10.06.2019

Legitary: Wiener Unternehmen gewinnt Musik-Startup-Wettbewerb in Cannes

Zum ersten Mal gewinnt ein österreichisches Jungunternehmen den internationalen Musik-Startup-Wettbewerb Midem in Cannes. Nermina Mumic, Gründerin des siegreichen Startups Legitary, erzählt im Gespräch mit dem brutkasten von den Erfahrungen vor Ort und ihren weiteren Plänen.
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Legitary, Cannes, Nermina Mumic
(c) Legitary/Facebook - Nermina Mumic setzte sich mit ihrem Musik-Startup Legitary in Cannes gegen starke Gegner durch.

Die Midemlab ist ein internationaler Wettbewerb für Startups in der Musikbranche. Er findet jedes Jahr in Cannes im Rahmen der Midem, einem der größten Branchenevents, statt. Insgesamt wurden heuer 177 Geschäftsideen aus 45 Ländern eingereicht, aus denen 20 Finalisten in vier Kategorien nominiert wurden. Bei einem kurzen Live-Pitch mussten die Jungunternehmer eine Fachjury (Music Ally, OneRagtime, Warner Music, Q&A, France Digitale, Soundcharts) überzeugen. Was Nermina Mumic vom österreichischem Startup Legitary gelungen ist.

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Die ersten Finalisten aus Österreich

“Die Midemlab ist die weltweit wichtigste Startup-Competition im Musikbereich. Dementsprechend groß war die Freude, als wir unter die 20 Finalisten nominiert wurden, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich noch nie ein österreichisches Startup hierfür qualifiziert hat”, erzählt Gründerin Nermina Mumic: “Die Vorbereitung auf das Finale war dann sehr intensiv. Wir konnten aber auf tolle Unterstützung vom i2c der TU Wien zurückgreifen”.

Komplexes Thema in fünf Minuten erklären

Die Gründerin hatte auf der Bühne fünf Minuten Zeit, ihre Geschäftsidee zu präsentieren. “Bei einem so komplexen Thema war das ganz schön herausfordernd”, erzählt Mumic, die in der Kategorie “Marketing&Data/Analytics” triumphierte. Kurz erklärt: Legitary, das von der jungen Entrepreneurin gemeinsam mit Peter Filzmoser (Statistik-Professor an der TU Wien) und Günter Loibl – von der Music-Distribution-Company Rebeat – gegründet wurde, möchte in einer wachsenden Musikstreaming-Welt mehr Transparenz schaffen und so Betrug an Künstlern oder Labels aufspüren.

Dabei analysiert das Wiener Startup Musikstreaming-Daten, deckt Fehler auf und macht Manipulationsversuche sichtbar. Künstler und Musiklabels haben so die Möglichkeit, die riesigen Datenmengen zu prüfen und Abrechnungen zu verifizieren.

Legitary, Cannes, Nermina Mumic
(c) privat – Der erste Platz beim Midemlab weckte die Neugier einiger Interessenten an der Technologie von Legitary.

Starke Konkurrenz in Cannes

Besonders süß schmeckt der Sieg in der französischen Stadt, weil die Konkurrenz sehr groß war. “Meine Kategorie war sehr stark besetzt mit MusicList (Spanien), Musiio (Singapur), Paperchain (USA) und Wedao (Russland). Für die Jury war es vor Ort eine sehr schwierige Entscheidung bei diesen großartigen Kandidaten, aber schließlich konnte sich unsere Technologie aufgrund ihres enormen Potentials durchsetzen”, erklärt Mumic.

Kein leerer Titel

Dieses Sieg  bringt ihr nicht nur jede Menge Aufmerksamkeit, sondern schafft auch Zugang zu potentiellen Investoren. “Der erste Platz bedeutet natürlich eine riesengroße Anerkennung der Szene und verschafft Sichtbarkeit. Vor Ort sind einige Akteure der Branche auf uns zugekommen, die Interesse an der Technologie haben – diese Gespräche vertiefen wir gerade”, sagt Mumic, die weiß, dass vorherige Sieger wichtiges Investitionskapital akquirieren konnten oder von bedeutenden Marktteilnehmern gekauft wurden. So wurde zum Beispiel Asaii nach nur vier Monaten von Apple gekauft und Skoove konnte drei Millionen US-Dollar aufstellen (beides Gewinner aus 2018).

Legitary soll zum Branchenstandard bei Tantiemen-Abrechnung werden

“Hier haben auch die Erfolgsstories von Soundcloud und Kickstarter begonnen”, meint Mumic, und sieht jetzt eine großartige Chance für ein österreichisches Startup wie ihres, was die Zukunft angeht: “Wir wollen Legitary zum Branchenstandard für die Abrechnung von Streaming-Tantiemen machen. Langfristig wollen wir dabei nicht nur den Musik-Streaming-Markt bedienen, sondern auch Video-Streaming und Gaming“, sagt sie. Ein Vorhaben, das mit dem Sieg in Cannes einen großen Schritt in die richtige Richtung gelenkt wurde, wie Mumic weiß.


