28.06.2023

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

Zum Zeitpunkt des Mega-Investments gab das Social-App-Startup IRL an, 12 Millionen User:innen zu haben - offenbar eine dreiste Lüge.
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IRL Fake-Dollars Geld verbrennen brennen
(c) Jp Valery via Unsplash

Eine Social App, in der man mit seinen Freund:innen Aktivitäten “im echten Leben” – also “in real life” organisieren kann – das war das (definitiv nicht einzigartige) Konzept des US-Startups IRL. Was das Unternehmen wohl in den Augen der Investmentgesellschaften einzigartig machte, war die große Zahl an User:innen. Stolze zwölf Millionen monatlich aktive Nutzer:innen präsentierte man vor zwei Jahren potenziellen Investor:innen.

Insgesamt 200 Millionen Dollar Investment für IRL

Einer der weltgrößten Fonds, der Softbank Vision Fund 2 ließ sich davon überzeugen und übernahm den Lead in einer 170 Millionen schweren US-Dollar-Finanzierungsrunde, die das Startup mit einer Bewertung von 1,2 Milliarden US-Dollar zum Unicorn machte. Insgesamt hatte IRL somit 200 Millionen US-Dollar an Investorengeldern eingesammelt.

19 von 20 Millionen User:innen waren Bots

Danach stieg die Anzahl der monatlich aktiven User:innen laut Unternehmensangaben sogar noch auf 20 Millionen an – davon sprach CEO Abraham Shafi vergangenes Jahr wiederholt. Doch wie sich nun herausstellte, waren der überwiegende Großteil davon keine Menschen, sondern Bots – das US-Investigativ-Journal the information berichtete zuerst darüber. Ganze 95 Prozent, also 19 von 20 Millionen, waren demnach Fake-User:innen, wie das Startup selbst nach einer durch das Board of Directors eingeleiteten internen Ermittlung mitteilte. Auch die Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) ermittelt gegen IRL wegen möglicher Verstöße gegen das Wertpapiergesetz in Zusammenhang mit den Bots.

CEO versprach “authentischere und organischere Gemeinschaften”

Skurril: CEO Shafi hatte es immer als erklärtes Ziel von IRL ausgegeben, “authentischere und organischere Gemeinschaften” zu schaffen. Schon vor einigen Monaten behauptete dann ein Ex-Mitarbeiter öffentlich, herausgeworfen zu sein, weil er Bedenken bezüglich der Fake-User:innen geäußert habe. Bereits im April räumte Shafi dann den CEO-Posten. Nun hieß es vom Unternehmen, die Zukunftsaussichten seien im Lichte der neuen Erkenntnisse nach Ansicht der Aktionär:innen nicht nachhaltig. IRL sperrt also zu – die App wurde bereits gestern abgeschaltet.

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Risikokapitalkrise - Investor:innen zur Frage, ob der Tiefpunkt überwunden ist
vlonru.: Oliver Holle, Christiane Holzinger, Berthold Baurek-Karlic, Niklas Benesch, Hansi Hansmann und Michael Altrichter über die Risikokapitalkrise | (c) vlonru.: Klaus Vyhnalek / 360 Business Planer / Foto Wilke / Fabian Klima / Conny Kacy / BKA Wenzel

Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Rattenschwanz an Problemen, die dieser nach sich zog, etwa Energie-Krise und Inflation, sind die Startup- und Scaleup-Investments drastisch zurückgegangen. Es gibt eine handfeste Risikokapitalkrise: Einige Scaleups mussten bei Finanzierungsrunden drastische Abwertungen in Kauf nehmen. Viele Startups mussten in den vergangenen Monaten Insolvenz anmelden, weil es nicht gelang, rechtzeitig ein Investment auszustellen, um die “Runway” zu verlängern.

Ist der Tiefpunkt überwunden?

