30.09.2016

Interview – Energie Steiermark launcht “Next-Incubator”

Thomas Wiedner ist Innovationschef der Energie Steiermark. Im Gespräch mit dem Brutkasten erzählt er, was der Energiekonzern mit seinem neuen Inkubatorprogramm erreichen will und was Startups davon haben.
/artikel/interview
(c) Energie Steiermark: Thomas Wiedner

Die aufmerksame Brutkasten-Leserschaft weiß es schon seit längerer Zeit: Graz ist einer der Startup- und Innovations-Hotspots des Landes. Diese Entwicklung nimmt sich nun auch der größte steirische Energie-Anbieter, Energie Steiermark, zum Anlass und launcht nun mit dem “Next-Incubator” einen Startup-Inkubator in der Landeshauptstadt an der Mur. Bis 10. November können sich Startups dort für den ersten Durchgang bewerben. Der Brutkasten hat Energie Steiermark-Innovationschef Thomas Wiedner zum Gespräch getroffen um Ziele, Absichten und Möglichkeiten des Inkubators zu hinterfragen.

+++ Unterschiede zwischen Accelerator und Inkubator – Was Startups wissen sollten +++

Wie wurden Sie Leiter der Energie Steiermark Innovationsabteilung? Und welche Erfahrungen konnten Sie bisher im Startup- und Innovationsbereich sammeln?

In meiner langjährigen Tätigkeit für den Konzern, habe ich mich immer wieder neuen Aufgaben und Themengebieten gewidmet. Sei es während meiner vertrieblichen Tätigkeit, als Geschäftsführer unterschiedlichster Firmen oder beim Aufbau des Startups „VeloVital“ zu unserer heutigen Mobilitäts GmbH, dem größten Mobilitätsverleih Österreichs. Durch diese vielfältigen innovativen Aufgaben war es quasi vorgegeben, das ganze Thema Innovation mal so richtig im Konzern zu verankern, auf eine höhere Ebene zu stellen, und so den ganzen Konzern zu infizieren. Meiner Erfahrung nach, muss das Thema Innovation auf jeden Fall von „ganz oben“ mitgetragen und gepusht werden. Das Innovationsmanagement mit all seinen radikalen Geschäftsfeldern muss sich in der Gesamtstrategie eines Konzerns wiederfinden, um zukünftig Ergebnisse erzielen zu können.

Warum launcht ein Energie-Konzern in der Steiermark einen Startup-Inkubator?

Auch ein Energiekonzern muss sich digital transformieren und kann sich nicht auf seinem bisherigen Geschäft ausruhen, wenn er wettbewerbsfähig und zukunftsorientiert bleiben will. Der digitale Fortschritt und neu entstehende Technologien eröffnen ein immenses, noch nie da gewesenes Potenzial an neuen beziehungsweise radikalen Geschäftsmodellen. Da wir aber sehr stark in den Mustern eines Energieversorgers denken, wollen wir gemeinsam mit externen Startups disruptiver werden. Das agile und zukunftsorientierte Agieren von Startups, diese so genannte „Entrepreneurial Culture“, muss auch in unserem Unternehmen Einzug finden und im Idealfall auch auf unsere Mitarbeiter übergreifen.

“Unser Eindruck von Startups ist oftmals, dass sie in ihren Überlegungen und in ihren Prozessen noch sehr unstrukturiert und unkoordiniert sind”

Was kann ein Energie Konzern von Startups lernen und umgekehrt?

Unser Eindruck, wenn Startups auf uns zukommen, ist oftmals, dass sie in ihren Überlegungen und in ihren Prozessen noch sehr unstrukturiert und unkoordiniert sind. Hier können wir als etabliertes Unternehmen mit unseren abgestimmten Prozessen in Bezug auf „execution excellence“ und Skalierung den Startups noch einiges an Learnings bieten. Hingegen können wir von Startups noch vieles in Bezug auf Fehlerkultur und Scheitern lernen. Negative Erkenntnisse aus dem frühen Testen von Lösungen werden in Konzernen schnell als Fehler und Misserfolge gesehen. Und hier nicht gleich aufzugeben, sondern an etwas dran zu bleiben und einen Pivot als einen natürlichen Schritt im Produktentwicklungsprozess anzusehen, ist in einem Energiekonzern oft schwierig.  Vielmehr müssen wir mithilfe der Startups erst lernen, dass ein frühes Testen einer möglicherweise nicht zu 100% perfekt finalisierten Version mit anschließenden Iterationen uns im Produktentwicklungsprozess oftmals schneller voranbringen würde.

Was erwarten Sie sich konkret für den Konzern?

