18.07.2023

Kilobaser: Grazer DNA-Drucker-Startup muss Konkurs anmelden – 5 Mio. Euro Passiva

Mit seinem DNA-Synthesizer schaffte Kilobaser es auch in den renommierten US-Accelerator Y-Combinator. Zuletzt gelang es aber nicht, ein ausreichend großes Investment aufzustellen.
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Briefcase Biotec: Grazer bauen ersten DNA-Printer Kilobaser, Mabeal, Malaysia, Monkurs, Insolvent
© Kilobaser - Das Gründer-Team Martin Jost, Alexander Murer und Bernhard Tittelbach.

Mit dem “DNA-Printer” – oder auch scherzhaft der “DNA Nespresso-Maschine” des Grazer Startups Kilobaser lassen sich verhältnismäßig schnell, günstig und einfach sogenannte DNA-Primer herstellen. Das sind kurze DNA-Stränge, die in der einschlägigen Forschung eine zentrale Rolle spielen. Üblicherweise beziehen Labore diese Primer von großen Anbietern, die diese zentral produzieren. Mit dem DNA/RNA-Synthesizer des Startups können Labore sich die Stränge dagegen selbst nach ihren Bedürfnissen drucken.

Vielversprechende Umsatzentwicklung nach Marktstart

2014 gegründet, konnte Kilobaser auf dem Weg einige mit seinem Produkt überzeugen – darunter auch Investor:innen und Förderstellen. Einer der größten Erfolge: 2020 schaffte das Unternehmen den Sprung in das wohl bekannteste Accelerator-Programm des Planeten, den Y-Combinator im Silicon Valley. Dazu gründete es auch eine Niederlassung in den USA, die zur Muttergesellschaft wurde. Erst kurz zuvor war nach Jahren der Forschung und Entwicklung der Marktstart erfolgt. Und die ersten Umsätze waren vielversprechend, wie das Startup 2021 in Zahlen darlegte. Klar war schon damals aber auch: Für die nächsten Schritte brauchte es eine substanzielle Finanzierungsrunde.

Große Finanzierungsrunde für Kilobaser kam nicht zustande

Zu dieser kam es nicht, bzw. dürften diesbezügliche Verhandlungen geplatzt sein. “Wir haben schon seit Anfang 2022 versucht, eine Investitionsrunde über mehrere Millionen aufzustellen. Leider ist speziell in den USA genau seit Anfang 2022 das Startup-Investitionsklima extrem schlecht, aufgrund der steigenden Zinsen und eingebrochenen Aktienmärkten”, schreibt Kilobaser-Gründer Alexander Murer dem brutkasten auf Anfrage. “Wir konnten zwar mehrere kleinere Überbrückungsrunden von bestehenden Investoren holen, das war allerdings zu wenig, um nachhaltig in Werbung und Verkauf zu investieren um profitabel zu werden”.

Konkurs mit 5,2 Mio. Euro Passiva

Nun brachte das Startup (die österreichische GmbH, die sich zu 100 Prozent in Besitz der US-Firma befindet) einen Konkursantrag ein – eine Fortführung in der aktuellen Form ist also ausgeschlossen. 19 Dienstnehmer:innen, davon zehn in Vollzeit, sind betroffen. Passiva von rund 5,2 Millionen Euro stehen laut Kreditschutzverband AKV Aktiva von lediglich 110.000 Euro gegenüber.

Zu den Insolvenzursachen heißt es auf der Page des AKV unter anderem: “Die Erfindung und Entwicklung des Kilobasers erforderte erhebliche Investitionen. Trotz Aufnahme in das Y-Combinator-Startup-Förderungsprogramm in den USA konnten die geplanten Absätze nicht erzielt werden, zumal viele Messen ausfielen. Zugesagte weitere Investitionsmittel blieben aus, zumal die potentiellen Investoren ihre Angebote infolge der verschlechterten Situation auf den Aktienmärkten zurückgezogen hätten”.

Neustart von Kilobaser wäre möglich

Ob das Projekt Kilobaser mit dem Konkurs der GmbH tatsächlich beendet wird, ist derweil unklar. Im Zuge der Verwertung im Konkursverfahren können die Assets des Unternehmens erworben werden. Ein Neustart in einer anderen Gesellschaft ist also möglich. Gründer Alexander Murer schreibt dazu auf brutkasten-Anfrage lediglich: “Zu den Assets und weitere Plänen kann ich derzeit nichts sagen”.

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Tagbase, Riad, LEAP 2025, Authentizität
(c) Tagbase - (v.l.) Mario Uhrer, Manuel Mertl und Felix Exner von Tagbase.

Es war ein persönliches Bedürfnis von Tagbase-Founder Manuel Mertl, das ihn einst auf die Suche nach einer Lösung für Produktauthentizität sandte. Auf seiner Reise stellte er fest, dass viele bestehende Ansätze nicht zuverlässig sind und auf statische Methoden wie QR-Codes oder NFC-Tags setzen, die leicht kopiert werden können. Das Kernproblem dabei: Eine Authentizitätslösung darf nicht kopierbar sein, sonst könnten dieselben Mechanismen auf gefälschte Produkte angewendet werden. Das wusste Mertl.

