08.10.2018

Wiener Startup byrd holt Millioneninvestment mit Logistik-Plattform

Anfang des Jahres erhielt byrd ein Seed-Investment, das für die Weiterentwicklung zur Fulfillment Plattform genutzt wurde und jetzt die europäische Expansion unterstützen soll. Onlinehändler bekommen mit der Software Zugang zu einem E-Commerce Fulfillment-Netzwerk, das mehrere Standorte in Deutschland und Österreich umfasst.
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Teamfoto byrd

Nach der Pre-Seed Investment Runde im Juli 2016 konnte byrd nun weitere Investoren mit an Bord holen. Darunter sind Speedinvest x und Reflex Capital. Damit erhält das Unternehmen Know-How im Bereich E-Commerce und dem Aufbau von Plattformen. Mit der Finanzspritze in Millionenhöhe soll das Wachstum von byrd durch die Erschließung neuer Standorte beschleunigt werden. Das Unternehmen profitiert unter anderem vom florierenden Onlinehandel in Europa, der auch durch neue EU-Verordnungen gefördert wird. Um auf die Anforderungen der wachsenden Kunden und des grenzüberschreitenden Handels eingehen zu können, will sich das Startup vom Online Shop Logistik Dienstleister zu einer E-Commerce Logistik-Plattform weiterentwickeln, die mit externen Partnern zusammenarbeitet.

Der Exporttag der Außenwirtschaft Austria 2018, Interview mit Petra Dobrocka

E-Commerce Markt: David gegen Goliath

Kleinere Online Shops stehen vor der Herausforderung gegenüber großen etablierten E-Commerce Giganten wie Zalando, Amazon oder OTTO wettbewerbsfähig zu bleiben. “Die Kundenerwartungen an die E-Commerce Logistik entwickeln sich rasant weiter. Es ist unrealistisch, dass jeder Webshop eigene Logistik Netzwerke aufbaut, welche mit der Qualität und Geschwindigkeit von führenden Online-Versandhändlern mithalten können. Unsere Vision ist es, ein Netzwerk an Fulfillment Standorten und Versandpartnern aufzubauen, das Online Händlern Zugang zu einer leistungsfähigen Logistikplattform gibt,” erklärt Mitgründerin Petra Dobrocka. Mit dem erweiterten Geschäftsmodell kann byrd als zentrale Schnittstelle Online Händler und etablierte Fulfillment- bzw. Versand-Dienstleister in ganz Europa miteinander verbinden. Das Unternehmen hat im Frühjahr einen Relaunch der Web Applikation vollzogen, die Online Händler weiter unterstützen. Das Online Tool verfügt über digitale Schnittstellen zu Shop Systemen wie Shopify oder Shopware, als auch zu Online Marktplätzen.

byrd: erweitertes Geschäftsmodell öffnet Türen

Die Kooperation mit erfahrenen Logistik-Partnern ermöglicht es byrd in weitere Länder zu expandieren. Aufgrund des internationalen Potentials bieten sich einerseits Länder wie Frankreich und Großbritannien an, die über einen stark entwickelten Onlinehandel verfügen, aber auch größere Märkte wie die USA oder Asien. Andererseits sind schnell wachsende Märkte in Osteuropa von Relevanz.

B2B statt B2C

Im August 2017 stellte byrd sein Privatkundengeschäft ein. “Die Nachfrage im B2B Bereich war einfach größer. Kombiniert mit den höheren Customer Lifetime Values ist das daher aktuell der attraktivere Markt für uns.”, bestätigte Petra Dobrocka in einem Interview mit dem Brutkasten. Seitdem hat man sich immer intensiver auf den Ausbau der Integrationen zu E-Commerce Systemen wie Shopify und WooCommerce spezialisiert. Dazu wurde an Branding-Varianten, Dropshipping Abläufen und an der professionellen Einlagerung durch das eigene Fulfillment Programm gearbeitet.

+++ Archiv: Petra Dobrocka von byrd: “B2B-Modell bringt viel regelmäßigere Umsätze” +++


Über byrd

byrd bietet eine E-Commerce Logistik-Software und -Plattform, die es Online Shops ermöglicht ihre Logistik über eine Web-Applikation auszulagern und zu steuern. Das Startup wurde 2016 in Wien gegründet und verbindet mit seiner Software mehr als 100 Online Händler mit Fulfillment Centern und Versand-Dienstleistern in Deutschland und Österreich.

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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