25.05.2022

Ukrainer:innen mildern IT-Fachkräfte-Problem bislang nicht

Die Hoffnung der Branche, dass viele IT-Fachkräfte unter den ukrainischen Geflüchteten sind, wird nicht erfüllt. Der brutkasten fragte nach.
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Unter den ukrainischen Geflüchteten in Österreich sind noch wenige IT-Fachkräfte
Unter den ukrainischen Geflüchteten in Österreich sind noch wenige IT-Fachkräfte | (c) nAdobe Stock - pronoia

Nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im März war in der heimischen IT-Branche die Hoffnung groß, dass der Krieg für sie zum sprichwörtlichen Glück im Unglück im IT-Fachkräfte-Thema werden würde. Zumindest einige der landesweit nach Schätzungen rund 24.000 offenen IT-Stellen wollte man mit ukrainischen Geflüchteten besetzen. Doch mehr als zwei Monate nach beginn des Krieges scheint sich dieser Wunsch nicht zu realisieren.

Zwar liegen noch keine konkreten Zahlen zur beruflichen Qualifikation der geflüchteten vor. Vom AMS heißt es gegenüber dem brutkasten auf Anfrage: “Wir verfügen leider noch nicht über valide Daten, die eine belastbare Aussage zu den Qualifikationen der aus der Ukraine geflüchteten Personen ermöglichen würden”. Doch legt etwa das bislang geringe Interesse an einem entsprechenden Programm des waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) nahe, dass unter den geflüchteten weniger IT-Fachkräfte sind, als erhofft.

“Bislang nur sehr wenige höchstqualifizierte MINT-Fachkräfte”

“Unter den ukrainischen Flüchtlingen in Wien sind bislang nur sehr wenige höchstqualifizierte MINT-Fachkräfte, trotzdem betreut die Beratungseinrichtung des waff erste Flüchtlinge mit sehr hohen Qualifikationen”, heißt es von waff-Sprecher Johann Baumgartner auf Anfrage des brutkasten. In der Beratungseinrichtung werde versucht, die Geflüchteten nach einer Kompetenzfeststellung mit Wiener Unternehmen zusammenzubringen. “Dabei werden die potenziellen Kandidaten auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet, auch bei Anerkennungs- und Nostrifizierungsverfahren  werden die Flüchtlinge unterstützt”, so Baumgartner.

Aktuell 830 ukrainische Geflüchtete mit Beschäftigungsbewilligung in Wien

Derzeit stehen sehr viele Geflüchtete (noch) nicht für den Arbeitsmarkt zu Verfügung. Wie aus Zahlen des waff hervorgeht, sind von den mehr als 21.500 ukrainischen Flüchtlingen in Wien aktuell rund 1.500 Personen beim AMS vorgemerkt, davon etwa 85 Prozent Frauen. Rund 830 haben die Beschäftigungsbewilligung bislang erhalten. Viele der Geflüchteten sind allerdings Kinder und kommen somit gar nicht infrage.

Genauer erläutert das Peter Huber vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, dem Zahlen für ganz Österreich vorliegen. “Generell sind rund die Hälfte der Geflüchteten noch unter 18 Jahre alt, rund ein Viertel im Pflichtschulalter. Viele dieser Personen sind noch in Ausbildung und werden daher kaum arbeiten. Hier ist die Frage eher, wie man ihre Ausbildung sicher stellt”, so der Ökonom gegenüber dem brutkasten. Der Frauenanteil liege bei rund 70 Prozent, wobei viele davon Betreuungspflichten hätten und nun quasi Alleinerzieherinnen seien, weil ihre Männer in der Ukraine geblieben sind. Das erschwere die Arbeitsaufnahme.

