18.10.2019

Digitalisierung: Gegen sich selbst kämpfen und den Firmentod simulieren

Auf der achten Station der brutkasten-Bundesländer-Roadshow "KMU meet Startups & Corporates" bei VKW Illwerke in Bregenz ging es unter anderem um ungewöhnliche Wege zur Unternehmens-Digitalisierung.
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Panel zur Digitalisierung beim
© derbrutkasten/ Dietmar Mathis: Panel zur Digitalisierung beim "KMU meet Startups & Corporates" in Bregenz

Mut, sich selbst zu vernichten – das ist gewiss keine gängige Strategie in der Unternehmens-Digitalisierung. Auf der achten Station der brutkasten-Bundesländer-Roadshow “KMU meet Startups & Corporates” bei VKW Illwerke in Bregenz wurde jedoch genau das am Podium thematisiert. Rund um das besagte Panel gab es zunächst eine Keynote durch Plattform V und Lightning Talks von der Wiener Städtischen und presono sowie später eine weitere Panel-Diskussion zum Thema “Chancen & Möglichkeiten der Zusammenarbeit von KMU, Startups und Corporates”. Enver Sonbay, Cluevo, Guntram Berchtold, Starsmedia, Viktor Penzinger, wexelerate, und Marcel Grosskopf, v_labs, diskutierten dort unter anderem über Startup-Stereotype bei KMU.

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Panel zum Thema “Chancen & Möglichkeiten der Zusammenarbeit von KMU, Startups und Corporates”

KMU meet Startup and Corporate – Roadshow 2019 in Bregenz | Chancen der Kooperationen zwischen KMU, Startups und Corporates

Im zweiten Panel unserer KMU meet Startups&Corporates – Roadshow 2019 in Bregenz diskutieren die Teilnehmer die Chancen und Möglichkeiten der Kooperationen zwischen KMU, Startups und Corporates.

Gepostet von DerBrutkasten am Mittwoch, 16. Oktober 2019

“Wege” und nicht nur ein Weg

Bei der Diskussion zwischen Georg Burtscher, Russmedia, Mario Kätzler, VKW Illwerke und Plattform V, Matteo Ender, Towa, und Dusan Todorovic, aws connect, stand dann die Frage nach den Wegen zur Digitalisierung im Unternehmen ganz im Zentrum. Über eine These wurde man sich dabei einig: Es sind eben “Wege” und nicht nur ein Weg. Noch vor Beginn ließ Matteo Ender mit einem Statement aufhorchen: “Über die Hürden bei der Digitalisierung könnte ich ein Buch schreiben”.

“Fitness ist nicht von Anfang an gegeben”

In der Diskussion präzisierte er dann: “Ein digitales Mindset ist das Ergebnis eines längeren Vorgangs. Man geht ja grundsätzlich davon aus, dass das Unternehmen eine ‘digitale DNA’ mitbringen muss. Im Endeffekt ist es aber ein Prozess. Man muss ins Tun kommen. Es ist wie beim Sport. Da entsteht die Leistung im Prozess – die Fitness ist nicht von Anfang an gegeben”. Dabei gebe es nicht nur einen Weg, der zum Ziel führt, sondern etwa Eigentwicklung, Einkauf, Kooperation und Beteiligung. Ender bringt eine weitere Sport-Analogie: “Man muss die unterschiedlichen Spieler strategisch so aufs Feld bringen, dass es am Ende ein Gewinn für das Unternehmen ist”. Sich auf nur ein Instrument zu verlassen halte er für “Quatsch”.

Impressionen vom “KMU meet Startups & Corporates” in Bregenz

“Am Schluss hängt es an den Menschen”

Als Positiv-Beispiel streicht Ender Russmedia hervor, wo dieser Mix besonders gut gelinge. Russmedias Georg Burtscher entgegnet: “Am Schluss hängt es an den Menschen. Wir waren schon sehr früh mit dem Thema in Berührung, aber ohne unsere Mitarbeiter hätten wir das nie machen können”. Weil es in Vorarlberg keine Universität gibt, müsse man die Leute aber teilweise selber ausbilden – dazu gebe es inzwischen auch viele Initiativen im Ländle. Er stimmt aber Ender zu: “Viele Wege führen nach Rom. Wir sind davon überzeugt, nicht alles selber machen zu können”.

“Absoluter Wettbewerb” mit sich selbst

Schon lange lote man “disruptive Möglichkeiten” aus. In Sachen Digitalisierung im (Print-)Medienbereich habe man sich bei Russmedia etwa für einen einzigartigen Weg entschieden, erzählt Burtscher. “Jeder andere Verlag hat beim Aufkommen des Internets die Zeitungsmarke ins Web gebracht. Wir haben dagegen mit vol.at eine komplett neue Marke hingesetzt, mit einem Reichweiten-Modell, das komplett gegen die Vorarlberger Nachrichten (VN; Anm. Tageszeitung in Russmedia-Besitz) fährt – heute noch”. Man sei im absoluten Wettbewerb. “Die VN verliert durch uns am meisten Abos, aber kriegt durch uns auch wieder die meisten Abos”. Letztlich gelinge es damit, die Umsätze im Gesamtkonzern zu halten – “sonst hätte es jemand anders gemacht”.

