16.07.2024
INTERVIEW

Longevity und Biohacking: Was Gründer:innen wissen müssen

Interview. Thomas Lechner, Co-Founder des Grazer Startups Luminous Labs, gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte des Thema Langlebigkeit - und Tipps, wie sich die wichtigsten Erkenntnisse in den Startup-Alltag integrieren lassen.
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Thomas Lechner, Co-Co-Founder von Luminous Lab, einem auf Longevity spezialisierten Grazer Startup
Thomas Lechner, Co-Co-Founder von Luminous Labs | Foto: Christine Rechling

Dieser Artikel erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Ewig leben, länger gesund leben oder einfach die körperliche Leistungsfähigkeit im Berufsleben erhöhen – was steckt wirklich hinter den Megatrends Longevity und Biohacking?

Thomas Lechner beschäftigt sich seit Jahren mit den beiden Themen. Gemeinsam mit Barbara Sekulovska hat er Luminous Labs gegründet; das Grazer Startup entwickelt Rotlichttherapie-Geräte, mit denen positive Effekte auf Langlebigkeit und Wohlbefinden erzielt werden sollen. Im brutkasten-Interview gibt Lechner einen Überblick über den Themenbereich – und Tipps, wie sich die wichtigsten Erkenntnisse in den Startup-Alltag integrieren lassen.


brutkasten: Worum geht es beim Thema Longevity genau – ein längeres Leben, ein länger gesundes Leben? Wie würdest du es definieren?

Thomas Lechner: In den Medien ist es aktuell ein kontroverses Thema. Beim Begriff Longevity denkt man häufig an einen reichen weißen Mann, der in seinem Elfenbeinturm sitzt und sein Geld nicht hergeben will. Teilweise trifft dieses Klischeebild sogar zu: Sehr wohlhabende Menschen sind primär die treibenden Kräfte. Die sagen sich: „Jetzt habe ich so viel in meinem Leben geschaffen, sehe aber, dass es immer schwieriger wird und ich gerne noch mehr Zeit hätte.“ Aber die nächste große Phase beim Thema Langlebigkeit ist jetzt, dass man unterscheidet: Das eine ist die Lebensspanne – wie viele Jahre lebst du? Aber andererseits muss man die Gesundheitsspanne beachten: Wie viele dieser Jahre verbringst du in einem gesunden Zustand?

In Umfragen unterscheiden sich die Antworten auf die Frage, wie lange Menschen leben möchten, oft stark. Aber wenn man danach fragt, wie viee von den Lebensjahren man gesund verbringen möchte, antworten wahrscheinlich fast alle, dass „bis zum letzten Tag“ der Idealfall wäre. Das ist das größere Thema, und in diese Richtung bewegt sich auch die Langlebigkeits- Branche.

Wie ist Langlebigkeit von Biohacking abzugrenzen? Und wo überschneiden sich die Konzepte?

Biohacking ist ursprünglich von Dave Asprey begründet worden – aus dem Startup-Alltag im Silicon Valley heraus. Beim Biohacking schaut man hauptsächlich, dass man sich optimiert, sowohl körperlich als auch geistig. Das kann auch den Nebeneffekt haben, dass es die Gesundheits- oder die Lebensspanne erhöht. Aber primär geht es darum, die eigene Performance zu erhöhen. Biohacker wenden auch öfter Dinge an, die nicht überprüft sind und die vielleicht auch Nebenwirkungen haben können.

Langlebigkeit grenzt sich insofern davon ab, dass man dabei Dinge macht, die einem guttun und die dazu führen, dass man ein gutes und im Idealfall langes Leben hat. Dabei wägt man aber die Risiken und die Potenziale, die mit bestimmten Interventionen verbunden sind, sehr stark ab. Man ist weniger experimentell unterwegs.

Wie intensiv sollte man sich mit dem Thema Langlebigkeit beschäftigen?

