08.07.2024
INSOLVENZ

Kärntner E-Mobility-Anbieter ist insolvent – mit über 15 Mio. Euro Passiva

Es wollte den E-Mobility-Markt revolutionieren - und hatte einige Investoren an Bord. Nun fehlt das Geld für einen Sanierungsplan.
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EnerCharge
(c) EnerCharge- Roland Klauss, Founder EnerCharge.

Die Verbindlichkeiten sollen rund 15,17 Millionen Euro betragen – nachrangig inklusive 3,22 Millionen Euro aus Gesellschaftsdarlehen. Diese Zahlen verzeichnet ein Kärntner Anbieter von E-Ladetechnik und -stationen namens EnerCharge mit Sitz in Kötschach-Mauthen.

Gegründet wurde die GmbH schon im Jahr 2018 und zählt aktuell Jens Winkler und Roland Klauss als Geschäftsführer. Beteiligt sind laut wirtschaft.at neben der AAE-Hydro Solar GmbH als Mehrheitseigentümer (51,09 Prozent) auch die Pfalzwerke Aktiengesellschaft mit 23 Prozent, die SPL Tele Group GmbH mit 15,19 Prozent sowie die Ökoenergie Beteiligungs GmbH mit zehn Prozent.

Schnelladetechnik entwickelt

2018 entstand EnerCharge aus der Alpen Adria Energie-Firmengruppe (AAE), die auch als Ökostromlieferant AAE Naturstrom bekannt ist. Als Unternehmen der AAE-Firmengruppe ist die AAE Hydro Solar GmbH nach wie vor größter Anteilseigner des Kärntner E-Mobility-Unternehmens.

Seit seiner Gründung positioniert sich EnerCharge als Experte in den Bereichen Ladetechnik, Parkraum-Management und der Einbindung diverser Payment-Optionen – brutkasten berichtete. Das im Südwesten Kärntens angesiedelte E-Energie-Unternehmen entwickelt und produziert eine Schnellladetechnik für E-PWK, E-LKW und E-Busse. EnerCharge ist indes Lizenzgeber seiner eigens entwickelten Lade-Technologie für den gewerblichen und öffentlichen Einsatz.

Im März stand Expansion am Plan

Erst im März dieses Jahres vermeldete EnerCharge den Einstieg seines jüngsten Investors – der deutschen Pfalzwerke Aktiengesellschaft.

“Wir haben mit den Pfalzwerken einen Partner gewonnen, der mit uns die Internationalisierung des Unternehmens verstärkt vorantreiben kann”, sagte Roland Klauss, Unternehmensgründer und Geschäftsführer von EnerCharge, im vergangenen März. Damals stand noch Internationalisierung sowie die Stärkung und Weiterentwicklung der Produkte am Plan, “sodass wir noch schneller auf die sich stetig ändernen Markt- und Nutzeranforderungen reagieren können”, hieß es von Klauss.

Keine finanziellen Mittel für Sanierung vorhanden

Nun steht man allerdings vor der Zahlungsunfähigkeit. Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vermeldet, sind EnerCharge aus heutiger Sicht “keine finanziellen Mittel vorhanden, um einen Sanierungsplan zu finanzieren.” Für ein ursprünglich geplantes Sanierungsverfahren reichen die finanziellen Mittel also nicht aus.

Man beabsichtige “in Absprache mit dem bestellten Insolvenzverwalter, das Unternehmen aus der Insolvenz ‘lebend’ als Ganzes zu verkaufen, damit für die Gläubiger eine höhere Quote erzielt werden kann”, heißt es.

15,17 Millionen Euro Passiva

Von der Insolvenz betroffen sind rund 125 Gläubiger und 97 Dienstnehmende, davon 50 Angestellte und 47 Arbeiter:innen, so der AKV. Wie der AKV weiter vermeldet, seien aktuell 1,9 Millionen Verbindlichkeiten fällig. EnerCharge verfüge allerdings nur über eine Liquidität von einer Million Euro. Die Höhe der Passiva beläuft sich auf 15,17 Millionen Euro.

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CFO Günter Hagspiel, CEO Michael Leitner, Gründer Christopher Schöpf (v.l.n.r.) (c) e.bs AG

Die in Dornbirn ansässige e.battery systems AG (e.bs AG) ist auf die Entwicklung und Herstellung maßgeschneiderter Batterie- und Energiespeichersysteme spezialisiert. Im Jahr 2019 wurde e.bs AG – damals noch als GmbH – als Spin-Off von AKKU Mäser gegründet. Mit der erfolgreichen Finanzierungsrunde und der strategischen Übernahme der deutschen kumkeo GmbH unterstreicht die e.bs AG nun ihren Wachstumskurs der letzten Jahre.

e.bs AG erhält Investment in Höhe von 11 Mio. Euro

Die e.bs AG schließ ihre im Jahr 2023 gestartete Finanzierungsrunde erfolgreich ab und erzielte dabei ein Gesamtvolumen von 11 Millionen Euro. Das Kapital stammt sowohl von bestehenden Aktionären als auch von neuen Investoren. Den größten Anteil trugen die beiden Lead-Investoren Udo Filzmaier und Heinz Senger-Weiss bei.

CFO Günter Hagspiel kommentierte den Abschluss der ersten Finanzierungsrunde: „Wir sind sehr dankbar und stolz, dass sowohl bestehende Aktionäre als auch in etwa im selben Umfang neue Investoren das Unternehmen mit frischer Liquidität für die weiteren Wachstumsziele unterstützen“.

e.bs AG übernimmt deutsches Unternehmen

Neben dem Abschluss der Finanzierungsrunde gab die e.bs AG auch die erfolgreiche Übernahme der kumkeo GmbH bekannt, die künftig unter dem Namen e.bs kumkeo GmbH firmiert. Das in Hamburg und Kiel ansässige Unternehmen ist auf skalierbare IT-Lösungen und digitale Transformationsstrategien spezialisiert, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien.

Durch die Fusion entstehe ein „leistungsfähiges, international aufgestelltes Unternehmen“, das seinen Kund:innen künftig ein „noch breiteres Angebot an innovativen und skalierbaren Lösungen“ anbieten will, erklärt CEO Michael Leitner. In den kommenden Monaten sollen die Standorte und Teams beider Unternehmen zusammengeführt werden. Ziel sei es, „Synergien zu nutzen, das Geschäft weiter auszubauen und die gemeinsame Marktpräsenz zu verstärken“.

Konsoldierter Jahresumsatz von 25 Mio. Euro

Die e.battery systems AG entwickelt Batterielösungen, die nicht nur hohe Leistung erbringen sollen, sondern auch auf Ressourcenschonung ausgerichtet sind. Die Gesellschaft hat bereits drei Produktlinien auf den Markt gebracht: Battery Packs, Second-Life Energiespeicher und ein Battery Management System. Ziel sei es, mit leistungsstarken Batteriesystemen die Elektromobilität voranzutreiben. Der Second-Life-Ansatz trägt zur Nachhaltigkeit bei, indem die Energiespeichersysteme erneut einsetzbar sind, so das Produktversprechen. Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen will die e.bs AG ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Energiewelt leisten.

Durch die Übernahme verfügt das Unternehmen künftig über Standorte in Dornbirn, Hamburg und Kiel, während die Produktion weiterhin durch einen Partnerbetrieb in Niš (Serbien) erfolgt. Das neue Gesamtunternehmen beschäftigt laut eigenen Angaben insgesamt 120 Mitarbeitende und erzielt einen konsolidierten Jahresumsatz von 25 Millionen Euro.

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