14.02.2018

Interview zum Codeship-Exit: “Es wird niemand von uns umziehen”

Interview. Nach dem Exit an CloudBees haben wir mit dem Wiener Codeship-Founder und (Ex-)CEO Moritz Plassnig darüber gesprochen, wie es nun weitergeht.
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Codeship: Moritz Plassnig
(c) Codeship: Moritz Plassnig

2011 in Wien gegründet, wuchs das Startup Codeship in Boston zu einem IT-Dienstleister mit über 2000 Business-Kunden heran. Mehr als elf Millionen US-Dollar Kapital wurden in mehreren Runden aufgestellt. Nun folgte der Exit: Konkurrent CloudBees übernahm das Unternehmen für einen nicht näher genannten Betrag. Wobei: Als (Ex-)Konkurrenten will der Codeship-Founder und nun Ex-CEO Moritz Plassnig seine neue berufliche Heimat natürlich nicht bezeichnen. Im Interview sprachen wir mit Plassnig darüber, wie es bei Codeship als Teil von CloudBees nun weitergehen wird.

+++ Archiv: 7 Mio Dollar für Codeshíp: “Fundraising nur Mittel zum Zweck” +++


Zunächst Gratulation zum Exit! Wie ich gelesen habe, darfst du nichts über die Summe sagen?

Das ist korrekt (lacht).

Auch nicht im wieviel-stelligen Bereich das war?

Nein, da gebe ich jedem die gleiche Antwort.

Bevor wir zur Sache kommen, bitte ich dich um einen kurzen Pitch. Was macht Codeship?

Wir machen zwei Dinge. Wir testen automatisiert Software-Änderungen. Und dann helfen wir über einen automatisierten Prozess und unser Produkt, diese Änderungen auch wirklich an die Kunden unserer Kunden auszurollen. Wenn unser Kunde etwa eine Web-Applikation hat, an der 20 bis 30 Software-Entwickler arbeiten, dann verwenden die Software-Entwickler unser Produkt, um sicherzustellen, dass jede Änderung, die sie an ihrem Produkt bzw. ihrer Applikation machen, tatsächlich fehlerfrei funktioniert. Das ist der erste Schritt. Der zweite ist, dass diese Änderungen dann wirklich so schnell wie möglich online sind. Der Grund für die Kunden, das zu nutzen, ist einfach, dass sie damit schneller ihre Applikationen verbessern können und dadurch letztlich erfolgreicher in ihrem Business sind.

“Wenn man sich Software-Firmen ansieht, happert es oft genau an diesem Prozess.”

Denn für Software-Firmen ist es heute einfach sehr, sehr wichtig, dass sie sich so schnell wie möglich weiterentwickeln, innovativ sind, neue Produkte bauen, alte Produkte verbessern, um am Markt attraktiv zu bleiben und damit ihre Kunden glücklich zu machen und deren Anforderungen zu erfüllen. Und das wird in der Zukunft noch wichtiger sein. Und wenn man sich Software-Firmen ansieht, happert es oft genau an diesem Prozess. Wir haben Kunden, die, bevor sie Codeship genutzt haben, wirklich Wochen gebraucht haben, um eine kleine Änderung von einem Programmierer an die Kunden rauszubringen. Mit uns passieren diese Updates quasi täglich, weil der Prozess so vereinfacht ist, dass diese “Continous Delivery” möglich wird.

Ihr habt über 2000 Kunden. Gibt es große Namen, die du nennen darfst?

Wir haben Kunden in mehr als 80 Ländern in den unterschiedlichsten Marktsegmenten. Wir sind natürlich sehr erfolgreich bei Software-Firmen, aber auch bei Firmen, die in der Öffentlichkeit nicht als Software-Firmen wahrgenommen werden. Da wäre etwa CNN. Die verwenden sehr viel Software, um den gesamten Media-Content und alles, was sie machen, zu unterstützen. Andere Beispiele wären die Supermarkt-Kette Whole Foods oder Red Bull. Für uns ist es letztlich irrelevant, ob die Firma die Software-Produkte, die sie macht, wirklich an die Kunden verkauft, oder ob es nur interne Produkte sind, um ihr Kerngeschäft besser zu machen. Trotzdem haben wir natürlich auch klassische Software-Firmen als Kunden. Zum Beispiel Sage, ein großes britisches Unternehmen, das unter anderem Buchhaltungssoftware anbietet.

Kann man das dann als Outsourcing bezeichnen?

Der Begriff “Outsourcing” würde schon irgendwie passen. Aber er wird oft auch negativ verstanden. Damit wird ja häufig assoziiert, dass man irgendwo ein Team beschäftigt, um die Kosten niedrig zu halten. Unsere Kunden outsourcen aber nicht zu uns als Team, sondern kaufen ja unsere Software und nutzen unsere automatisierte Plattform. Ich würde also den Begriff “Outsourcing” eher nicht verwenden. Was man aber natürlich in unserer Industrie sieht ist, dass die Kunden merken, dass sie nicht alles selber machen müssen. Sie verwenden immer mehr B2B-Produkte um einzelne Teile ihres Business zu unterstützen.

