05.09.2019

Investment Punk Gerald Hörhan: “Startups sind eine riskante Anlageform”

Am 25. und 26. September 2019 wird Gerald Hörhan, besser bekannt als "Investment Punk", auf dem Börsianer Festival auftreten. Mit dem brutkasten spricht er im Vorfeld über Anlageformen von Immobilien über Bitcoin bis Crowdinvesting und erläutert, wo er die Grenze zwischen Startups und Unternehmertum sieht.
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(c) Investment Punk
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Bevor wir zum Geschäftlichen kommen, zuerst die wichtigste Frage: Welche Musiktipps kann der Investment Punk geben?

Gerald Hörhan: Ich höre gerne Heavy Metal, wie Slayer, System of a Down, Rammstein und Metallica. Rammstein und Metallica habe ich erst letztens wieder live gesehen.

Das Investmentverhalten der Österreicher ist extrem konservativ, wie diverse Studien zeigen. Geld liegt meist auf dem Gehaltskonto und wird maximal in einen Bausparer gesteckt. Ist dein Auftreten ein Weg, den Menschen zu zeigen, dass Investments auch cool sein können?

Natürlich! Ich versuche, vielen Menschen zu finanzieller Freiheit zu verhelfen, indem sie sich also kein Eigenheim auf Schulden kaufen, keine Konsumschulden machen und sich mit Investieren beschäftigen. Außerdem sollen sie nicht glauben, dass ein Angestelltenjob sicher sei. Sie sollten sich mit der Digitalisierung beschäftigen. Und sie sollten versuchen, keine Scheidung zu haben. Das sind die sechs Finanztipps an die Mittelschicht. Die meisten laufen im Hamsterrad, verschulden sich und lassen sich versklaven. Wer keine Konsumschulden macht und kein Eigenheim auf Pump kauft, der macht schon mal einiges richtig. Wenn man dann Geld hat, dann kann man es sorgsam investieren – und auch das lehre ich: Manche haben zum Beispiel Immobilien günstig gekauft und sie dann gut hergerichtet.

Das Einfamilienhaus erfordert viel Arbeit und versklavt dich für 30 Jahre.

Aber gerade Immobilienkauf muss ja meistens auf Pump geschehen…

Ja, aber zu Geldanlage, nicht zum selber drin wohnen. Das hat drei Gründe. Erstens haben kleinere Wohnungen in zentralen Lagen eine höhere Mietrendite – also das Verhältnis von Miete zu Kaufpreis – als ein Eigenheim. Zweitens kann man Reparaturen bei einer Anlageimmobilie steuerlich abziehen, aber nicht für das private Eigenheim. Und drittens ist die Vermietbarkeit von kleinen,  zentralen Wohnungen größer als von Eigenheimen und Einfamilienhäusern. Das Einfamilienhaus hingegen erfordert viel Arbeit und versklavt dich für 30 Jahre. Und du kriegst bei der Bank eher keinen Kredit für zum Beispiel eine Firmengründung, wenn du noch den Kredit für dein Eigenheim abbezahlen musst.

Immobilien sind nur eine Anlageform von vielen. Motivierst du die Leute auch, in Aktien, Fonds und ETFs zu investieren?

Ja, sicher. Vor allem monatliche Ansparpläne in ETFs können Sinn machen, wenn man den Cost Average Effekt nutzen kann – das bedeutet, dass man jeden Monat um die selbe Summe ein Wertpapier kauft: Bei einem hohen Preis kauft man weniger, bei einem geringen mehr. So reduziert man seinen gewichteten Durchschnittspreis. Ein Index hat dabei weniger Risiko als einzelne Aktien: Ein fallender russischer Aktienindex wird sich zum Beispiel irgendwann wieder erholen – wenn sich aber ein russisches Unternehmen gegen Putin stellt, ist es pleite. Diese Investments kann jeder machen, das ist relativ einfach möglich.

Wenn eine Krise ist, kann man das beste Geschäft machen.

Wie sieht es mit Bitcoin und anderen digitalen Assets aus?

Ich sage auch immer, dass man immer eine gewisse Anzahl Bitcoin im Portfolio haben sollte, sowie Gold und idealerweise eigene digitale Vermögenswerte. Allerdings muss man betonen, dass wir uns scheinbar am Ende einer Boomphase befinden, und in solchen Phasen sollte man eher konservativ sein.

Das bedeutet?