⇒ Zur Homepage des Musik-Startups

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Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy und Ikigai-Expertin Klara Palucki. (c) WU Executive Academy

Globale Pandemie, Klimakatastrophen, Kriege, politische Unruhen: In unserer Welt scheint kaum mehr etwas beständig oder vorhersehbar zu sein. Auch die österreichische Wirtschaft bleibt von diesen Entwicklungen nicht verschont. Die Unsicherheiten am Arbeitsmarkt stellen Unternehmen und besonders Führungskräfte vor große Herausforderungen.

Genau hier setzt das Lebenskonzept Ikigai an. Es soll dazu beitragen, das Berufsleben mit mehr Sinn und Orientierung zu füllen. Wie Ikigai Führungskräfte zu mehr Erfolg verhelfen soll, erklären Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy, und Ikigai-Expertin Klara Palucki.

Ikigai dient als “eine Art Kompass” für Führungskräfte

Das BANI-Umfeld der 2020er Jahre beschreibt eine Wirtschaft in zunehmender Unbeständigkeit und Komplexität. Das Akronym steht für eine Welt, die brüchig, ängstlich, nicht linear und unbegreiflich ist. Es wird also zunehmend wichtiger, dass Unternehmen lernen mit unberechenbaren Krisen zurechtzukommen. Das BANI-Modell soll dabei helfen, Veränderungen in der Arbeitswelt frühzeitig zu erkennen und sich flexibel anzupassen.

In dieser unvorhersehbaren BANI-Welt kann das Lebenskonzept Ikigai Führungskräften als „eine Art Kompass“ dienen. Es unterstützt dabei, “den Fokus auf das Wesentliche zu richten und Entscheidungen wertorientiert zu treffen”. Schlegelmilch betont: „In turbulenten Zeiten ist es entscheidend, sich seiner Werte klar zu werden und danach zu handeln. Ikigai hilft dabei, die innere Sicherheit zu finden, die man braucht, um auch in unsicheren Zeiten Kurs zu halten“.

Die vier Fragen von Ikigai

Das japanische Wort „Ikigai“ lässt sich als „die Freude und der Lebenssinn“ übersetzen. Ikigai basiert auf vier grundlegenden Fragen: Was liebst du? Worin bist du gut? Was braucht die Welt? Wofür kannst du bezahlt werden? Diese Fragen werden in einem Venn-Diagramm dargestellt, wobei der Schnittpunkt dieser vier Dimensionen den persönlichen Lebenssinn – das Ikigai – symbolisiert.

Dieser Ansatz bietet insbesondere Führungskräften eine Möglichkeit, für sich und ihre Teams einen „sinnorientierten und nachhaltigen Weg einzuschlagen“. Expertin Palucki fügt hinzu: „Wenn ich weiß, wohin ich gehen will, dann bin ich bereits auf dem Weg zur Selbstführung. Diese persönliche Klarheit ist eine Führungskompetenz, die sich positiv auf das gesamte Team auswirkt“.

Wie kann das Lebensmodell im Arbeitsumfeld helfen?

Führungskräfte, die den Sinn in ihrem Leadership erkennen, können ihre Teams dazu inspirieren, ebenfalls einen sinnorientierten Weg einzuschlagen. Sie schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem individuelle Stärken und Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigt werden. Hierbei spielt Job Crafting – die aktive Gestaltung der eigenen Arbeitsaufgaben und des Umfelds – eine zentrale Rolle.

„Wenn ich in meinem Job nicht glücklich bin, kann ich mir in kleinen Schritten ansehen, welche Aufgaben mir liegen und welche weniger. Dadurch lässt sich ein Arbeitsumfeld schaffen, das besser zu den eigenen Bedürfnissen passt. Oft hilft es auch, genauer hinzuschauen, wo der Sinn abhandengekommen ist. Indem wir Aufgaben im Sinne von Job Crafting shiften und neu verteilen oder neue Projekte initiieren, können wir wieder Sinn entdecken“, so Palucki.

“Ikigai ist wie ein Rezeptbuch, um den Purpose eines Unternehmens zu finden”

Für Führungskräfte ist es entscheidend, nicht nur ihr persönliches Ikigai, sondern auch das ihres Unternehmens zu verstehen. Die gleichen Fragen, die jeder auf dem Weg zum eigenen Ikigai beantwortet, können Führungskräfte auch auf das Unternehmen anwenden. Schlegelmilch vergleicht das so: „Ikigai ist wie ein Rezeptbuch, um den Purpose eines Unternehmens zu finden”.

„Letztendlich geht es aber darum, dass man Freude an dem hat, was man tut”, betont er. „Führungskräfte sollten sich fragen, warum sie das tun, was sie tun, und ob es ihnen auch tatsächlich Erfüllung bringt“. Weiterbildungen bieten hierbei eine gute Gelegenheit, um mehr Sinn und Orientierung in die eigene Karriere zu bringen.

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