21.03.2024
VERKAUF

Iurio: Linde Digital übernimmt Mehrheit an Grazer LegalTech-Startup

Schon bisher war Linde Digital größter Anteilseigner am Grazer Startup Iurio. Nun übernimmt das Unternehmen die Mehrheit an dem LegalTech und hält 85 Prozent. Die beiden Gründer bleiben an Bord.
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Berthold Baurek-Karlic (Head of Development bei Linde Digital), Arnold Scherabon (Geschäftsführer IURIO), Benjamin Jentzsch (Geschäftsführer Linde Digital) und Patrick Hofmann (CTO IURIO) (c) Linde Verlag

Linde Digital ist eine Tochter des österreichischen Linde Verlags – und bekannt dafür, sich an vorwiegend heimischen LegalTech-Startups zu beteiligen. So war es auch beim Grazer Startup Iurio: Im Oktober 2022 erhielt das Startup ein Millioneninvestment.

Seit seiner Gründung im Jahr 2017 positioniert sich Iurio als Plattform, über die juristische Handlungen sicher umgesetzt werden können. Konkret biete Iurio eine “Collaboration Suite” – sprich eine Online-Plattform – zum geschützten Austausch sowie zur Aufbewahrung kritischer Daten und Dokumente” unter anderem für Unternehmen, Steuerberatende und Notariate.

Das Startup konnte unter anderem den Staat Liechtenstein als Kunden gewinnen. Dieser setzt die Plattform nun als E-Beurkundungsplattform zur Abwicklung von Notariatsakten ein.

Vor dem Exit: Millioneninvestment und staatlicher Großauftrag

Linde Digital übernahm mit dem eingangs erwähnten Investment im Oktober 2022 40 Prozent der Anteile an Iurio. Die investierte Summe lag im nicht genau bezifferten aber siebenstelligen Bereich – und wurde als “strategische Investition” betitelt, die das schnelle Wachstum des Startups “stufenweise unterstützen und die Angebotspalette der Linde Digital GmbH für die gemeinsamen Zielgruppen verstärken” soll.

Schon damals sollte die Technologie des Grazer Startups das Angebot der Linde-Tochter ergänzen: Der Fokus des LegalTech liege bis heute auf “sicherer Kommunikation für datensensible Branchen”, kommentierte Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer und Eigentümer der Linde Digital GmbH, das damalige Millioneninvestment. Schon damals zählte Iurio Kund:innen in Österreich und Deutschland.

Vom Millioneninvestment zur Mehrheitsübernahme

Am heutigen Donnerstag kommuniziert die Linde Digital GmbH nun die Mehrheitsübernahme des Grazer Startups. Bislang hat Linde Digital 40 Prozent der Anteile gehalten. Durch den Ankauf von weiteren 45 Prozent wird Linde Digital zum Mehrheitseigentümer und hält insgesamt nun 85 Prozent der Unternehmensanteile.

Die restlichen Anteile liegen bei den Iurio-Co-Foundern Arnold Scherabon (10 Prozent) – er ist als CEO tätig – und CTO Patrick Hofmann (5 Prozent). Vor der Übernahme hielten beide Co-Founder noch 30 Prozent der Unternehmensanteile. Beide verbleiben in ihren bisherigen Posten im Unternehmen.

„Diese Akquisition ist die Krönung unserer harten Arbeit und ein Beweis für die hohe Qualität unserer Gründungsidee und der entwickelten Lösung. Es ist schön zu sehen, wie Gründer und Investor einander ergänzen und unsere Technologien im Markt aufblühen“, sagt Co-Founder und CTO Hofmann.

CEO Scherabon meint indes: „Als Gründer und Geschäftsführer ist es eine große Freude zu sehen, wie unsere Vision realisiert wird. Dieser Exit ist nicht nur eine persönliche Bestätigung, sondern auch ein klares Signal an den Markt, dass Iurio an der Spitze der europäischen Technologie steht.“

Ziel sei EU-Marktführerschaft im Softwarebereich

“Das Team von Iurio leistet großartige Arbeit, wir wollen es nicht umstellen, sondern ergänzen. Wir werden die Iurio-Plattform intensiv weiterentwickeln und viel tiefer in die digitale Produktwelt von Linde integrieren“, so Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer von Linde Digital.

