12.05.2022

Spankowski: “Vom aktuellen Kurssturz nicht abschrecken lassen”

In seinem Kommentar erklärt Ulli Spankowski, Mitbegründer und CEO von BISON sowie Chief Digital Officer der Gruppe Börse Stuttgart, welche Dynamiken in Zusammenhang mit dem Kurseinbruch zum Ausverkauf führen.
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Bitcoin, Krypto
Foto: Adobe Stock
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Es gab schon mal besseres Wetter am Krypto-Himmel. Die Zinswende in den USA und die unsichere Wirtschaftslage – bedingt durch u.a. der Konjunktursorge aus China und dem Krieg in der Ukraine: Dieser Mix führte dazu, dass sich insbesondere institutionelle Investor:innen umorientierten. Sie sind stark auf Rendite aus und haben in der Vergangenheit stark auf Tech-Aktien und Krypto gesetzt.

Nun bietet sich die Änderung am Zinsmarkt an, um Teile des Portfolios für mehr Sicherheit umzuschichten, damit erwarten sie sich eine stabilere Performance. Hinzu kommt der dramatische Kollaps des Stable Coins UST von Terra Luna, der dadurch entstanden ist, weil gegen das Entbinden des Stable Coins vom US Dollar spekuliert wurde. 

Anleger:innen agieren vorsichtig durch Kurseinbruch

Das Umfeld im Kryptomarkt ist zweifelsfrei schwierig. Dennoch haben wir bei BISON einen Zuwachs der Nutzer:innen auf aktuell rund 635.000 verzeichnet. Allerdings liegen die Handelsvolumina unter dem Niveau des sehr starken Vorjahreszeitraums, sowohl insgesamt als auch an den umsatzstärksten Tagen. Dies spricht eher gegen einen Ausverkauf und für ein vorsichtiges Agieren der Anleger:innen in der aktuellen Marktphase.

Meiner Einschätzung nach werden die nächsten Monate weiter volatil sein. Der Rückzug von institutionellem Kapital, das auf hohe Renditen aus ist, wird schwer zu kompensieren sein. Allerdings gehen mittlerweile langfristig-orientierte institutionelle Anleger:innen auch in den Kryptomarkt, was den negativen Abwärtstrend abschwächen könnte. Wichtig wird sein, dass diese sich nicht vom aktuellen Kurssturz abschrecken lassen, was ich auch eher als unwahrscheinlich erachte. Sollte dies doch der Fall sein, werden die nächsten Quartale wohl enorm schwer für einen Aufschwung.

Über den Autor

Der 40-jährige Unternehmer Ulli Spankowski steckt hinter der App Bison und hat das Krypto-Startup in die Gruppe Börse Stuttgart integriert. Heute zählt die App mehr als 620.000 Nutzer:innen und ein Handelsvolumen von fast 6 Mrd. Euro. Der Digitalstratege der Börse Gruppe Stuttgart ist erklärter Krypto-Enthusiast und sieht es als seine Mission, den traditionellen Finanzkosmos mit der tokenisierten Welt zu verschmelzen. Denn er ist überzeugt davon, dass in der Blockchain-Technologie die Zukunft steckt und sich Kryptowährungen langfristig als ernstzunehmende Alternative am Investmentmarkt etablieren werden.

Hinter Bison steckt ursprünglich das FinTech Startup Sowa Labs GmbH, das Ulli Spankowski 2013 gründete. Von 2014 bis 2018 war er Gastlektor an der Universität Hohenheim, an der er auch 2014 in den Fachrichtungen „Banking & Finance“ sowie „Philosophie“ promovierte. 

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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