Das erste Panel zum Thema Digitalisierung bei “KMU meet Startups & Corporates” in Bregenz

KMU meet Startups and Corporates – Roadshow 2019 in Bregenz | Erfolge & Learnings der Digitalisierung

Willkommen zum achten Stopp der KMU meet Startups&Corporates – Roadshow 2019 bei illwerke vkw in Bregenz. Unser Panel spricht über die Erfolge und Learnings der Digitalisierung.

Gepostet von DerBrutkasten am Mittwoch, 16. Oktober 2019

“how to kill your company”

Von einem ähnlichen Ansatz in seiner Tätigkeit erzählt Matteo Ender. “Wir machen mit unseren Kunden Workshops mit dem Thema ‘how to kill your company’. Dabei wird die Frage gestellt, was ein Startup machen müsste, um das Unternehmen in zehn Jahren durch Disruption abzulösen”. Dann müsse man mehrere Dinge ausprobieren. “Es ist wie im VC-Bereich. Dort investiert man auch in viele Geschäftsmodelle, um das Risiko zu streuen. Alles funktioniert nie”. Ein Missverständnis müsse man hier aber vermeiden: “Wenn es um die einfache Digitalisierung bestehender Geschäftsprozesse geht – man kann es auch ‘Elektrifizierung’ nennen – muss das klappen”, sagt Ender.

“Der Druck ist da. Doch dann fragt man sich: Wie mache ich das?”

Bevor man überhaupt soweit ist, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, erzählt Dusan Todorovic aus seiner Erfahrung mit Mittelständlern. “Man will digitalisieren, der Druck ist da. Doch dann fragt man sich: Wie mache ich das?” Dabei gelte es, zunächst die Angst zu bekämpfen, sagt der aws connect-Chef. “Eigentlich digitalisieren die mittelständischen Unternehmen ja eh schon seit 20 Jahren. Man nennt es halt erst jetzt so”. Externe Hilfe etwa durch Startups – also Todorovics Metier – könne dabei sehr hilfreich sein.

Digitalisierung: “Im Kern werden die Widerstände größer”

Mit der intern-extern-Thematik beschäftigt man sich auch bei VKW Illwerke. “Zunächst geht es darum, dass es im Unternehmen Betroffenheit gibt. Die noch größere Herausforderung ist es, dann wirklich ins Tun zu kommen. Wir sehen, dass das bei Themen die eher am Rand sind, recht gut funktioniert. Wenn es den Kern des Unternehmens betrifft, werden die Widerstände größer”, sagt Mario Kätzler. Um Innovation ins Unternehmen zu bekommen, habe man über die Jahre viel versucht. “Wir haben zunächst eine Ideenbörse gestartet, das hat nicht funktioniert. Dann haben wir eine Innovationsabteilung gegründet, das ist auch nicht wirklich aufgegangen. Jetzt haben wir ein Innovation Lab, wo eine junge, innovative Truppe außerhalb des Kerngeschäfts an Themen arbeitet, die die klassischen Grenzen des Unternehmens nicht kennt”, erzählt Kätzler. Jetzt sei man damit wieder bei der Herausforderung, “viele gute Ideen in den Bestand hinein” zu bekommen.

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Computerbildschirm zeigt auf der linken Seite des Bildschirms das Gesicht eines Mannes mit einer Mütze zu sehen, auf das ein geometrisches Netz projiziert ist. Rechts im Bild ist ein unscharfer Ausschnitt einer anderen Person zu erkennen.
(c) Adobe Stock (c) terovesalainen

Wie gefährlich sind Deepfakes? Die Technik, die es für überzeugende Deepfake-Videos braucht, wird immer besser. Brutkasten hat sich umgehört, wie die Gefahrenlage in Österreich aussieht und Startups und größere Unternehmen sich vor Betrug schützen können.

KI im Videocall

Auf den Kacheln im Video-Call sind Kolleg:innen zu sehen, die sich virtuell wöchentlich, aber noch nie in echt begegnet sind. Der Kollege aus der IT-Abteilung kündigt ein System-Update an. Damit das durchgeführt werden kann, werden die Anwesenden gebeten, das Update durch Klicken auf den Link im soeben versendeten Mail zu bestätigen. Klingt plausibel, wird gemacht. Dass es sich dabei um einen Phishing-Link handelt, stellt sich erst später heraus. So einfach können Unternehmen Opfer von Live-Deepfakes werden. 

