Mahrer fordert „tabulose“ Arbeitszeit-Debatte aber sieht Vier-Tage-Woche als „Todesurteil“
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer will in Sachen Arbeitskräftemangel eine "tabulose Debatte" - die Vier-Tage-Woche ist für ihn aber offenbar tabu.
Eine aktuelle Prognose zur Entwicklung des Arbeitskräftemangels von Synthesis Forschung und WIFO sei ein „Weckruf an die Republik“, meint Wirtschaftskammer (WKÖ)-Präsident Harald Mahrer bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Demnach soll sich die Anzahl der offenen Stellen von heute 206.500 bis 2040 um 363.000 auf mehr als eine halbe Million erhöhen. Obwohl laut Studie einzelne Bundesländer und Branchen stärker betroffen sind, ist für Mahrer klar: „Es fehlt an allen Ecken und Enden. Es geht nicht um Super-Spezialisten, sondern um Arbeitskräfte quer durch alle Branchen, Ausbildungsgrade und Bundesländer“.
Höheres Lohnniveau im Osten führt zu Rückwanderung
Durch den Arbeitskräftemangel würde sich auch das Steueraufkommen in diesem Zeitraum laut Prognose um 150 Milliarden Euro reduzieren. Das aktuelle Gesundheitssystem lasse sich so nicht aufrechterhalten, die Energiewende nicht umsetzen. Schuld daran seien die Überalterung der Bevölkerung und die Abwanderung ausländischer Arbeitskräfte in ihre Heimatländer, da sich etwa das Lohnniveau in Osteuropa zuletzt stärker an das heimische angeglichen habe.
„Tabulose Debatte“: Vier-Tage-Woche für Mahrer tabu
Zur Lösung fordert der WKO-Präsident eine „systemische“ und „tabulose Debatte“, die über Einzelmaßnahmen wie qualifizierte Arbeitsmigration hinausgehen müsse. In der aktuell breit geführten Arbeitszeitdebatte gibt es für Mahrer dann aber offensichtlich doch ein klares Tabu: „Es ist ein Märchen, dass es dem Land besser geht, wenn alle nur 32 statt 40 Stunden arbeiten. Das wäre ein volkswirtschaftliches Todesurteil. Diskutieren müssen wir über eine flexiblere Gestaltung von Arbeit“, sagt er zur Vier-Tage-Woche und schlägt damit in die selbe Kerbe wie zuletzt sein Parteikollege Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger.
„Mehr Netto- vom Bruttogehalt“ bei Umstieg auf Vollzeit
Mahrer will stattdessen „eine echte Wahlfreiheit“ bei Arbeitszeitmodellen, mehr Kinderbetreuungsplätze und mehr Netto- vom Bruttogehalt, wenn Teilzeitkräfte sich für Vollzeitarbeit entscheiden. Sprich, die Tabulosigkeit bezieht sich für den WKÖ-Präsidenten auf Optionen, die Arbeitszeit zu verlängern.
Vom Architekturbüro zum Innovationsmotor einer ganzen Branche – die Erfolgsgeschichte von DELTA
Vom Welser Architekturbüro der 1970er zum Tech-Pionier am Bau: DELTA wickelt heute weit über die Ländergrenzen hinaus Projekte im Wert von fünf Milliarden Euro pro Jahr ab – wir blicken hinter die Kulissen des internationalen Branchenplayers.
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CEO Wolfgang Kradischnig und Doris Schmidtberger, Expertin für Integrierte Projektabwicklung im Bereich Baumanagement, im brutkasten-Studio | (c) brutkasten
Steigende Zinsen, fragile Lieferketten und härtere Klimavorgaben setzen die Bau- und Immobilienbranche unter Druck. In einem brutkasten-Studiotalk erläuterten CEO Wolfgang Kradischnig sowie DELTA Partnerin und Baumanagerin Doris Schmidtberger, weshalb die international aufgestellte DELTA-Gruppe diese Gemengelage nicht als Bedrohung, sondern als Chance interpretiert. Der Schlüssel liegt in einer breit gefächerten Aufstellung, einer kooperativen Projektkultur, datengetriebenen Prozessen und einem freiwilligen ESG-Reporting – getragen von einem klaren People-First-Selbstverständnis.