Demgegenüber steht ein momentan mangels aktueller Statistiken noch subjektiver Eindruck: In den vergangenen Wochen berichtete brutkasten wieder vermehrt über Startup-Investments – nicht wenige davon im achtstelligen Euro-Bereich, eines sogar mutmaßlich im neunstelligen. Ist das ein Indiz dafür, dass der Tiefpunkt der Risikokapitalkrise bereits überwunden ist? Wir haben einige der bekanntesten heimischen Investor:innen dazu befragt.

Holle: “Appetit bei internationalen Investoren ist absolut da”

Speedinvest-Gründer Oliver Holle bestätigt den erwähnten subjektiven Eindruck aus seiner Perspektive: “Die ‘nächste Generation’ an Startups schließt gerade wieder schöne Anschlussrunden ab.” Der Appetit bei internationalen Investoren – für Top Teams und heiße Themen – sei wieder “absolut da”. “Wir hatten letzte Woche alleine an einem Tag drei große Runden, die wir verkündet haben – das hatten wir seit mehr als einem Jahr nicht mehr”, so Holle.

Risikokapitalkrise: Weitere negative Überraschungen voraus

Bei der Frage, ob der Tiefpunkt der Risikokapitalkrise bereits überwunden sei, gibt sich Holle dennoch pessimistisch: “Nein, weil die Abwertungsspirale bei vielen (ehemaligen) Unicorns noch nicht am Ende ist und da noch einiges an negativen Überraschungen auf die Branche zukommen wird”, meint er. Zudem lägen auch Scaleup-IPOs “weiterhin in weiter Ferne”.

Hansmann: “Die Krise ist jedenfalls für viele große Scaleups ganz sicher noch nicht vorüber”

Auch Business Angel-Legende Hansi Hansmann macht das Fehlen von IPOs als zentrales Problem aus. “Wir sind ziemlich tief unten. Ob es weiter runter geht oder wir da noch eine Zeit lang bleiben, macht nicht wirklich einen Unterschied. So richtig wissen wir alle nicht, ob es jetzt schon langsam wieder bergauf geht”, meint er. “Die Krise ist jedenfalls für viele große Scaleups ganz sicher noch nicht vorüber, weil das ‘Hineinwachsen’ in die Bewertungen von 2021/2022 enorm schwer ist. Und von sehr hohen Burnrates auf Break Even hinunterzukommen ist immer ein Drahtseilakt.”

Holzinger: “Mein Umfeld ist noch immer sehr vorsichtig”

Business Angel of the Year Christiane Holzinger gibt sich ebenfalls wenig euphorisch bezüglich eines baldigen Endes der Risikokapitalkrise. “Mein Umfeld ist noch immer sehr vorsichtig. Ich nehme noch immer wesentlich kleinere Tickets als noch vor zwei Jahren wahr. Weiters wird mit Co-Investoren ausführlicher diskutiert und sicher viel hinterfragt”, sagt sie. Doch: “Brillante Teams und tolle Geschäftsideen erhalten durchaus Geld. Aber ich habe schon das Gefühl, dass selektiver investiert wird.” Die Bereitschaft sei bei ihr und ihrem Umfeld jedenfalls da.

Altrichter: “Verfügbarkeit österreichischen Kapitals hat sich null verbessert”

Dass selektiver investiert wird, sieht auch Business Angel Michael Altrichter. Er spricht bei den aktuell erfolgreichen Finanzierungsrunden vom “Prinzip des Cherry Picking”. Und er stellt klar: “Aber ich sehe mehr Insolvenzen als positive News, wenn ich brutkasten lese.” Die Verfügbarkeit österreichischen Kapitals habe sich “null” verbessert. “Wie auch, ohne entsprechende steuerliche Attraktivierung von Investments oder einen funktionierenden Kapitalmarkt? Ich sehe keine sehr positive Entwicklung des Ökosystems, nur einige exzellente Ausreißer”, so Altrichter. Es gebe nach wie vor eine extrem hohe Konzentration auf “einige wenige erfolgreiche Kapitalgeber und relativ wenige Gründer-Stars”.

