18.05.2022

Marie-Helene Ametsreiter: Diversity reduziert das Risiko bei Startup-Investments

Im Interview spricht Investorin Marie-Helene Ametsreiter über Investment-Entscheidungen und Chancengleichheit bei Startup-Investments.
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Viktoria Stanzl hat Investorin Marie-Helene Ametsreiter interviewt © beigestellt
Viktoria Stanzl hat Investorin Marie-Helene Ametsreiter interviewt © beigestellt
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Marie-Helene Ametsreiter, General Partner bei Speedinvest, ist Investorin im Industrial und Climate Tech Bereich. Warum sie denkt, dass Transparenz in Erstgesprächen mit Gründer:innen nachhaltige Auswirkungen auf den finanziellen Erfolg von Investments hat und wie Diversität risikominimierend wirken kann, erklärt sie im Gespräch.

Viktoria Stanzl: Spielen Purpose und Impact eine Rolle für dich bei den Startups, die du mit Speedinvest ansiehst?

Marie-Helene Ametsreiter: Ja, das ist ein riesen Thema. Ich habe mich ja auf Industrial und Climate Tech spezialisiert weil ich glaube, dass diese Zusammenführung von etablierter Industrie, die heute das Rückgrat des europäischen Wohlstandes darstellt, kombiniert mit der Innovationskraft von Startups uns hilft die Zukunft zu erschaffen. 70% der Emissionen werden einfach durch die Industrie verursacht. Das heißt Industriebetriebe suchen händeringend nach Innovation in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung aber vor allem auch zum Thema Nachhaltigkeit. Und da kommen dann Startups ins Spiel, in die wir auch ganz massiv investieren. 

Wo sourct du spannende Startups?

Da gibt es mehrere Kanäle. Der erste sind bestimmt existierende Gründer und Gründerinnen. Speedinvest selbst hat mit 250 Portfoliounternehmen schon einen großen Pool an Entrepreneurs. Das zweite ist, dass wir sehr datengetrieben sind – wir haben eine Software, die das Internet nach neuen spannenden Gründungen durchsucht. Wir arbeiten aber auch sehr stark mit Universitäten zusammen, sind bei allen Arten von Events und einfach im Ökosystem sehr aktiv. Und da kommt einiges zusammen. Jährlich sehen wir bei Speedinvest um die 10 Tausend Startups. 

Und in den Gesprächen die du mit Startups führst welche Rolle spielt für dich Unconscious Bias?

Damit habe ich mich schon sehr bewusst beschäftigt, weil wir bei Speedinvest immer schon darauf geachtet haben, in eine diverse Founder Landschaft zu investieren. Es spielt auf jeden Fall eine große Rolle – und zwar sowohl bei Male, als auch bei Female Investors. Es ist nicht so, dass ich als weibliche Investorin vor Unconscious Bias geschützt bin. Das ist leider gesellschaftlich und sozial über viele Generationen geprägt und eingepflanzt. Und daran muss man ganz bewusst arbeiten. Das funktioniert aber nur, wenn man sich immer wieder und auch gegenseitig daran erinnert und verschiedene Routinen entwickelt, die dem gegensteuern. Es darf beispielsweise nicht passieren, dass Gründerinnen andere, meist pessimistischere Fragen gestellt werden, als Männern, denen viel eher Potenziale aufgezeigt werden. Wir verwenden zum Beispiel einen Fragebogen bei Erstgesprächen mit Foundern, den wir sehr streng einhalten damit wir nicht in diese Falle tappen. Wir machen auch regelmäßige Trainings mit unseren Investment Managern, um mehr Bewusstsein zu schaffen. 

Führt das fehlende Bewusstsein für Unconscious Bias potenziell zu schlechteren Investment Entscheidungen? 

Auf jeden Fall! Es wird so einfach viel eindimensionaler investiert. Ich glaube kurzfristig erscheint das nicht so schlimm. Aber langfristig ist das fragwürdig. Das sehen wir ja auch jetzt schon. Es ist so ein Kampf um die besten Startups entbrannt und es ist trotzdem immer der gleiche Typ Mensch, in den am häufigsten investiert wird. Das müssen wir aufbrechen. Wir sind in einem absoluten Risikogeschäft unterwegs und dieses Risiko kann ich nur dann ausgleichen, wenn ich divers und ausbalanciert investiere. 

Haben Investor:innen die Chance die Zukunft zu verändern? Oder zumindest das Ökosystem zu formen?

Durch ihre Investments total. Dort wo der Hype hingeht und dort wo das Geld allokiert wird, gibt es eine accelerierte Entwicklung. Selbstverständlich können wir mit der Art und Weise wie wir investieren, in welche Themen wir investieren, aber auch in welche Art von Gründern und Gründerinnen wir investieren, die Unternehmenskultur der Zukunft beeinflussen.

Du wirst Anfang Juni auch als Jurorin beim Pitch Track von Lead Today. Shape Tomorrow. dabei sein. Warum sind Veranstaltungen, die Chancengleichheit im Startup und Investment Ökosystem fördern für dich wichtig – gerade vor dem Hintergrund, dass in diesen Bereichen die Zukunft aktiv mitgestaltet werden kann? 

