20.08.2021

Kraftblock: Auf diese skalierbare CleenTech-Technologie setzt Investor Frank Thelen

Das in Saarbrücken ansässige Startup Kraftblock entwickelt Hochtemperatur-Energiespeichersysteme, die Sonnen und Windenergie in Thermalenergie umwandelt und zudem Abwärme aus der Industrie speichern kann. Bei "One Change a Week" hat Gründer und CEO Martin Schichtel über das Potential der Technologie und die Beteilung von Frank Thelen gesprochen.
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Kraftblock
(c) Kraftblock/FrankThelen

Eine der größten Herausforderung beim Umstieg auf erneuerbare Energien ist die Verfügbarkeit von Sonne und Wind. Um Lastspitzen und Flauten vorzubeugen, bedarf es daher einer Entkopplung der Energieerzeugung vom Verbrauch. Dies erfolgt in der Regel durch Energiespeicher – angefangen von Pumpspeicherkraftwerken über Lithium-Ionen-Batterien bis hin zu thermischen Energiespeichern. Zudem zählt auch industrielle Abwärme als erneuerbare Energie, sofern sie in den Energiekreislauf zurückgeführt wird und nicht in der Atmosphäre verpufft.

Kraftblock setzt auf thermische Energiespeicher

Ein Startup, das sich aktuell in Europa im Bereich der thermischen Energiespeicherung einen Namen macht, ist Kraftblock. Die Gründung erfolgte im Jahr 2014 vom deutschen Chemiker Martin Schichtel, im Zuge einer Ausgründung an der Universität Saarbrücken. Seit mittlerweile mehr als sieben Jahren entwickelt er gemeinsam mit seinem Team ein modulares Speichersystem, das Energie in Form von Wärme speichert, die dann bei Bedarf wieder abgerufen werden kann.

Speicherblöcke können auf bis zu 1300 Grad erhitzt werden

Zum Einsatz kommen hierfür Speicherblöcke. Sie verfügen über eine eigens entwickelte granulatähnliche Masse und können Energie in von Wärme bis zu zwei Wochen ohne große Effizienzverluste speichern. Das Granulat besteht aus 85 Prozent Recycling-Material, das auf bis zu 1300 Grad erhitzt werden kann und eine Lebensdauer von über 15.000 Zyklen aufweist. Die Energie kann einerseits aus Abwärme von Industrieprozessen stammen oder andererseits von überschüssigen Strom aus Wind- und Sonnenenergie, die sonst ungenützt verloren gehen würde.

Die modularen Speicherblöcke sind dabei in mobilen Containern untergebracht, die sich in bestehende Industrieanlagen integrieren lassen. Durch die Wiederverwendung der Abwärme stellen die Speicherblöcke eine klimaneutrale Energiequelle dar. In Anbetracht der weltweiten Diskussion rund um die Einführung einer CO2-Steuer lohnen sich die Speicherblöcke laut Schichtel nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht.

Ein mobiles Hochtemperaturspeichersystem | (c) Kraftblock

Frank Thelen als einer der ersten Investoren von Kraftblock

Um die Geschäftsidee zu skalieren, konnte Schichtel bereits Ende 2018 den deutschen Investor Frank Thelen für sich gewinnen. Thelen beteiligte sich damals für eine nicht näher genannte Summe für 20 Prozent an Kraftblock. Mit seiner Investment-Firma Freigeist Capital ist Thelen an zahlreichen Startups beteiligt, die an klimafreundlichen Zukunftstechnologien arbeiten – angefangen vom elektrisch angetriebenen Luftfahrzeug Lilium bis hin zum niederländischen Hyperloop-Projekt Hardt.

Im September letzten Jahres folgte dann das nächste Investment. Für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag beteiligte sich der Fonds des niederländischen Unternehmens Kees Koolen. Der Investor hat unter anderem das Reise Portal Booking.com gegründet und ist zudem an Uber und Hyperloop beteiligt. Für das frische Kapital stellte Kraftblock neue Mitarbeiter ein, um Kundenaufträge aus der Industrie abzuarbeiten. Erst im Oktober 2020 gab Kraftblock die Zusammenarbeit mit Steag bekannt, der zum fünftgrößten Energieversorger Deutschlands zählt und einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet.

