vielfältig: Menschen lernen und kommunizieren unterschiedlich, haben unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen. Am Arbeitsplatz gibt es heute allein mehr als vier Generationen, die alle anders denken, arbeiten und leben.
  • Daher ist es auch wichtig, Verbindungen zwischen deinen Mitarbeitern herzustellen – um Zugehörigkeit und einen integrativen Arbeitsplatz zu schaffen.
  • Es ist auch wichtig, Verbindungen zwischen deinen Mitarbeitern und Kunden sowie zwischen deinen Mitarbeitern und dem sozialen Umfeld, in dem sie sich bewegen zu schaffen – etwa über Social Impact-Projekte und Freiwilligenarbeit.
  • Es handelt sich bei all dem nicht einfach um eine EX- oder HR-Initiative. Es muss von ganz oben, von allen Funktionen vorangetrieben werden.
  • Schließlich muss die Employee Experience auch technologisch ermöglicht werden. Unser Leben wird durch Technologie vereinfacht, und die Menschen erwarten, dass der Arbeitsplatz genauso einfach ist, wie ihr Privatleben. Finde Wege zur Einführung von Technologie, die dazu beiträgt, menschliche Verbindungen zu schaffen und die Arbeit effizienter zu machen.

Ist es für große Unternehmen oder für Startups einfacher, Employee Experience zu implementieren?

Ich denke, es ist einfacher, gleich mit diesem Ansatz zu beginnen, als später dazu überzugehen. Doch es ist eine Evolution, keine Revolution, und sie kann klein anfangen und dann an Fahrt gewinnen. Letztlich ist die einfache Prämisse kaum zu bestreiten, dass, wenn die Mitarbeiter so behandelt werden, wie man will, dass sie die Kunden behandeln, die internen und externen Werte übereinstimmen werden und die Mitarbeiter mehr Wissen, Einfühlungsvermögen und Engagement haben werden, um die Unternehmensziele zu erreichen.

Zuletzt: Kann ein Unternehmen an unglücklichen Mitarbeitern scheitern?

Ja, wenn man sie ignoriert oder ihre Probleme und Herausforderungen nicht angeht, können sie ein Unternehmen zu Fall bringen. Man muss den Mitarbeitern zuhören, und wenn es berechtigte Bedenken gibt, oder Wege, wie ihre Herausforderungen angegangen werden können, dann sollte man gemeinsam einen besseren Weg nach vorne finden. Dabei gilt: Wenn Mitarbeiter Dinge einfordern, die nicht gesund für das Unternehmen, nicht richtig für den Kunden oder unrealistisch sind, dann kann es sein, dass dies nicht der richtige Ort für sie ist, um zu arbeiten, und man muss ihnen helfen, das zu verstehen und auszusteigen.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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Die selben Werte nach innen und außen: Ex-Airbnb-HR-Chef im Gespräch

  • Mark Levy gilt als einer der Pioniere im Bereich Employee Experience.
  • Nach zahlreichen beruflichen Stationen im HR-Bereich bei großen Unternehmen baute er bei Airbnb den Personalbereich komplett neu auf.
  • Breitenwirksam honoriert wurde das 2016 durch die Auszeichnung als “Best Place to Work” durch Glassdoor.
  • Wir haben im Vorfeld des EX Summit am 6. Oktober mit ihm gesprochen.
  • “Wir bezogen die Mitarbeiter stärker in die Gestaltung des Arbeitsplatzes ein, und auch in die Definition, wie mit Kunden am besten umgegangen werden kann, und wie der Dialog zwischen Mitarbeitern und Unternehmen funktionieren soll”, erzählt Levy unter anderem im Interview.

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  • “Wir bezogen die Mitarbeiter stärker in die Gestaltung des Arbeitsplatzes ein, und auch in die Definition, wie mit Kunden am besten umgegangen werden kann, und wie der Dialog zwischen Mitarbeitern und Unternehmen funktionieren soll”, erzählt Levy unter anderem im Interview.

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