22.07.2019

Kurz holte sich in Stanford Input zur Wasserstoff-Strategie

Am ersten Tag seiner Silicon Valley-Reise traf ÖVP-Chef Sebastian Kurz den aus Österreich stammenden Stanford-Physik-Professor Friedrich Prinz. Der Experte für Energiespeicherung untermauert die Wasserstoff-Strategie der ÖVP, plädiert aber für einen Energie-Mix zur Reduktion der CO2-Emissionen.
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Sebastian Kurz mit Stanford-Physik-Professor Friedrich Prinz
© Neue Volkspartei/Jakob Glaser: Sebastian Kurz mit Stanford-Physik-Professor Friedrich Prinz

Gestern startete die mehrtägige Silicon Valley-Reise von ÖVP-Chef Sebastian Kurz – der brutkasten hatte bereits im Vorfeld berichtet. Wie er nun bekannt gab, wird er im Zuge des Aufenthalts auch Uber CEO Dara Khosrowshahi treffen. Was er zum Thema “Lex Uber” besprechen wird, wollte Kurz im ersten kurzen Pressebriefing aber noch nicht verraten. Wohl aber äußerte sich der derzeitige Altkanzler zum Thema “Digitalsteuer”. Er wisse, dass er bei den Treffen mit den CEOs von Apple und Netflix, sowie Vertretern von Tesla, Google und Facebook, auf andere Meinungen stoßen werde. Seine Position sei aber klar: Er wolle “grundsätzlich möglichst niedrige Steuern haben”, wolle aber zu gleich für Steuergerechtigkeit sorgen.

+++ Elektroauto vs. Wasserstoffauto: Ein Vergleich +++

Sebastian Kurz in Stanford
© Neue Volkspartei/Jakob Glaser: Sebastian Kurz bei seinem Pressebriefing

Kurz: “dürfen nicht erst reagieren, wenn es schon zu spät ist”

Kurz nutze das erste Briefing auch, um nochmal die Gründe für seinen Aufenthalt darzulegen. “Das Silicon Valley ist ein Ort, von dem Innovation ausgeht, die auf uns alle Auswirkungen hat und die Art wie wir leben massiv verändert”, erklärt der ÖVP-Chef. Diese Innovation könne das Leben einzelner Menschen aber auch zum negativen verändern, sagt er in Bezug auf Veränderungen im Arbeitsmarkt durch Automatisierung. “Politik heißt auch, sich regelmäßig damit auseinandersetzen, welche Innovation auf uns zukommt. Wir dürfen nicht erst auf Veränderungen reagieren, wenn es schon zu spät ist. Es geht darum, das eigene Land rechtzeitig darauf vorzubereiten und Herausforderungen und Gefahren abzufedern”.

Altkanzler trifft Stanford-Professor Prinz

Besonders in einem Bereich erwartet sich der Altkanzler besonders positive Auswirkungen der Innovation: Im Energiebereich. “Sie wird uns ermöglichen, C02-Emissionen zu reduzieren und sparsamer mit Energie umzugehen”, sagt Kurz in Bezug auf seinen ersten Termin im Valley. An der Stanford University traf er den aus Österreich stammenden Physik-Professor Friedrich Prinz, Experte für Energiespeicherung. Dieser gab dann auch entsprechenden Input zum im ÖVP-Wahlprogramm dargelegten Vorhaben, Österreich zur “Wasserstoff-Nation Nummer 1” zu machen.

brutkasten-CEO Dejan Jovicevic beim Meeting in Stanford
© Neue Volkspartei/Jakob Glaser: brutkasten-CEO Dejan Jovicevic nahm am Treffen in Stanford teil.

Solarenergie mit größtem Potenzial auch für Europa?

In der Strom-Erzeugung sieht Prinz das größte Potenzial im Bereich Solarenergie, wiewohl auch die anderen großen erneuerbaren Energie-Träger wir Wasserkraft, Windkraft und thermische Energie wichtig seien. “So günstig wie Sonnenenergie ist heute nichts mehr. Die Chinesen haben die Kosten pro Kilowattstunde inzwischen um 80 Prozent gesenkt. Auch in Europa gibt es geographisch mehr als genug Flächenpotenzial. Man muss die Energielösung aber gesamteuropäisch denken”, sagt der Stanford-Professor.

Speicherung als “Hauptfrage”

Unabhängig von der Stromquelle sei aber die Speicherung der Energie die “Hauptfrage”, sagt der Experte für Energiespeicherung. Hier sieht Prinz, wohl ganz im Sinne des anwesenden Altkanzlers, “enormes Potenzial” bei Wasserstoff als Zwischenspeicher. Voraussetzung sei die “richtige” Herstellung – konkret Elektrolyse, also die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff mit Elektrizität.

Prinz-Plädoyer für Wasserstoff

Relevant sei nicht nur die Speicherung des Wasserstoffs als Gas, wie es für den Betrieb von Brennstoffzellen benötigt wird, in denen der Kraftstoff wieder zu Elektrizität gewandelt wird. Man könne den Wasserstoff auch chemisch mit CO2 binden, wodurch ein synthetischer Kraftstoff entstehe, der sich für konventionelle Verbrennungskraftmaschinen – sprich: Diesel-Motoren, eigne. “Das ist eine umweltfreundliche Alternative, die vor allem deswegen sehr spannend ist, weil E-Autos und Autos mit Brennstoffzellen in Märkten wie Indien und China zumindest in den kommenden 15 Jahren für die breite Masse zu teuer sein werden”, sagt Prinz.

