25.02.2019

Exit: Neustart für Kiweno mit deutschem Eigentümer

Kiweno sorgte mit seinen Unverträglichkeits-Selbsttests Anfang 2016 mit einem Mega-Deal bei 2 Minuten 2 Millionen für Aufsehen. Mitten im Hype um das Tiroler Startup brachte mediale Kritik einen Dämpfer. Und die auf Fernsehwerbung ausgerichtete Strategie erwies sich als Reinfall. Wir sprachen mit Co-Founder und CEO Robert Fuschelberger über eine Achterbahnfahrt mit Happy End.
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Kiweno: Co-Founder und CEO Robert Fuschelberger - Exit an Immundiagnostik AG
(c) Kiweno: Co-Founder und CEO Robert Fuschelberger

Es ist in letzter Zeit ziemlich leise um Kiweno geworden. Vor einigen Jahren sah es ganz anders aus. 2015 war das Tiroler Startup mit seinen Selbsttests für Nahrungsmittelunverträglichkeiten angetreten. Das Modell: KundInnen des Startups senden einige Tropfen Blut in einem Röhrchen über Kiweno an eines der Partnerlabors und bekommen kurze Zeit später das Testergebnis. Im Laufe der Zeit wurde auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Tests erweitert. Kiweno hatte mit Co-Founderin Bianca Gfrei an der Spitze bereits eine Reihe von Awards abgeräumt, als Anfang 2016 satte sieben Millionen Euro Medienbudget in Österrech und Deutschland in der Puls4-Show 2 Minuten 2 Millionen zugesagt wurden. Der öffentliche Hype war perfekt.

+++ Archív: Kíweno-Gründerín Bíanca Gfreí ím persönlíchen Intervíew +++

Medialer Dämpfer

Doch bald kam der erste Dämpfer. Das Magazin profil schoss sich auf Kiweno ein und warf dem Startup in mehreren Beiträgen vor, „fragwürdige“ Tests durchzuführen, deren Ergebnisse wissenschaftlich nicht haltbar wären. „Das hat natürlich weh getan. Schließlich haben wir unsere Tests ja nicht selbst entwickelt, sondern bieten erprobte Methoden über zertifizierte Labors und anerkannte Ärzte an“, sagt Co-Founder und CEO Robert Fuschelberger im Gespräch mit dem brutkasten. Parallelen zum gescheiterten US-Startup Theranos, das eigene Labors betrieb, seien an den Haaren herbeigezogen. „Aber das war den Leuten damals egal. Es hat zuviel zusammengepasst – seien es die Bluttests oder die blonde Gründerin“, sagt Fuschelberger.

TV-Medienbudget wurde zum Reinfall

Doch die schlechte Publicity sei nicht das größte Problem gewesen. Eben dieses entstand paradoxerweise durch den Mega-Deal bei 2 Minuten 2 Millionen. „Wir haben unsere gesamte Strategie auf das TV-Medienbudget in Österreich und Deutschland ausgerichtet. Wir wussten schon damals: Wenn es nicht klappt wird es ein harter und steiniger Weg“, sagt der CEO. Es hat nicht geklappt. „Wir haben unsere Umsatzziele bei weitem nicht erreicht. Tatsächlich hat uns der Auftritt in der Show mehr gebracht, als die gesamte Fernsehwerbung. Wir haben es nicht geschafft von den Early Adopters auf die breite Masse zu kommen“, sagt Fuschelberger. Die Kampagne wurde abgebrochen, der Deal schrittweise rückabgewickelt.

„Höchste Hochs und die tiefste Tiefs der Startup-Welt“

Im Herbst 2017 beendete die Co-Founderin und damalige CEO Bianca Gfrei ihre operative Tätigkeit. Eine weitere Finanzierungsrunde konnte nicht abgeschlossen werden. Der Großteil des Teams musste mit der Zeit entlassen werden. Der nunmehrige CEO und sein Vater Roland Fuschelberger führten das Unternehmen aber weiter. „Wir haben die höchsten Hochs und die tiefsten Tiefs der Startup-Welt kennengelernt. Aber wir hatten immer starke Partner die uns unterstützt haben. Das war entscheidend“, sagt Robert Fuschelberger.

Kiweno-Exit an deutsche Immundiagnostik AG

Und es kam tatsächlich zum Happy End – und einem damit verbundenen Neustart. Denn die deutsche Immundiagnostik AG übernahm nun das Tiroler Startup. Konkret handelt es sich um einen Asset-Deal. Das Unternehmensvermögen wurde also gekauft, die Firma dabei aufgelöst. „An Struktur, Marke und Team wird aber festgehalten. Wir führen unsere Arbeit also weiter“, sagt Fuschelberger. Über den genauen Betrag hält er sich bedeckt. „Es ist kein Mega-Exit, wie wir sie in Österreich bereits gesehen haben. Insgesamt sind die Gesellschafter (Anm. u.a. Hansi Hansmann) aber sehr zufrieden“, sagt der CEO.

Neue Produkte in Planung

Die Immundiagnostik AG hätte man bereits länger gekannt, sie bei der Partnersuche aber zunächst nicht am Radar gehabt, erzählt Fuschelberger. „Bei einem Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass sie sich stärker im B2C-Markt positionieren wollen und entsprechendes Know-how suchen“. Nun wolle man das Angebot des deutschen Labors entsprechend ergänzen und in weiterer Folge gemeinsam neue Produkte auf den Markt bringen. „Es geht in Richtung Tests, die nicht mehr ins Labor müssen, wie man es etwa von Schwangerschaftstests kennt“, verrät der Kiweno-CEO.

„Hit or miss“ hat ausgedient

Dafür werde auch weiteres Kapital in Kiweno fließen. „Wir sind wahnsinnig happy, dass wir mit dem neuen Partner jetzt gut für die Zukunft gerüstet sind“, sagt Fuschelberger. Eines sei für die zukünftige Ausrichtung aber jedenfalls klar: „Es geht nicht mehr um superschnelles Wachstum, nicht mehr um ‚hit or miss‘. Wir wollen in den kommenden Jahren ein stabiles, lukratives Business aufbauen“.

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