Wenn man noch sehr jung ist, ist es gut, wenn man das Thema irgendwo im Kopf hat und sich bei den Dingen, die man so macht, fragt, ob das dabei hilft, ein gutes und gesundes Leben zu haben – oder ob es schadet. Und dann muss man eben die richtigen Entscheidungen treffen.

Wenn man erste Alterserscheinungen merkt, vielleicht so ab 50 Jahren, dann sollte man genauer hinschauen. Ich sehe das beispielsweise bei meinen Eltern: Die sind um die 60 herum, und da merkt man schon, dass man jedes Jahr massiv mehr Einsatz zeigen muss, um sein Level konstant zu halten, weil der Körper abbaut.

Das ist meiner Meinung nach der Unterschied: Man behält es entweder im Kopf, wenn man jung ist, und achtet darauf, die richtigen Entscheidungen zu treffen – oder man setzt auf Interventionen, wenn man den Abfall schon spürt.

Wenn ich mich für das Thema Langlebigkeit interessiere, wie kann ich erste Schritte setzen, wie in das Thema einsteigen?

Wichtig ist immer, dass man das Thema in unterschiedlichen Phasen betrachtet. Der Longe- vity-Investor Sergey Young sagt beispielsweise immer: Das Erste, was du machen kannst, ist, dei- nen aktuellen Lifestyle zu überprüfen – und zwar, indem du dich fragst: Was mache ich, das schäd- lich ist? Du rauchst nicht, trinkst nicht übermäßig? Das sind Dinge, die schon einmal extrem viel bringen. Man kann die Ernährung noch dazunehmen. Aber indem man Sachen, die schlecht für ei- nen sind, vermeidet, hat man einen ersten Schritt schon gesetzt.

Der zweite Schritt ist Diagnostik. Man sollte sich regelmäßig selbst oder von Ärzt:innen checken lassen – und lieber präventiv Dinge angehen. Dann hat man mehr Handlungsspielraum.

Der dritte Schritt ist, dass man optimierte Lebensweisen mit einbettet. Fasten kann bei- spielsweise einen positiven Einfluss auf die Gesundheitsspanne haben. Es gibt auch Dinge wie Wärme, Kälte, Atemübungen, Meditation, das Stressmanagement-Thema – das hat alles Einfluss, und das kann man angehen.

Obendrauf kann man noch bestimmte Interventionen setzen, die experimenteller sind. Dazu zählt beispielsweise unsere Technologie. Darüber hinaus geht der Trend langsam in die Richtung von „Reverse Actions“, das sind dann verjüngende Maßnahmen. Das wird noch dauern, ist aber der Weg in die Zukunft. Schritt für Schritt wird man Methoden finden, die es einem ermöglichen, zwei, drei oder fünf gesunde Jahre dazuzubekommen.

Du hast jetzt das Thema Rauchen und übermäßiges Trinken angesprochen. Wenn man es herunterbricht: Was sind die drei wichtigsten Punkte, die man aus einer Langlebigkeits- perspektive erfüllen sollte?

Der erste ist tatsächlich, nicht zu rauchen oder sich anderweitig zu vergiften. Ähnlich wichtig ist das Thema Schlaf – da geht es einerseits um die Schlafqualität, aber auch darum, dass man regelmäßigen Schlaf hat. Bemühe dich, dass du mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht bekommst! Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man Konstanz im Leben hat; dass man sich regelmäßig Zeit für sich nimmt, auch für die Familie.

Wenn man die sogenannten Blue Zones anschaut, also die Gegenden der Welt, in denen Menschen besonders alt werden, und untersucht, warum die Menschen dort so alt werden, kommt man auf ähnliche Themen: Was nimmt man zu sich? Also der Punkt Ernährung.

Dann beobachtet man in diesen Gegenden hohe körperliche Aktivitäten, die Leute bleiben also im hohen Alter relativ aktiv. Dazu kommen dann noch ein rhythmisches Leben und eine emotionale Verhaftung in der Gesellschaft. Auch das zeigt, dass die Kombination aus Ernährung, Bewegung und emotionalem Bezug mit einem Eingebundensein in die Gesellschaft sehr wichtig ist.

