16.04.2018

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

Der Crypto42 Summit an der Wiener WU erhob den Anspruch, die Painpoints der Kryptowährungs- und ICO-Welt zu behandeln. Dabei wurde klar: Momentan ist jene Phase, in der die Probleme ausdefiniert werden. Bis zu ihrer Lösung könnte es noch dauern.
/artikel/krypto-regulierung-von-dumb-money-und-zu-wenig-schmerz
dumb money vs. smart money
(c) Petra Augustyn: Shermin Voshmgir auf der Bühne beim Crypto42 Summit

Wenn der Tenor bei vielen Veranstaltungen in den vergangenen Wochen “Blockchain, nicht Bitcoin” war, so könnte man jenen beim Crypto42 Summit, der heute an der Wiener WU stattfand (und noch bis Abend läuft) mit “Bitcoin & Co., aber ernsthaft” beschreiben. Denn ausnahmsweise ging es wieder einmal nicht (primär) um das Potenzial der Blockchain-Technologie, sondern um die Probleme und Hürden im Kryptowährungs- und ICO-Bereich. Und derer gibt es bekanntlich viele, etwa “dumb money” (mehr dazu weiter unten). Erst gestern war der mit 660 Millionen US-Dollar Volumen bislang größte ICO-Betrug publik geworden. Die Fälle Bitconnect und Optioment sind noch in frischer Erinnerung (und noch nicht abgeschlossen).

+++ C42 Watchdog: “Schutzschild” für Krypto-Investoren startet von Wien aus +++

“Es ging bislang noch viel zu wenig Geld verloren”

Und das war erst der Anfang. “Es war noch nicht schmerzhaft genug. Es ging bislang noch viel zu wenig Geld verloren”, sagt William Mougayar, Investor, Autor (“The Business Blockchain”) und Keynote-Speaker beim Crypto42 Summit gegenüber dem Brutkasten. Damit spricht er nicht nur auf Betrugsfälle an. Die Erwartungen, die in den vergangenen Monaten bezüglich Blockchain geweckt wurden, seien viel zu hoch. “Es werden jetzt Dinge versprochen, die vielleicht erst in fünf bis zehn Jahren möglich sind”, sagt Mougayar. Er – ein ausgewiesener Krypto-Enthusiast – vergleicht, wie viele vor ihm, die Situation mit der Dotcom-Blase, wo das selbe passiert sei. “Es wurde das blaue vom Himmel versprochen, dann musste erst einmal geliefert werden”. Auch diesmal werde das einigen gelingen, vielen aber nicht.

Keine smarten Investitionen im Markt voller “dumb money”

Vom Token-Markt werde der Qualitätsunterschied zwischen den Projekten aber derzeit noch überhaupt nicht widergespiegelt. “Die Kurse steigen und sinken alle gemeinsam. Das ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass es sich beim investierten Geld nicht um ‘smart money’ handelt. Es ist ‘dumb money’. Erst wenn man starke Unterschiede in der Performance der Coins sehen wird, wird man auch smart investieren können”. In die gleiche Kerbe schlägt Shermin Voshmgir, Director of Research im WU-Krypto-Institut. Es fließe derzeit noch viel “stupid money” in den Markt und in ICOs. Deswegen wurde am Institut ein Token Valuation Framework ausgearbeitet. Es handelt sich dabei um eine relativ komplexe Checklist zu Coins und ICOs, die sich aber – mit Voshmgir – auf einen einfachen Punkt bringen lässt: “Letztenendes ist es die Due Dilligence, die man bei jeder anderen Investition auch durchführen würde”. Denn ICO-Whitepapers seien heute oftmals nicht mehr technische Abhandlungen, sondern Marketing-Instrumente.

dumb money vs. smart money
(c) Petra Augustyn: William Mougayar auf der Bühne beim Crypto42 Summit

“rechtliche Balkanisierung”

Dazu bringt Voshmgir noch eine weitere markige Aussage: “Bitcoin ist keine Währung!” sagt sie. Stattdessen sei es etwa ein “Betriebssystem für eine neue Ökonomie” und – das streicht die Forscherin heraus – eine komplett neue Asset-Klasse. Und (spätestens) hier kommt auch die regulatorische Ebene ins Spiel. Denn, so Crypto42 Summit-Inititatorin Elfi Sixt gegenüber dem Brutkasten, diese Asset-Klasse solle auf Dauer auch für institutionelle Anleger relevant werden (die dann kein “dumb money” mehr investieren), “und die benötigen generell ein regulatorisches Rahmenwerk, das ihnen die Investition in Crypto-Assets ermöglicht”. Doch was die Regulierung angeht, gibt es, wie beim Summit immer wieder herausgestrichen wird, ein massives Problem. Voshmgir nennt es die “rechtliche Balkanisierung”.

