31.10.2018

Jobiqo: Jobboard-Technologie mit „vernünftigem und nachhaltigem“ Wachstum

Im achten Jahr des Bestehens erweist sich, dass die Entscheidung von Jobiqo-Gründer Klaus Furtmüller, keine Investoren ins Boot zu holen, goldrichtig war. Als „Bootstrapping-Unternehmen“ verfügt Jobiqo über einen internationalen Kundenstock und konnte seine Umsätze unter der Geschäftsführung von Martin Lenz 2018 mehr als verdoppeln.
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Jobiqo
(c) Marko Zlousic. V.l.n.r.: GF Martin Lenz, Matthias Hutterer (Head of Development & Innovation), Klaus Purer (Head of Technology Operations) und Klaus Furtmüller (Gründer & Geschäftsführer).

Zumindest in der Theorie ist es eine gewisse Zerrissenheit, mit der Gründerinnen und Gründer kämpfen: Soll ich mein Unternehmen in größtmöglicher Unabhängigkeit und nur unter Einsatz meines privaten Vermögens aufziehen – also im so genannten „Bootstrapping“-Verfahren? Oder soll ich Anteile und Stimmrechte an Investoren abgeben, die an mein Business glauben? Im Fall von Klaus Furtmüller war zum Start seines ersten Unternehmens 2006 klar: „Ich hatte etwas Geld auf der Seite und mein Mitgründer auch.“ Zusammen steckten sie knapp 30.000 Euro in die Entwicklung einer Software, die als Basis für eine akademische Jobbörse diente. Deren Erfolg ermöglichte es Furtmüller nach seinem Ausstieg wiederum, mit dem Gewinn weitere (Co-) Gründungen anzugehen.

+++ Jobiqo: 237.000 Euro von FFG für Wiener AI-Jobbörse-Anbieter +++

Jobiqo: Jobboards mit „Smart Matching“ und Content-Service

Dass der Verzicht auf Investments dabei die richtige Entscheidung war, zeigt die seit 2011 bestehende und international aufgestellte Jobiqo GmbH. Mit einem stark gewachsenen Team in Wien, Bratislava, Mailand, München und Lissabon sowie einem zuletzt mehr als verdoppelten Jahresumsatz darf Jobiqo als Erfolgsmodell für das Bootstrapping-Konzept genannt werden. Kernprodukt ist eine Jobboard-Software, die als Grundlage für flexible Jobvermittlungs-Plattformen dient und Verlagshäuser, Recruiter sowie die HR-Abteilungen von Unternehmen anspricht.

Zudem hat Jobiqo einen Smart Matching-Algorithmus im Portfolio, der die besten BewerberInnen mit den passenden Jobs zusammenführt. Seit dem vergangenen Frühjahr bietet man auch ein spezielles Content-Service an, um das redaktionelle Umfeld der Kunden-Websites attraktiv zu gestalten und mit dem Wissen aus Qualitätsjournalismus und der Funktionsweise von Jobbörsen ein einzigartiges Employer Branding-Produkt zu ermöglichen. Die Aufträge kommen mittlerweile aus der ganzen Welt: Die über 50 Jobiqo-Kunden befinden sich u.a. in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Belgien, Rumänien, Großbritannien, den USA und seit kurzem sogar Malaysia.

Geld verdienen vs. Geld ausgeben

In Wahrheit, erinnert sich Furtmüller zurück, seien die 30.000 Euro bei der Gründung der ersten Firma „fast zu viel gewesen“. Das Geld-Polster habe ihn dazu verleitet, „mich voll und ganz in die Produktentwicklung zu stürzen“. Ein häufiger Gründer-Fehler, weil dadurch die Analyse der Kundenbedürfnisse etwas hinterher hinkte. Die Notwendigkeit, sich parallel auf seine Zielgruppe zu konzentrieren – also das Feedback potenzieller Anwender einzuholen –, wurde ihm aber bald bewusst. Und so entstand in bester „Lean Startup“-Manier ein erstes „Minimum Viable Product“.

