16.02.2017

Jeder hat das Potential zum Gründer: Alles was man braucht ist schon da!

Vom Manager Zum Unternehmer. Wolfgang Bretschko gibt in dieser Serie für den Brutkasten Foundern Tipps für den Erfolg. Teil 2: Welche Optionen habe ich, wenn ich mich selbstständig machen will und mein Unternehmen gründen möchte?
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(c) fotolia.com - Brian Jackson

Als passionierter Hobbykoch liebe ich es in Kochbüchern zu schmökern, Rezepte zu lesen und mir dabei vorzustellen wie ich das jeweilige Gericht koche und wie es wohl schmecken wird. Im Laufe der Jahre haben sich über 100 Kochbücher in meinem Bücherregal angesammelt. Jedes Mal, wenn ich mir wieder ein Kochbuch kaufe – das kommt inzwischen seltener vor, weil ich immer öfter im Internet nach neuen Rezepten schmökere – frage ich mich, ob ich überhaupt noch etwas Neues finden kann. Beim Durchblättern bin ich dann überrascht, wieder eine etwas andere Zubereitungsart gefunden zu haben, eine interessante Variation eines bekannten Rezepts.

+++ Vom Manager Zum Unternehmer Teil 1: Einstellung und Haltung bestimmen den Erfolg als Gründer +++

Wenige Zutaten – unendlich viele Variationen

Das faszinierende am Kochen ist, dass aus einer großen aber dennoch begrenzten Anzahl von Zutaten und Zubereitungsmethoden unendliche Variationen an Gerichten gezaubert werden können. Selbst wenn zwei Köche nach ein und demselben Rezept ein Gericht zubereiten, kann das Ergebnis sehr unterschiedlich ausfallen. Kochen ist ein kreativer Prozess, bei dem es auf die Kombination der Zutaten und die Fähigkeiten des Kochs ankommt.

Unternehmerisch tätig zu werden gleicht dem Prozess des Kochens. Es ist ein kreativer Prozess bei dem es immer wieder um die Kombination einer begrenzten Anzahl von teilweise bekannten Komponenten geht, mit dem Ziel etwas Neues oder eine Variation bzw. Innovation zu schaffen. Neben diesen Komponenten spielen, wie beim Kochen, auch die Fähigkeiten des Unternehmers (Kochs) eine wesentliche Rolle und beeinflussen das Ergebnis.

“Jeder hat das Potenzial zum Gründer”.

Dies ist eines der Leitmotive von Prof. Faltin in seinem Buch “Kopf schlägt Kapital”.

Alle Zutaten und Komponenten, die du brauchst um erfolgreich zu sein, sind schon da und schlummern in dir, um entdeckt zu werden und sich entfalten zu können. Es geht um die intelligente Kombination dieser Komponenten mit deinen Fähigkeiten. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Auch aus lauter bekannten Zutaten lassen sich immer wieder neue innovative Konzepte kreieren.

Noch nie war es so einfach ein Unternehmen zu gründen

Wir leben in einer Welt voller Möglichkeiten. Noch nie war es so einfach ein Unternehmen zu gründen. Mit einem Smartphone und einem Laptop kann heute jeder ein Unternehmen gründen und fast von jedem Ort der Welt aus auch führen.

Ich möchte heute exemplarisch erörtern in welche Richtung du dich bewegen kannst bzw. denken kannst. Dies ist keine vollständige Liste der Möglichkeiten, vielmehr eine Auswahl, die Appetit machen soll, die zum Nachdenken anregen soll, dein eigenes Rezept für deine Zukunft zu kreieren. Sicherlich hast du selbst schon die eine oder andere Option erwogen, erste Recherchen gemacht und Vor- und Nachteile abgewogen.

+++ Kommentar: Österreich – Im (Gründer-)Land der Vorsichtigen +++

Option #1: Coaching und Consulting

Die eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten an potentielle Kunden weiter zu geben, ist eine verlockende Option, zumal sich der finanzielle Einsatz gerade zu Beginn in Grenzen hält. Du setzt im Wesentlichen deine Arbeitszeit ein. Ein Computer und Smartphone reichen für den Start aus, um das eigene Geschäft zu starten. Die Herausforderung liegt darin die Positionierung zu finden, die stimmig zu dir passt. Darauf aufbauend kannst du deine Produkte bzw. Dienstleistungen definieren, mit denen du deine Kunden herantreten möchtest. Wenn du dich für diesen Weg entscheidest, begibst du dich auf ein hoch kompetitives Umfeld. Daher ist es wichtig das eigene Alleinstellungsmerkmal zu finden, das in deiner Person und deiner Geschichte liegen kann, denn dies macht dich einzigartig und darauf kommt es an. Da du außer deiner Zeit wenig Kapital einsetzt, kannst du auch in einem interaktiven Prozess Schritt für Schritt herausfinden, was zu dir passt und wofür es einen Markt und Kunden gibt, die bereit sind für deine Serviceleistungen zu zahlen.

