09.07.2024
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

KI-Verbot am Arbeitsplatz in Österreich weit verbreitet

Das aktuelle "EY European AI Barometer" zeigt: Die KI-Skepsis ist in Österreich im Europa-Vergleich hoch.
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KI-Verbot in Österreichs Unternehmen | (c) Glenn Carstens-Peters via Unsplash
(c) Glenn Carstens-Peters via Unsplash

Österreich könnte seine Wertschöpfung mit Künstlicher Intelligenz um 18 Prozent steigern – zu diesem Ergebnis kam kürzlich eine von Microsoft in Auftrag gegebene Studie (brutkasten berichtete). Eine andere, vergangene Woche von Accenture veröffentliche Studie geht von einem Produktivitätspotenzial von 81,5 Milliarden Euro durch (stark KI-getriebene) Automatisierung in Österreich aus (brutkasten berichtete). Für Digitalisierungs-Staatssekretärin Claudia Plakolm ist diese daher “entscheidend für die Zukunft des Standorts Österreich”, wie sie bei der Studienpräsentation sagte.

Damit scheint die Sache klar: KI sollte in der Prioritätenliste österreichischer Unternehmen ganz oben stehen – vor allem wenn man bedenkt, dass die internationale Konkurrenz ebenfalls nicht untätig ist und die Entwicklung vorantreibt. Doch wie wichtig oder unwichtig wird Künstliche Intelligenz in der heimischen Arbeitswelt tatsächlich genommen? Und wie sieht es im Vergleich zu anderen Ländern aus? Antworten auf diese Fragen gibt das aktuelle “EY European AI Barometer”. Und diese Fallen nicht unbedingten zugunsten Österreichs aus.

31 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Österreich dürfen KI am Arbeitsplatz gar nicht nutzen

Rund 4.700 Arbeitnehmer:innen in neun Ländern Europas, davon mehr als 500 in Österreich und insgesamt 29 Prozent in Führungspositionen wurden dafür befragt. Ein bezeichnendes Detailergebnis: 31 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Österreich dürfen KI am Arbeitsplatz gar nicht nutzen. Unter den neun einbezogenen Ländern liegt dieser Wert nur in Deutschland mit 36 Prozent noch höher. In der Schweiz etwa liegt er bei 15 Prozent. Im westlichen Nachbarland dürfen überdies 41 Prozent der Befragten KI mit Einschränkungen nutzen (Österreich: 31 Prozent) und 32 Prozent ohne Einschränkung (Österreich: 15 Prozent).

Österreichische Arbeitnehmer:innen bei Erfahrungen mit KI unter Durchschnitt

Entsprechend überrascht es auch nicht, dass Österreich auch beim Anteil an Personen, die angeben, bereits Erfahrungen mit KI gemacht zu haben, unter dem Durchschnitt liegt. 69 Prozent beträgt der Wert hierzulande im Gegensatz zu 84 Prozent in Spanien und 82 Prozent in der Schweiz. Immerhin: Die Hälfte der Befragten aus Österreich hat KI schon beruflich genutzt (neun Prozent nur beruflich, 41 Prozent beruflich und privat, weitere 20 Prozent nur privat). Das entspricht in etwa dem Schnitt in den neun in der Studie einbezogenen Ländern.

Am häufigsten wird KI hierzulande zur Texterstellung genutzt (58 Prozent), gefolgt von Sprachassistenten (39 Prozent), Chatbots (27 Prozent) und Übersetzungsprogrammen (26 Prozent). Dabei geben 19 Prozent der österreichischen Befragten an, bereits jetzt einen Einfluss von KI auf ihre Arbeit zu spüren. Weitere 38 Prozent erwarten einen derartigen Einfluss in den nächsten drei Jahren. Zwölf Prozent gehen überdies von deutlichen Auswirkungen durch KI auf den eigenen Job aus, weitere 44 Prozent von teilweisen Auswirkungen.

Stellenkürzungen erwartet

In diesem Zusammenhang gesondert abgefragt wurde, ob Stellen-Reduktionen durch KI erwartet werden. 20 Prozent der österreichischen Befragten gehen fix davon aus, weitere 45 Prozent eher. Gerade in der Schweiz, wo KI laut den anderen Ergebnissen bereits stärker zum Einsatz kommt, als hierzulande, liegen die Werte dagegen mit 13 bzw. 44 Prozent signifikant niedriger.

Österreich Schlusslicht bei KI als Investitions-Priorität

Und wie sieht das Ganze aus Sicht der befragten Führungskräfte aus? Während in Österreich 35 Prozent angeben, dank KI bereits Kosten Einsparen, Gewinne Steigern oder beides gekonnt zu haben, sind es bei Spitzenreiter Schweiz ganze 79 Prozent. Bei der Frage, ob KI eines der Top-Investmentziele des Unternehmens sein wird, liegen die österreichischen Manager:innen mit 22 Prozent sogar am niedrigsten unter den neun in die Studie einbezogenen Ländern. Auch hier führt die Schweiz mit 57 Prozent vor Spanien mit 54 Prozent.

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Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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