22.06.2017

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

Lastspitzen im Stromnetz sind ein bekanntes Problem. Damit die Stromnetze in Zeiten von starkem Stromverbrauch nicht zusammenbrechen, werden zur Abdeckung dieser Lastspitzen meist Erdgas- und Kohlekraftwerke hochgefahren. Es gäbe allerdings eine ökologische Alternative, nämlich den Verbrauch kurzfristig zu senken – und genau das hat sich das Startup Lastbörse vorgenommen.
/artikel/lastspitzen-managen

In den Lastprofilen der Stromnetzbetreiber kann nachverfolt werden, wann die Menschen morgens ihre Kaffeemaschinen einschalten, wie lange der Sonntagsbraten im Elektrobackherd gart oder wann jemand abends heimkommt, das Handy ansteckt, den Fernseher, Computer oder die Stereoanlage einschaltet. Dass zu bestimmten Tageszeiten zu sog. Lastspitzen doppelt so viel Strom verbraucht wird wie zu anderen, ist nichts Ungewöhnliches. Immer mehr erneuerbare Energie im Stromnetz dient dem Klimaschutz, erhöht aber auch das Risiko, dass Wind und Sonne ausgerechnet zu Spitzenlastzeiten ihren Dienst verweigern. So kann es an manchen Tagen eng, vor allem, wenn es sehr kalt oder sehr heiß ist.

Bitte abschalten

„Lastspitzen kommen den Netzbetreibern – und damit letztlich den Stromkunden– teuer. Denn der Kraftwerkspark und die Stromnetze müssen sich am maximal zu erwartenden Stromverbrauch ausrichten oder es muss teurer Spitzenstrom zugekauft werden“, erklärt Lastbörse-Gründer Wolfgang Kurzböck. „Wir wollen daher private, aber auch gewerbliche Stromkunden animieren, an wenigen Tagen im Jahr – wenn die höchsten Lastspitzen in den Stromnetzen erwartet werden – Stromverbraucher, die gerade nicht benötigt werden, eine Stunde lang vom Netz zu nehmen.“

Günstiger Stromtarif beim Lastspitzen Management

Schon seit langem können Industriebetriebe Strom günstiger beziehen, wenn sie energieintensive Prozesse in Schwachlastzeiten verlagern. Diesen Deal zwischen Stromversorger und Verbrauchern möchte Kurzböck gemeinsam mit der Kommunikations- und Marketingexpertin Sandra Persson nun auch für private Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in Deutschland und Österreich zugänglich machen.

Redaktionstipps

Funktionsweise

• Verbraucher melden sich bei der Lastbörse an.

• Finden sich in einem bestimmten Versorgungsgebiet (Stromnetz) ausreichend viele Interessierte, tritt die Lastbörse in Verhandlungen mit dem jeweiligen Netzbetreiber.

• Stimmt der Netzbetreiber zu, gewährt er den teilnehmenden Verbrauchern einen besonders günstigen Stromtarif.

• Die Kunden erhalten wenige Male im Jahr per SMS eine Aufforderung, ihren Verbrauch in Spitzenlastzeiten eine Stunde lang zu reduzieren. Ist ein Gebäudeautomationssystem vorhanden – Stichwort: Smart Home – können Abschaltungen auch automatisch vorgenommen werden.

Intelligente Stromzähler

Grundvoraussetzung für das Funktionieren der Lastbörse sind intelligente Stromzähler, die sogenannten Smart Meter, bei den Verbrauchern. Denn nur so kann überprüft werden, ob der Verbrauch tatsächlich reduziert wurde. Außerdem muss der Strom vom lokalen Energieversorger bezogen werden, dessen Stromnetz entlastet wird. „Die Möglichkeit, nicht nur das Netz zu entlasten, sondern vielleicht auch einige KundInnen zurückzugewinnen, ist natürlich auch ein wichtiges Argument in unseren Verhandlungen mit Stromversorgern“, sagt Kurzböck.

Kein Komfortverlust

Aber welche Verbraucher können abgeschaltet werden, wenn eine besonders hohe Stromspitze im Netz droht? „Keine Angst, niemand muss im Dunkeln sitzen“, meint Kurzböck. „Aber man kann daheim zum Beispiel den Geschirrspüler, die Waschmaschine oder den Staubsauger erst ein, zwei Stunden später einschalten. In Büros lässt sich die Klimaanlage ohne Komfortbeeinträchtigung für 15 Minuten ausschalten und in der Gastronomie bleiben die Getränke auch dann erfrischend, wenn die Kühlvitrine 15 Minuten Pause macht.“ Auch der Elektromobilität kommt beim Lastmanagement künftig eine wichtige Rolle zu. Denn wenn die Batterie in der Früh voll sein soll, muss sie nicht während der abendlichen Lastspitze mit voller Leistung geladen werden, sondern könnte kurzfristig sogar Strom ins Netz liefern.

