19.07.2019

KMU und Digitalisierung in Österreich: Daten und Fakten

Klein- und Mittelbetriebe bilden das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Derzeit gibt es in Österreich rund 328.900 KMU, die rund zwei Millionen Menschen beschäftigen und einen Umsatz von 455 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaften. Wir haben haben Daten und Fakten zusammengetragen und erörtert, wo gerade der Schuh in Sachen Digitalisierung drückt.
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KMU
(c) fotolia / seventyfour

Die familiengeführte Tischlerei, der Friseurladen von nebenan oder der mittelständische Industriebetrieb KMU sind unabhängig ihrer Größe und Branche gleichermaßen von der Digitalisierung betroffen. Aufgrund der digitalen Transformation verändern sich nicht nur die Produktionsbedingungen, sondern auch das Kundenverhalten. Dahingehend sind sie nicht nur gezwungen, ihre Produktion und Dienstleistungen anzupassen, sondern müssen beispielsweise auch neue Vertriebs- und Marketingstrategien entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

+++ “Digital-Dossier 2018”: Großer digitaler Aufholbedarf bei Klein- und Mittelunternehmen +++

Studien zu KMU und Digitalisierung

Die digitale Transformation erfordert es, Geschäftsmodelle auf neue Beine zu stellen. Dieser Prozess geht in Österreich allerdings nur schleppend voran: In den letzten zwei Jahren haben zahlreiche Studien und Publikationen auf den digitalen Aufholbedarf der heimischen KMU-Landschaft hingewiesen. Zu ihnen zählt beispielsweise das Digital Dossier und der Mittelstandsbericht 2018 des Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) oder eine Digitalisierungsstudie aus dem Jahr 2017, die unter 1700 österreichischen KMU aus sieben verschieden Sparten der Wirtschaftskammer Österreich durchgeführt wurde. 

Was ist eigentlich ein KMU?

Möchte man den Digitalisierungsgrad der heimischen KMU-Landschaft erörtern, so empfiehlt es sich, zunächst allgemeine Daten und Fakten zu KMU in Österreich anzusehen. Dazu gehört auch die Definition. Prinzipiell gilt in Österreich die KMU-Definition der Europäischen Kommission, der drei Kriterien zugrunde liegen: Mitarbeiterzahl, Jahresumsatz sowie die Jahresbilanzsumme. Konkret bedeutet dies, dass ein Unternehmen zu einem KMU gezählt wird, wenn dieses weniger als 250 Personen beschäftigt, einen Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen erzielt oder dessen Jahresbilanzsumme sich auf höchstens 43 Millionen beläuft. 

Was leisten KMU?

“KMU sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft.” Dieser oft zitierte Satz lässt sich auch anhand konkreter Daten bestätigen. Laut Mittelstandsbericht 2018, der im November letzten Jahres veröffentlicht wurde, gibt es in Österreich derzeit rund 328.900 KMU. Das entspricht 99,6 Prozent der österreichischen Unternehmen. Zudem sind knapp zwei Millionen Menschen in KMU beschäftigt. Das entspricht wiederum 68 Prozent aller Erwerbstätigen der marktorientierten Wirtschaft. Der Gesamtumsatz von KMU beläuft sich auf rund 455 Milliarden Euro pro Jahr. Laut dem Mittelstandstandsbericht 2018 sind das 62 Prozent der Wertschöpfung. 

Mittelstandsbericht
(c) Quelle: Mittelstandsbericht 2018

Im langfristigen Vergleich zeigt sich, dass die Relevanz von KMU in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Anzahl der KMU ist zwischen 2008 und 2016 um 9,8 Prozent gestiegen, die Anzahl der Beschäftigten in KMU hat sich um 9,4 Prozent erhöht, der Umsatz um 12,3 Prozent. 

(c) Quelle: Mittelstandsbericht 2018

Welche Branchen umfassen KMU?

Weiters zeigt sich, dass KMU keine homogene Masse sind, sondern sich nach Beschäftigungszahl, Umsatz oder Branche unterscheiden. So entfallen 24 Prozent der KMU auf den “Handel”, 20 Prozent auf “freiberufliche, wissenschaftliche oder technische Dienstleistungen”, 14 Prozent auf “Beherbergung und Gastronomie”, 11 Prozent auf die “Baubranche”, sowie sieben Prozent auf die “Herstellung von Waren”. Die restlichen 25 Prozent teilen sich auf “Information & Kommunikation” sowie “Finanz- und Versicherungs-Dienstleistungen” und sonstige Branchen auf.  

