13.10.2016

Interview: Eveline Steinberger-Kern über Green-Startups und ihre Affinität zu Israel

Eveline Steinberger-Kern ist Gründerin eines IT-Startups mit Sitz in Tel Aviv. In Wien betreibt sie mit der Blue Minds Company einen Green-Startup-Inkubator mit dem sie helfen will, den Energiesektor CO²-neutral zu machen. Außerhalb der Startup-Community ist sie unter anderem als Österreichs First Lady bekannt.
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Steinberger-Kern - Energy Hero
(c) Rafaela Pröll: Eveline Steinberger-Kern

Eveline Steinberger-Kern will die Welt retten. Andere hetzen zu diesem Zweck von Charity-Event zu Charity-Event. Sie hatte, schon lange bevor ihr Mann Bundeskanzler wurde, eine andere Strategie: Die Arbeit mit Green-Startups. Ihr Consulting-Unternehmen Blue Minds Company, das auf Energie-Optimierung spezialisiert ist, betreibt ein Inkubator-Programm. Dieses soll mithelfen, den Energie-Sektor bis 2050 CO²-neutral zu machen. Im Interview erzählt Steinberger-Kern dem Brutkasten, warum ihr Inkubator auch ein Marmelade-Startup aufgenommen hat, was sie mit ihrem IT-Startup nach Israel gebracht hat und, dass sie mit dem Startup-Paket ihres Mannes nichts zu tun hat.

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Was ist Ihre persönliche Vision zur Energiewende? Wo soll die Welt in zehn Jahren stehen?

Der Energiesektor der Zukunft, wie ich ihn mir vorstelle, funktioniert CO²-neutral. Ich bin eine Optimistin, aber dass das in zehn Jahren schon so sein wird, wage ich zu bezweifeln. Doch etwa um 2050 wird das möglich sein. Diese Entwicklungen müssen sich ja im Sektor durchsetzen und dann bei den Konsumenten ankommen. Ersteres dauert seine Zeit, wird aber mit Sicherheit kommen.

Woher kommt Ihre Affinität zu Startups?

Ich setze mich gerne mit neuen Herausforderungen und Innovationen auseinander. Und mein Sektor, der Energiebereich, ist einer, der sich transformieren muss. Die großen Herausforderungen sind CO²-Reduktion, Energieeffizienz-Steigerung, Forcierung erneuerbarer Energien – all das was mit dem Pariser Klimaabkommen beschleunigt wird. Ich beschäftige mich auch deshalb gerne mit Startups, weil ich denke, dass wir im Energiebereich eine praktikable Organisationform für disruptive Innovation brauchen. Denn gerade bei radikalen Entwicklungen, die derzeit mit den allgemeinen Veränderungen in der Branche einhergehen, können Startups einen großen Beitrag leisten: Sie können Ideen sehr rasch und dynamisch umsetzen. Voraussetzung dafür ist, dass sie genug Unterstützung, auch in Form von privatem Kapital, bekommen.

“Um Prototypen zu entwickeln, kann die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen sehr wertvoll sein.”

Der Energie-Sektor ist sehr kapitalintensiv. Sind die Startups auf Kooperationen mit Corporates angewiesen?

Startups sind generell auf Kooperationen angewiesen und benötigen ein funktionierendes Ecosystem. Sie brauchen Investoren – private und institutionelle – neben der staatlichen Unterstützungen, die in den meisten Ländern adäquat vorhanden sind. Und natürlich sollten junge Unternehmen auch frühzeitig mit etablierten Unternehmen kooperieren. Denn die Ideen der Startups, seien es Services oder Produkte, brauchen ja letztlich einen Markt. Und für den Zugang dazu können Corporates gute Partner sein. Es beginnt aber schon in der Frühphase. Auch um Prototypen zu entwickeln, kann die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen sehr wertvoll sein.

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Der Inkubator der Blue Minds Company ist als Green-Tech-Inkubator angetreten. Einige der bislang aufgenommenen Startups waren aber wenig technisch. Wie ist es dazu gekommen?

Das ist vor allem durch unser Spezialprojekt, „Innovation im Grätzel“, zustande gekommen, bei dem wir Startups mit Fokus auf Kunden in den Wiener Grätzln ein halbes Jahr lang begleitet haben. Da standen mit Energie befasste Startups im Mittelpunkt und wir haben die Definition dafür etwas breiter gefasst. So waren auch weniger technische Themen, wie etwa Urban Agriculture interessant. Wir hatten für die Auswahl der Startups eine Jury mit Experten von externen Institutionen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Auch die Stadt Wien war an Bord und das Ziel war, für die Jungunternehmen lokal, direkt im Grätzel, Verkaufsmöglichkeiten für ihr Produkt zu finden. So sind auch Startups wie der Freiluftsupermarkt (Anm.: Selbst Gemüse ernten), oder Unverschwendet (Anm.: Marmelade aus Abfallobst aus dem Handel) dazugekommen.

“Es ist für uns der Idealfall, wenn wir uns auch nach der Zeit im Inkubator mit Equity und/oder Work for Equity weiter engagieren.”

Erzählen Sie mir eine Erfolgsstory aus dem Inkubator-Programm.