Unterstützung erwünscht

Die Lastbörse befindet sich derzeit in der Gründungsphase. „Ich habe meinen Job in Schweden gekündigt und werde mich nun voll und ganz auf die Lastbörse konzentrieren“, erklärt Kurzböck. Greenstart, die Startup-Initiative des Klima- und Energiefonds, erlebt der Jungunternehmer als hilfreich beim Netzwerken sowie durch die mediale Unterstützung. Und Unterstützung können Kurzböck und Persson nun dringend brauchen, denn jetzt geht es darum, einerseits möglichst viele Haushalte und Firmen, andererseits die Netzbetreiber und Stromanbieter von ihrer Idee zu überzeugen. Und vielleicht kann die menschliche Lösung für ein technisches Problem erstmals in einer Klima- und Energie-Modellregion realisiert werden.

Deine ungelesenen Artikel:
01.10.2024

Franziska von Hardenberg: Vom Etsy-Shop zu Millionenumsätzen

Unternehmerin Franziska von Hardenberg hat das Schmucklabel The Siss Bliss aus einem Etsy-Shop heraus gegründet. brutkasten erklärt sie, warum sie dafür kein externes Kapital braucht und was sie Gründer:innen rät.
/artikel/franziska-von-hardenberg-vom-etsy-shop-zu-millionenumsaetzen
01.10.2024

Franziska von Hardenberg: Vom Etsy-Shop zu Millionenumsätzen

Unternehmerin Franziska von Hardenberg hat das Schmucklabel The Siss Bliss aus einem Etsy-Shop heraus gegründet. brutkasten erklärt sie, warum sie dafür kein externes Kapital braucht und was sie Gründer:innen rät.
/artikel/franziska-von-hardenberg-vom-etsy-shop-zu-millionenumsaetzen
Franziska von Hardenberg The Siss Bliss
Franziska von Hardenberg, CEO und Gründerin von The Siss Bliss, im Arkadenhof des Wiener Rathauses beim Global Leaders Summit. (c) Astrid Wenz

Franziska von Hardenberg hätte es besser wissen müssen. Schon als Kind hat sie ihre Eltern nur ungern nach Taschengeld gefragt und sich lieber ihr eigenes Geld dazu verdient. Trotzdem startete sie ihr erstes Business klassisch mit Kapitalgeber:innen. Weil man das nunmal so macht. Dachte sie zumindest.

Heute nennt Hardenberg diese Zeit ihren “Ausbildungsförderungsfonds”. Bloomy Days hieß das Unternehmen, das sie damals mit externem Kapital auf die Beine stellte. Fünf Jahre lief der Blumen-Lieferdienst erfolgreich. Dann schlitterte das Startup in die Insolvenz und wurde von einem Konkurrenten übernommen.

Mit selbst designten Ketten ging es los

Bei The Siss Bliss ging Hardenberg es anders an. Wobei, eigentlich ging sie es gar nicht an. Einen Business-Plan für das heutige Schmuckunternehmen hatte sie nämlich anfangs nicht. Neben Blumen sei Schmuck schon lange ihre zweite Leidenschaft gewesen, erzählt sie am Rande des Global Leaders Summit von the female factor, der von der Stadt Wien unterstützt wird. Sie habe schon immer sehr genaue Vorstellungen gehabt und ließ sich einen Teil ihres Schmucks beim Goldschmied anfertigen. So auch eine Kette mit dem Namen ihrer ersten Tochter. Aus Echtgold sollte sie sein, denn gerade den Namen des Kindes wolle man nicht auf einem rostigen Anhänger sehen, findet Hardenberg. Sie designte daher eine Kette nach ihren Vorstellungen, später auch eine weitere mit dem Namen ihrer zweiten Tochter.

Auf Instagram hatte Hardenberg zu dieser Zeit knapp 500 Follower, die sie immer wieder auf ihre Ketten ansprachen. ”Statt zu sagen, die kommt von diesem Goldschmied aus Hamburg, wollte ich ihnen zeigen, wie man ein kleines Unternehmen aufbaut”, sagt Hardenberg heute. Sie habe ihren Followern beweisen wollen, dass man auch mit Instagram-Commerce ein Unternehmen starten kann, ohne Kapitalgeber:innen zu haben oder gleich eine GmbH zu gründen. Sie startete einen Etsy-Shop mit fünf Ketten im Sortiment. Schon am ersten Tag machte sie 30.000 Euro Umsatz. “Ich dachte mir: Das war’s! Jetzt hat ja jeder, den ich kenne, eine Kette.” Doch es hörte nicht auf, die Ketten wurden weiter gekauft. Nach zwei Jahren zog sie in einen Shopify-Shop um und gründete auch eine GmbH. Das war 2020.

