19.11.2018

Frauen in der IT: “Wir killen in der Schule das Forschertum”

Frauen in der IT sind unterrepräsentiert und der Grund dafür liegt in den verkrusteten Bildungsstrukturen sowie der Erziehung, so die These von Gabriele Zedlmayer, Präsidentin des Frauenbeirats der Hypo Vereinsbank und Unicredit. Der Brutkasten hat mit ihr über mögliche Gegenstrategien gesprochen.
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Frauen in der IT
(c) Brutkasten: Das US-amerikanisches Nachrichtenmagazin Newsweek wählte Gabriele Zedlmayer im Jahr 2011 zu den "150 women who shake the world”

Der Mädchenanteil in technischen Schulen liegt in Österreich laut der Austrian Computer Society bei rund 15 Prozent. In Studienrichtungen, wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik, beläuft sich die Frauenquote sogar auf bis zu unter zehn Prozent. Nach dem Studium setzt sich dieser Trend fort. Die meisten Führungsetagen von IT-Konzernen sind männlich dominiert. In der österreichischen Startup-Szene ist das Bild nicht anders: Lediglich 12 Prozent der Founder sind Frauen, so der Austrian Startup Monitor 2018. Der brutkasten hat sich mit Gabriele Zedlmayer, Präsidentin des Frauenbeirats der Hypo Vereinsbank und Unicredit, über die Gründe unterhalten, warum Frauen in der IT unterrepräsentiert sind. Zedlmayer wird kommendes Jahr auch am 4Gamechangers Festival dazu sprechen.

+++ WeAreDevelopers: “Klares Zeíchen für Frauen ín der IT” +++

Frauen in der IT sind unterrepräsentiert. Ist in den letzten Jahren dennoch ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen?

Die Zahlen der Informatik-Studentinnen sind weltweit sogar rückläufig. Wir haben schon Zeiten erlebt, in denen es mehr weibliche Studierende gegeben hat. Ich kenne viele Frauen, die das Informatikstudium abbrechen, weil sie die einzige Frau unter einer Vielzahl an männlichen Studenten sind. Leider ist dadurch die Abbruchquote unter Frauen sehr hoch. Im Silicon Valley habe ich mit Frauen zusammengearbeitet, die mir gesagt haben, “das mache ich einfach nicht mehr mit”. Die Möglichkeiten sind jedoch vorhanden, die Zukunft anders zu gestalten.

Worin besteht die Wurzel des Problems?

Für mich liegt wahnsinnig viel in der Erziehung. Erwachsene sagen den Mädchen mit drei Jahren bereits, worin sie gut sind und nicht gut sind. Ihnen wird nachgesagt, dass sie gut kommunizieren können oder besonders empathisch sind. Die “technische Begabung” sprechen sie hingegen den Buben zu. Hier liegt die Krux: Mädchen muss man schon viel früher für technische Dinge begeistern. Ich bin mir auch sicher, dass sie mitziehen, wenn man es schon von Anfang an macht.

Welche Rolle spielt dabei das Bildungssystem – insbesondere die Schule?

Leider “killen” wir in der Schule bereits ihr Forschertum ab, da meist nur das Auswendiglernen im Vordergrund steht. Wir erziehen die Kinder für eine Welt, die es überhaupt nicht mehr gibt. Ein Problem liegt aber auch bei den Eltern, da sie den Kindern viel mehr Freiraum lassen müssten, damit sie sich frei entfalten können. Stichwort Helikoptereltern: Sie wollen die Kinder nur beschützen, anstatt den Kinder freie Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. 

Warum ist es so schwer die IT-Ausbildung zu reformieren?

Ich denke, dass die Bildung behäbig organisiert ist. In Deutschland haben wir sechzehn Bundesländer und jedes hat sein eigenes Kultusministerium. Dadurch wird der “Sense of Urgency” nicht erkannt, die IT-Ausbildung zu reformieren. Dennoch muss man sagen, dass sich die Bildung in den letzten Jahrzehnten demokratisiert hat. Heutzutage kann man sich im Internet auf verschiedensten Plattformen seine Informationen beziehen und sich selbstständig weiterbilden.

Angenommen der IT-Unterricht wird reformiert: Wie sollte dieser dann aussehen?

Ein guter IT-Unterricht ist meiner Meinung nach eine Mischung aus Kreativität, Technik und Natur. Ich denke, dass beispielsweise im finnischen Bildungssystem eine gute Mischung vorherrscht. Dort geht es nicht darum, dass jedes Kind von Anfang an “nur” Programmieren lernt. Lehrer erarbeiten mit den Kindern beispielsweise soziale und ökologische Problemstellungen, die anschließend mit Hilfe von Programmen gelöst werden sollen. Das ist sowohl für Mädchen, als auch für Jungs interessant.

Welche konkrete Maßnahmen muss die Politik treffen, um den Unterricht zu reformieren?