Eine Erfolgsstory ist sicherlich has.to.be. Das Startup ist ein Softwareunternehmen aus Radstadt, das unter anderem die Abrechnung, das Roaming und den Zahlungsverkehr für E-Autos, die Strom an Ladesäulen tanken, managt. Sie haben vor allem in der D-A-CH-Region bereits einen Standard in ihrem Bereich etabliert. has.to.be war in unserem Programm und wird nun auch weiter von uns begleitet. Es ist für uns der Idealfall, wenn wir uns auch nach der Zeit im Inkubator mit Equity und/oder Work for Equity weiter engagieren. Wir nutzen unser Netzwerk, um has.to.be bei der weiteren Investorensuche und der Expansion in neue Märkte zu unterstützen.

Wie ist es zustande gekommen, dass die Blue Minds Company in Wien und Tel Aviv tätig ist?

Ich habe mein Startup Foresight, mit Fokus auf Ressourcen im Bereich Software-Engineering, 2014 in Tel Aviv gegründet. Für mich war das damals, nach Abwägen aller Pros und Contras anderer Regionen, der logische Schritt. Denn dort gibt es ein gesundes und starkes Umfeld, was Finanzierung anbelangt. Dazu hatte ich einfach schon immer eine gewisse Affinität zu Israel als High-Tech-Nation. Mit Foresight arbeiten wir dort nun an einer Big Data Software für Energiedatenmanagement.

Haben Sie als Ehefrau des Kanzlers einen persönlichen Anteil daran, dass Startups in Österreich jetzt Chefsache sind?

Das glaube ich nicht. Das wäre zu viel der Ehre. Natürlich tauschen wir uns auch über Wirtschaft und Innovation aus. Mein Mann hat übrigens auch in den diversen Tätigkeiten, die er vorher ausgeübt hat, gezeigt, dass er für die Förderung von Startups und Innovationen allgemein eintritt. Er hat schon früher erkannt, dass sie als internationaler Wirtschaftsfkator eine große Rolle spielen können.

+++ Das bedeutet das Startup-Paket der Regierung im Detail +++

Hat sich Ihr Mann bei Ihnen für den Regierungsvorschlag für das Startup-Paket trotzdem Ratschläge geholt?

Nein, da hat er seine Berater im politischen Umfeld. Und das ist gut so.

“Es ist wichtig, dass es auch von staatlicher Seite Anreize gibt. Die Innovationshubs in den USA, in Israel und Asien zeigen das deutlich.”

Hilft Ihnen das Startup-Paket bei der Arbeit mit dem Inkubator-Programm?

Alles, was der Startup-Szene nutzt und alles, was dazu beiträgt, dass es im Bereich Zugang zu Risikokapital Verbesserungen gibt, hilft auch uns und den Startups, die wir hier in Österreich begleiten. Denn die zwei wichtigsten Erfolgsfaktoren für das Gelingen eines Startups sind neben dem notwendigen Glück, einerseits Zugang zu privatem Kapital und andererseits, vor allem in der Anfangsphase, die Gründungskosten so gering wie möglich zu halten. Zu beiden Dingen ist es wichtig, dass es auch von staatlicher Seite Anreize gibt – die global führenden Innovationshubs in den USA, in Israel und Asien zeigen das deutlich. Wir, als Blue Minds Company selbst, werden die konkreten Maßnahmen in Österreich aber wenig beanspruchen können, denn unser eigenes Startup hat seinen Sitz in Tel Aviv. Dafür profitieren wir dort von der fortschrittlichen israelischen Infrastruktur.

Zuletzt: Ihre Message an junge Gründerinnen und Gründer?

An sich glauben und dann die notwendige Chuzpe haben, es auch durchzuziehen.

+++ Dossier: Hub Tel Aviv +++

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Die liebe Not mit AI-Act und anderen regulatorischen Anforderungen für Unternehmen in Österreich und der EU prägt die aktuelle Standort-Diskussion wie kaum ein anderes Thema. Dass man sich diese bürokratischen Hürden auch zu Nutzen machen und dabei anderen Unternehmen helfen kann, will das Wiener Startup Daiki beweisen – brutkasten berichtete bereits im Oktober über ein Millioneninvestment.

Zentrale Anwendung zur KI-Überwachung

Daiki launchte nun seine AI-Registry, wie das Startup heute bekanntgab. Die Anwendung, die über ein SaaS-Modell vertrieben wird, dokumentiert und überwacht sämtliche KI-Systeme, die im Unternehmen genutzt werden. Sie soll dabei einen umfassenden Überblick über KI-Risiken und Compliance schaffen, für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sorgen und klare Insights zur Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit der genutzten Systeme liefern.

“Detaillierter Katalog der KI-Systeme und -Modelle”

“Die KI-Registry ermöglicht es Unternehmen, einen detaillierten Katalog der KI-Systeme und -Modelle zu erstellen, die ihr Team verwendet oder entwickelt, indem es Vorlagen für gängige Modelle verwendet oder eigene Systembeschreibungen erstellt”, heißt es vom Startup. Nach der Fertigstellung erhielten Unternehmen ein Feedback von Daiki mit konkreten Verpflichtungen und Empfehlungen für das Qualitätsmanagement durch automatisches Benchmarking und die Überprüfung der Einhaltung durch Experten. Nach erfolgreicher Überprüfung erhalten die Unternehmen einen “trustworthiness score”.

Daiki-System auch für Unternehmen mit hohem Risiko laut AI-Act

Nicht nur reine Anwender, sondern auch Unternehmen, die gemäß EU-AI-Act als “Bereitsteller und Anbieter von KI-Systemen” mit hohem Risiko eingestuft werden, könnten mithilfe der AI-Registry alle regulatorischen Anforderungen erfüllen, betont man bei Daiki.

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