Tagbase: “Nicht fünf verschiedene Apps”

“Ich entdeckte schließlich einen NFC-Chip, der bei jedem Lesevorgang dynamisch generierte Daten erstellt”, erzählt er heute. “Andere Firmen, die diesen Chip nutzen, setzen jedoch auf dedizierte Mobile-Apps, was ich für unpraktisch halte. Kunden möchten keine fünf verschiedenen Apps installieren, um Produkte unterschiedlicher Marken zu verifizieren.

Daher entwickelte er einen Prototyp, der keine eigene Applikation erfordert, aber dennoch die notwendige Sicherheit bringen soll. “Unsere Lösung kombiniert dynamische Daten, einfache Bedienung und manipulationssichere Technologie, um die Authentizität von Produkten zuverlässig zu gewährleisten”, so Mertl weiter. Oder anders gesagt, User:innen können die Echtheit eines Produkts überprüfen, indem sie einen NFC-Tag mit ihrem Smartphone scannen.

In Mario Uher, aktueller CTO und Felxi Exner, COO, fand Mertl sein Founder-Team und gründete Tagbase. Ein Startup, dessen USP es ist, dass bei der Nutzung ihrer Lösung “keine dedizierte Mobile-App erforderlich ist, um Produkte auf ihre Echtheit zu verifizieren”

“Zusätzlich haben wir eine Blockchain-Integration implementiert. Diese ist nicht zwingend für die Produktauthentizität notwendig, sondern ein zusätzliches Feature. Damit können wir nicht nur die Echtheit eines physischen Objekts nachweisen, sondern auch den Besitz des Objekts digital belegen – beispielsweise durch einen Token in einer Wallet”, erklärt Mertl weiter. “So schließen wir die Lücke zwischen Produktauthentizität und digitalem Eigentum. Unsere Lösung bietet einen umfassenden Ansatz, der sowohl die physische als auch die digitale Dimension abdeckt.”

Pitch in Riad im Februar

Aktuell freut sich das Gründertrio darüber, dass Tagbase als eines von weltweit 120 Startups ausgewählt wurde, um im Februar auf der LEAP 2025 in Riad (Saudi-Arabien) zu pitchen. Die Teilnahme sei das Ergebnis einer “aufregenden Reise”, die im Vorjahr ihren Lauf nahm.

“Im Oktober waren wir unter den ‘Top 10’ beim ‘Cardano Summit’ in Dubai eingeladen, wo wir pitchen durften. Zwei Wochen später gehörten wir zu den Top 100 beim ‘Entrepreneurship World Cup’ (EWC) in Riad und präsentierten unsere Lösung dort”, erläutert Mertl. “Während der Veranstaltung wurde uns die LEAP 2025 bekannt, und wir haben uns sofort beworben. Nun dürfen wir im Februar auf der Bühne für sechs Preise pitchen.” Der Gesamtpreispool des – zum dritten Mal stattfindenden – Wettbewerbs beträgt eine Million US-Dollar, wobei der kleinste Preis für einen Gewinner bei 150.000 US-Dollar liegt.

“Für uns ist die Teilnahme eine großartige Gelegenheit, unsere Lösung international zu präsentieren, wertvolle Kontakte zu knüpfen und potenzielle Investoren sowie Partner zu gewinnen. Es ist ein wichtiger Schritt, um Tagbase.io weiter zu etablieren”, sagt Mertl.

Tagbase: Plugins geplant

Zurzeit befindet sich das Startup in der Pilotphase und arbeitet unter anderem an einer Blockchain-Integration, konkreter an der Erweiterung auf mehrere Blockchains, um digitales Eigentum flexibler nachzuweisen.

Zudem plant man ein WordPress- und Shopify-Plugin, damit Kunden den Verifizierungsmechanismus von Tagbase in ihre eigenen Webseiten oder Webstores integrieren können. “Dabei entscheiden sie, ob die Verifizierung über unsere Plattform oder direkt über ihre Webseite erfolgt. Das schafft Potenzial für Upselling und zusätzliche Produktinformationen”, merkt Mertl an. “Kurzfristig möchten wir so viele Pilotkunden wie möglich gewinnen. Unsere Lösung ist agnostisch und kann in verschiedenen Branchen eingesetzt werden – von der Pharmaindustrie über Luxusgüter bis hin zur Verifizierung von Dokumenten.”

Nach dem Ende der Pilotphase möchte das Gründertrio heuer seine Lösung in verschiedenen Branchen etablieren; Gespräche mit einer Kosmetikmarke, einem Künstler und einem Getränkehersteller seien bereits gestartet. Langfristig möchte sich das Startup als führende Lösung für Produktauthentizität und digitalen Eigentumsnachweis weltweit etablieren.

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