In welchem Ausmaß ist Bewegung notwendig, damit sie hinsichtlich Langlebigkeit relevant wird? Manchmal heißt es ja, dass schon ein geringes Ausmaß an Bewegung hilfreich ist – und Leistungssport möglicherweise dann schon schädlich sei …

Wenn man es jetzt ganz pauschal beantworten möchte, würde ich sagen: Jede Bewegung hilft. Man kann auch relativ viel machen, ohne dass es dem Körper Schaden zufügt. Wenn es in Leistungssport übergeht, kann es tatsächlich sein, dass es möglicher- weise auch hinderlich ist: Wenn du drei Stunden am Tag sehr intensives Training betreibst, kann es für den Körper fordernd sein und zu übermäßigen Abnutzungserscheinungen führen. Aber die große Mehrheit der Menschheit bewegt sich meistens zu wenig.

Ein interessantes Konzept ist auch jenes des „Centenarian Decathlon“, sinngemäß also des „Zehnkampfs für 100-Jährige“. Das hat der Longevity-Arzt und Autor Peter Attia geprägt; es hilft, zu wissen, wie viel man sich bewegen soll. Hinter dem Konzept steht folgende Frage: Stell dir vor, du bist 100 Jahre alt – was möchtest du in diesem Alter noch machen können? Daraus leitest du dann die derzeit notwendigen Maßnahmen ab.

Da muss es auch nicht unbedingt um einen Triathlon mit 100 gehen – aber vielleicht möchtest du mit 80 deine Enkel noch hochheben können. Und dann kannst du eben herleiten, wie viel Kilo du heute stemmen musst, damit du mit 80 deine Enkel, die 30 Kilogramm schwer sind, heben kannst – wenn man von einem konstanten Abbau des Körpers ausgeht.

Wie sehr spielt das Thema Mental Health in Longevity hinein?

Es spielt extrem hinein. Das geht oft unter, weil beim Thema Gesundheit der körperliche Aspekt am stärksten verankert ist. Aber im Langlebigkeitsaspekt kommt ja noch dazu, dass auch mit 80 oder 120 niemand allein sein möchte. Wenn man gute Beziehungen und Partnerschaften zu anderen Menschen hat, ist das förderlich – einerseits für die mentale Gesundheit, aber andererseits wirkt es sich auch körperlich aus.

Wie lässt sich das stressige Start- up-Leben mit dem Langlebigkeits- gedanken verbinden?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es tatsächlich so ist, dass man als Startup-Gründer Prioritäten setzt, die für die Gesundheit oft nicht ideal sind. Ich sehe das bei mir selbst. Ich tracke meine körperlichen Parameter wie Schlaf oder Herzraten-Variabilität genau mit, und ich schaue dabei immer, wie balanciert ich grundsätzlich bin. Ich weiß, dass ich in stressigen Phasen wahrscheinlich kein gutes, ideal gesundes Leben schaffen kann. Aber wenn es zu stark kippt, dann versuche ich, Interventionen zu setzen. Im Idealfall bringt man diese Dinge in Einklang.

Wenn ich mich mit Biohacking beschäftigen oder auch experimentieren will – wie kann ich starten?

Auch hier gibt es drei Aspekte. Der erste ist mental: Alleine, was Atemübungen oder Meditation bringt, ist ziemlich krass. Wenn man sich ein paar Minuten vor der Arbeit Zeit nimmt und sich
vorbereitet, etwa indem man durchgeht, was heute die Prioritäten sind, hilft das schon sehr.

Das zweite Thema ist Sport. Regelmäßig Sport zu machen ist superwichtig – da reichen auch schon 20 Minuten, in denen man sich auspowert.