Stanford-Physik-Professor Friedrich Prinz mit einem Plädoyer für Wasserstoff
© Neue Volkspartei/Jakob Glaser: Stanford-Physik-Professor Friedrich Prinz

Stichwort E-Auto und Wasserstoffauto: Hier sieht Prinz die Entwicklungen bei der Reichweite von Elektroautos positiv. Diese seien im Betrieb auch kostengünstiger. Er gehe dennoch davon aus, dass sich das E-Auto zwar im Personenverkehr  durchsetzen werde, im Transportbereich aber – aufgrund weiterhin höherer Reichweite – die Brennstoffzelle.

“Es wird keine Lösung geben, wo eine Technologie alles schafft”

Dass man ohnehin nicht nur auf einen Energieträger setzen könne, macht der Stanford-Experte in seinem finalen Statement klar: “Es wird keine Lösung geben, wo eine Technologie alles schafft, sondern es braucht eine breite Technologie-Diversifizierung, um bei den CO2-Emissionen unterm Strich auf Null oder gar auf negative Werte zu kommen”. Und bei allem müsse klar sein: “Das wird Steuergelder kosten, weil wir viel investieren müssen”. Eine CO2-Steuer hält Prinz daher für notwendig.

⇒ Prinz auf der Stanford-Page

Disclaimer: Ein Teil der Reisekosten für den Silicon Valley-Aufenthalt von brutkasten-Herausgeber Dejan Jovicevic wurde von der ÖVP als Veranstalter der Reise übernommen.

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CEO Martin Lublasser und CTO Stephan Perrer (c) Anywhere.Solar

Anywhere.Solar bietet Photovoltaik-Überdachungen für Parkplätze. Dabei setzen die beiden Salzburger Gründer Martin Lublasser und Stephan Perrer auf die Nutzung bereits versiegelter Flächen zur Solarstromgewinnung. So will das Startup einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten.

Nur ein Jahr nach der Gründung expandierte das Startup bereits in die USA und nach Deutschland – brutkasten berichtete. Nun präsentiert Anywhere.Solar seine neueste Produktlinie: Voltwings Trucks & Busses.

Anywhere.Solar nutzt versiegelte Flächen zur Erzeugung von Grünstrom

Das neueste Produkt von Anywhere.Solar bietet eine modular aufgebaute Überdachungslösung mit Photovoltaik, die speziell auf die Anforderungen großer Fahrzeuge wie LKWs und Busse zugeschnitten ist. Mit einer Einfahrtshöhe von viereinhalb Metern nutzt das Startup versiegelte Flächen zur Erzeugung von Grünstrom und schützt gleichzeitig Fahrzeuge vor Witterungseinflüssen. In Kombination mit Ladetechnik soll die Anlage es ermöglichen, zunehmend elektrifizierte Nutzfahrzeuge direkt vor Ort mit selbst erzeugtem Strom zu versorgen.

Die erste Voltwings Trucks & Busses-Anlage wurde bereits im Oktober in Oberösterreich realisiert. Die 30 Meter lange Überdachung dient hier als Schutz für die Ladestationen von E-Bussen. Ein weiteres Projekt wurde im Salzburger Lungau umgesetzt. Hier gibt es die Möglichkeit, Privat-Fahrzeuge zu laden und vor Witterungen zu schützen.

Neues Voltwings-System fokussiert sich auf modularen Aufbau

Die Modelle von Anywhere.Solar sind als Baukastensystem konzipiert und lassen sich daher flexibel an unterschiedliche Parkplatzflächen anpassen. Besonders soll sich das Voltwings-System durch seinen modularen Aufbau auszeichnen. So soll es den typischen Planungsaufwand bei PV-Carports deutlich verringern und eine schnelle Montage ermöglichen, so CEO Lublasser. „Wir haben im Endeffekt ein optimiertes Serienprodukt entwickelt, dass in der Umsetzung so flexibel ist wie eine Individuallösung. Diese Flexibilität ist absolut neu im Bereich der Fahrzeugüberdachungen”, ergänzt CTO Perrer.

Zusätzlich soll das Voltwings-System auch die Kosten für Planung und Installation senken. Mit diesem neuen Produkt möchte Anywhere.Solar die Energiewende „einfach und effizient vorantreiben“.

Gründer wollen “Beitrag zur Energiewende” leisten

Neben der Einführung ihrer neuen Produktreihe verkündete das PV-Startup auch seinen Erfolg beim Gewinn-Jungunternehmer:in-Award, wo es den zweiten Platz erreichte. Perrer freut sich über die Auszeichnung: „Das ist eine sehr schöne Auszeichnung, die uns auch sehr stolz macht und aufzeigt, dass wir mit unserer Lösung auf dem richtigen Weg sind“.

Anywhere.Solar wurde Anfang 2022 von den Salzburgern Martin Lublasser und Stephan Perrer gegründet. Gemeinsam verfolge man die Vision einer Welt, “in der nachhaltige Energie nahtlos in die Lebensräume der Zukunft integriert“ wird, heißt es von den Gründern. Parkplätze und Verkehrsinfrastrukturen würden ein großes Potenzial haben, mit Photovoltaik-Lösungen einen “entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten”, ohne zusätzliche Flächen zu beanspruchen. Auch für die Zukunft bleibt ihr Ziel klar: Anywhere.Solar will Solarenergie überall verfügbar machen.

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