Female Themen sind für mich kein Manko sondern eine Chance. Das sollte nichts sein worüber man reden muss. Aber so weit sind wir noch nicht – leider. Veranstaltungen wie LTST sind einfach notwendig, um Mut zu machen und auch ein Selbstverständnis bei Gründerinnen zu manifestieren.  Es ist großartig, wenn man dort erfolgreiche Gründerinnen und Vorbilder kennenlernen kann, Investorinnen kennenlernen und Berührungsängste abbauen kann. Die Schwelle, um ein Investment anzufragen ist einfach noch immer irrsinnig hoch bei vielen Gründerinnen. Es ist einfach wichtig, dass es solche Events gibt und da bin ich wahnsinnig gern dabei! 

Lead Today. Shape Tomorrow

You can still signup for the event! To join online through the interactive platform tickets are FREE plus there are a few spots left for the in-person event on Day 1.

Sign up here!

Denkst du LTST kann auch mehr Bewusstsein auf Investor:innenseite schaffen?

Ja, man muss thematisieren, dass es da ein Ungleichgewicht gibt. Man muss da einfach hinschauen und sich fragen, warum die Investmentquote in Gründerinnen noch immer so niedrig und weit von den 50% entfernt ist. Wir dürfen einfach nicht aufhören darüber zu sprechen, transparent zu machen wie man das ändern kann und welche Tools zum Beispiel im Umgang mit Unconscious Bias uns dabei helfen können. 

Über die Autorin

Ihren Background in Gender Studies und einen Master in Innovationsmanagement kombiniert Viktoria seit knapp zwei Jahren bei Female Founders – Europas Marktführer bei der Förderung von Geschlechtervielfalt im Bereich Technologie und Innovation. Als Verantwortliche für Event- und Speaker Management, organisiert sie Veranstaltungsreihen für Gründer:innen aus ganz Europa, die interaktiven Wissenstransfer mit internationale Branchen Expert:innen ermöglichen. Bei Lead Today. Shape Tomorrow. kuratiert Viktoria das Programm der zweitägigen, hybriden Konferenz und betreut das internationale Speaker:innen Lineup.

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brutkasten-Printmagazin Ausgabe Mai 2024
die neue Ausgabe des brutkasten-Printmagazins mit Eva Sommer am Cover | Foto: brutkasten

Das brutkasten-Printmagazin ist auch digital als Download erhältlich – der Link findet sich am Ende des Artikels.


“Eigentlich hätte ich bereits in Pension gehen können”, sagt Eva Sommer. Im Jahr 2021 wurde das von ihr in Belgien mitgegründete Startup Peace of Meat um 15 Mio. Euro verkauft. Sie dachte zunächst auch tatsächlich an, nicht mehr zu arbeiten. Doch Sommer entschloss sich für einen anderen Weg – und dafür, größer zu denken: Sie gründete in Wien das Startup Fermify.

Mit “Precision Fermentation” will Sommer eine Technologie liefern, um veganen Käse zu produzieren, der schmeckt – und damit den globalen Käsemarkt aufmischen. Ihr erklärtes Ziel mit ihrem neuen Startup ist es aber nicht, reich zu werden, sondern Tiere aus der Food-Value-Chain zu bringen. Jedenfalls sehen Investor:innen vegane Produkte als eine gewaltige Business-Opportunity: Schon jetzt hat Sommer für ihr Startup über sechs Mio. Euro an Investments erhalten. Was die weiteren Pläne der Gründerin mit dem ungewöhnlichen Werdegang vom Schulabbruch zum Millionenexit sind, ist in der Story ab Seite 32 zu lesen. Der Text ist Teil unseres Schwerpunkts zum Thema Foodtech (ab Seite 26), für den wir unter anderem mit dem Investor Ryan Grant Little und den Startups Kern Tec, Arkeon und Revo Foods gesprochen haben.

Vormerken lassen!

Du bist Gründer:in, Investor:in oder Teil des Innovations-Ökosystems, aber hast das brutkasten-Printmagazin nicht zugestellt bekommen? Lass dich hier vormerken für die künftigen Ausgaben des Magazins!

Ebenfalls schon einen erfolgreichen Startup-Exit hinter sich hat Martin Klässner – und zwar einen noch etwas größeren. Der 250 Mio. Euro schwere Verkauf des Salzburger E-Mobility-Unternehmens has.to.be gilt als der größte bekannte Exit der österreichischen Startup-Geschichte. Doch auch Klässner will es jetzt noch einmal wissen: Mit seinem neuen Unternehmen GrowthSquare möchte der gebürtige Münchner den Erfolg von has.to.be wiederholen. „Auch aus einem gewissen Ego-Gedanken heraus“, um zu wissen, ob der has.to.be-Exit nicht bloß ein Glücksfall war, wie er in unserer Interviewserie „Das Leben nach dem Exit“ erzählte. Die Story zu der Folge mit bisher noch nie erzählten Details zum Verkauf von has.to.be gibt es auf Seite 10.

Longevity & Biohacking im Startup-Alltag

Im Bereich „Beyond Business“ beschäftigen wir uns dieses Mal unter anderem mit dem Thema Langlebigkeit. Was wirklich hinter den Begriffen Longevity und Biohacking steckt und was man daraus für den eigenen Alltag mitnehmen kann, hat uns Thomas Lechner, Co-Founder des Grazer Startups Luminous Labs, erzählt (Seite 56). Praktische Tipps für den Startup-Alltag haben wir außerdem zu den Fragen eingeholt, wie man sich im Büro richtig ernährt (Seite 64) und wie man Haltungs- schäden vermeidet (Seite 68). Und zwei Paare haben uns erzählt, was es braucht, damit die Kombination Liebe, Ehe, Familie und Gründung funktioniert (Seite 74).

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