27.09.2022

Lumapod: OÖ-Startup mit “schnellstem Stativ der Welt” meldet Konkurs an

Lumapod aus Grieskirchen versprach ein besonders kompaktes und leichtes Stativ. Letztlich kam das Unternehmen aber nie in die Gänge.
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Lumapod Konkurs
Das Lumapod-Stativ sollte "das schnellste der Welt" sein | (c) Lumapod

Es war eine Ansage: Das Stativ des Startups Lumapod aus dem oberösterreichischen Grieskirchen sollte nicht nur besonders leicht und kompakt sein, sondern sogar das “schnellste der Welt” im Aufbau. Das Versprechen überzeugte 2018 auch 3.785 Unterstützer:innen auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Sie zahlten insgesamt knapp mehr als 500.000 Euro ein, mit dem Versprechen im Mai 2019 ihre Lieferung zu erhalten. Doch wie der Kommentar-Spalte der Kampagne zu entnehmen ist, kam es dazu nie.

Das Lumapod-Stativ im zusammengeklappten Zustand
Das Lumapod-Stativ im zusammengeklappten Zustand | (c) Lumapod

Lumapod meldet Konkurs an: Kickstarter- und Indiegogo-Backer gehen leer aus

Ihr Geld werden diese “Backer”, zu denen mit der Zeit noch rund 1000 hinzukamen, die via Indiegogo weitere etwa 140.000 Euro einzahlten, wohl auch nicht zurückbekommen. Denn Lumapod musste nun Insolvenz anmelden und stellte einen Konkurs-Antrag. Eine Fortführung des Unternehmens wird es also nicht geben. Und für Kickstarter- und Indiegogo-Unterstützer:innen ist eine Refundierung hier nach den Regeln der Plattformen nicht vorgesehen – es ist bei weitem nicht der erste derartige Fall. Oder wie einer der Kommentatoren auf der Plattform es asudrückt: “Bei Kickstarter ist es alles oder nichts”.

“Erreichung der Unternehmensziele wurde durch die Corona-Pandemie erschwert”

Andere Unterstützer:innen wittern dagegen in den Kommentaren eine mögliche Vorsetzlichkeit. Auf der Seite des Alpenländischen Kreditorenverbands AKV heißt es zum Lumapod-Konkurs: “Die Erreichung der Unternehmensziele wurde durch die Corona-Pandemie erschwert. Zuletzt hat es zahlreiche Versuche gegeben, für den Schritt zur Vermarktung dritte Geschäftspartner zu gewinnen. Dies ist aber nicht gelungen, sodass es zur vorzeitigen Beendigung des Produktentwicklungsprozesses gekommen ist”. Die Passiva betragen 994.840 Euro, die Aktiva 45.300.

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Gründer Oskar Smrzka (vordere Reihe, links) (c) LISAvienna

Das Unternehmen rund um Gründer und Forscher Oskar Smrzka setzt auf eine Lösung für ein bekanntes Problem: Die wiederholte Anwendung von Biologika kann Immunreaktionen auslösen, bei denen Anti-Arzneimittel-Antikörper (ADAs) entstehen. Diese beeinträchtigen die Wirksamkeit der Medikamente erheblich.

Ablevia biotech GmbH, mit Sitz in Wien, entwickelte Therapeutika, um solche unerwünschten und krankheitsauslösenden Antikörper gezielt zu entfernen. Für ihren Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitssystems erhielt das Startup am Samstag den Innovation Prize von Boehringer Ingelheim.

Unterstützung von Life-Science-Unternehmen

Der Boehringer Ingelheim Innovation Prize würdigt die Herausforderungen und das Engagement, die mit der Gründung eines neuen Unternehmens verbunden sind. Ziel der Auszeichnung ist es, den Innovationsprozess zu fördern und herausragende Life-Science-Unternehmer zu unterstützen.

Guido Boehmelt, Leiter von Research Beyond Borders bei Boehringer Ingelheim Wien, sagt zur Auszeichnung: „Ablevia ist ein hervorragendes Beispiel für die Art anwendungsorientierter Forschung, die wir damit gerne unterstützen. Sie haben einen verblüffend innovativen Ansatz ausgearbeitet, der ein sehr wichtiges Problem grundlegend lösen könnte, welches häufig bei der Entwicklung und klinischen Anwendung von therapeutischen Biologika auftritt. Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten dieses Ansatzes, die von Ablevia mit überzeugenden Daten untermauert wurden, hat die Jury beeindruckt“.

Im Rahmen der Auszeichnung stellt Boehringer Ingelheim dem Startup kostenfreie Büro- und Laborflächen sowie Mentoring-Programme zur Verfügung. Diese Unterstützung bietet Ablevia „wertvolle Ressourcen, um seine vielversprechenden Ansätze weiterzuentwickeln“, heißt es in der Aussendung.

Entwicklung von Medikamenten im Fokus

Der Boehringer Ingelheim Innovation Prize entstand im Jahr 2015 in Boston. Er verfolgt das Ziel, das Wachstum junger Unternehmen zu fördern und ihnen zu ermöglichen, sich auf die Entwicklung bahnbrechender Medikamente zu konzentrieren. Seit 2020 wird dieser renommierte Preis auch in Österreich verliehen. Weltweit wurden seither über 20 Unternehmen mit Preisen im Gesamtwert von mehr als 1 Million US-Dollar ausgezeichnet.

Oskar Smrzka, Gründer von Ablevia, zeigte sich dankbar für die Anerkennung: „Wir sind davon überzeugt, dass unser Ansatz der selektiven und schnellen Entfernung von schädlichen und unerwünschten Antikörpern den Patientinnen und der Wissenschaft in vielen therapeutischen Bereichen dienen kann: von der präklinischen Prüfung menschlicher Biotherapeutika im Tierversuch bis hin zur Behandlung seltener Krankheiten und Krebs. Das Unternehmen widmet sich der kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheit und Wirksamkeit von Biotherapeutika für Patientinnen, die mit ADA-Problemen konfrontiert sind, sowie den Bemühungen, den Zugang zur Gentherapie zu verbessern“.

Ablevia entwickelt SADC-Technologie

Das 2018 gegründete Startup Ablevia spezialisiert sich auf präklinische Forschung und Entwicklung. Gemeinsam mit Co-Founder Christof Paparella entwickelte Oskar Smrzka peptidbasierte Verbindungen namens SADC (Selective Antibody Depletion Compounds). Diese ermöglichen es, schädliche Antikörper gezielt zu entfernen, ohne dabei das Immunsystem zu beeinträchtigen. Ziel des Unternehmens ist es, ein therapeutisches Verfahren zu etablieren, das krankheitsverursachende und medikamentenneutralisierende Antikörper schnell und präzise beseitigt.

Das Startup erhielt private Investitionen durch Bundesinstitutionen, die Ablevia dabei unterstützten, seine “SADC-Technologie und Unabhängigkeit in der frühen Seed-Phase aufzubauen”. Ablevia erhielt in der Vergangenheit Förderungen von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Wirtschaftsagentur Wien. Darüber hinaus wurde es durch eine Seed-Finanzierung der österreichischen Förderbank aws unterstützt.

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