Deepfakes machen es möglich, Gesichtszüge, Mimik und Stimme einer Person in Echtzeit zu generieren. Roland Pucher, Leiter des Cybersecurity Innovation Labs bei PwC Österreich, schätzt, man brauche von einer Person nur fünf Minuten Videomaterial und lediglich zwei Minuten Audiomaterial als Trainingsdaten für die KI. Einem schnellen, unkritischen Blick während einem Online-Meeting hält diese KI-generierte Persona für kurze Zeit stand.

Betrug ist nicht teuer

Hier sieht Pucher einen der größten Anwendungsbereiche für Deepfakes in Unternehmen. Videokonferenzen sind mittlerweile alltäglich, auch stark verpixelte Videos oder abgehackter Ton sind keine Seltenheit. Das macht es Betrüger:innen noch leichter. Pucher schätzt, dass man heute bereits mit einem Setup um knapp 10.000 Euro ein relativ überzeugendes Deepfake herstellen kann. Der erhoffte Gewinn der Betrüger:innen muss ein Vielfaches davon sein, damit sich das rentiert.

Mehr Cyberkriminalität

Durch Deepfakes eröffnen sich neue Gefahren für die Sicherheit von Unternehmen. Vor allem die konstante technische Weiterentwicklung macht es der Cybersecurity schwer. 2023 wurden laut dem Cybercrime Report des Bundesinnenministerium 65.864 Anzeigen verzeichnet. Das sind um 11 Prozent mehr als 2022 und damit setzt sich der Trend der steigenden Internetkriminalität weiter fort. 

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© brutkasten I Daten Cybercrime Report 2023 BMI

Hier sind allerdings nur angezeigte Delikte erfasst, die Dunkelziffer in diesem Bereich dürfte weitaus höher sein. Wie es im Cybercrime Report heißt, scheuen viele Betroffene “die Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle, teils aus Scham, Angst vor Reputationsverlust oder weil angenommen wird, dass der Fall ohnehin nicht verfolgt werden könnte”. 

Der oben beschriebene Phishing-Link-Fall könnte unter den Straftatbestand der Datenfälschung fallen. Im letzten Jahr wurde dieses Delikt 729 Mal zur Anzeige gebracht – wobei auch hier von einer weitaus größeren Dunkelziffer ausgegangen werden kann. Nur 183 der Fälle konnten bislang aufgeklärt werden. Allgemein scheint die Aufklärung die Behörden vor immer größere Probleme zu stellen: Die Aufklärungsquote hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr als halbiert, nur in 25 Prozent der Fälle wurden die Schuldigen gefunden.

Ausgeklügelte Technik braucht es meist nicht

Sind Live-Deepfakes nun eine Bedrohung für österreichische Startups? Roland Pucher von PwC Österreich sieht die Gefahr auf jeden Fall gegeben. Mit seinem Team macht er regelmäßig Schulungen bei Unternehmen, um auf die Gefahr von Deepfakes aufmerksam zu machen. Er erkennt hier eine Lücke in der Awareness, was die Bedrohung und den aktuellen technischen Stand der Deepfakes betrifft.

Gleichzeitig weist Pucher darauf hin, dass für gängige Betrugsversuche gar keine so ausgeklügelte Technik notwendig ist. “Die gute alte Phishing-Email” genüge in den meisten Fällen, um sich Zugang in Unternehmensinterna zu beschaffen. Gerade in größeren Unternehmen sei es immer noch relativ einfach, sich zum Beispiel als Mitarbeiter:in der IT auszugeben und so an Passwörter zu gelangen. Das testen Pucher und seine Kolleg:innen regelmäßig.

Für Unternehmen bedeuten diese neuen Gefahren vor allem eines: Sicherheitsschulungen sollten um die Themen Audio und Video erweitert werden. Cyber-Kompetenz muss ausgebaut werden, Sicherheitslücken geschlossen werden. Das wird auch im Cybercrime Report des Innenministeriums als zentrale Aufgabe von Unternehmen gesehen.

Tricks gegen Deepfakes

Was sind nun also Maßnahmen, die Unternehmen setzen können? Bei E-Mails von unbekannten Absender:innen seien viele von uns bereits darauf trainiert, skeptisch zu sein, glaubt Roland Pucher. Dieselbe Skepsis brauche es aber bei allen Kommunikationsformen. Lieber einmal zu oft eine Info gegenchecken, als auf einen Betrug hereinfallen. Sollte es doch einmal dazu kommen, sollte unbedingt eine Anzeige erstattet werden. Cybercrime kann übrigens bei jeder Polizeidienststelle gemeldet werden.

Ein einfacher Trick, um zum Beispiel Live-Deepfakes von Gesichtern schnell zu erkennen ähnelt übrigens einer Alkoholkontrolle: Den Finger auf die Nase halten. Damit wird das Bild unterbrochen und ein Deepfake könnte als solches enttarnt werden. Und sollte die Person doch echt sein, hat man auf diesem Weg zumindest ein Meeting aufgelockert. 

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