Langfristig wolle man Iurio zu einem sicheren europäischen Softwaremarktführer für professionelle Kollaboration zwischen Berater:innen und ihrem Klientel entwickeln: “Das Produkt hat enormes Skalierungspotenzial in verschiedenen Branchen und Regionen und kann für Linde auch ein Hebel zur Expansion im EU-Ausland werden.“

Linde Digital bereits an Blockpit beteiligt

Seit seiner Gründung 2022 positioniert sich Linde Digital als strategischer Investor für LegalTech, Economy und Taxes, heißt es in einer Aussendung. So sei man unter anderem als “Geldgeber und strategischer Partner […] an den Jungunternehmen Blockpit, sproof und Cybertrap beteiligt”. Strategisch sei auch das Doctracker-Tool des Wiener Startups Cybertrap in die Plattform von Iurio integrierbar: Mit dem digitalen Wasserzeichen von Cybertrap ließe sich die Distribution eines Dokumentes lückenlos nachverfolgen, heißt es.

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Christian Trummer, Markus Colle und Martin Holnburger (v.l.n.r.) (c) Styr Group

Vor über einem Jahr gab Christian Trummer seinen Rücktritt als Chief Technology Officer (CTO) bei Bitpanda bekannt. Als erster Programmierer des Fintech-Unternehmens wirkte er maßgeblich am Aufbau des Systems mit. Nach fast neun Jahren in der Rolle des CTO wechselte er im Unternehmen in die Position des Chief Scientist, wie brutkasten berichtete.

Mittlerweile ist Trummer auch als Investor aktiv. Nun beteiligt er sich an der Styr Group, einem Generalunternehmen für Gebäudetechnik mit Sitz in Mödling.

Christian Trummer unterstützt mit Eigenkapital und Know-how

Die Styr Group spezialisiert sich auf die “präzise Planung und exakte Umsetzung nachhaltiger Lösungen” in den Bereichen HKLS (Heizung, Kühlung, Lüftung, Sanitär), Elektrotechnik und Facility Management. Ihr Ziel sei es, “energieeffiziente, zukunftsträchtige und umweltschonende” Gebäudetechnik zu realisieren.

Christian Trummer, Mitgründer von Bitpanda, werde das Unternehmen künftig als Investor mit Eigenkapital und technischem Know-how unterstützen, heißt es aus einer Aussendung. Er betont: „Die Styr Group verfolgt den ambitionierten Plan, sich in diesem High-Tech Sektor als Totalunternehmer zu positionieren. Der strategische Ansatz ist stringent und mir gefällt diese Vision, weshalb ich diesen Weg (…) unterstütze“.

Styr Group setzt auf Bau von Rechenzentren

Der Bedarf an Rechenzentren steigt durch den wachsenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Cloud-Computing rasant an. In diesem Sektor sieht die Styr Group enormes Wachstumspotenzial und setzt sich daher als Ziel, sich in den kommenden Jahren als führender Totalunternehmer für den Bau von Rechenzentren und Chipfabriken zu etablieren.

„Aktuell gibt es kaum Mitbewerber im DACH-Raum. (…) Wir verfolgen als zukünftiger Totalunternehmer einen ganzheitlichen Ansatz und schaffen eine konsolidierte Gruppe. Die Leistungen müssen hochqualitativ und mit großem Eigenanteil erfolgen“, betont CEO Markus Colle. Er ist sich sicher: Die Digitalisierung wird die Bauwirtschaft grundlegend verändern. „In der Errichtung eines komplexeren Gebäudes wie beispielsweise einem Labor- oder Pharma- Industriebetrieb steckt enorm viel Technik. Building Information Modelling (BIM) – also der digitale Zwilling – Robotics oder Internet of things (IoT) stehen exemplarisch für diese Entwicklungen“.

Styr Group “ist gesundgeschrumpft und auf Wachstumskurs”

Die Styr Group plant zukünftig ihr Leistungsspektrum durch Zukäufe erheblich auszubauen. Bereits im kommenden Jahr sollen laut Unternehmensangaben mindestens zwei Akquisitionen abgeschlossen werden. CEO Colle betont: „Weitere Zielunternehmen sind bereits auf dem Radar. Auf unserer Liste stehen ausschließlich lang existierende, erfolgreiche Unternehmen mit hervorragender Reputation“.

Die Styr Group entstand 2023 aus der früheren HMI-Gruppe, die aus einer Insolvenz übernommen wurde. Im vergangenen Jahr lag der Fokus daher auf einer organisatorischen und strukturellen Neuaufstellung sowie der strategischen Neuausrichtung. CFO Martin Holnburger bestätigt: „Wir sind ohne signifikante externe Verbindlichkeiten, in bestem Einvernehmen mit den Banken und konzentrieren uns voll auf Akquisitionen von Unternehmen und neuen Projekte. (…) Die Styr Group ist gesundgeschrumpft und auf Wachtumskurs“.

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