Der dritte Punkt sind erste Interventionen, die im Idealfall automatisch gehen. Bei mir sind das beispielsweise Supplements wie Vitamin D. Ich merke etwa im Winter schnell, wenn ich unterversorgt bin, dass es meine Performance runterzieht. Sobald man mehr in der Sonne ist oder eben Vitamin D supplementiert, merkt man, dass man stärker da ist. Außerdem ist auch Licht etwas sehr Wichtiges, speziell in der Früh. Dann kann man sich immer fragen: Habe ich eine gute Abendroutine? Eine gute Schlafhygiene? Und man kann auch auf Technologie setzen, etwa über Photobiomodulation, wie wir es anbieten.

(Text wird unter dem Bild fortgsetzt)

Luminous Labs entwickelt Rotlichttherapie-Geräte, mit denen positive Effekte auf Langlebigkeit und Wohlbefinden erzielt werden sollen | Foto: Luminous Labs

Du hast jetzt das Thema Supplements, also Nahrungsergänzungsmittel, angesprochen. Was ist hier aus deiner Sicht sinnvoll, was unnötig, was möglicherweise sogar schädlich?

Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie riskant man unterwegs sein möchte. Ich finde es grundsätzlich immer gut, wenn man ärztliche Begleitung hat. Zudem hilft es auch, wenn man seine Werte trackt, sei es mit Fitnesstrackern oder mit einem täglichen Journal. Dann kann man nachvollziehen, was mit Körper und Geist passiert: Was wird besser, was schlechter? Wasserlösliche Vitamine sind meist harmloser, da überschüssige Vitaminaufnahmen über die Niere und den Harn wieder ausgeschieden werden. Bei fettlöslichen Vitaminen besteht die Gefahr einer Überdosierung, die dann auch schädlich sein kann.

Es gibt ja auch Devices, mit denen man messen kann, wie sich der Blutzuckerspiegel verändert, wenn man bestimmte Dinge isst oder trinkt. Hältst du so etwas für sinn- voll?

Ich finde das hochgradig spannend und nutze das selbst auch. Man bekommt dadurch einen besseren Eindruck: Ist es mir jetzt das Plundergebäck wert, dass ich nach der Mittagspause einen Riesen-Down habe, oder nicht?

Man kann dann auch gut experimentieren: Wie wirkt sich beispielsweise eine Woche Intermittent Fasting aus? Was passiert in meinem Körper und welche mittelfristigen Auswirkungen hat es?

Wie siehst du die Entwicklungen rund um das Thema Longevity in den vergangenen Jahren?

Grundsätzlich hat es sich in den vergangenen Jahren überhaupt erst entwickelt. Bis vor rund drei Jahren hat es das Thema eigentlich so noch nicht gegeben – weder im Markt noch bei den Investoren. Biohacking kommt jetzt auch immer stärker in der breiten Masse an und die Leute sind offener dafür. Teilweise wird der Begriff Longevity auch schon aus Marketing-Gründen verwendet. Mittlerweile gibt es jetzt auch Ärzte, die den Begriff verwenden und sich darauf spezialisieren. Aber dennoch steckt das Thema noch in den Kinderschuhen und es zeigt sich jetzt erst, wie stark und schnell es sich vor allem auch in den Augen von Investoren entwickelt.

Es gibt auch Staaten, die das Thema Gesundheit bisher noch nicht so aufgearbeitet hatten und die sich jetzt in dieser Hinsicht einen Schritt weiter nach vorne trauen, verglichen etwa mit Europa. Ich war Ende des vergangenen Jahres beispielsweise in Saudi-Arabien eingeladen – ich konnte dort auch mit dem Gesundheitsminister reden; dort werden Regulatory Sandboxes für das Thema Longevity oder auch andere Medizininterventionen aufgebaut. Sie ermöglichen Experimente – natürlich im sicheren Rahmen, aber eben viel schneller als in anderen Ländern. In einem solchen Umfeld passiert dann wahrscheinlich in einem Jahr so viel wie in Österreich in zehn Jahren.

