11.01.2021

Gedanken zum verrückten bis dystopischen Wochenende!

In seiner aktuellen Kolumne setzt sich Mic Hirschbrich mit dem Sturm auf das Kapitol auseinander und geht der Frage nach, ob die "Trumpisten" von den BigTechs in die mediale Unabhängigkeit gezwungen werden.
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Kapitol
(c) Wikipedia CC BY 2.0 Tyler Merbler

Die letzten Tage boten wieder einiges an „Aufregern“ und man hatte die Wahl, ob man sich gedanklich Verrücktem, Gefährlichem oder gar Dystopischem widmen wollte. Womit haben Sie ihre Gedanken bespielt?

Haben Sie die Nachrichten zur UK-Mutation des Corona-Virus verfolgt, das eine 50 Prozent höhere Infektionsrate mit sich bringt und London in den Ausnahmezustand versetzt? Apropos, haben Sie eh nicht die zeitlich gut passende Ankündigung der FPÖ dazu versäumt, dass wir ab 18. Jänner ein Volksbegehren gegen die Impfpflicht in Österreich unterschreiben können? Es geht um „Eigenverantwortung statt Zwang“ steht da, ein erprobtes Konzept bei einer hochinfektiösen Krankheit, wie wir wissen.

Oder haben Sie die erste „black-mirror“-Folge in Echtzeit auf CNN gesehen, als Marvel-ähnliche Gestalten, ermutigt durch den Präsidenten, die älteste westliche Demokratie (seit 1787) in ihrem Herzen angriffen, als sie das Kapitol stürmten?

Vielleicht waren Sie auch unter den schier zahllosen Wissenschaftsliebhabern auf Twitter, die ihre rare Freizeit dazu nutzten, sich eine wissenschaftliche Arbeit herunterzuladen?

Diese haben dann wetteifernd Screenshots daraus geteilt, welche die Unfähigkeit und moralische Verkommenheit der Autorin untermauern sollen und selbige auf den digitalen Pranger gestellt. Wenn Sie das auch nicht so sympathisch fanden und das legitime Prüfen solcher Causen samt richtiger und notwendiger Konsequenzen diesbezüglich Berufenen überlassen, dann hatten Sie ja noch Gelegenheit, sich vor einem europaweiten Elektrizitäts-Blackout zu fürchten. Dieser konnte laut Experten nur knapp verhindert werden.

Als der wütende MOB das Kapitol stürmte

Weil es der Zufall so wollte, saßen meine Familie und ich just zu dem Zeitpunkt im Wohnzimmer und hatten im Hintergrund CNN laufen. Die Sprecher beschrieben schon einen wütenden Mob Tausender, als man selbst aufgrund der ausgestrahlten Bilder noch nicht wissen konnte, ob es sich um ein obszönes Volksfest, eine entartete Demonstration oder den größten Akt gegen die Demokratie der USA seit 150 Jahren handeln sollte.

Als Verrückte die Mauer am Kapitol hochgeklettert waren und zum Eingang vordrangen und viel zu spät Polizisten von außen hinzustießen, sah man größere Menschengruppen das Geschehen verlassen. Doch keine Stimme aus dem Sender wollte das auch so kommentieren, es hätte die ohnehin gewaltige Dramatik womöglich gestört. Die Erzählung lautete von da an nur, dass ein riesiger, gewalttätiger und wütender Mob das Kapitol stürmte um…, ja, um was eigentlich genau zu tun? Um einen Laptop von Nancy Pelosy zu stehlen oder eine Statue? Um coole Fotos zu machen? Um den demokratischen Abgeordneten Angst einzujagen, Gewalt auszuüben und so die Wahl doch noch zu drehen?
(Einen der besten Kommentare zum Geschehen gab es übrigens in der New York Times zu lesen, verfasst von Timothy Snyder)

Es war nicht erkennbar, was mit der Aktion eigentlich genau bezweckt wurde und die gezeigten Akteure machten es einem umso schwerer. Wie stellen wir uns auch Erstürmer, Umstürzler oder führende Faschisten vor, die gewaltsam in ein Parlament eindringen? Als „ComicCon“-Nebendarsteller und offensichtlich gesellschaftlich Außenstehende? Als Machos, die wie bösartige Teenager ihre Füße auf einen Schreibtisch legen und Selfies davon machen und Hefter beschmieren?

Nun, vielleicht haben wir keine konkrete Vorstellung von solchen Menschen, weil wir sie gottseidank nie in solchen Aktionen sehen. Aber bei den Fotos und Interviews der Randalierer fühlte man eher die Art von Abscheu, wie wenn man streitsüchtigen Zeitgenossen auf der Straße aus dem Weg gehen möchte. Oder, wie wenn man diese „Dieter Bohlen“-Scham hat. Diese fühlen wir dann, wenn dieser sich bei DSDS wiedermal auf Kosten eines nicht nur grottenschlecht singenden sondern offensichtlich geistig beeinträchtigen Aspiranten lustig macht.