Baurek-Karlic: “Reihe größerer Runden” in der zweiten Jahreshälfte

Anders drückt es Business Angel of the Year Berthold Baurek-Karlic aus: “Ich denke es hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Jene Startups, die starke Zahlen haben, positionieren diese mittlerweile proaktiv in den Medien und ziehen so Kapital an”, meint er. Auch ermögliche die Entschuldung durch Insolvenz vielen Firmen ein zweites Leben durch eine straffe Sanierung. Jedenfalls erwartet Baurek-Karlic in der zweiten Jahreshälfte “eine Reihe größerer Runden im Venture-Markt”. Doch er schränkt ein: “Das Geld wird aber vermutlich stärker aus dem Ausland kommen.” Denn heimische Business Angels seien weiterhin zurückhaltend – auch weil die Politik keine entsprechenden Anreize setze.

Benesch: “Der Tiefpunkt des aktuell Zyklus ist überwunden”

Niklas Benesch, Principal bei ROI Ventures rund um Laura Raggl, äußert sich vergleichsweise optimistisch: “Ja, der Tiefpunkt des aktuellen Zyklus ist überwunden”, meint er. Dennoch befinde sich die Branche noch immer “in einem sehr trägen Zustand”, der das Fundraising vieler Teams – speziell in der Seed-Stage – als “sehr herausfordern” gestalte. Gründer:innen müssten weiterhin vor allem starke Umsätze vorweisen können, um Wachstum und Wertschöpfung zu demonstrieren. Doch Benesch stellt klar: “Kapital ist in allen Phasen in ausreichendem Maß verfügbar”. Eine Entwicklung zurück zum Niveau während der Nullzinspolitik sei jedoch vorerst ausgeschlossen.

Anpassung an die neuen Spielregeln in der Risikokapitalkrise

Eines scheint jedenfalls klar: Egal ob der Tiefpunkt noch voran liegt, oder bereits überwunden ist – so wie vor der aktuellen Risikokapitalkrise wird es sobald nicht mehr. “Die Krise ist insgesamt noch nicht überwunden, aber wir haben gelernt mit der Krise zu leben und in dieser zu arbeiten”, resümiert Berthold Baurek-Karlic und fügt an, er sehe “durchaus ein Licht am Ende des Tunnels”. Und Hansi Hansmann fasst zusammen: “Die Regeln werden gerade neu geschrieben, sowohl für Startups als auch für Investoren. Daran müssen sich alle erst gewöhnen.”

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AI Summaries

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Der Inhalt dieses Artikels zeigt gesellschaftspolitische Auswirkungen in Bezug auf die Vertrauenswürdigkeit und Authentizität von Online-Plattformen und Social-Media-Apps. Die Tatsache, dass das Startup IRL einen Großteil seiner Nutzer als Bots entlarvt hat, wirft Fragen zur Integrität der Plattform auf. Dies deutet auf die Herausforderungen hin, denen wir in Bezug auf die Bekämpfung von Falschinformationen, Betrug und der Schaffung von vertrauenswürdigen Online-Communities gegenüberstehen. Darüber hinaus zeigt es auch die Bedeutung regulatorischer Maßnahmen und die Rolle der Aufsichtsbehörden bei der Sicherung der Interessen der Nutzer und Investoren.

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

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Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Der Inhalt des Artikels zeigt, dass das US-Startup IRL, das eine Social App für die Organisation von Aktivitäten im echten Leben anbot, sich als betrügerisch erwies. Trotz der Präsentation hoher Nutzerzahlen konnte das Unternehmen nach einer internen Untersuchung bestätigen, dass 95 % der 20 Millionen monatlich aktiven Nutzer Bots waren. Dies führte zur Ermittlung der Börsenaufsicht und zur Schließung der App. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind für das Unternehmen und seine Investoren erheblich, da die Zukunftsaussichten nun als nicht nachhaltig angesehen werden und das Unternehmen seinen Betrieb einstellen muss.

