Markus Kainz und Paul Kolarik wollen mit ihrem sechsstelligen Investment in Positive Carbon ein Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung setzen. Damit folgen sie einem vom Klimaministerium erstellten Aktionsplan, der nach EU-Vorgaben vorsieht, eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung von 30 Prozent in den Bereichen Handel, Außer-Haus-Konsum und private Haushalte bis 2025 zu erreichen. Bis 2030 sollen es sogar 50 Prozent sein.

Kolarik und Kainz: Testimonials und Innovation nötig

Um heimische (Gastro)betriebe künftig bei der Reduktion von Lebensmittelabfällen zu unterstützen, braucht es Kainz und Kolarik zufolge zwei Dinge: Auf der einen Seite bedürfe es innovativer Lösungen, die möglichst einfach und günstig zu implementieren sind. Auf der anderen Seite brauche es bekannte Namen aus der heimischen Gastroszene, die als Vorbild für andere Betriebe vorangehen.

Zur Erklärung: Das irische Startup hat im Detail eine vollautomatisierte Software für Gastrobetriebe entwickelt, die per Videoüberwachung Aufschluss über die Lebensmittelverschwendung geben soll. Sie zeigt auf, was zu Unrecht im Müll landet.

Kolarik Positive Carbon primeCrowd, Food Waste
(c) Positive Carbon – Aisling und Mark Kirwan von Positive Carbon.

Und das sei eine Menge; 66 Prozent der gesamten Lebensmittelabfälle gelten als vermeidbar: “Wir helfen Gastronomiebetrieben dabei, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, den Gewinn in der Küche zu steigern und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen”, erklären die beiden Gründer:innen Aisling und Mark Kirwan.

GreenTech wächst weiter

Weltweit betrachtet haben sogenannte Green Startups zwischen 2004 und 2011 einen enormen Anstieg verzeichnet. 2019 zogen diese nochmal an, Initiativen wie “Fridays for Future“ und die zunehmende Digitalisierung durch die Covid-19-Pandemie haben generell Gründungen im Greentech-Bereich stark befeuert, weiß Kainz.

Auch in Österreich sei dies ebenfalls gut zu beobachten: Über 1.000 Startups setzen sich landesweit mit Greentech und SDGs auseinander. Wien ist mit rund 400 Unternehmen dieser Ausrichtung Vorreiter, so der Gründer und CEO des österreichischen Investorennetzwerkes. Er vernimmt allgemein ein steigendes Interesse vonseiten der Investor:innen an Green Startups.

“Die Investor:innen sehen das Startup-Investment nicht mehr als reine Anlageklasse, sondern verbinden damit auch die Möglichkeit, aktiv etwas in der Welt verändern zu können. Bevor ich von einem Großkonzern Aktien kaufe, wo oft Greenwashing betrieben wird, kann ich bei Startup-Investments die Intentionen vom Gründerteam besser beurteilen und auch aktiv am Erfolg von dem Projekt mitwirken – das motiviert und hilft allen weiter, vor allem aber unserem Planeten”, sagt Kainz.

New and Old = Stability

Heuer will sich sein Netzwerk vor allem auf Nachhaltigkeits-Investments konzentrieren, mit Positive Carbon und der Kollaboration mit Paul Kolarik’s Luftburg sei ein weiterer Schritt getan worden. Vor allem die Verbindung der New Economy mit der Old Economy betrachtet Kainz für das Wachstum und gleichermaßen Stabilität der heimischen Wirtschaft als essentiell.

“Etablierte Betriebe können von jungen Ideen übernehmen, von deren Innovationsgeist profitieren. Die New Economy kann wiederum vom Netzwerk und den Erfahrungsschätzen der Old Economy große Vorteile ziehen. Als Investorennetzwerk für Startups haben wir also nicht nur die Aufgabe, attraktive Investment-Optionen zu ermöglichen, sondern vielmehr auch erfahrene Betriebe und Privatinvestor:innen mit jungen Firmen zu vernetzen, sodass diese die besten Synergien finden”, so der primeCrowd-Gründer.

Kein Planet B

Auch Paul Kolarik setzt sich seit jeher für nachhaltiges Wirtschaften ein. Er sagt: “Für uns als Familie steht Nachhaltigkeit bereits seit der Gründung der Luftburg neben Gastfreundschaft und Genuss an oberster Stelle. Unsere Entscheidungen werden immer unter drei Gesichtspunkten getroffen – Ökologie, Ökonomie und soziale Komponente. Wir überlegen uns ‘was bringt es’ und erst danach ‘was kostet es und wie können wir es möglich machen’? Wir sehen es als unsere soziale Verpflichtung, den kommenden Generationen gegenüber, schonend und bewusst mit den Ressourcen umzugehen, die uns zur Verfügung stehen. Durch die Verwendung von Produkten in 100 Prozent BIO-Qualität aus möglichst regionalem Angebot können wir unseren Gästen dieses Versprechen im größten Bio-Restaurant der Welt täglich einlösen. Das ist der Weg, den wir auch in der Zukunft weiterhin durch Innovation beschreiten werden – weil es keinen Planeten B gibt.”

Die Technologie von Positive Carbon soll in der Luftburg so bald wie möglich zum Einsatz kommen. Ein weiterer positiver Effekt sei nämlich neben der Foodwaste-Einsparung, die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen. “Wir erwarten uns durch den Einsatz von Positive Carbon, dass wir noch mehr Einsicht und Überblick zusätzlich zu den bereits implementierten Maßnahmen erhalten und so noch gezielter daran arbeiten können, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren”, so der Gastronom.

“Politik vertrauen wäre naiv”

Beide “Business Angels” wünschen sich in diesem Sinne und in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz mehr von der heimischen Politik. Und üben harte Kritik an ihr.

“Wenn ich mir die Arbeit unserer Regierungsvertreter:innen ansehe, bin ich sehr pessimistisch. Es gibt viel zu großen politischen Hick-Hack, nationalistischen Protektionismus und Überlebensinstinkt der Parteien, wiedergewählt zu werden, sodass ein Vertrauen auf die Regierung, die Klimakrise in den Griff zu bekommen, äußerst naiv wäre”, sagt Kainz. “Wir brauchen Unternehmen mit grünem Herz, die hier aktiv was ändern wollen und wir brauchen investitionswillige Investor:innen, die bereit sind, ihr Geld in diese Projekte zu investieren.”

Anreize und aktive Rollen in Sachen Nachhaltigkeit

Auch Kolarik sticht in eine ähnliche Kerbe, wenn er sagt: “Gebt uns mehr Unterstützung, wir wollen gehört werden. Wir sind Praktiker und Ansprechpartner für die Politik. Wichtig ist einerseits, die Zertifizierungen bekannter zu machen, aber auch oder vor allem mit Förderungen zu unterstützen, die einfach noch mehr Anreize schaffen diesen Weg zu gehen. Viele Betriebe wären sicher gerne dabei, scheuen sich aber vor dem Weg, den sie dann gehen müssen”, so der Luftburg-Geschäftsführer.

Seine Lösungsvorschläge: “Ein Ansatz wäre, Workshops für interessierte Gastronom:innen anzubieten. Welche Zertifizierungen gibt es, warum soll ich das machen, welche Vorteile habe ich davon? Welchen Sinn macht der ganze Prozess? Wir bringen uns hier auch gerne als Vorreiter in dem Bereich und stehen bereit, um auch hier eine aktive Rolle zu übernehmen.”