Manche im Longevity-Bereich haben das Ziel, den Alterungsprozess völlig zu stoppen – oder sogar umzukehren. Ist das realistisch oder fällt das eher in den Bereich Science-Fiction?

Es wird in den nächsten Jahren nicht die eine Pille geben, die das Altern stoppt und mit der man dann einfach nur genug Geld ausgeben muss, um jung zu bleiben. Was es meiner Meinung nach aber schon geben wird, sind Interventionen, die die Gesundheitsspanne verlängern. Vielleicht wird man manche Krankheiten, die jetzt die größten Killer sind, ausschalten können – und man kann den körperlichen und geistigen Verfall verlangsamen.

Es gibt auch den Begriff „Longevity escape velocity“ – er bezeichnet eine Situation, in der Interventionen das Leben oder auch die Gesundheitsspanne schneller verlängern, als du alterst. Du würdest also beispielsweise biologisch um ein Jahr älter, aber man kann die Lebensspanne durch eine Intervention um zwei Jahre verlängern. In diese Richtung könnte es in Zukunft gehen: dass man es schafft, vielleicht zwei, drei Jahre dazuzubekommen für beispielsweise ein Jahr, das man „verlebt“.

Eine der wahrscheinlich größten Herausforderungen für die Menschheit wären die Fragen, die sich daraus ergeben: Ist das überhaupt ethisch vertretbar? Was darf das kosten? Für wen ist das zugänglich? Was bedeutet eine mögliche Verlängerung des Lebens für Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen? Für Menschen, die zum Beispiel 30 oder 40 Jahre alt sind, ist das toll. Aber was ist mit 90-Jährigen? Reicht es hier, dass man sagt, man er- hält den aktuellen Zustand, oder müsste man den nicht sogar umkehren, damit man ein wirklich gutes Leben erreicht? Diese Fragen zu beantworten, wird eine sehr große Herausforderung werden.

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Aus dem Archiv: Luminous Labs und Zeitgeber im Talk über das Zukunftsthema Longevity (April 2023)

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Ferry Fischer, Coach und Unternehmensberater (c) Ferry Fischer

Du siehst einen Golfprofi, wie er auf den letzten Löchern der finalen Runde ruhig und voller Konzentration den Fokus behält und das Turnier souverän gewinnt. Kann er das, weil er so talentiert ist oder weil er geheime Tricks kennt? Nein, er kann das, weil er sich selbst kennt und kontinuierlich seine mentale Fähigkeiten, die jede:r besitzt, entwickelt hat.

Selbstvertrauen kommt von Selbstbewusstsein. Je bewusster ich mir über meine Fähigkeiten und meine Schwachstellen bin (und natürlich auch, wie ich damit gut umgehen kann), desto mehr entwickle ich Vertrauen in mich selbst. Das ist ein Prozess stetiger Reflexion und Entwicklung.

Ich selbst halte mich für einen durchschnittlich talentierten Sportler und habe jeden Sport, den ich ausgeübt immer erst sehr spät begonnen. Dennoch war ich ehrgeizig und wollte was erreichen, also habe ich einen wichtigen Aspekt des Erfolges mehr entwickelt als die anderen. Die mentale Stärke. Und damit ist mir sowohl im Sport als auch im Beruf weit Überdurchschnittliches gelungen.

Hier stelle ich dir nun meine „Best Of Mental-Stärken“, bzw. Techniken vor, damit du auch davon profitieren kannst.

1. Resilienz: Der Umgang mit Rückschlägen

Im Sport ist Scheitern unvermeidbar – Golfer:innen, Tennisspieler:innen, etc. verlieren die allermeisten Turniere und gewinnen nur wenige. Mental starke Athlet:innen wissen: Eine Niederlage macht sie nicht zum Versager oder zur Versagerin, sondern gibt ihnen die Chance, zu lernen und zu wachsen.