In den sozialen Medien machten unzählige Aufnahmen die Runde von überforderten oder sehr einfach wirkenden Menschen, die intellektuell unmöglich zu erfassen schienen, was hier wirklich vor sich ging. Auch sah man im Testosteron-Rausch handelnde Rowdys, die wirkten, als seien sie einem B-Movie entsprungen.

Verfolgt werden Marionetten! Und die Köpfe?

Der Sturm des Kapitols machte nicht den Eindruck eines gut geplanten und gezielten Manövers. Er wirkte nicht als Teil einer ausgeklügelten, politischen Strategie. Er machte vielmehr den Eindruck einer spontanen Laune eines jetzt noch gefährlicheren, weil gekränkten Narzissten, dessen Aufruf „zum Kapitol zu marschieren“ von willfährigen, manipulierten und brachialen Verschwörungstheorie-Spinnern in Proleten-Manier umgesetzt wurde und fatal ausartete, ja Tote forderte.

Diese Leute werden zurecht verfolgt und werden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Aber die Köpfe, auch nicht jene der zweiten Reihe, so schien es jedenfalls, die waren nicht anwesend.

Jüngste Umfragen zeigen: Rund die Hälfte der republikanischen Wähler halten den Sturm auf das Kapitol für gerechtfertigt und fast alle misstrauen den etablierten Medien grundsätzlich. Das zeigt, wie gespalten das Land ist, wieviel Hass sich aufgestaut hat und auch, wozu eine einseitige und ständig polarisierende Medienlandschaft beiträgt.

Lügen als aktionistischer Motor

Verfolgt man soziale Medien, sieht man, dass viele radikale Trump-Anhänger geradezu durchtränkt sind von gezielten Lügen und Verschwörungstheorien. Und das sind eindeutig faschistoide Merkmale dieser „grass-roots“-Bewegung.

Man ist einfach nur fassungslos, welchen Unsinn z.B. Q-Anon Anhänger glauben und weiterverbreiten. Das macht es auch schwer, diese Bewegung zu verstehen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Feeds in sozialen Medien sind derart absurd esoterisch, pseudo-wissenschaftlich und manipulativ gestaltet, dass sich jede inhaltliche Auseinandersetzung damit erübrigt.

Diese fallen übrigens auch bei uns auf immer fruchtbareren Boden, wie diverse Telegram-Kanäle zeigen. In Vorbereitung zu einem Anti-Corona Spaziergang wird da jüngst unterstellt, dass wir mit der Impfung nur gechipt werden sollen, 5G uns dann wie Roboter steuern wird, Gates und Soros die Köpfe dahinter seien, Eliten unsere Kinder töteten um ihr Blut zu trinken und überhaupt alles nur ein Plan zur Unterwerfung aller und Trump die letzte Rettung sei.

In diesen Corona-Kanälen versuchen Rechtsradikale und Verschwörungstheoretiker die Themen zu vermischen und Ängstliche für ihre politischen Ziele zu vereinnahmen. Das Ziel scheint die maximale Verunsicherung zu sein – um die eigenen politischen Ziele dann als Lösung zu präsentieren. Gesteuert werden diese jüngsten Umtriebe nicht nur von den bekannten rechten Akteuren sondern auch von deutschen und amerikanischen Usern und einer schieren Unzahl neuer, zum Teil richtig gut gemachter News-Agenturen, die die sozialen Medien damit überschwemmen, finanziert von wem auch immer.

Big Tech zwingt Trumpisten in mediale Unabhängigkeit

Privat freut man sich vielleicht darüber, keine Trump-Tweets mehr lesen zu müssen. Jeder Hasskommentar und jede Manipulation, die uns erspart bleiben, scheinen willkommen.

Facebook, Instagram und Twitter haben Trumps Profile und die vieler anderer stillgelegt. Apple, Google und nun auch Amazon ziehen nach und entziehen dem letzten digitalen Refugium dieser Leute, „Parler“, ebenfalls Daseinsberechtigung.

Das alles zwingt die Trumpisten dazu, eigene Medien aufzubauen. Und das werden sie wahrscheinlich auch tun. Eine potentielle Anhängerschaft, rekrutiert aus 70 Millionen Wählerinnen, ist auch kommerziell eine gute Ausgangsbasis dafür. Es wird von elementarer Bedeutung sein, dass der Großteil dieser Wähler von einem anderen, demokratischen Weg überzeugt wird und auch medial damit abgeholt werden kann. Denn eine halbe wählende Bevölkerung, die einen Krieg gegen Big-Tech führt und sich in einem neuen, politischen „Dark-Web“ fortbildet und kommuniziert, kann nicht im Interesse der USA sein. Und in unserem auch nicht!


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OVE, LCM
(c) OVE/Fürthner - (v.l.) Johann Hoffelner, Josef Passenbrunner und Hubert Mitterhofer von LCM.