In Anlehnung an den Gründer und CEO von Basecamp, Jason Fried, meint Furtmüller: „In einer Bootstrapping-Firma lernst du, Geld zu verdienen. In einer Venture Capital-basierten Firma hingegen lernst du, wie man Geld ausgibt.“ Sprich: Ohne Fremdkapital zu überleben, verlange den Gründern viel an Disziplin ab – man spüre quasi jede Fehlinvestition oder -kalkulation am eigenen Leib. Dabei ist Furtmüller sicher, dass auch bei all den schnell wachsenden Startups, über deren Millionen-Investments laufend berichtet wird, am Anfang die Eigenmittel regierten – und die Gründer mehr oder weniger dieselben Lernphasen wie er durchliefen. „Die ganzen Business Angels wollen ja, dass du dich genauso mit deiner Zielgruppe wie mit deinem Produkt beschäftigt hast“, führt er aus: „Nur wer beides vermitteln kann, erregt ernsthaftes Interesse – und bringt sich damit gegenüber Investoren auch in eine deutlich bessere Verhandlungsposition.“

Bootstrapping: Nicht für jedes Business geeignet

Dass es für das Bootstrapping gewisse Einschränkungen gibt, will Furtmüller aber nicht bestreiten: „Es ist sicher im Bereich der Software-Entwicklung einfacher, weil man nebenbei z.B. durch IT-Beratung Umsätze generieren und vorerst damit überleben kann. Wenn du eine Hardware-Komponente entwickelst, besteht vielleicht auch die Möglichkeit einer Kickstarter-Kampagne. Aber wenn es z.B. eine Geschäftsidee ist, für die eine große industrielle Produktion aufgezogen werden muss, wird es eher schwierig, ohne ein maßgebliches Investment zu starten.“

Für die operative Geschäftsführung von Jobiqo hat Furtmüller 2017 Martin Lenz an Bord geholt. Er war davor fast zehn Jahre für den internationalen Technologie- und Beratungskonzern Accenture tätig. Als Senior Manager unterstützte er Kunden im gesamten DACH-Raum bei der Umsetzung digitaler Transformationsprojekte und entwickelte sich zum Digitalisierungsexperten insbesondere für den Bereich des Arbeitsmarkts. Als Hauptbeweggründe für den Wechsel vom Konzern in ein KMU nennt Lenz „das tolle Team, die interessanten Kunden und das wirklich innovative Produkt”. Auch schätze er das Unternehmensklima und die Tatsache, dass Ehrgeiz und Antrieb „aus dem Team und durch die Kunden“ entstehe – „und eben nicht durch einen rein wachstumsorientierten Investor”.

Das Umsatzwachstum habe die Richtigkeit dieser Besetzung rasch bestätigt, erklärt Furtmüller. Lenz wiederum zeigt sich beeindruckt davon, wie Furtmüller Jobiqo aufgebaut und am Markt positioniert hat: „In den Jahren seit der Gründung wurden ein tolles Team und eine stabile Kundenbasis geschaffen. Diese bauen wir nun gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter aus.“ Die Wachstumsziele für die nächsten Jahre bezeichnet Lenz als „ehrgeizig, aber vernünftig“. Eine nochmalige Umsatzverdoppelung strebe man in diesem Sinn nicht an. „Das wäre weder gesund noch nachhaltig“, ist Lenz sicher: „Wir legen aktuell viel Wert auf die Weiterentwicklung unseres internationalen Teams. Eine wichtige Grundlage für den nächsten Wachstumsschritt. Zuletzt haben wir beispielsweise gemeinsam unsere Company Values erarbeitet, die uns alle in der Arbeit mit unseren Kunden verbindet.“

Hochdotiertes Forschungsprojekt

Eine Kernfunktion im Unternehmen nehmen auch Matthias Hutterer und Klaus Purer ein, die seit der Gründung im Team sind. Hutterer als Head of Development & Innovation leitet derzeit u.a. ein mit knapp 250.000 Euro dotiertes FFG-Forschungsprojekt. Dessen Ziel ist es, unterschiedlichste Kommunikationskanäle ins „Job-Matching der Zukunft“ einzubeziehen sowie die Relevanz von Job-Vorschlägen zu erhöhen. Und damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Vermittlung. Purer, seines Zeichens Head of Technology Operations, ist seit Jahren in der internationalen Drupal-Community verwurzelt und leitet den Auf- bzw. Ausbau des Entwickler-Teams. Er verantwortet u.a. den reibungslosen Betrieb der Jobiqo-Software und koordiniert die Umsetzung von kundenspezifischen Erweiterungswünschen.