Wir sehen den Next-Incubator als eines unserer Tools, um potenzialträchtige Innovationen früher identifizieren und effizienter fördern zu können und dadurch die Diversität an neuen Produkten und Geschäftsmodellen in der E-Steiermark erhöhen zu können. Die organisatorisch komplexen Strukturen eines Energiekonzerns stehen des Öfteren in Konflikt mit der raschen Realisierung radikaler Innovationen. Kann man mit dem „Pace“ der heutigen Zeit nicht mithalten, wird man vom Markt und den Wettbewerbern schnell überholt. Diesbezüglich erwarten wir uns durch die Zusammenarbeit mit Startups eine schnellere Marktreife und kürzere Produktentwicklungszyklen bei Innovationen und einen Impact auf die eigene Unternehmenskultur hin zu mehr Agilität und Radikalität.

+++ Dossier: Corporate Innovation +++

Was haben die teilnehmenden Startups davon?

Wir sind ein langfristig stabiles Unternehmen, das großes Vertrauen bei seinen Kunden besitzt. Dieses Image, kombiniert mit unserem starken Antrieb und Willen, fit für die (digitale) Zukunft zu werden, ist für Startups mit radikal-alternativen Ansätzen sicher ein spannendes und vorteilhaftes Arbeitsumfeld. Des Weiteren sollte die persönliche Ebene niemals vergessen werden. Die Energie Steiermark ist bekannt dafür, dass sie sich um das Wohl ihrer Mitarbeiter sorgt und die Wichtigkeit der Mitarbeiter für das Unternehmen hoch geschätzt wird. Dies gilt natürlich ebenso für unsere zukünftigen Next-Teams.

Und welche Startups wollen Sie dabei haben?

Wir suchen Startups an der Schnittstelle neuer digitaler Technologien (wie IoT, Blockain, AI) und dem Energiesektor. Visionäre mit digitalen Anwendungen im Energiesektor, die gemeinsam mit den Ressourcen der Energie Steiermark ihr Produkt oder ihren Service zur Marktreife vorantreiben wollen, sind herzlich eingeladen mit uns Kontakt aufzunehmen und sich zu bewerben. Mindesterfordernis für die Bewerbung ist ein Prototyp, der im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprogramms getestet werden kann.

Ein Startup wird von ihnen aufgenommen, mit welchen Leistungen kann es rechnen?

Next-Incubator Startups profitieren bei einer Zusammenarbeit mit der Energie Steiermark von folgenden bereitgestellten Ressourcen: Wir bieten unseren Next-Teams rasches Feedback und Know-How durch unser diverses Feld an Experten aus dem Energiesektor, ein breites Partnernetzwerk aus B2B-Kunden und unserem Netzwerk aus dem Startup Ecosystem sowie Lead User-Zugang für ein rasches Produkt Testing. Sollten bei den Teams im Laufe des gemeinsamen Produktentwicklungsprozesses externe Investitionserfordernisse aufkommen, unterstützen wir hier teamspezifisch auch finanziell. Optional stellen wir den Teams, wenn von ihnen gewünscht, auch Arbeitsplatz Infrastruktur zur Verfügung. Das Arbeiten bei uns vor Ort ist aber kein Muss für uns. Ziel unseres Co-Creation Ansatzes ist ein gemeinsamer Go2Market.

Langfristig ist es sicher unser Ziel, uns auch in größerem Rahmen an Startups zu beteiligen.”

Ist Energie Steiermark also auch an Beteiligungen interessiert?

In einem ersten Schritt geht es uns vor allem um die Erweiterung unseres Produktportfolios für unsere Kunden. Sollte das Potenzial bei einzelnen Produkten und Teams derartig groß sein und der Strategic Fit gegeben sein, sind Gespräche über eine Beteiligung sicher nicht ausgeschlossen. Langfristig ist es sicher unser Ziel, uns auch in größerem Rahmen an Startups zu beteiligen.

+++ 5 Tipps für die Suche nach Investoren +++

Wie beurteilen Sie den Startup-Standort Österreich und im Speziellen die Steiermark?

Die österreichische Startup-Szene ist sehr stark auf den Raum Wien konzentriert. Weitere Städte werden in Bezug auf die Startup Szene nur lokal oder in Einzelaktivitäten wahrgenommen. Das finde ich sehr schade. Hier hat die Steiermark mit Graz als der zweitgrößten Stadt Österreichs sicher noch Aufholbedarf. Bei all den Aktivitäten und Bemühungen, die die steirische Startup-Szene aktuell unternimmt, sind wir aber auf einem guten Weg.