Option #2: Business Angel

Auch als Business Angel kannst du dein bisheriges Know-How weitergeben. Die Startup Szene boomt und es gibt eine Menge junger Unternehmen die erfahrene Manager suchen und nicht nur deren Geld sondern auch die Erfahrung und das Netzwerk schätzen. Im Gegensatz zu Option 1 braucht es hier auch ein gewisses Startkapital, weil Startups neben deinem Know How auch Geld brauchen. Deinen Lebensunterhalt als Business Angel zu bestreiten ist eine Herausforderung. Um das zu können, solltest du dir ein Portfolio an Unternehmen aufbauen. Und dann braucht es Zeit und Geduld, denn dein Investment rechnet sich in aller Regel erst im Exitfall. Bekanntlich wird auch nicht aus jedem Startup Facebook oder Google. Die Aufgabe als Business Angel ist eine lohnende und erfüllende. Fast immer arbeitetest du mit jungen ambitionierten Menschen zusammen, die etwas bewegen wollen, die Ideen haben und in aller Regel viel Engagement mitbringen. Daraus eine nachhaltigen Cashflow für deinen Lebensunterhalt zu generieren ist schwierig. In Kombination mit einem Beratungsbusiness kann das möglich sein.

Option #3: Franchising

Wenn du Managementerfahrung und Kapital mitbringst kannst du als Franchisenehmer in ein bestehendes System einsteigen. Der Vorteil: das Geschäftsmodell, in das du einsteigst, ist schon erprobt und die Kinderkrankheiten sind in aller Regel ausgemerzt. Du kannst auf erprobte Abläufe und Prozesse zurückgreifen und bekommst den notwendigen Support vom Franchisegeber.

Option #4: Unternehmenseinstieg

In ein bestehendes Unternehmen einzusteigen hat den Vorteil, auf bestehenden Strukturen aufzubauen und nicht bei Null zu beginnen. Wenn es sich dabei um einen Sanierungsfall handelt, kann der Einstieg möglicherweise mit wenig bis gar keinem eigenen Kapital erfolgen. Die Geschichte des Unternehmens kann sich dann allerdings auch als Hemmschuh herausstellen und die Veränderungsresistenz ein Grund für den Sanierungsfall sein. Wenn du in der Vergangenheit gewohnt warst in ähnlichen Umfeldern zu managen, wirst du dich wahrscheinlich schnell zurecht finden und anschlussfähig sein.

Option #5: Unternehmensgründung / Startup

Mit der zu dir passenden innovativen Idee, ein neues Unternehmen zu gründen gehört sie zu den spannendsten Optionen. Du startest mit der Idee bei Null, baust das Produkt und das Unternehmen auf. Du brauchst dafür ein gewisses Startkapital und eventuell Mitinvestoren. Eine Finanzierung mit einer Bank wird ohne Sicherheiten schwer möglich sein. Hilfreich können dabei die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten sein. Wichtig ist, wie bei allen Optionen, dass die Idee und die Aufgabe zu dir passt und du dich wohl dabei fühlst. Es braucht Zeit, Geduld und Konsequenz bis du mit deiner Idee und Unternehmung erfolgreich sein wirst. Du musst dir vorstellen können, mindestens die nächsten 3 bis 5 Jahre damit zu verbringen.

Eine komplexe Entscheidung

Für welche Option du dich entscheidest hängt von mehreren Fragen ab:

  • Willst du alleine oder mit Partnern gründen bzw. dich selbständig machen?
  • Willst du bzw. kannst du mit oder ohne eigenem Kapital gründen?
  • Wieviel Risiko willst du eingehen, wieviel Risiko kannst du dir leisten?
  • Welchen finanziellen Spielraum hast du?

Gleichgültig für welche Option du dich entscheidest, es wird auf die intelligente Kombination von teilweise bekannten Komponenten mit deinen Fähigkeiten ankommen. Je durchdachter und ausgereifter dein Konzept ist, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Faltin meint dazu:

“Einfälle und Ideen gibt es viele, gute Gründungskonzepte dagegen sind ausgesprochen rar.”

Dabei kannst du dich auf eine banale Weisheit verlassen: Alle kochen mit Wasser!

Der Schwerpunkt des nächsten Blogbeitrags wird dem Umsetzen gewidmet sein. Wie kommst du vom Denken und Planen ins Tun? Worauf kommt es an, damit du deine Ideen und Konzepte auch umsetzen kannst?

+++ Wolfgang Bretschko, Gründer & Business Angel, im Live-Gespräch +++


Wolfgang Bretschko ist Unternehmer, Business Angel, Mentor und Berater mit über 20 Jahren Erfahrung im (Konzern-) Management. Unter anderem war er bis 2013 Vorstandssprecher der Styria Media Group. Mit dem COCOQUADRAT gründete er das erste Coworkcafé in Wien.

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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