Am Mittwoch versammelten sich zehn Größen der österreichischen KI-Grundlagenforschung und bekräftigten erneut ihren dringenden Apell: Sie benötigen mehr Geld für Infrastruktur und Personal. “Wir brauchen wenigstens ein Budget, das dezidiert für KI-Grundlagenforschung vorgesehen ist”, sagt KI-Pionier Sepp Hochreiter. Denn sonst würde man, so lautete der einstimmige Tenor der Forscher:innen, hinter der internationalen Konkurrenz zurück bleiben – und das obwohl es in Österreich international hoch angesehene Wissenschaftler:innen gebe.

Insbesondere verwiesen die versammelten Forscher:innen auf die kurzen Innovationszyklen von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung im Bereich Künstliche Intelligenz. Die langen bürokratische Verfahren lösen Unbehagen bei ihnen aus.

KI-Grundlagenforschung im Freistaat Bayern

Als Vorbild in Sachen finanzieller Unterstützung wurde wiederholt das deutsche Bundesland Bayern genannt. Dort werde großzügig in KI investiert. Der Bayrische Ministerpräsident Söder versprach im März, 1000 neue Professuren und 3,5 Milliarden Euro in Zukunftstechnologien wie KI, Supercomputing und Robotik zu investieren. Auch Hochreiter (JKU) verwies auf Bayern und die aus seiner Sicht bessere Situation in Deutschland: “Ich finde es blöd, dass man die Goldgrube ins Nachbarland wegschüttet”, meinte er.

Österreichische Forschungserrungenschaften landen den Forscher:innen nach auch im Ausland bzw. bei Großkonzernen wie Amazon oder können dort erst umgesetzt werden. “Bei Austro-GPT haben wir jetzt Angebote aus Saudi Arabien und Deutschland”, so Hochreiter. Er würde die Anwendung gerne in Österreich behalten, “weil es hier entwickelt wurde”. Allerdings würden die Rechenkapazitäten nur für Vor-Experimente reichen.

Abgewanderte Forscher:innen zurückzuholen

Laut Bernhard Nessler vom Software Competence Center Hagenberg stünden einem Praktikanten bei Google für ein halbwegs interessantes KI-Projekt 1000 Grafikprozessoren zur Verfügung – die drei- bis vierfache Anzahl der gesamten Johannes Kepler Universität Linz (JKU).

Foto: Jana Unterrainer

Axel Polleres (WU Wien) meint hingegen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, um den beklagten Brain Drain in der KI-Forschung wieder umzukehren: “Das Spannende wäre zu versuchen, die Leute zurückzuholen”. Gerade wären im Silicon Valley und an anderen wichtigen Standorten viele gute Leute gekündigt worden. Allerdings müsse dazu zuerst ein attraktives Umfeld geschaffen werden, argumentiert Polleres.

Insbesondere gehe es auch darum, dass Projekte aus der Grundlagenforschung in die wirtschaftliche Praxis überführt werden können, meint Gerhard Friedrich (AAU). “Was heute Grundlagenforschung ist, kann in zwei Jahren schon ein Milliardenprodukt sein”, sagt er. Er spricht sich daher auch für Startup-Förderung aus. Denn: “Ohne die Leute, die Startups hochziehen können, wird das in Österreich nicht passieren”. Zwar werde nicht aus jeder Grundlagenforschung etwas, aber: “wer nicht sät, wird auch nicht ernten.”