Herausforderungen am deutschen Markt und Internationalisierung

Trotz der Beteiligung von Thelen und Koolen sieht Schichtel bislang noch eine fehlende Investitionsbereitschaft für derartige CleenTech-Technologien in Deutschland. Schuld daran sind unter anderem die langen Investitionszyklen, die Hardware-Startups gegenüber Software-Startups haben. “Mit Thelen und Koolen haben wir aber Investoren gefunden, die einen langfristigen Investitionsfokus haben. Von diesen Investoren gibt es leider noch immer viel zu wenige”, so Schichtel bei One Change a Week.

Neben der Investitionsbereitschaft sieht der Gründer aber auch bei der Industrie Aufholbedarf, die aufgrund von hohen Subventionierungen von Primärenergie noch zu wenig ökonomische Anreize hat, derartige Technologien in ihre Anlagen zu integrieren. “Ursprünglich wollten wir unser Geschäft zunächst in Deutschland aufbauen und dann erst internationalisieren. Wir mussten aber feststellen, dass sich die Märkte außerhalb Deutschlands deutlich schneller bewegen”, so Schichtel. Die ersten größeren Projekte werden aktuell im benachbarten Belgien und den Niederlanden aber auch in Indien umgesetzt.


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(c) youbee

Die Varroamilbe ist einer der größten Feinde der Honigbienen. Diese winzigen Parasiten befallen sowohl ausgewachsene Bienen als auch die Brut. Sie saugen die Körpersäfte der Bienen aus und schwächen sie dadurch erheblich. Im schlimmsten Fall kann dies zum Zusammenbruch eines gesamten Bienenvolks führen. Besonders problematisch ist, dass die herkömmlichen Behandlungsmethoden oft chemische Mittel erfordern, die Rückstände im Honig hinterlassen. Mit einem völlig anderen Ansatz wollte das steirische Startup youbee punkten.

youbee entwickelte eine chemiefreie Lösung

Das Unternehmen ging 2019 mit einem chemiefreien System zur Bekämpfung der Varroamilbe bei Honigbienen an den Start. Dabei werden die Brutwaben mithilfe einer speziellen Heizschicht auf 42 Grad erwärmt. Diese Wärme schädigt oder tötet die Varroamilben ab einer Temperatur von 39 Grad ab, während die Bienen und ihre Brut Temperaturen bis zu 43 Grad problemlos vertragen.

Für die komplette Montage einer Heizfolie wird laut youbee außer einem Schraubendreher so gut wie kein Werkzeug benötigt. Der Montageaufwand für eine Mittelwand liegt unter einer Minute. Durch die mögliche Vollautomatisierung des youbee Systems soll zudem der Zeitaufwand für die Behandlung der Bienen auf ein Minimum reduziert werden (brutkasten berichtete über die Technologie).

Konkursantrag gestellt

Wie über KSV1870 und AKV am Donnerstag bekannt wurde, kann die youbee GmbH ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Landesgericht Graz wurde nun ein Konkursverfahren eröffnet. Zur Höhe der Passiva oder weiteren Hintergründen liegen vorerst keine Informationen vor. Für eine Stellungnahme gegenüber brutkasten war das Unternehmen bislang nicht erreichbar.

Erst im Jahr 2021 und 2022 wurden drei Patente und ein Gebrauchsmuster zuerkannt. Diese sollten die Grundlage für die internationale Expansion bilden. Als die Hauptabsatzmärkte nannte das Startup damals neben der EU auch den nordamerikanischen Markt. Bereits im Jahr 2020 wurde dafür “youbee“ als Marke in der EU, USA und Kanada registriert. Zudem folgte laut “youbee” im August eine Kooperationsvereinbarung mit einem der “größten Imker in den USA”. 


* Sofern eine Stellungnahme des Unternehmens erfolgt, wird diese hier ergänzt.

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