Schmuck aus Echtgold bei The Siss Bliss

Heute hat Franziska von Hardenberg 53.700 Follower auf Instagram und The Siss Bliss hat 15 Mitarbeiter:innen. Schon im ersten Geschäftsjahr 2020 machte das Berliner Unternehmen damit 1,5 Millionen Euro Umsatz, im zweiten Jahr bereits 3,2 Millionen Euro. Für die Schmuckfertigung arbeitet man mit 60 Meistergoldschmieden in Pforzheim und Idar-Oberstein zusammen. Die Produktion finde ganz bewusst in Deutschland statt, sagt Hardenberg. Im Mittelpunkt steht immer noch die Produktion von Schmuck aus Echtgold. Zusätzlich zu Ketten und Armbändern werden heute auch Ringe produziert – wie man vor allem an Hardenbergs Händen erkennen kann, wo an jedem Finger mindestens ein Ring glitzert. “Ich bin immer behangen wie ein Weihnachtsbaum”, sagt sie lachend. Aber durch ihre öffentliche Bekanntheit ist Hardenberg auch ein Testimonial für ihr Unternehmen. Auch im Katalog ist sie in den meisten Fotos als Model zu sehen.

Sie spricht leidenschaftlich über The Siss Bliss, auch wenn sie den Erfolg nicht ganz erklären kann. Obwohl, einen Grund sieht sie doch: Der Schmuckmarkt sei groß, aber ihr Unternehmen bewege sich in einem Preissegment, in dem es wenig Konkurrenz gebe. Die meisten Stücke kosten zwischen 500 und 5.000 Euro. Das sei mehr als die großen Ketten verlangen würden, aber weniger als große Luxus-Schmuckhäuser, wo es oft erst ab 10.000 Euro losgehe. 

“Tupperparty für Fine Jewelry”

“Wir denken nicht in Kollektionen, wir sind nicht modern, wir sind Lifetime-Pieces und ich glaube, dass das viele Kund:innen schätzen”, sagt Franziska von Hardenberg. Kund:innen erhalten die zwei Jahre übliche Herstellergarantie, können sich aber auch danach beim Unternehmen melden, wenn ein Stück repariert werden muss. Die Schmuckstücke seien auf eine lange Lebenszeit ausgelegt: “Ich glaube, wir machen jede Frau ein Leben lang happy damit und das ist mir auch super wichtig.” 

Das ganze vermarkte sie über “eine sehr große Leichtigkeit”. Man mache den Schmuck zugänglich und sei auch auf Roadshows unterwegs. “Wir wollen eben nicht Fine Jewelry hinter verschlossenen Vitrinen machen. Mit weißen Handschuhen und wo man sich nicht traut, etwas anzufassen und schon Angst hat, überhaupt nur in den Laden hineinzugehen.” Stattdessen wolle man “wie eine Tupperparty für Fine Jewelry” sein.

Altgold in den Kreislauf zurückholen

Zu The Siss Bliss gehört auch ein synergetisches Schwesterunternehmen: BlissBang Capital. Hier gehe es darum, “den ersten weltweit geschlossenen Goldkreislauf zu bauen, indem wir das Altgold unserer Kunden recyceln und in den Kreislauf zurückführen”, erklärt Hardenberg. Aus dem daraus gewonnenen Feingold könne dann wieder neuer Schmuck gefertigt werden. Denn das Potenzial für Altgold-Recyling sei riesig: “Deutsche Privathaushalte haben die zweitgrößten Goldreserven der Welt, die sitzen auf 600 Milliarden Euro Altgold.” Aktualisiert man diese Zahl auf den derzeitigen Goldwert, sind diese Reserven heute sogar 750 Milliarden Euro wert, wie die Tagesschau im Mai 2024 berichtet.

Recycling-Initiativen für Altgold gibt es immer wieder, aber Hardenbergs Team habe festgestellt: “It’s not about the money.” Vielen gehe es auch darum, Erinnerungen zu bewahren, die man nicht einfach gegen Bargeld eintauschen möchte. Mit BlissBang Capital wollte Hardenberg einen “transparenten Ankaufsprozess” schaffen: Kund:innen erhalten einen Gutschein für The Siss Bliss in Höhe des vollen Ankaufspreises. So soll die Erinnerung aktiv in einem neuen Schmuckstück weiterleben.

Mit Leidenschaft tun

Fragt man Hardenberg nach Ratschlägen für Gründer:innen, spricht sie vor allem von Leidenschaft: “Unabhängig von dem, was man tut, sollte man etwas finden, das man mit Leidenschaft tut. Der Weg ist steinig und schwer, aber es hilft, hinter dem Produkt zu stehen. Dann sehen die Leute das Feuer. Macht etwas, das euch richtig Spaß macht. Dann ist der Weg nicht unbedingt weniger steinig, aber links und rechts ein bisschen schöner.”

Bei The Siss Bliss habe es ihr auch geholfen, dass sie nicht aus der Branche kam. Sie habe dadurch die Bedürfnisse der Kund:innen anders gesehen und sich gefragt: “Was würde ich als Kunde erwarten? Wie möchte ich behandelt werden? Was ist mir wichtig?” Das spreche auch Kund:innen an, wie Hardenberg heute weiß.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Stromnetzbetreiber können die Lastspitzen managen