10.10.2023

Lithos Crop Protect: Millioneninvestment für Biotech, das Käfer beim Liebe machen stört

Die Invest AG und der EIC-Fonds (European Innovation Council Fund) investieren in das österreichische Biotechnologie-Startup Lithos Crop Protect, um den Markteintritt von Pflanzenstärkungsmitteln über Biostimulanzien bis hin zu natürlichem Pflanzenschutz voranzutreiben. Sowie weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu ermöglichen.
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(v.l.n.r.: Manuel Kienbacher (Investment Manager, Invest AG), Franz Reitbauer (Gründer und Geschäftsführer, Lithos Crop Protect GmbH) und Andreas Szigmund (Vorstand, Invest AG); ©Invest Unternehmensbeteiligung AG).
©Invest Unternehmensbeteiligung AG). - (v.l.n.r.: Manuel Kienbacher (Investment Manager, Invest AG), Franz Reitbauer (Gründer und Geschäftsführer, Lithos Crop Protect GmbH) und Andreas Szigmund (Vorstand, Invest AG).

Lithos Crop Protect ist ein Startup aus Niederösterreich, das an neuen Methoden für eine nachhaltigere Zukunft der Landwirtschaft forscht. Nun erhielt man eine Finanzierung, über deren Höhe man Stillschweigen vereinbart hat. Wie der brutkasten aber eruieren konnte, handelt es sich um ein einstelliges Millioneninvestment.

Lithos Crop Protect verwirrt Schädlinge

Das Unternehmen hat jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit geleistet und eine Technologie entwickelt, die einen natürlichen Pflanzenschutz durch Störung der Fortpflanzung von Schädlingen ermöglicht. Damit würden artspezifische Pheromone, die Schädlinge mittels Verwirrmethode in ihrem Paarungsverhalten stören, schon in extrem geringer Konzentration eine effiziente Schädlingsbekämpfung erlauben, die für alle anderen Organismen (wie z.B. Bienen), die Umwelt und den Menschen völlig ungefährlich seien.

Die Flächenressourcen für die Landwirtschaft sind begrenzt. Dennoch brauche es für die wachsende Bevölkerung eine sichere und qualitativ wertvolle Lebensmittelversorgung. Damit dieser Spagat gelingen könne, muss ein effizienter Schutz gegen Schädlinge gewährleistet sein.

Zugleich stehen klassische chemische Pflanzenschutzmittel stark in der Kritik und werden zunehmend eingeschränkt oder verboten. Lithos Crop Protect arbeitet daher an natürlichen Lösungen für dieses Problem – eine davon eben diese patentierte, sprühbare Pheromonanwendung.

Drohneneinsatz in Planung

Die Technologie von Lithos Crop Protect erlaubt laut Team, eine wirtschaftlich sinnvolle Anwendung auf großen Flächen und somit insbesondere für den Ackerbau. Die Ausbringung erfolge einfach und kostengünstig mittels üblicher Feldspritzen und in Zukunft möglicherweise auch mittels Drohnen.

Das erste entwickelte Pheromon ist bereits in langjährigen Zulassungsverfahren, an weiteren Lösungen wird intensiv geforscht. Mit den neuen Investoren sollen nun die Fertigstellung der Zulassung und die Markteinführung des ersten Produktes umgesetzt werden.

Außerdem wird die Entwicklung weiterer Anwendungen auf Basis dieser Technologie vorangetrieben. Lithos Crop Protect arbeitet dazu mit globalen Playern zusammen.

Lithos Crop Protect: Nächste Ziele in Sichtweite

Mithilfe des Investments der Invest AG und des EIC-Fonds, der Entwicklungsinitiative der Europäischen Kommission für High-Impact Startups, können nun die nächsten Ziele des Unternehmens erreicht werden:

“Wir forschen bereits seit Jahren an der Landwirtschaft der Zukunft. Mit der Unterstützung der Invest AG und des EIC sind wir bereit für den nächsten großen Schritt und können zielstrebig den Markteintritt unseres ersten spritzbaren Pheromon-Produktes anpeilen. Damit werden wir einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft leisten”, sagt Franz Reitbauer, Gründer und Geschäftsführer der Lithos Crop Protect GmbH.

Markteintritte bald Realität

“Mit unserem Investment unterstützen wir das visionäre Team eines österreichischen Startups, das für die Landwirtschaft auf der ganzen Welt zum Gamechanger werden könnte. Durch die Partnerschaft – auch mit dem EIC-Fonds – sollten erste Markteintritte und damit großflächige Anwendungen von natürlichem Pflanzenschutz schon bald Realität werden“, ergänzt Andreas Szigmund, Vorstand der Invest AG.

Auch Myriam Rouis, Investment Officer EIC Investment Services, streicht die Problematik des Feldes heraus: “Wir schauen mit Spannung darauf, wie sich eine solch bahnbrechende innovative Lösung auf einem Markt entwickelt, der unter einem kritischen Mangel an umweltfreundlichen, effizienten und erschwinglichen Alternativen leidet. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den Teams von Lithos Crop Protect und der Invest AG.”

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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