(c) Mittelstandsbericht 2018

Wo drückt der Schuh in Sachen Digitalisierung?

Das Digital-Dossier, das im Dezember 2018 von der ehemaligen Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck präsentiert wurde, sieht bei der Digitalisierung der österreichischen KMU-Landschaft großen Aufholbedarf: Im Dossier, das auf bereits vorhandenen und veröffentlichten Studien sowie Statistiken zum Thema aufbaut, heißt es dazu: “Mehr als jedes dritte KMU misst digitalen Technologien noch keine große Relevanz für das eigene Geschäftsmodell zu.” In diesem Zusammenhang wird auf eine von Ernst & Young 2017 durchgeführten Studie verwiesen: Demnach spielen für nur 21 Prozent der Unternehmen mit Umsätzen kleiner als 30 Mio. Euro digitale Technologien eine “sehr große Rolle” für ihr Geschäftsmodell. 

“Nur wenige digitale Champions”

Auch hinsichtlich den Investitionssummen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. So würden österreichische Industrieunternehmen aus dem Mittelstand im Schnitt nur zehn Prozent ihrer Gesamtinvestitionen für digitale Technologien aufwenden. Zudem herrsche großer Nachholbedarf sowohl in Bezug auf IT und Datensicherheit, als auch bei betriebswirtschaftlichen Aspekten, wie der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle, vor. Dazu heißt es: “Ein Großteil der KMU sind digitale Neulinge oder digital bewusst, nur wenige Teilnehmer der Studie zeichnen sich als digitale Champions aus.”

KMU-Schwerpunkt und Roadshow

Der brutkasten nimmt diese Thematik zum Anlass und wird sich in einer neuen Serie mit der Digitalisierung der österreichischen KMU-Landschaft auseinandersetzten. Dazu starten wir am 29. August gemeinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice (aws), der Erste Bank und Sparkasse, der Wiener Städtische Versicherung sowie regionalen Partnern eine zweimonatige Roadshow quer durch Österreich. Ziel ist die Vernetzung von KMU mit Startups und Corporates. Im Fokus stehen Erfahrungsaustausch, die Präsentation von Best-Practice-Beispielen aus der Region und das Aufzeigen von Chancen der Digitalisierung sowie Kooperationen mit anderen Unternehmen. Mehr Informationen zur Roadshow folgen in den nächsten Wochen.


=> zum Mittelstandsbericht 2018

=> zum Digitalen Dossier

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(c) Josepha - Silvan Weder (l.) und Joseph Gitterle von Josepha.

User:innen zu generieren, gehört zu den härtesten Tasks von Gründer:innen. Und ist sehr oft mit hohen Kosten, Marketingmaßnahmen und gezielten Kampagnen verbunden, die wiederum auch Kapital verschlingen. Bei Josepha, einer Schweizer Shopping-Plattform mit einem österreichischen Co-Founder, hat das anders funktioniert.

Josef Gitterle ist in Tirol aufgewachsen und hat dort das Gymnasium Landeck besucht. Für sein Wirtschaftsstudium ging er an die Universität in St. Gallen, wo er seinen Bachelor und später seinen Master in “Banking & Finance” absolvierte.

Grundstein für Josepha im Inkubator gelegt

Während des Studiums haben er und sein damaliger Mitbewohner den “Premium Furniture Webshop” aufgebaut. Dann lernte er Ende 2022 Silvan Weder kennen. Weder brachte jahrelange Forschungserfahrung im Bereich Künstlicher Intelligenz an der ETH Zürich aus seiner Zeit bei Amazon, Meta und seinen Forschungs-Arbeiten mit, während der Tiroler mit Erfahrung im stationären Handel und E-Commerce punkten konnte. Gemeinsam waren sie Teil des Schweizer Startup-Inkubators Talent Kick.

