22.08.2022

KTM-Chef Stefan Pierer will “mehr Leistung” statt “Homeoffice und 4-Tage-Woche”

KTM-Chef Stefan Pierer sieht in einem Interview Probleme bei der Leistungsbereitschaft, vermisst aber auch entsprechende monetäre Anreize.
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Stefan Pierer ist KTM-Chef und Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich | (c) Pierer Industrie AG
Stefan Pierer ist KTM-Chef und Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich | (c) Pierer Industrie AG

Mitarbeiter:innen, die mehr Zeit für ihre Familie und ihre Hobbies haben, sind ausgeglichener und können in ihrer Arbeitszeit mehr und bessere Leistung erbringen – das ist die These hinter der 4-Tage-Woche, die von Begleitstudien zu entsprechenden Versuchen tendenziell bestätigt wird. Doch während sich auch hierzulande immer mehr Unternehmen sich daran wagen, es mit verkürzter Wochenarbeitszeit zu versuchen, gibt es auch einige vehemente Gegner:innen des Modells. Einer davon ist KTM-Chef und Industriellenvereinigung Oberösterreich-Präsident Stefan Pierer.

“Leistung heißt Arbeit pro Zeit. Und nicht Homeoffice und Vier-Tage-Woche.”

Pierer trat bereits mehrmals öffentlich gegen die 4-Tage-Woche auf. Nun erneuerte er in einem Interview mit der Kronenzeitung seine Kritik. “Das, was wir in den letzten zwei Generationen an Wohlstand geschaffen haben, entstand durch Leistung. Leistung heißt Arbeit pro Zeit. Und nicht Homeoffice und Vier-Tage-Woche. Wir sind in einer extremen Krise. Um diesen Wohlstand zu halten, müssen wir mehr Leistung bringen”, meint der KTM- und IV OÖ-Chef. In früheren Interviews dieses Jahr hatte er unter anderem schon eine Steuerfreistellung von 20 Überstunden im Monat in Spiel gebracht, um Arbeitnehmer:innen zu mehr anstatt weniger Arbeitszeit zu bewegen.

“In meiner Generation konnte man sich noch einen anderen Wohlstand schaffen”

Generell sieht Stefan Pierer nämlich Defizite bei der Leistungsbereitschaft, wie er auch im aktuellen Krone-Interview erläutert: “Die Leistungsbereitschaft ist sicher teilweise verloren gegangen. Aber das kommt wieder, da habe ich große Hoffnung”. Dabei sieht der KTM-Chef den Ball auch bei der Politik: “Viele Menschen sind demotiviert, weil die Steuerquote so hoch ist. Ich verstehe das. In meiner Generation konnte man sich noch einen anderen Wohlstand schaffen. Das muss wieder zurückkommen”. Es müsse sich für jene, die freiwillig bereit seien, mehr zu tun, “am Ende auch in der Tasche rechnen”.

Stefan Pierer sieht Schuld für Krisen bei Politik

Auch sonst findet Pierer im Interview keine netten Worte für die Politik. Schuld an der aktuellen Inflation seien Fehlentscheidungen von Politiker:innen und in der EZB. In der Politik denke man nur in Legislaturperioden und gehe nicht mit strategischer Zielsetzung vor. “Und noch etwas muss ich dazu sagen: Wir haben in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt eine Negativ-Auswahl in der Politik gehabt. Wobei ich mich auch frage: Wer tut sich das heutzutage auch noch an?”, so der IV OÖ-Chef.

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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