Es gibt in dem Bereich ja viele große Firmen. Ein Beispiel wäre Sales Force. Deren Produkt wird von sehr vielen Firmen genutzt. Auch wir verwenden Sales Force. Niemand würde heute mehr auf die Idee kommen, so etwas wie Sales Force inhouse zu bauen. Das würde einfach keinen Sinn machen. Dasselbe gilt für die Software-Industrie, wenn man sich all die Produkte ansieht, die Entwickler-Teams verwenden. Vor 10-20 Jahren wurde noch sehr viel davon inhouse erstellt. Oder man hat open source-Software genutzt und kleinere Teams aufgestellt, die diese Tools bauen. Unsere Kunden verwenden Codeship und noch 20 weitere Produkte, damit ihre Software-Entwickler sich darauf konzentrieren können, was für das Unternehmen am wichtigsten ist. Sie müssen keine Zeit mehr dafür aufwenden, quasi ihr eigenes Codeship zu bauen, was letztlich reine Zeitverschwendung wäre.

“Am einfachsten kann ich es wohl so ausdrücken: Cloudbees macht das Gleiche wie Codeship.”

Jetzt natürlich die Gegenfrage: Was macht CloudBees?

Am einfachsten kann ich es wohl so ausdrücken: Cloudbees macht das Gleiche wie Codeship. Sie machen es nur in deutlich größerem Ausmaß. Das Team ist etwa zehnmal so groß wie unseres. Gemeinsam sind wir jetzt mehr als 300 Leute. Und sie sind in anderen Marktsegmenten aktiv, als wir. Codeship ist komplett in der Cloud, ist ein SaaS-Produkt. Dadurch haben wir sehr viele kleinere und mittlere Unternehmen als Kunden bekommen, die First Mover in der Cloud waren. Sie haben von Beginn an auf Tools wie Codeship gesetzt.

CloudBees ist dagegen vor allem im On-Premise-Teil des Markts und im Enterprise-Markt aktiv. CloudBees ist also quasi das Gegenteil von Codeship. Sie haben sehr viele, große Kunden. Viele davon sind weltweit bekannte Firmen. Dadurch ergänzen wir uns sehr gut. Wenn also jetzt ein Unternehmen zu uns kommt, ist es irrelevant, ob es groß oder klein ist. Es ist irrelevant, in welchem Marktsegment das Unternehmen ist – ob es nun eine Bank oder ein Software-Unternehmen ist. Oder ob es ein kleines Startup ist, das etwas neues ausprobiert. Es ist irrelevant, ob die Applikation in der Cloud läuft, oder man ein eigenes Data-Center hat. Wir können die richtige Lösung bieten. Wir haben Produkte für die verschiedensten Verticals.

Das ist auch der Grund, warum ich und unser Team so euphorisch darüber sind, jetzt Teil dieses Ganzen zu sein. Das ist genau das, was wir von Anfang an machen wollten. Wir wollten ein Produkt haben, das jeder Software-Entwickler draußen verwenden kann. Wir wollten uns nicht einschränken. Und jetzt ist das möglich, weil wir gemeinsam den gesamten Markt abdecken. Das ist halt super geil.

Codeship bleibt ja als eigene Marke erhalten. Wie handhabt ihr das? Werdet ihr Kunden, die besser zur anderen Lösung passen, einfach weiter verweisen?

Ja, genau das. Und für alle größeren Kunden, egal ob von Codeship oder CloudBees, ist es auch sehr wahrscheinlich, dass sie beide Produkte verwenden werden. Weil größere Firmen einfach so viele Software-Entwickler und Software-Entwickler-Teams haben, dass sie so unterschiedliche Anforderungen haben, dass sie letztlich beides benötigen. Unser Sales-Team wird dann Fall für Fall entscheiden, welches Produkt sinnvoller ist. Wir wollten das auch durch eine Änderung des Namens klarstellen. Wir sind “Codeship by CloudBees”. Damit soll man klar erkennen: Wir sind jetzt eine gemeinsame Firma, aber zugleich bleibt die Brand weiter bestehen. Und das hat den Grund, dass wir sehr viele Kunden haben und uns am Markt sehr viele kennen. Da würde es einfach keinen Sinn ergeben, den Namen aufzugeben.

+++ Archiv: Codeshíp unter Top 5 der besten Continuous Integration Tools +++

Könnte man dann sagen, dass Codeship dadurch zu einer Produkt-Marke innerhalb von CloudBees wird?

Ja, das kann man so sagen.