“Währenddessen haben wir diverse Ideen entwickelt und getestet. Der erste Prototyp entstand innerhalb eines Nachmittags, inspiriert von der Philosophie ‘do things that don’t scale'”, erinnert sich Gitterle. “Unsere ersten Nutzer konnten Produkt-URLs einfügen, woraufhin wir manuell alle relevanten Informationen recherchierten und per E-Mail zustellten. Obwohl es bis zu zehn Stunden dauerte, waren die Nutzer begeistert, was uns zeigte, dass enormer Bedarf besteht und wir ein konkretes Problem lösen. Über 1.092 manuelle Suchanfragen halfen uns, die Schwierigkeiten unserer Nutzer bei der Produktsuche genau zu verstehen und legten den Grundstein für Josepha. Im Mai 2024 haben wir die vollständige Plattform online gestellt.”

Josepha ist konkret dazu da, um, anstatt stundenlang durch das Internet zu klicken, alle relevanten Informationen zu jedem online erwerbbaren Produkt sofort zu erhalten. Darunter: Testberichte, Produktvideos, Alternativen und eine Liste von Shops mit Preisen, Lieferzeiten, Versandkosten und Verfügbarkeit. Dazu muss man den Link des Produktes in das Suchfeld der Plattform eingeben und man erhält die Ergebnisse durch eine KI, die im Hintergrund läuft.

Josepha-Founder sind Gegner von Meetings

Gitterle und Weder haben sich entschieden, in der Schweiz zu gründen, da sowohl sein als auch das berufliche Umfeld seines Partners dort stark verankert ist. “Silvan hat seinen PhD an der ETH Zürich gemacht, und die Nähe zu Top-Universitäten und technischen Talenten war für uns entscheidend. Innerhalb von Europa bietet die Schweiz ideale Voraussetzungen, um hochqualifizierte Fachkräfte für unsere Vision zu gewinnen”, erklärt der Tiroler.

Bei den Eidgenossen haben die beiden in den ersten vier Monaten 20.000 User:innen ohne bezahlte Werbung gewinnen können.

“Als Team sind wir unheimlich schnell. Schnell im Umsetzen, testen und evaluieren. Wir sind beide Gegner von Meetings und unser Fokus liegt auf dem Umsetzen. Ganz nach dem Motto: Action produces information” erklärt Gitterle. “Unser bisheriger User-Erfolg basiert auf einer organischen Social-Media-Strategie. Wir haben verschiedene Content-Formate und -Hooks auf TikTok und Instagram getestet und die erfolgreichsten Ansätze auf mehreren Accounts skaliert. Durch dauerhaftes Experimentieren und Optimieren konnten wir eine starke organische Reichweite aufbauen, ohne einen Cent in bezahlte Werbung zu investieren. Mit unserer Strategie generieren wir pro Woche über 500.000 Views auf Social Media.”

Die größte Herausforderung dabei war das Automatisieren von dem, was das Duo vorher in 1.092 Suchen manuell gemacht hat: die Aggregation und Bereinigung von Produktdaten über verschiedene Quellen hinweg.

“Das ist technisch sehr anspruchsvoll, wir konnten das aber bereits erfolgreich umsetzen”, so Gitterle weiter. “Überraschend einfach war die Validierung des Nutzerbedarfs: Bereits unser erster, rudimentärer Prototyp wurde stark nachgefragt, obwohl Nutzer:nnen lange auf ihre Ergebnisse warten mussten. Für uns war klar: Wenn wir die gleiche Erfahrung in Sekundenschnelle hinbekommen, verändert das das Shopping grundlegend.”

Leidenschaft liegt im Consumer-Bereich

Überraschend war für das Founder-Team auch der weit verbreitete Mythos, dass B2B-Unternehmen angeblich leichter aufzubauen seien. Zahlreiche erfahrene Wirtschaftsakteure und Investoren rieten den beiden immer wieder, ihre Technologie für eine B2B-Lösung zu nutzen.

“Aus eigener Erfahrung können wir die Erfolgswahrscheinlichkeit weder bestätigen noch widerlegen, aber eines ist für uns klar: Unsere Leidenschaft liegt im Consumer-Bereich. Als Gründerteam brennen wir dafür, das Shopping-Erlebnis für jeden Einzelnen mithilfe von Technologie neu zu gestalten”, erklärt der Finanzexperte den Weg seines gebootstrappten Startups.

Zu den nächsten Zielen gehört der Ausbau der Produktberatung und die Einführung einer mobilen App, die die Nutzung von Josepha weiter vereinfachen soll. Mit dem Ziel, “Josepha zur führenden Shopping-Plattform in Europa und den USA auszubauen​.”

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