Die letzten Jahre sind an vielen Märkten gut gelaufen. Nun sehen wir wirtschaftlich eher Wolken am Horizont. Wenn eine Krise ist, kann man das beste Geschäft machen. Man muss sich aber vorbereiten. Das bedeutet, dass man mehr Liquidität hält, illiquide Vermögenswerte veräußert, so lange es noch geht, rechtzeitig in liquide Vermögenswerte investiert, die auch ihren Wert behalten und darauf vorbereitet ist, dass man im Fall einer Krise ordentlich schießen kann.

Also, dass man bei niedrigen Kursen dann investieren kann?

Ja. Und dafür braucht man sowohl Nerven als auch Geld.

Der Goldpreis ist in den vergangenen Monaten aber bereits extrem gestiegen. Würde es jetzt noch Sinn machen, in Gold zu investieren oder ist der Boom vorbei?

Das hängt auch von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Ich bin kein Hellseher, aber grundsätzlich macht es Sinn, im Portfolio Gold in Barrenform zu halten. Als Risikoabsicherung in einer Krise und als sogenanntes Safe Haven Investment. Bitcoin könnte auch diese Rolle des digitalen Golds einnehmen, das ist aber noch nicht bewiesen.

Es hat sich in den letzten Monaten aber gezeigt, dass der Bitcoin-Kurs gestiegen ist, wenn der wirtschaftspolitische Wind rauer wehte…

Ja. Es gibt Hinweise darauf. Garantien gibt es aber keine. Man muss aufpassen, weil es zwei Faktoren gibt: Eine ablaufende wirtschaftliche Entwicklung auf der einen Seite mit potenziell fallenden Preisen, zugleich aber auch niedrige Zinsen. Daher sollte man einerseits liquide Mittel halten und auf der anderen Seite harte Vermögenswerte haben – wie etwa Immobilien.

Grundsätzlich ist ein Startup ein riskantes Investment.

Wie siehst du Investments in Startups als Anlageform, etwa Crowdinvesting?

Sehr riskant. Und sehr illiquide. Manchmal muss man auch Geld haben für etwaige Nachschusspflichten. Und das ist nur etwas für professionelle Anleger.

Also kein Startup-Crowdinvesting mit kleinen Beträgen?

Man kann es machen, aber am Ende ist es sicher eine hochspekulative Anlage, die auch sehr illiquide ist. Es gibt ja auch Crowdinvesting für Immobilien, sogenannte nachrangige Mezzanin-Finanzierungen. Die können schon grundsätzlich funktionieren, wenn der Developer solide ist, er eine ordentliche Bilanz hat und das Projekt solide aufgesetzt ist. Aber auch da muss man sehr genau prüfen, was man macht.

Gilt deine Einschätzung zu Startup-Investments auch für Security Token Offerings?

Grundsätzlich ist ein Startup ein riskantes Investment. Selbst die erfolgreichsten VCs wissen a priori nicht, welches Startup erfolgreich ist. Man muss am Anfang in zehn bis 20 Firmen investieren, um eine geeignete Diversifikation zu haben. Das ist nichts für Kleinanleger. Auf der anderen Seite kann die Tokenisierung von harten Vermögenswerten wie Immobilien durchaus Sinn machen, wenn man daran beteiligt ist. So kann man als Kleinanleger das nachmachen, was ich mit Immobilien im größeren Stil gemacht habe. Da kann man das Risiko auch global streuen, das Risiko ist geringer und jeder versteht es.

Wie siehst du die Immobilienszene in Wien?

Der Markt ist sicher ein wenig ausgelutscht. Es gibt auch Überkapazitäten am Markt, die Vermietbarkeit ist also nicht mehr so leicht wie früher. Auch in Graz wird zu viel gebaut. Zugleich haben wir eben die Situation der niedrigen Zinsen. Daher sage ich, dass Immobilien ins Portfolio gehören – aber nicht ausschließlich.

Man kann sich die Deppensteuer ersparen.

Wie schützt man sich als Kleinanleger in diesem undurchsichtigen Umfeld vor Betrügern?

Indem man es lernt. Ich biete zum Beispiel die „Investment Punk Academy“ an, in der man das lernen kann, es gibt aber auch andere Anbieter. Man muss sich halt mit etwas beschäftigen und es lernen, wenn man ein Geschäft machen will. Das ist nicht anders als beim Skifahren oder beim Autokauf.

Oder man lernt aus Fehlern. Aber das ist schmerzvoller.

Ja, man kann auch beim Skifahren aus Fehlern lernen, indem man im Krankenhaus landet. Man lernt natürlich aus Erfahrungen. Aber man kann sich auch die Deppensteuer ersparen, indem man sich das Wissen holt, das verfügbar ist.

Viele Startups sind in den Bereichen schwach, auf die es ankommt.

Dein eigenes Unternehmen gibt es nun auch schon einige Zeit. In welchem Stadium bist du jetzt?