“Es wird niemand von uns umziehen.”

Euer gesamtes Team wird von CloudBees übernommen. Bleiben die Standorte auch so, wie sie sind?

Ja. Es wird niemand von uns umziehen. Wir haben weiterhin Büros in Boston, Wien und Berlin und Leute in England, Frankreich, Kanada und den USA. Es bleibt alles, wie es ist, auch wenn wir weitere Leute anstellen. Es kann auch sein, dass es dann irgendwann mehr Leute in Wien gibt. Da müssen wir einfach sehen, wo es Sinn für uns macht.

Aber CloudBees hat seinen Sitz relativ weit weg?

Sie haben ihr Headquarter in San José in Kalifornien und auch eine ganze Reihe internationaler Standorte. Witzigerweise waren sie anfangs sehr stark in Boston aufgestellt und sind dort gut vernetzt. Aber es ist ja mittlerweile für Software-Unternehmen vollkommen normal, so international aufgestellt zu sein. Man muss ja nur unsere Kunden ansehen, die aus mehr als 80 Ländern kommen. Man muss also auch das Team international aufstellen, weil man die Kunden ja gut supporten können will. Da geht es gar nicht anders, als dass man in immer mehr Ländern vertreten ist. Das ist bei uns schon mit einem sehr kleinen Team passiert und das ist bei CloudBees das Gleiche. Sie haben ebenfalls sehr viele Leute in den USA, aber auch in Europa und etwa in Australien.

Zu dir persönlich: Du bleibst Codeship-Chef innerhalb CloudBees. Hältst du auch CloudBees-Anteile?

(lacht) Ich werde auch dazu nichts sagen. Ich bin durch den Exit jetzt Teil des Executive-Teams von CloudBees. Mein Titel ist VP Cloud. Wir sind stark darauf fokussiert, Codeship nicht zu sehr als Silo innerhalb CloudBees aufzubauen. Wir wollen, wie gesagt, dass es für die Kunden mehrere Produkte gibt, die stark miteinander integriert sind. Es soll für die Kunden sehr einfach sein, mit einem Produkt, etwa Codeship, anzufangen und dann später auch noch ein Enterprise-Produkt von CloudBees dazuzunehmen. Das soll wirklich aus einem Guss kommen.

“Meine zentrale Frage lautet jetzt: Was ist für CloudBees am Ende des Tages besser?”

Daher arbeiten wir intensiv daran, dass wir die Teams gut integrieren. Aber wie gesagt, die Marke bleibt erhalten und wir entwickeln Codeship weiter. Und es gibt eine sehr, sehr coole Roadmap, was wir da machen. Und ich bin dafür verantwortlich, dass Codeship innerhalb von Cloudbees weiter sehr erfolgreich ist. Ich will natürlich dazu sagen: Meine zentrale Frage lautet jetzt: Was ist für CloudBees am Ende des Tages besser? Da ist Codeship jetzt ein wichtiger Teil, aber eben nur ein Teil. Wir wollen letztlich als eine Firma erfolgreich sein.

Du hast eben von einer coolen Roadmap gesprochen. Wie geht es weiter?

Man kann es grob in zwei Workstreams aufteilen. Der eine Workstream ist: Wir werden das, was wir ohnehin geplant haben, weitermachen. Da gibt es sehr viel Kunden-Feedback. Was sind die Features und Funktionalitäten, die sie benötigen? Der zweite Workstream dreht sich um die Frage: Wie können wir es den bestehenden Kunden von Codeship und CloudBees erleichtern, Produkte beider Unternehmensteile zu nutzen? Es soll eine seamless Experience geben. Das beginnt mit der Brand, weswegen wir jetzt “Codeship by CloudBees” heißen, und dem User Interface. Aber es sollen dann wirklich im Kern die Funktionalitäten immer mehr übergreifen.

Ein konkretes Beispiel: CloudBees hat ein Analytics-Produkt im DevOps-Bereich, wo große Unternehmen Insights bekommen, wo es bei den Applikationen Probleme gibt, was sie verlangsamt und wie man den Workflow optimieren kann. Das ist ein Produkt, das wir sehr schnell integrieren werden. Denn die Frage nach dem Workflow ist über alle Produkte hinweg spannend. Da muss es dann für die Kunden irrelevant sein, wenn sie mit 20 Teams ein CloudBees-Produkt nutzen und mit fünf Teams ein Codeship-Produkt. Das muss dann übergreifend funktionieren. Da werden wir nun einige Zeit investieren, um das für unsere Kunden zu optimieren. Und es wird auch spannend werden, mit welchen neuen Anforderungen unsere Kunden zu uns kommen, nun, da sie wissen, dass wir jetzt eine Firma sind. Oder auch Kunden von CloudBees. Es werden sich dadurch jedenfalls viele neue Aufgaben für uns ergeben.


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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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