Wichtig ist, dass ich weiß, dass ich es schaffen kann und von jeder Niederlage lerne. Unbeirrbar gehe ich meinen Weg, aber ich hinterfrage mich ständig und passe mich durch die Erfahrung des temporären Scheiterns an.

Wenn du im Golf den ersten Schlag gleich mal in den Wald schlägst und die Nerven bewahrst, mit dem Mindset „das braucht jetzt genau mich, um doch noch erfolgreich das Loch zu Ende zu spielen“, dann gibst du dem Erfolg eine gute Chance. Wenn du es dann schaffst, ist das Erfolgserlebnis umso größer. Schaffst du es nicht, dann nimmst du deine Learnings, gehst zum nächsten Loch und bist um ein Stück erfahrener, um mit einer ähnlichen Situation nun besser umzugehen (wie du das noch zwischen zwei Löchern schaffen kannst, zeige ich dir im Punkt 3).

Umsetzung für Founder:innen:

Lernperspektive einnehmen: Nach jedem Rückschlag bewusst analysieren: „Was lief gut? Was lief schlecht? Was lerne ich daraus?“ (am besten schriftlich, das verstärkt es noch) Fehlerkultur etablieren: Im Team kommunizieren, dass Fehler und Misserfolge ein natürlicher Teil des Wachstumsprozesses sind und Lessons Learned nach jedem Projekt etc. einfordern.

2. Klare Zielsetzung: Der Kompass zum Erfolg

Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann habe ich nie aufgegeben (und schon gar nicht aus Frust oder Enttäuschung), war jedoch stets bereit, mich aufgrund der Erfahrungen anzupassen. Das heißt, entweder habe ich mein Tun angepasst, um das Ziel zu erreichen oder ich habe das Ziel nach einer strukturierten Analyse der Fakten verändert oder verworfen (das ist für mich kein Aufgeben, sondern eine wohl durchdachte und selbstreflektierte neue Entscheidung).

Manchmal öffnen sich Möglichkeiten, die du nie für möglich gehalten hast und die sich erst ergeben, weil du dran geblieben bist. Solange ich an meine Vision glaube und bereit bin, mich, den Weg und die Rahmenbedingungen stets zu hinterfragen, kann mich nichts aufhalten. Das Ziel ist das Ziel, der Weg muss sich dem Ziel anpassen und ich mich auch.

Umsetzung für Founder:innen:

Sei dir klar, was du mit deinem Unternehmen erreicht haben willst: Setze dir nun (Zwischen-)Ziele, die dich dorthin bringen werden, und verfolge sie. Wenn du diese Ziele nicht erreichst, dann passe an (Schritte, Methoden, Zwischenziele). Aber verliere nicht das visionäre Ziel aus den Augen! OKR als Methode hilft da besonders gut!

Miss es oder vergiss es: Damit wir uns den Fortschritt nicht schönreden, was sehr leicht geschieht, müssen wir messen und laufend anpassen. Aber nie das große Ziel aus den Augen verlieren. Was leicht geht: genießen und dann mehr davon. Was schwer geht, noch einmal probieren und dann hinterfragen! Mein Motto dabei: „Face the brutal facts!“

3. Mentale Visualisierung: Erfolg beginnt im Kopf

Dabei gibt es zwei Ausrichtungen:

1. Mentales Vorerleben: Du siehst das Erreichen des Ziels vor Augen. Oder den erfolgreichen Abschluss mit Investor:innen.

Es zahlt sich aus, im Unterbewusstsein das Erfolgserlebnis im Vorhinein auszulösen, um dein Selbstbewusstsein zu stärken und den Fokus auf Erfolg zu lenken. Kein:e Slalomläufer:in der Welt würde den Slalom in Angriff nehmen, ohne vorher den erfolgreichen Lauf visualisiert zu haben. Würde er/sie das nicht machen, wäre ein Ausscheiden wohl das sichere Ergebnis.