Ich habe mehrere Unternehmen und bin jetzt seit 16 Jahren Unternehmer. Die Unternehmen gehören mir, ich habe keinen Investor. Es ist also möglich, dass man auf eigene Faust ein Startup profitabel aufbaut. Man muss halt sorgsam wirtschaften.

Wie schafft man es, das Wachstum ohne fremdes Kapital zu finanzieren?

Erstens ist es wichtig, dass man sparsam agiert. Viele Startups machen sündhaft teure Büros und verbrennen viel Geld. Zweitens musst du dich von Anfang um den Vertrieb kümmern, das muss Chefsache sein – online ebenso wie offline. Außerdem musst du die IT und das geistige Eigentum im Griff haben. Viele Startups entwickeln Produkte, sind aber in den Bereichen schwach, auf die es ankommt: Verkauf, Finanzen, geistiges Eigentum, IT und Steuern. Das ist vermutlich der Unterschied zwischen einem Startup, das oft eine Frage des Lifestyles ist – mit Tischfußball und Hipster-Bärten – und Unternehmertum. Unternehmertum ist darauf aufgebaut, Geld zu verdienen – das umfasst viele Bereiche: Neben dem Produkt eben auch Dinge wie Vertrieb und Mitarbeiterführung. Und darauf vergessen sehr viele Startups.

Gerald Hörhan wird auch als Speaker auf dem Börsianer Festival am 25. und 26. September 2019 auftreten.

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Remitly, ein US-Online-Anbieter für Finanzdienstleistungen, hat 4.200 erwerbstätige Erwachsene aus 22 Ländern in einer Studie rund um das Thema Work-Life-Balance befragt. Im Zuge dessen ging es um tägliche Arbeitsstunden, die Länge des Arbeitsweges, die Schlafdauer vor einem Arbeitstag und und die Länge der täglichen Pausen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben fand Einklang in die Studie. Nach Erhebung der Daten wurden die einzelnen Faktoren bewertet. Das Ziel: Herauszufinden, welche Länder weltweit die “beste Work-Life-Balance bieten”. Erfasst wurden die Daten diesen September.

Der Norden ist am Balance-freundlichsten

Nach dem Ranking des US-Finanzdienstleisters steht Österreich gar nicht so schlecht da: Platz 11 erreichten wir im Rahmen der Studie. Wenig überraschend gingen Platz eins und zwei wieder in den Norden – konkret an Finnland (Platz eins) und Dänemark (Platz zwei). An dritter Stelle im Work-Life-Ranking steht die Schweiz.

Finnland ist laut Remitly mit 73 von 100 Punkten im Index das Land mit den besten Rahmenbedingungen für eine Work-Life-Balance. Der Studie zufolge soll Finnland seinen Erwerbstätigen schon seit fast 30 Jahren flexible Arbeitsbedingungen bieten.

Dänemark auf Platz zwei erreichte 70 von 100 Punkten. Die Durchschnittsarbeitszeit pro Tag belief sich hier auf sieben Minuten und 25 Stunden. Auch laut OECD Better Life Index liegt die Zufriedenheit im Beruf sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit in Dänemark über dem weltweiten Durchschnitt.

Trotz längerer täglicher Arbeitszeit und längerer Pendelzeit als Platz 1 und 2 landet die Schweiz auf Platz drei, was Remitly unter anderem mit den vier bis fünf bezahlten Urlaubswochen begründet. Auch die Pausenzeiten umfassen mit 56 Minuten täglich ein Maximum unter den befragten Ländern.

Platz vier ergattert Frankreich – unter anderem auch deshalb, da die Normalarbeitszeit in Frankreich bei 35 Wochenstunden liegt. Alles darüber wird als Überstunde gerechnet und dementsprechend in Zeitausgleich oder Bezahlung vergolten.

Für Work Life Balance wird umgezogen

Neun der zehn führenden Länder befinden sich in Europa. Der einzige Ausreißer: Neuseeland auf Platz 5. Außerdem gaben vier von zehn (42 Prozent) Befragten an, dass sie in den nächsten fünf Jahren auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen ins Ausland ziehen möchten.

In den Top zehn befinden sich nach den ersten vier Platzierten – nach Rangliste Finnland, Dänemark, Schweiz und Frankreich – schließlich Neuseeland (Platz 5), Schweden (Platz 6), die Niederlande (Platz 7), Portugal (Platz 8), Belgien (Platz 9) und Tschechien (Platz 10).

Österreich belegt Platz 11, gefolgt von Deutschland (Platz 12), Spanien (Platz 13), Italien (Platz 14) und Kanada (Platz 15).

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