30.04.2019

Wiener Chatbot-Startup Jingle erhält FFG-Förderung nach “2Min2Mio”-Enttäuschung

Kein Investor bei "2 Minuten 2 Millionen", dafür eine FFG-Förderung: Im Gespräch mit dem brutkasten erzählt Jingle Co-Founder Lukas Binder, wie das frische Kapital in die Verbesserung der UX fließen soll und bringt dabei Begriffe wie Alexa, "same-day"- und "sixty-minute-delivery" ins Spiel.
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Jingle, Marktplatz, Lukas Binder, 2 Minuten 2 Millionen
(c) Gerry Frank - Jingle-Gründer und Lukas Binder wollen mit der FFG-Förderung die User-Experience aufs nächste Level heben.

Die Gründer Lukas Binder, Gregor Wallner und Kevin Bachmann haben Jingle entwickelt, um es dem lokalen Handel zu ermöglichen im Netz leichter gefunden zu werden. Auf dem digitalen Marktplatz des Unternehmens sind alle Händler aus der Umgebung mit ihrem Produktsortiment aufgelistet. Jeder dieser Händler erhält ein eigenes digitales Schaufenster. Kunden sollen so erfahren, wo das gesuchte Produkt in der Nähe zu finden ist. Leider stieß diese Idee bei “2 Minuten 2 Millionen” auf wenig Gegenliebe bei den Investoren und es kam zu keinem Investment. Als Trostpreis wurde Jingle die Möglichkeit zur Kooperation mit Marktguru gegeben, aus der sich mittlerweile eine Art “Mentorship” mit einem der CEOs der Prospekt-Plattform, Patrick Daines, entwickelt hat.

+++ Jaasper: Sechsstellige FFG-Förderung für Wiener LegalTech-Startup +++

Jingle: Zehnmal mehr Produkte als zur Aufzeichnung

“Vielleicht waren wir zurzeit der Aufzeichnung zu ‘early stage’, um spannend zu sein. Wir hatten damals weniger Händler und nicht so viele Produkte im Angebot wie heute”, erklärt Co-Founder Lukas Binder. Seit dem Pitch in der Startup-Show habe sich die Anzahl der Händler, die über Jingle zu finden sind, von 150 auf 200 erhöht, darunter neben vielen KMU auch große Ketten, wie Saturn, Media Markt oder Conrad. Mit weiteren befindet man sich im Gespräch. Auch die Produktpalette habe sich in Wien von 150.000 auf eineinhalb Millionen verzehnfacht.

Sechsstellige FFG-Förderung

Auch wenn es mit keinem TV-Investor klappte, kann Jingle dennoch die nächste Phase in seiner Entwicklung angehen. Wie Binder erzählt habe das Startup von der FFG eine Förderung in der Höhe eines sechsstelligen Betrags erhalten. Damit möchte das Startup die User Experience verbessern, Mitarbeiter im technischen Bereich anstellen und die neue Partnerschaft mit der TU Wien intensivieren. Vorrangig stehe die Verbesserung der Qualität der Daten im Fokus, wie Binder erklärt: “Essentiell geht es um die sehr stark variierende Datenqualität der Produkte und darum, die Produktsuche auf ein nächstes Level zu heben.”

Voice-Search und Machine-Learning

In einem nächsten Schritt möchte Jingle die Produkte klassifizieren, mit Meta-Informationen anreichern und somit weitere Suchmöglichkeiten ermöglichen. “Der zentrale Fokus der Forschung liegt darin, eine möglichst optimale Produktsuche zu entwickeln, die nicht nur im klassischen Umfeld eingesetzt wird, sondern auch mit konversationellen Schnittstellen, wie etwa Google Home oder Alexa, genutzt werden kann. Dementsprechend darf man auf Voice-Search und weitere technische Innovationen gespannt sein. Besonders die TU Wien hat in den Bereichen Machine Learning, Datenanalyse und weiteren Schwerpunkten genau jene Erfahrung und Expertise, die wir benötigen, um dieses Vorhaben zu erforschen, zu testen und schlussendlich zu implementieren”, erklärt Binder.

“So bequem wie online”

Doch das ist nicht die einzige Neuigkeit, mit der Jingle aufwarten kann. In der Puls 4-Show kam vermehrt die Kritik auf, dass das Unternehmen mit den US-Giganten, wie Amazon, nicht mithalten könne. “Kunden sollen bei uns die selbe Bequemlichkeit haben wie online”, sagt Binder und verweist auf die nächste Testphase des Startups, die in den nächsten Wochen anlaufen wird. Mit ein paar ausgewählten Händlern in Wien werden dort die Möglichkeiten des “same-day”- und “sixty-minute-delivery” getestet. “Anfangs nur bei kleinen Produkten wie Büchern oder DVDs, um zu überprüfen, wie es funktioniert”, so Binder.


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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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