Ich stelle mir vor schwierigen Gesprächen immer vor, wie das Gespräch zur Zufriedenheit beider gut endet. Nicht, wie es verläuft, denn das ist egal, Hauptsache es endet gut. Wenn dann das Gespräch oder die Verhandlung eine komische Richtung einnimmt, dann sage ich mir: „Interessant, wie sich das gerade entwickelt. Gut dass ich weiß, wie es ausgeht!“. Mit dieser Technik ist ein Erfolg nicht garantiert, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt enorm.

2. Mentales Umerleben: Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen real und imaginär Erlebtem. Es speichert beides als Erfahrung ab. Das können wir uns zu Nutze machen.

Wenn also etwas schief gelaufen ist, dann setze dich hin und erlebe die Situation so, wie sie optimal hätte verlaufen sollen. Spiele die Situation ideal durch und speichere so einen Erfolg ein, an den sich dein Unterbewusstsein dann in der nächsten ähnlichen Situation erinnern wird.

Umsetzung für Founder:innen:
Vorbereitung durch Visualisierung: Stelle dir vor einem Pitch oder einem schwierigen Gespräch vor, wie du souverän auftrittst und dein Ziel erreichst. Mentales Umerleben durchspielen: Nimm jeden Misserfolg her, analysiere, was schief gelaufen ist und wie du es hättest besser oder ideal machen können und spiele dann die Situation mit der Idealversion durch. Nimm die Erfolgsgefühle dabei war, das steigert noch den Effekt.

4. Selbstdisziplin: Die Kunst der konstanten Umsetzung flexibler Planung

Erfolg ist immer das Ergebnis des Tuns. Du kannst daher den Erfolg nicht machen, sondern nur ermöglichen. Machen kannst du aber deinen täglichen Beitrag. Daher überlege dir, was du jeden Tag ganz konkret tun kannst, um deinen gewünschten Erfolg zu schaffen. Setze dir Zwischenziele, um zu überprüfen, ob du den erwünschten Fortschritt erreichst. Erreichst du den Fortschritt nicht, dann überlege, ob das Ziel richtig gewählt ist und/oder ob das tägliche Tun ausreicht und passe bei Bedarf an.

Jetzt ist es wichtig, den täglichen Zweifel auszuschalten. Einmal in der Woche oder alle zwei Wochen darf angepasst werden. Täglich wird getan und abgehakt. Das funktioniert! Alleine durch das tägliche Abarbeiten des Plans deines eigenen Beitrags entsteht ein Erfolgserlebnis, das dich vorantreibt.

Wie ich mit Hockey im Alter von 21 Jahren begonnen habe und mir zum Ziel gesetzt habe, es in die erste österreichische Liga zu schaffen, war mir klar, dass mir technisch nahezu jeder Hockeyspieler, der von Kindheit an trainiert hat, überlegen sein wird. Was ich aber tun kann, war meine mentale Stärke und meine körperliche Kondition mehr zu entwickeln, als die anderen. Ich hatte einen genauen Plan für beides und nach 10 Jahren hatte ich es geschafft. Um die Zeit war ich sogar den österreichischen Nationalspielern, mit denen ich einmal trainiert habe, konditionell und mental überlegen. Ich habe in dieser Zeit jede Woche nach einem Plan trainiert und diese Pläne laufend nach meinen Fortschritten und Rückschritten angepasst. Heute würde man sagen, ich habe nach OKR trainiert. Das gab es damals aber noch nicht als Begriff.

Umsetzung für Founder:innen:
Routinen etablieren: Plane deinen täglichen Beitrag zum Erfolg und halte dich an diese Struktur. Überlegt anpassen: Passe deinen Plan nur in ruhigen Momenten an, nicht wenn unter der Woche Frust oder Zweifel aufkommen. Alles braucht seine Zeit, sich zu entwickeln und daher ist es wichtig, Pläne in Ruhe und überlegt zu erstellen und anzupassen. Wenn es aber keine messbare Entwicklung gibt, dann ist es auf jeden Fall Zeit, anzupassen.

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