“Wenn wir auf Blockchain-basiertes Business die gleichen Regeln anwenden wie bisher, obwohl doch eigentlich z.B. Mittelsmänner ausgeschaltet werden sollten, dann ist der ganze Versuch fehlgeschlagen”

Welten zwischen Regulatorien

Was sie damit meint ist, dass man momentan noch weit von international einheitlichen Regeln entfernt ist. Eine Panel Discussion beim Summit soll für Aufklärung sorgen, was nur bedingt gelingt. “Sieben Anwälte auf der Bühne, was soll da schon schiefgehen”, bringt es der slowenische Jurist Nejc Novak im Panel selbstironisch auf den Punkt. Die von den Diskutanten vorgestellten Rechtssituationen in ihren jeweiligen Ländern, darunter Österreich, Gibraltar, die Schweiz und die USA, zeigen, das Welten zwischen den Regulatorien liegen. Im Zuge der Diskussion warnt Novak in Anspielung auf Aussagen seiner Vorredner: “Wenn wir auf Blockchain-basiertes Business die gleichen Regeln anwenden wie bisher, obwohl doch eigentlich z.B. Mittelsmänner ausgeschaltet werden sollten, dann ist der ganze Versuch fehlgeschlagen”.

Zwischen Utility und Security

Mehr als dieser rechtsphilosophische Zugang, beschäftigt das Panel aber die Frage, wann denn ein Coin nun als “Utility Token” gilt, und damit nicht unter das Finanzmarkt-Regime fällt, und wann er als “Security Token” gilt. In Österreich trat bei den bisherigen ICOs etwa nicht die Prospekts-Pflicht ein, da sie als “Gutschein” oder innerhalb einer Plattform zweckgewidmet positioniert wurden. In den USA und der Schweiz ist das, folgt man den Diskutanten, inzwischen schwieriger. Die “investor expectation” wird schlagend. Sprich: Wenn die Token Halter den Coin vorwiegend handeln, anstatt ihn für den vorgesehenen Zweck zu nutzen wird er – beabsichtigt oder nicht – ein Security Token.

“Der wertvollste Coin ist am Ende der, der benutzt wird”

William Mougayar gibt im Gespräch mit dem Brutkasten wenig auf diese Unterscheidungen. “Ich nenne diese Klassifizierung eine ‘slippery slope’. Ein Token kann als das eine beginnen und zum anderen werden. Wir versuchen hier, etwas undefinierbares zu definieren”, sagt er. Denn es komme letztendlich wenig darauf an, wozu ein Coin gedacht sei. “Der wertvollste Coin ist am Ende der, der benutzt wird”, sagt Mougayar. Dass man die Juristen, die ICOs ihrer Klienten strukturieren, mit dieser Weisheit wohl nicht zufriedenstellen kann, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

⇒ Zur Page des Crypto42 Summits

Deine ungelesenen Artikel:
04.11.2024

Wissen2Share: NÖ-Startup entwickelt App für Weiterbildung von Pflegekräften

Die App „Wissen2Share“ soll Pflegekräfte in ihrem anspruchsvollen Arbeitsalltag unterstützen. Sie bietet Videos mit Erklärungen von Fachexpert:innen, die speziell auf die Bedürfnisse von Pflegepersonal zugeschnitten sind. Im Jahr 2025 sollen weitere Funktionen das Angebot der App zusätzlich erweitern.
/artikel/wissen2share-noe-startup-entwickelt-app-fuer-weiterbildung-von-pflegekraeften
04.11.2024

Wissen2Share: NÖ-Startup entwickelt App für Weiterbildung von Pflegekräften

Die App „Wissen2Share“ soll Pflegekräfte in ihrem anspruchsvollen Arbeitsalltag unterstützen. Sie bietet Videos mit Erklärungen von Fachexpert:innen, die speziell auf die Bedürfnisse von Pflegepersonal zugeschnitten sind. Im Jahr 2025 sollen weitere Funktionen das Angebot der App zusätzlich erweitern.
/artikel/wissen2share-noe-startup-entwickelt-app-fuer-weiterbildung-von-pflegekraeften
CEO Michaela Herzog und CTO Christian Herzog (c) Wissen2Share

Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist klar geworden: Der heimische Pflegesektor stößt seit Jahren an seine Belastungsgrenzen. Ein zentrales Problem ist der bekannte Personalmangel. Pflegekräfte sind oft überarbeitet, erhalten zu wenig Unterstützung und verlassen den Beruf daher häufig frühzeitig.

Ein niederösterreichisches Familien-Startup möchte mit seiner App „Wissen2Share“ genau hier ansetzen. Gründerin und CEO Michaela Herzog erklärt im Gespräch mit brutkasten, wie die App zur Bewältigung der Pflegekrise beitragen will und welche Projekte im nächsten Jahr anstehen.

Wissen2Share unterstützt Pflegekräfte mit Wissensvideos

Die digitale App „Wissen2Share“ unterstützt Pflegekräfte mit praxisnahen Wissensvideos, die mithilfe von erfahrenen Fachexpert:innen erstellt werden. Die Videos sind mit Untertiteln in bis zu 20 Sprachen verfügbar – ein großer Vorteil, da viele Pflegekräfte kein Deutsch als Muttersprache sprechen. So können sie den Inhalt leichter verstehen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern. Aktuell bietet die Plattform 133 Videos zu elf verschiedenen Themen an, darunter Notfallmanagement, Pflegerecht, Herzerkrankungen, Demenz und onkologische Pflege. Die Erklärungen stammen von insgesamt zwölf Expert:innen, die alle über langjährige praktische Erfahrung in ihrem jeweiligen Fachbereich verfügen.