Seit August des heurigen Jahres hat das LCM mit Johann Hoffelner einen neuen CEO – brutkasten berichtete. Rund drei Monate später darf man sich über den OVE Innovation Award freuen.

Pankl Turbosystems beschäftigt sich mit Brennstoffzellen-Luftversorgungssystemen (FCAS – Fuel Cell Air Supply) sowie mit elektrisch unterstützten Abgasturboladern (EAT – Electrically Assisted Turbocharger) für Kleinserien. Weil aber Turbosysteme technologisch extrem anspruchsvoll sind, setzt die Mannheimer (Deutschland) Firma bei der Optimierung spezieller Komponenten auf externe Entwicklungspartner.

LCM mit Neuauslegung des E-Motors

“Die Elektromotoren für den Antrieb der Verdichterräder sind das Herzstück in FCAS-Systemen. Mit der kompletten Neuauslegung dieses Elektromotors hat LCM einen unentbehrlichen Beitrag zum gelungenen Innovationssprung und Wettbewerbsvorsprung geleistet”, erklärt Pankl Turbosystems-Geschäftsführer Gerhard Krachler.

Konkret hat es neun Monate gedauert, bis das LCM-Team rund um Hubert Mitterhofer und Josef Passenbrunner die ersten Funktionsmuster für den Elektromotor lieferte. Diese erfüllten die Erwartungen von Pankl und liefern Drehzahlen von bis zu 140.000 U/min und eine Nennleistung von 22kW. In diesem Sinne könnte ein FCAS von Pankl Turbosystems, in dem ein von LCM ausgelegter Motor arbeitet, schon bald bei einem Stratosphärenflug an Bord sein, heißt es.

Im Auftrag der britischen Stratospheric Platforms Ltd, eines Herstellers von Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt, hat Pankl gemeinsam mit weiteren internationalen Unternehmen an der Entwicklung eines unbemannten Zero-Emission-Flugobjekts gearbeitet: “Selbst wenn dieses Projekt noch in einem sehr frühen Stadium ist, unterstreicht es die enorme Dynamik in der Brennstoffzellen-Technologie”, so Krachler weiter.

“Begrenzter Bauraum”

So unterschiedlich die Einsatzgebiete der FCAS sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Der Bauraum ist immer extrem begrenzt. Mithilfe der LCM-Software-Plattform “SyMSpace” konnte aus dieser Not eine Tugend gemacht werden. Damit wurden alle Komponenten – von der Baugröße des Motors über die Materialauswahl bis zur Dimensionierung jedes Bauteils – so aufeinander abgestimmt, dass die errechnete Motorauslegung nicht mehr verbessert werden kann, wie es in einer Aussendung heißt.

“Aus mehreren tausenden Varianten entsteht auf diese Art ein Elektromotor in der geforderten Baugröße, der in der Simulation 97 Prozent Wirkungsgrad erreicht. Es lässt sich kein Parameter weiter verbessern, ohne einen anderen zu verschlechtern”, erklären Passenbrunner und Mitterhofer.

Welches enorme Potential Brennstoffzellen haben, unterstreicht auch das Projekt SkalTABs (skalierbares Thermomanagement und Antriebsstrang für Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge). In dem vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsprojekt arbeiteten mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) neben Infineon, GreenIng, AVL LIST und MACCON auch Pankl Turbosystems zusammen.

Das Ziel war es, für mittelständische Unternehmen und Fahrzeughersteller mit kleineren Stückzahlen einen Baukasten für verschiedene Leistungsstufen eigener Brennstoffzellensysteme zu erforschen: “Selbstverständlich war auch unser gemeinsam mit LCM entwickeltes FCAS mit an Bord”, sagt Krachler. Weitere Förderprojekte für Antriebssysteme im Megawatt-Bereich werden gerade vorbereitet.

Award für LCM mit Signalwirkung

Dass LCM und Pankl Turbosystems für ihr Projekt mit dem OVE Innovation Award ausgezeichnet werden, hat für Hoffelner Signalwirkung. Gerade bei nicht-fossilen Antriebtechnologien sei Reichweite das entscheidende Kriterium: “Reichweite ist immer eine Frage der Effizienz. Je effizienter Antriebsysteme arbeiten, desto mehr Reichweite ist möglich. Mit der Zusammenarbeit am FCAS haben wir die Grenzen des Möglichen gemeinsam ein wenig verschoben”, sagen Hoffelner und Krachler.

Bernhard Jakoby, OVE-Juryvorsitzender und Vorstand des Instituts für Mikroelektronik und Mikrosensorik an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU), begründet die Entscheidung LCM zu prämieren wie folgt: “Das ausgezeichnete Projekt zeigt wieder einmal, dass es in Österreich gelingt, innovative Technologien aus der Forschung in die Praxis zu bringen und am Weltmarkt zu etablieren.”

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