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Als Innovationsmanager:in ist es wichtig, über aktuelle Entwicklungen und Trends im Startup-Bereich informiert zu sein. Dieser Artikel zeigt, wie ein vielversprechendes Startup große Investitionen erhalten hat, sich jedoch später herausstellte, dass die Mehrheit der Benutzer:innen Fake-Accounts waren. Dies verdeutlicht die Gefahr von Fehlinformationen und das Risiko bei der Bewertung von Startups basierend auf Nutzerzahlen. Als Innovationsmanager:in ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen und fundierte Analysen durchzuführen, um die Zukunftsaussichten eines Startups richtig einzuschätzen und mögliche Risiken zu minimieren.

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Dieser Artikel hat eine wichtige Relevanz für Sie als Investor:in, da er über die Täuschung eines Startups bezüglich seiner Nutzerzahlen berichtet. Das Startup IRL gab vor, zwölf Millionen monatlich aktive Nutzer:innen zu haben, von denen sich herausstellte, dass 95 Prozent davon Fake-User waren. Dieser Betrug wirft Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens auf und verdeutlicht die Bedeutung einer gründlichen Due Diligence und Überprüfung der vom Startup angegebenen Zahlen und Fakten, bevor Sie in ein Unternehmen investieren.

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Der Inhalt dieses Artikels könnte für Sie als Politiker:in relevant sein, da er aufzeigt, wie ein Startup eine große Anzahl von Benutzer:innen durch falsche Profile generiert hat. Dies könnte ein Beispiel für die Risiken von Datenmanipulation und betrügerischen Praktiken sein, die in der digitalen Welt häufig vorkommen können. Es betont die Bedeutung einer strengen Regulierung und Überwachung digitaler Plattformen, um Transparenz und Integrität zu gewährleisten. Es könnte auch eine Erinnerung für Politiker:innen sein, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit in digitale Plattformen und soziale Medien von entscheidender Bedeutung ist, um effektive und authentische Kommunikation mit den Bürger:innen sicherzustellen.

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Dieser Artikel über das Startup IRL deutet auf ein größeres Problem hin, das im technologischen Umfeld immer präsenter wird – das Vorhandensein von gefälschten Benutzerkonten und Bots. Obwohl IRL anfangs mit einer beeindruckenden Anzahl von monatlich aktiven Nutzern geworben hatte, stellte sich später heraus, dass 95% dieser Nutzer tatsächlich Bots waren. Dieses Betrugsverhalten führte nicht nur zur Einstellung der App, sondern auch zu rechtlichen Konsequenzen seitens der Securities and Exchange Commission. Dieser Vorfall verdeutlicht die Notwendigkeit, dass Unternehmen und Investoren strenge Maßnahmen ergreifen müssen, um die Echtheit von Nutzerkonten zu gewährleisten und die Glaubwürdigkeit von Startups und deren Erfolgsaussichten zu schützen. Es zeigt auch die Verantwortung der Unternehmen, die Behauptungen von Echtheit und Authentizität kritisch zu betrachten und sicherzustellen, dass diese Versprechen auch tatsächlich erfüllt werden. Letztendlich wirft dieser Artikel Fragen zur Integrität und Transparenz im Technologiebereich auf.

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

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Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Die relevantesten Personen in diesem Artikel sind:
  • CEO Abraham Shafi
  • Ein Ex-Mitarbeiter

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern

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Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

  • IRL (Startup)
  • Softbank Vision Fund 2 (Investmentfonds)
  • Board of Directors (IRL)
  • Securities and Exchange Commission (SEC)

IRL: Startup bekam 170 Mio. Dollar von Softbank und Co – mit 95 % Fake-Usern