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Eine Zeit lang wollte sie jeder haben, inzwischen herrscht wieder Uneinigkeit, ob sie dem Fortkommen des Unternehmens gar so dienlich ist: die flache Hierarchie. Es kommt letztlich wohl auf die Charaktere im Team an, denn Beispiele für Gelingen und Scheitern gibt es auf beiden Seiten der Diskussion. Eine – bislang erfolgreiche – außergewöhnliche Umsetzung des flache Hierarchie-Prinzips zeigt das Medien-Startup Katapult Magazin mit Sitz in der nordost-deutschen Stadt Greifswald.
Katapult Magazin: Einheitsgehalt von Aboverkäufen abhängig
Beim populärwissenschaftlichen “Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft”, das durch seine besonders anschaulichen und teils sehr witzigen Karten und Infografiken Bekanntheit erlangt hat, verdienen alle gleich viel. Für Gründer, CEO, Herausgeber und Chefredakteur Benjamin Fredrich gibt es, genau so wie für die restlichen 25 Mitarbeiter, je 3000 Euro Brutto im Monat. Und das in einem wachsenden Unternehmen: Bald sollen es 33 Mitarbeiter sein, erzählt Fredrich der Berliner Zeitung (BZ). Dabei sind etwa auch eine Köchin und ein Koch einer Kantine im Bürogebäude, die das Katapult Magazin bei deren drohender Schließung kurzerhand übernommen hat.
Dabei variiert das Einheitsgehalt gekoppelt an die Aboverkäufe, wie Fredrich dem deutschen Magazin Gründerszene erzählt. Beim 2015 gegründeten Unternehmen bedeutete das bislang eine deutliche Gehaltssteigerung. Begonnen hatte man nämlich bei 1750 Euro. Die Tendenz ist derzeit – ob des Erfolgs im Abo-Vertrieb – klar steigend. Dieses Jahr habe man bereits 30.000 neue Abonnenten gewonnen. Inzwischen ist man bereits auf der Suche nach einem größeren Verlagsgebäude. Beibehalten wird man dabei, wie die BZ berichtet, die Gesellschaftsform: eine “gemeinnützige Unternehmensgesellschaft”. Bei der kann der Gesellschafter (Fredrich ist Alleineigentümer) keine Gewinne entnehmen und das Unternehmen muss seine Gemeinnützigkeit nachweisen. Das Katapult Magazin macht das über die Förderung von Bildung und Wissenschaft und über Naturschutz.
Flache Hierarchie klappte anfangs nicht wie gewünscht
Entstanden ist das Einheitsgehalt übrigens paradoxerweise, weil es mit der flachen Hierarchie nicht ganz so geklappt hat, wie gewünscht. “Ich bin zwar alleiniger Gesellschafter der Firma, wollte aber, dass niemand den Chef macht”, erzählt Fredrich der Gründerszene. Das habe man im anfänglichen Vierer-Team versucht und schon nach zwei Monaten festgestellt, dass es nicht funktioniert. “Es war naheliegend, dass ich das übernehme. Mir gefiel das trotzdem nicht. Allein der Gedanke, jemand könnte irgendwann mal einen Betriebsrat gründen, war mir unheimlich. Ich verorte mich politisch links und stark auf der arbeitnehmerfreundlichen Seite. Als Geschäftsführer würde ich in so einem Fall in einem Dilemma stecken. Darum habe ich schnell klargestellt: Ich mache das – aber nur, wenn ich nicht über Gehälter verhandeln muss”, so der Katapult Magazin-Gründer.