17.11.2022

Krypto-Stimmen zur FTX-Insolvenz: “Größer als Mt.Gox”

Der brutkasten gibt ein weiteres Update aus der österreichischen Kryptobranche über die aktuelle Lage am Markt. Woollard, Obereder und Prinz teilen ihre Eindrücke.
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Astrid Woollard, Christopher Obereder und Eduard Prinz geben ihre Einschätzung zu den Entwicklungen am Krypto-Markt © AdobeStock/Blue Planet Studio
Astrid Woollard, Christopher Obereder und Eduard Prinz geben ihre Einschätzung zu den Entwicklungen am Krypto-Markt © AdobeStock/Blue Planet Studio

Die Berichterstattung über die Insolvenz der Kryptobörse FTX und dessen Folgen wird aktuell von verschiedensten Seiten innerhalb und außerhalb der Kryptobranche diskutiert. Nachdem sich täglich neue Informationen über die Folgen von FTX und dessen Ex-CEO Sam Bankman-Fried (SBF) in den Medien überschlagen, häufen sich auch die Analysen und Warnungen aus der Szene. Wir haben mit drei weiteren Vertreter:innen aus der Branche gesprochen und fassen zusammen, wie Astrid Woollard, Eduard Prinz und Christopher Obereder die Geschehnisse beobachten bzw. was sie Anleger:innen aktuell empfehlen würden.

“Größer als Mt. Gox”

Christopher Obereder ist einer der Stimmen, die von einem historischen Moment für die Kryptoszene spricht. “Wahrscheinlich größer als Mt.Gox”, so der Startup-Founder, der sich damit auf den Insolvenz-Skandal des Bitcoin-Handelsplatzes Mt.Gox bezieht. Auch Loob.io-Mitgründer Ed Prinz zeigt sich entsetzt über die Geschehnisse: 

“Das für mich schockierendste ist die Tatsache, dass FTX unter SBF enorme Geldsummen ausgegeben hat, um sicherzustellen, dass viele Menschen gigantische finanzielle Mittel in eine Fiktion und den scheinbaren Betrug investierten – einschließlich kluger und einflussreicher Leute, die es hätten besser wissen müssen. Ohne zu verstehen, zu sehen oder zu hinterfragen.”

Ebenso wie Tamara Rubey (Coinpanion) und Max Bernt (Blockpit) äußert sich Prinz positiv zu einem strengeren regulatorischen Rahmen für die Branche. Grundsätzlich befürworte der Founder die Forderung von Binance-Chef Changpeng Zhao (CZ), dass Regulierungsbehörden über die Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Kundenkenntnis hinausgehen müssen. Nichtsdestotrotz erkenne er, dass das Vertrauen der Investor:innen aktuell stark erschüttert ist – “dadurch sind wir voraussichtlich um einige Jahre zurückgeworfen worden”, so Ed Prinz.

Die Frage der Krypto-Verwahrung

Astrid Woollard, Co-Founderin von Smape, betont zudem, dass der Fall der ‘Centralised Exchange’ (CEX) FTX wieder deutlich zeige, dass zentralisierte Systeme leicht manipulierbar sind. “Im Gegensatz dazu bieten dezentrale, Blockchain-basierte Systeme Nutzer:innen die Möglichkeit, ihre Assets selbst zu verwahren und zu kontrollieren, und Transaktionen transparent über Blockchain-Explorer zu verfolgen – so wurden in den letzten Tagen schnell unübliche Transaktionen zwischen gewissen CEXs in der Crowd identifiziert”, meint die Gründerin. Handelbar seien diese Assets auch über echte Decentralised Exchanges (DEXs), allerdings sei zu beachten, dass diese keine Fiat on- und off-ramps bieten und zudem ein gewisses Fachwissen für deren Nutzung voraussetzen. Daher betont Woollard: 

“Es gilt allgemein die Empfehlung in der Branche, dass man nur Assets auf einer solchen CEX wie FTX halten sollte, die man aktiv handelt. Es gilt aus vielerlei Gründen nicht als sicherer Verwahrort und es heißt nicht umsonst ‘not your keys, not your coins’.”

Ed Prinz stimmt dem zu und erklärt dabei, dass Kund:innen jene Kryptowährungen, die nicht für Transaktionen benötigt werden, auf einer dezentralen oder Hardware-Wallet sichern könnten. “Auf diese Weise werden Kund:innen zur eigenen Bank und können jederzeit auf ihre Token und somit auf ihr Vermögen zugreifen,” meint Prinz.

Vertrauen für die nächsten Jahre verloren

Dass das Vertrauen in die Branche stark leidet und noch lange unter den Folgen des FTX-Kollaps leiden wird, erkennt auch Christopher Obereder. Er gehe von ein bis zwei Jahren aus, die es benötigen wird, um das Vertrauen der Anleger:innen zurückzugewinnen. “Wahrscheinlich werden aber noch ein paar Börsen fallen, bis der absolute Tiefpunkt erreicht ist”, meint der Founder und Investor. In jedem Fall werden die kommenden Wochen turbulent, ist er sich sicher. 