Zusätzlich stellt Wissen2Share ein Q&A-Tool mit Fachleuten sowie den persönlichen Assistenten W2S2 bereit. Dieser KI-gestützte Assistent fungiert als Suchmaschine und liefert auf Anfrage die passenden Videos. In Zukunft soll der Chatbot zu einem umfassenden Fachassistenten weiterentwickelt werden, der auch Spracheingaben unterstützt.

Neu im Angebot ist der Podcast „Fachexpert:innen im Talk“, mit dem das Startup einerseits eine positive Perspektive auf die Pflege zeigen und andererseits die hohe fachliche Kompetenz in diesem Bereich verdeutlichen möchte.

App soll bei Überforderung und Frustration in der Pflege helfen

Gründerin und CEO Michaela Herzog arbeitet selbst seit über 20 Jahren in der Pflege. Im Interview mit brutkasten beschreibt sie, wie dringend die Fachkenntnisse von Pflegekräften rund um die Uhr benötigt werden. Doch der ständige Zeitdruck und die hohen Anforderungen führen oft zu Frustration und Überforderung, was wiederum den akuten Personalmangel in Pflegeeinrichtungen verstärken kann.

Während der Corona-Pandemie spitzte sich die Belastungssituation weiter zu. Dadurch entstand bei Herzog der Gedanke, Fachwissen rund um die Uhr digital zugänglich zu machen. So wurde „Wissen2Share“ ins Leben gerufen – eine App, die Wissensvermittlung auf moderne Weise gestalten und einen niederschwelligen Zugang zu Expert:innenwissen ermöglichen möchte.

Die Plattform soll vor allem praktische Lösungen für die täglichen Herausforderungen im Berufsalltag der Pflegekräfte bieten. Außerdem unterstützt die App dabei, Fachkompetenz zu erweitern und dadurch mehr “Selbstvertrauen und Sicherheit in der pflegerischen Arbeit” zu gewinnen. Herzog sei es darüber hinaus ein besonderes Anliegen, die Professionalität in der Pflege zu stärken und die “Expertise der Pflegefachkräfte stärker in den Fokus” zu rücken.

Pilotprojekt bei Caritas Socialis und Haus der Barmherzigkeit

Die App „Wissen2Share“ richtet sich an Pflegekräfte, Auszubildende und Institutionen. Die Nutzung der Services erfolgt über ein Jahresabonnement. Das Startup aus Ebreichsdorf hebt hervor, wie wichtig es sei, dass Institutionen in die Weiterbildung ihres Pflegepersonals investieren, um die Qualität ihrer Einrichtungen zu steigern.

Inzwischen erkannten einige Institutionen das Potenzial von Wissen2Share: Im ersten Quartal wurde die App bei der Caritas Socialis am Standort Pramergasse in Wien sowie im Haus der Barmherzigkeit in Kirchstetten pilotiert und zusätzlich wissenschaftlich begleitet. Die Rückmeldungen waren laut Herzog positiv – die Art der Wissensvermittlung, die Usability und die Sprachenvielfalt wurden hervorgehoben. Zu den bestehenden Partnerschaften von „Wissen2Share“ gehören Fachverbände aus der Pflege, wie das Forum Gesundheitsrecht, oder auch der österreichische Berufsverband ÖGKV und die Fachhochschule Wiener Neustadt.

Das selbstfinanzierte Startup wurde im Juni 2023 von CEO Michaela Herzog und ihrem Ehemann Christian Herzog gegründet. CTO Christian Herzog, der langjährige Erfahrung im IT-Bereich mitbringt, ist für die technische Optimierung der App zuständig. Sein Antrieb sei es, „durch digitale Lösungen und innovative Ideen einen nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen”.

Wissen2Share etabliert sich als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe”

Derzeit arbeitet Wissen2Share an der Entwicklung einer zusätzlichen Funktion für die App. Im kommenden Jahr wird das Startup eine Buchungsplattform einführen, die als Netzwerk für Fachkräfte und Institutionen im Gesundheitsbereich dienen soll. Über diese Plattform können künftig Dienstleistungen angeboten werden, wie etwa Online-Sprechstunden, Workshops oder Bed-Side-Teachings.

Ziel ist es, den fachlichen Austausch zu fördern und Kolleg:innen
in der Praxis zu unterstützen. Mit diesem Schritt möchte Herzog ihrer Vision näherkommen, Wissen2Share als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe” zu etablieren. Gegenüber brutkasten äußert Herzog zudem das Ziel, dass sich Wissen2Share in den kommenden Jahren „definitiv im deutschsprachigen Raum fest etablieren“ wird.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Krypto-Regulierung: Von “dumb money” und “rechtlicher Balkanisierung”