Von Wels in die Welt
Aus dem 1977 gegründeten Architekturbüro ist ein gesamtheitlicher Dienstleister mit zwölf Standorten in Österreich, Tschechien, der Slowakei und der Ukraine geworden. Mehr als 400 Beschäftigte betreuen heute ein jährliches Projektvolumen von rund fünf Milliarden Euro. Für Kradischnig fungiert diese Diversifikation als “eingebaute Resilienz-Reserve”: Während einzelne Märkte in der Pandemie erstarrten, konnten andere Länder und Services das Geschäft stabilisieren. Die Erfahrungen aus unterschiedlichen Rechts- und Kulturkreisen würden direkt in neue Produkte und Prozesse einfließen, sagt der CEO.
„All-Star-Team ohne interne Gegner“
Schmidtberger ist Expertin für Integrierte Projektabwicklung im Bereich Baumanagement – ein Bereich, der allein in der Projektsteuerung, Begleitenden Kontrolle und Örtlichen Bauaufsicht (ÖBA) rund hundert Fachleute umfasst. „Im Baumanagement sind wir sicher einer der zentralen Player am österreichischen Markt“, betont sie und verweist auf eine eigene Rechtsabteilung, die auch im Baumanagement operativ in den Projekten mitarbeitet.
Die Projektabwicklung will DELTA grundlegend verändern. Mit dersogenannten integrierten Projektabwicklung (IPA) sitzen Auftraggeber:innen, Planer:innen und Ausführende von Tag eins an einem Tisch. „Das generelle Ziel von IPA ist, das Projektziel zum Hauptinteresse aller Beteiligten zu machen“, erklärt Schmidtberger. „So entstehen Win-Win-Situationen – die Baufirma erhält, was sie tatsächlich leistet, und der Bauherr bezahlt nur den realen Wert.“
Damit das funktioniert, brauche es „entsprechende Kulturbegleitung“, ergänzt die Managerin. Retrospektiven und Methoden wie LEAN Management ersetzen das in der Branche eingebrannte Claim-Management; Bauzeiten verkürzen sich messbar. Noch 2025 soll das Modell an möglichst vielen DELTA Standorten laufen. „Wir leisten hier Pionierarbeit“, sagt Schmidtberger.
Daten, KI und der nächste Produktivitätsschub
Technologie diene dem Zweck, Prozesse zu beschleunigen, nicht dem Selbstzweck, betont Kradischnig. Ein praktisches Beispiel liefert die Technical Due Diligence: Statt Aktenordner zu wälzen, sortiert eine unternehmensinterne KI die Dokumente, markiert Risiken und stellt die Ergebnisse in Echtzeit-Dashboards dar – ein Zeitgewinn für Investor:innen und Berater:innen.
Ein firmenweites KI-Programm erprobt parallel BIM-basierte Bauzeitprognosen und Algorithmen, die während der Ausführung Qualitäts-Hotspots antizipieren. „Unser Ziel ist, nicht nur High-Performance-Teams, sondern die gesamte Organisation mitzunehmen“, beschreibt Kradischnig die Aufstellung als Taskforce aus Digital-Talenten und Führungskräften.
ESG aus eigenem Antrieb und Mensch im Mittelpunkt
Obwohl die jüngste EU-Rechtsnovelle kleine und mittlere Unternehmen von einer offiziellen Berichtspflicht ausnimmt, wird DELTA für 2025 einen freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen. „Jetzt berichten wir nicht mehr für jemand anderen, sondern für uns“, sagt der CEO. Anstelle generischer Checklisten erfasst das Unternehmen Kennzahlen zum CO₂-Ausstoß von Baustoffen, Zirkularitätsgrade und Social-Impact-Scores. Die benötigten Daten liefert derselbe digitale Unterbau, der Prozesse automatisiert.
Und es geht auch um die Menschen. „Bauen ist und bleibt ein People Business“, erinnert Schmidtberger. LEAN-Coaches moderieren Daily-Stand-ups, und Reverse-Mentoring verbindet Digital Natives mit erfahrenen Praktiker:innen. Auch der Handwerker auf der Baustelle solle „Begeisterung spüren, etwas Wertvolles zu schaffen“, formuliert Kradischnig die Leitidee.
2026 will DELTA die Integrierte Projektabwicklung (IPA) im gesamten österreichischen Raum verankern und die KI-Toolbox flächendeckend für alle DELTA Standorte einführen. Gleichzeitig sondiert die Gruppe neue Märkte in Zentral- und Südosteuropa – immer mit dem Anspruch, Technologie, Partnerschaft und Nachhaltigkeit entlang des gesamten Gebäude-Lebenszyklus zu verbinden. Für Auftraggeber:innen, die einen Gesundheitscampus planen oder ein Portfolio taxonomiekonform aufstellen wollen, bietet der „One-Stop-Shop“ aus Architektur, Baumanagement und Consulting damit ein praxisbewährtes Gesamtpaket.
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