Um das Vertrauen zurück zu gewinnen verweist Ed Prinz auf “Proof of Reserves” (PoR) als Versuch, öffentliche Transparenz für zentralisierte Kryptowährungsreserven zu schaffen. Dabei handelt es sich um eine unabhängige Prüfung, die von einer dritten Partei ausgeführt wird um zu prüfen, ob ein Kryptoverwahrer tatsächlich jene Vermögenswerte besitzt, die er behauptet zu verwahren. Laut Prinz könnte die Krypto-Asset-Branche enorm davon profitieren, wenn die Verwahrer Proof of Reserves-Standards einführen und ihre Nutzer:innen über die Risiken dieser Art der Selbstregulierung aufklären würden. “Wenn es der Branche gelingt, universelle Standards für die Rechenschaftspflicht einzuführen, könnte dieser Schritt Rückschläge verhindern, die oft aus der Implosion von zentralisierten Plattformen wie Mt.Gox und FTX resultieren”, erklärt Prinz.

Dezentralisierung im Zentrum

Astrid Woollard sieht trotz dem vielen Kopfschütteln zumindest positive Folgen für die DeFi Branche die hieraus resultieren. Als Konsequenz aus den aktuellen Entwicklungen stellt sie fest, dass der Case für Decentralised Finance (DeFi) noch nie so stark war wie jetzt. “Der Markt wird die nächsten Wochen und Monate noch unter dem FTX Debakel leiden –  andere CEXs hielten teilweise Assets auf FTX. Auch Treasuries von diversen Protokollen sind davon betroffen. FTX hat die Kernprinzipien der Dezentralisierung wieder wach gerufen und die Branche wird aus dieser Krise gestärkt hervorgehen,” stellt sie abschließend fest. 


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Remitly, ein US-Online-Anbieter für Finanzdienstleistungen, hat 4.200 erwerbstätige Erwachsene aus 22 Ländern in einer Studie rund um das Thema Work-Life-Balance befragt. Im Zuge dessen ging es um tägliche Arbeitsstunden, die Länge des Arbeitsweges, die Schlafdauer vor einem Arbeitstag und und die Länge der täglichen Pausen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben fand Einklang in die Studie. Nach Erhebung der Daten wurden die einzelnen Faktoren bewertet. Das Ziel: Herauszufinden, welche Länder weltweit die “beste Work-Life-Balance bieten”. Erfasst wurden die Daten diesen September.

Der Norden ist am Balance-freundlichsten

Nach dem Ranking des US-Finanzdienstleisters steht Österreich gar nicht so schlecht da: Platz 11 erreichten wir im Rahmen der Studie. Wenig überraschend gingen Platz eins und zwei wieder in den Norden – konkret an Finnland (Platz eins) und Dänemark (Platz zwei). An dritter Stelle im Work-Life-Ranking steht die Schweiz.

Finnland ist laut Remitly mit 73 von 100 Punkten im Index das Land mit den besten Rahmenbedingungen für eine Work-Life-Balance. Der Studie zufolge soll Finnland seinen Erwerbstätigen schon seit fast 30 Jahren flexible Arbeitsbedingungen bieten.

Dänemark auf Platz zwei erreichte 70 von 100 Punkten. Die Durchschnittsarbeitszeit pro Tag belief sich hier auf sieben Minuten und 25 Stunden. Auch laut OECD Better Life Index liegt die Zufriedenheit im Beruf sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit in Dänemark über dem weltweiten Durchschnitt.

Trotz längerer täglicher Arbeitszeit und längerer Pendelzeit als Platz 1 und 2 landet die Schweiz auf Platz drei, was Remitly unter anderem mit den vier bis fünf bezahlten Urlaubswochen begründet. Auch die Pausenzeiten umfassen mit 56 Minuten täglich ein Maximum unter den befragten Ländern.

Platz vier ergattert Frankreich – unter anderem auch deshalb, da die Normalarbeitszeit in Frankreich bei 35 Wochenstunden liegt. Alles darüber wird als Überstunde gerechnet und dementsprechend in Zeitausgleich oder Bezahlung vergolten.

Für Work Life Balance wird umgezogen

Neun der zehn führenden Länder befinden sich in Europa. Der einzige Ausreißer: Neuseeland auf Platz 5. Außerdem gaben vier von zehn (42 Prozent) Befragten an, dass sie in den nächsten fünf Jahren auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen ins Ausland ziehen möchten.

In den Top zehn befinden sich nach den ersten vier Platzierten – nach Rangliste Finnland, Dänemark, Schweiz und Frankreich – schließlich Neuseeland (Platz 5), Schweden (Platz 6), die Niederlande (Platz 7), Portugal (Platz 8), Belgien (Platz 9) und Tschechien (Platz 10).

Österreich belegt Platz 11, gefolgt von Deutschland (Platz 12), Spanien (Platz 13), Italien (Platz 14) und Kanada (Platz 15).

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