⇒ hier geht es zur Website des Next-Incubator

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Eine der beiden neuen Satellitenschüsseln in Prottes. (c) Eviden

6,2 Meter sind die beiden Antennen lang – die Standortsuche gestaltete sich entsprechend schwierig. Denn für einen optimalen Empfang können die Satellitenschüsseln nicht von hohen Häusern umgeben sein. Drei Locations wurden bei der Auswahl des idealen Standortes in Betracht gezogen, die besonderen Ansprüche des neuen Zentrums erfüllte schließlich nur Prottes. Entscheidend war einerseits der viele Platz, der für die Positionierung und den Schwenkbereich der Satellitenschüsseln gegeben war, sowie die gute technische und infrastrukturelle Anbindung – vor allem, was den Glasfaseranschluss betrifft. Damit eröffnete das Tech-Scaleup am Montag seinen achten Standort in Österreich und feierte gleichzeitig den ersten Jahrestag als Zweitunternehmen des französischen Tech-Riesen Atos mit einer Geburtstagstorte.

Eviden-Dienste als “Wohlstandslokomotive”

Die stärkeren niederösterreichischen Windböen seien für die Anlagen kein Problem; bis 100 km/h sei sie voll einsatzfähig, aushalten würden sie aufgrund der starken Betonverankerung bis zu 200 km/h. „Da hätten wir dann aber eh ganz andere Probleme“, heißt es vonseiten der Ingenieure. Sechs Arbeitsplätze befinden sich in dem neuen Monitoring-Zentrum, zwei davon seien dauerhaft besetzt. Von hier aus stelle man vor allem die Qualität der Satellitensignale sicher, gegebenenfalls arbeite man außerdem an Hardwareentwicklungen.

Als Anbieter für Lösungen in den Bereichen Digitalisierung, Cloud und Datensicherheit ist die Arbeit mit Satelliten für Eviden zentral für die Weiterentwicklung der Systeme. Die Anwendungsgebiete, die dadurch bedient werden, können in drei Bereiche geteilt werden: Einerseits die Mission Critical Systems, die vor allem für die Kommunikation zwischen Blaulichtorganisationen wichtig seien, außerdem der Sicherheits- sowie der Sky-Monitoring-Bereich. Landeshauptfrau Mikl-Leitner betonte vor allem die Rolle des Exports dieser Dienste als “Wohlstandslokomotive” für Niederösterreich.

Mehr Satelliten, mehr Störungen

Mit den neuen Antennen kann das Technologiezentrum Satellitensignale bis ca. 75° Ost und 50° West empfangen. Übersetzt bedeutet das, dass die Antennen im Osten Signale über China und im Westen über der Ostküste von Amerika erreichen. „Da sind wir in der glücklichen Position, dass wir sehr viele interessante Satelliten empfangen“, so Eviden-Chefingenieur Christian Hausleitner. Die Zahl der Satelliten hat sich in den letzten Jahren vervielfacht – und werde sich laut dem globalen Vertriebsleiter Christian Heinrich auch weiterhin vervielfachen.

„Es gibt natürlich Fernsehsatelliten und Wetterbeobachtungssatelliten, aber es gibt auch Satelliten, die uns vielleicht nicht so freundlich gesinnt sind“, so Heinrich. Dementsprechend wichtig sei das Anwendungsgebiet der Sicherheit; auch Vertreter:innen des Bundesministeriums für Landesverteidigung waren bei der Eröffnungszeremonie anwesend. „Wenn man in die Sicherheitstechnik schaut, ist es da wie mit den Viren und dem Hacken: Kaum wird eine Technik geknackt, gibt’s eine neue. Jeder versucht hier, entweder mehr Kapazität, mehr Bandbreite, mehr Sicherheit, mehr Verschlüsselung zu generieren. Das ist ein kontinuierliches Thema.“

“Permanente Innovation” in Prottes

Dementsprechend sei laut Heinrich „permanente Innovation“ am neuen Standort zu erwarten. Denn um die immer komplexer werdenden Signale zu analysieren und etwaige Störungen zu finden, kommt auch bei Eviden vermehrt KI zum Einsatz. „Ein Mensch kann das alles gar nicht mehr erfassen. Auch die künstliche Intelligenz muss genau auf den jeweiligen Anwendungsbereich abgestimmt werden. KI ist nicht gleich KI; ChatGPT kann das zum Beispiel nicht“, so Heinrich. Durch die rasante Weiterentwicklungen im KI-Bereich würden sich laut ihm auch in Zukunft noch spannende Möglichkeiten ergeben. So könnten sich in wenigen Jahren neben den drei Anwendungsbereichen noch weitere ergeben. „Sobald eine neue Technik rauskommt, gibt es auch wieder neue Ideen, was man mit einem Satelliten so alles anstellen kann“, so Heinrich.

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