Der Aufbau und das Halten von Top-MitarbeiterInnen ist demnach auch „besonders wichtig für eine ‚bootstrapped Company‘“, wie Furtmüller versichert: „Wir legen darum besonders großen Wert auf ein optimales Arbeitsumfeld.“ Konkret zeige sich das in der Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche, die die Mehrheit der Mitarbeiter gerne annehmen, sowie einem jährlichen „Company Retreat“, der das Jobiqo-Team bereits nach Portugal und zuletzt nach Mallorca führte. Dieser Part der Unternehmensentwicklung ist für den Jobiqo-Gründer zu einer Art Herzensangelegenheit geworden, der er sich nach der Entlastung in der operativen Geschäftsführung noch intensiver widmet.


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Teamfoto: Links: Tom Schwartz, rechts Thomas Peroutka | (c) Lympik

Bereits im Oktober 2022 hat die ESA in Hinblick auf die olympischen Spiele 2024 in Paris und 2026 in Milano-Cortina Förderungen unter dem Motto “Space for Olympic Games” ausgeschrieben. Europäische Startups und KMUs sollten und sollen weiterhin dabei unterstützt werden, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Weltraumtechnologie nutzen und den olympischen Spielen damit Nutzen bringen.

Das niederösterreichische Startup Lympik hat aus dem Topf eine Förderung im unteren sechsstelligen-Bereich erhalten. Damit möchte man seine Produkte weiterentwickeln und Geschäftsfelder ausweiten. Auch eine Folgeförderung stehe im Raum.

Lympik: Angebot ausbauen

“Meine Idee war von Beginn an, Weltraumtechnologie wie Satellitennavigation und -kommunikation, für den Sport zu nutzen”, erklärt der Gründer von Lympik, Thomas Peroutka, der selbst viele Jahre als Leistungssportler aktiv war. “Begonnen haben wir mit einer neuen Art der digitalen Zeitmessung, dann kamen GPS-Tracking und Videoanalyse dazu. Diese Kombination können wir nun dank der ESA-Förderung schneller und umfangreicher ausbauen.” Aktuell ist das ÖSV-Biathlon-Team der erste Testanwender der neuen Lösung.

“In sechs bis neun Monaten wollen wir so weit sein, dass unsere Lösung für digitale Zeitmessung, GPS-Tracking und Videoanalyse für unterschiedliche Sportarten einsatzbereit ist”, so Peroutka weiter.

Bisher konnten in Sportarten wie Ski Alpin oder Langlauf im Training lediglich die Endzeiten sowie drei bis vier Zwischenzeiten verglichen werden. Mit der Technik von Lympik – brutkasten berichtete – sei eine minutiöse Detailanalyse möglich: Etwa, wer an welcher Stelle auf welcher Linie wie viele Millisekunden gewonnen oder verloren hat oder welche Ausrüstung zum Einsatz kam.

Sensoren

“Durch unsere Lösung stehen nicht nur viel mehr Informationen zur Verfügung, die Teams ersparen sich auch viel Zeit- und Personalaufwand bei der Analyse und noch mehr bei der Auswertung. Während bisher immer eine Person während des Trainings alle Eckpunkte manuell in ein Tablet eingeben musste, geht jetzt alles automatisch”, erklärt Peroutka.

Die Athletinnen und Athleten werden vom Startup dazu mit Sensoren ausgestattet und das Training wird gefilmt. Nach dem Training werden die Videos in eine App geladen und automatisch mit den Daten aus der Zeitmessung und dem GPS-Tracking synchronisiert. Nach wenigen Sekunden stehen die Daten aufgegliedert bereit.

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