Die Lehrpläne müssen vollkommen geändert werden. Zudem muss die Rolle des Lehrers neu definiert werden. Lehrer werden immer noch dazu ausgebildet, den Kindern beizubringen, was sie auswendig lernen müssen. Im digitalen Zeitalter sollten Lehrer den Kindern jedoch zeigen, wie sie sich selbständig Informationen besorgen können. Technische Endgeräte dürfen demnach nicht ideologisch aus dem Unterricht verbannt werden. Kindern sollte jedoch auch klar sein, dass sie Geräte nutzen, um sinnvolle Aufgaben zu erfüllen.

Jugendliche werden nicht nur in der Schule sozialisiert, sondern auch in der Freizeit. Idole, wie berühmte Sänger oder Schauspieler, prägen sie maßgeblich. Gibt es für Jugendliche eigentlich auch Idole oder Role-Models aus der IT-Branche?

Ja, es gibt Role-Models in der IT-Branche. Die meisten sind jedoch männlich. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Frauen in der IT, die hervorstechen. Um ein paar Namen zu nennen: Juliana Rotich, Mitbegründerin von Ushahidi, Meg Whitman, ehemalige CEO und Präsidentin von Hewlett-Packard, oder Stacy Brown-Philpot, CEO von TaskRabbit. Diese Erfolgsgeschichten brauchen viel mehr Visibilität. Es ist wichtig, dass erfolgreiche Frauen aus der IT-Branche bei Veranstaltungen, wie dem 4GAMECHANGERS Festival, auf der Bühne stehen. Das hat auch einen großen Effekt auf junge Menschen. 

Was würden Sie einem 15-jährigen Mädchen mit auf den Weg geben, das sich für eine künftige Karriere in der IT-Branche interessiert?

Ich würde ihr mitgeben, dass sie unendliche Möglichkeiten hat und in einer sehr spannenden Zeit lebt. Sie soll neugierig und offen sein. Zudem soll sie sich die nötigen “Werkzeuge” besorgen, um die Welt aktiv mitzugestalten.

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GitHub Accelerator
Foto: Adobe Stock

Mit künstlicher Intelligenz (KI) und Open Source ist es so eine Sache. OpenAI trägt den Anspruch der Offenheit zwar im Namen. Kritiker:innen – zu denen auch Elon Musk gehört – stellen sich aber die Frage, wie viel davon bei dem Unternehmen rund um CEO Sam Altman noch davon übrig ist. Und in der KI-Community ist es eine durchaus heiß diskutierte Frage, inwiefern es überhaupt wünschenswert ist, Modelle auf Open-Source-Basis zu veröffentlichen.

Gegner:innen argumentieren beispielsweise, dass frei zugängliche Modelle von “bösen” Akteur:innen für ethisch verwerfliche Zwecke eingesetzt werden können. Befürworter:innen des Open-Source-Ansatzes befürchten dagegen, dass die Tech-Riesen mächtige Modelle entwickeln, die für niemanden mehr nachvollziehbar seien.

Eine der wichtigsten Plattformen für OpenSource-Code ist jedenfalls GitHub. Seit 2018 gehört das bekannteste Tool für Versionsverwaltung zu Microsoft. GitHub unterhält auch einen eigenen Accelerator, mit dem Software-Projekte gefördert werden. In diesem Jahr dreht er sich ganz um das Thema KI – und zwar konkret, um Open-Source-KI. “Wir suchen nach Menschen und Projekten, die KI-basierte Lösungen mit einer Open-Source-Lizenz und einer Community entwickeln, um die Welt zu verbessern”, hieß es dazu im Aufruf des Unternehmens.

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Hinter dem Projekt stecken Forscher:innen der Technischen Universität Wien, es ist Teil des Interactive Programming & Analysis Lab. Der PhD-Student Andreas Happe ist der ursprüngliche Autor der Software, ebenfalls mit dabei sind Associate Professor Jürgen Cito sowie die Master-Studierenden Diana Strauß und Manuel Reinsperger.

Weiteres Projekt mit Österreich-Bezug in GitHub Accelerator

Österreich-Bezug hat auch noch ein weiteres Projekt im GitHub Accelerator: Bei LLMware.ai rund um US-Gründerin Namee Oberst ist der Österreicher Stefan Bachhofner an Bord. Er war in der Vergangenheit laut LinkedIn-Profil unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Wien sowie an der Wirtschaftsuniversität (WU) tätig.

Die ausgewählten Projekte erhalten Unterstützung im Gegenwert von fast 400.000 US-Dollar. 40.000 Dollar sind dabei Finanzierung von GitHub-Sponsoren. Zusätzlich können die Projekte im GitHub Accelerator bis zu 350.000 US-Dollar an Technologie-Leistungen von Microsoft abrufen, etwa in Form von Credits für Microsofts Cloud-Plattform Azure, mittels derer auch Zugang zu führenden KI-Modellen ermöglicht wird.

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