Entlastung bei IT-Fachkräfte-Mangel “allenfalls mittelfristig zu erwarten”

Die Geflüchteten würden derzeit vor allem in Saisonjobs Arbeit finden, wobei die Anstiege der Beschäftigten im Vergleich zur Zahl an Geflüchteten noch gering sei. “Im April 2022 waren insgesamt nur um rund 1553 mehr Ukrainier:innen in Österreich beschäftigt als im April 2021”, sagt Huber. Die höchsten Zuwächse – jeweils auch nur im dreistelligen Bereich – gab es im Tourismus (+439), im Handel (+200) und im Gesundheits- und Sozialwesen (+178).

“Das ist auch nicht sehr überraschend. Die Geflüchteten müssen vor der Arbeitsaufnahme einmal ihren Wohnort finden, die Betreuung ihrer Kinder sicherstellen und viele andere Lebensbereiche regeln. Erst dann können sie mit der Arbeitssuche beginnen. Es ist daher nicht damit zu rechnen, dass diese Zuwanderung eine unmittelbare Entlastung bei der gegenwärtig immer wieder kolportierten Arbeitskräfteknappheit bringt. Das wäre allenfalls mittelfristig zu erwarten”, analysiert Huber.

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Das Team von AnovonA (c) AnovonA

In den rund 1.300 Billa-Filialen in Österreich sind bereits drei “mucki”-Getränke des Wiener Startups AnovonA flächendeckend erhältlich, zudem bei Mpreis und Metro. Und auch jenseits der Grenzen gibt es bereits einige Listungen, zum Beispiel bei coop in der Schweiz, bei Rewe in Bayern und bei Edeka deutschlandweit. Man habe die Umsätze seit Marktstart jährlich im Durchschnitt um den Faktor 3,5 steigern können, heißt es vom Startup.

Weitere Expansion im DACH-Raum geplant

Und so soll es auch weitergehen. “Deutschland und insbesondere Bayern wird 2025 neben dem weiteren Wachstum in der Schweiz und in Österreich ein ganz besonderer Wachstumsfokus sein”, so AnovonA in einer aktuellen Aussendung. Dazu sollen auch weitere Produkte auf den Markt gebracht werden, etwa ein Müsli.

Weitere Finanzierung für AnovonA bereits im Jänner

In den vergangenen Jahren kommunizierte AnovonA bereits mehrere Finanzierungsrunde – teilweise in Millionenhöhe. Anfang Jänner dieses Jahrs berichtete brutkasten zuletzt über eine siebenstellige Finanzierung aus dem davorliegenden Dezember mit SalzburgMilch als strategischem Investor. Bei dieser wurde die Firmenbewertung mit 9,2 Millionen Euro angeben. Bereits kurze Zeit später, noch im Jänner 2024, habe man eine weitere Investmentrunde mit dem deutschen Getränkehersteller VILSA über die GreenRock Brands GmbH zu einer Bewertung von 10,8 Millionen Euro abgeschlossen, heißt es nun vom Startup.

Aktuelles Millioneninvestment mit 14-Millionen-Euro-Bewertung

Nun befinde man sich in einer weiteren Finanzierungsrunde in Millionenhöhe durch Bestandsinvestoren zu einer Bewertung von mittlerweile mehr als 14 Millionen Euro, heißt es von AnovonA. Bei dieser werden die Bestandsgesellschafter “zu einer knappen Million Euro mitziehen”, sagt CEO Alexander Novotny auf brutkasten-Anfrage. “Der Zielbetrag, den wir in den nächsten Monaten einwerben möchten, ist zwei Millionen Euro”, so der Gründer.

AnovonA: Weitere Investoren u.a. im Lebensmittelbereich gesucht

Dieses Kapital diene zur Finanzierung eines Maßnahmenpaketes zusätzlicher Werbe- und Vertriebsmaßnahmen in der Schweiz und in Deutschland. Ein Großteil der Maßnahmen sei für Bayern geplant. “Bei der Suche nach neuen Investoren sind wir – ohne uns darauf einzuschränken – insbesondere auch an Partnern aus anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie interessiert, da die Vision unseres Unternehmens ist zu einem der führenden Anbieter für Proteinlebensmittel zu werden”, erklärt Novotny.

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