06.06.2016

Interview: Raiffeisen will Beteiligungen an Agrar-Startups

Der Brutkasten hat mit Reinhard Bauer, Geschäftsführer der Agro Innovation Lab (AIL) gesprochen. Im Interview erzählt er, wie die Raiffeisen-Tochter RWA und Startups vom neuen Agrar-Accelerator profitieren sollen.
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(c) RWA: Reinhard Bauer, Geschäftsführer der Agro Innovation Lab GmbH

Die neu gegründete Agro Innovation Lab (AIL) bietet ein Accelerator-Programm für Startups im Agrar-Bereich an. Geboten werden Ressourcen wie ein Laborzugang, Büroräumlichkeiten und ein Mentoring-Board von fast 50 Experten aus dem Bereich. Die Muttergesellschaft Raiffeisen Ware (RWA) zielt dabei auf langfristige Kooperationen und Beteiligungen ab, allerdings nur wenn das vom Startup gewünscht wird. Für die erste Runde von September bis Dezember 2016 läuft die Bewerbungsphase noch bis 26. Juni. Der Brutkasten hat bei AIL-Geschäftsführer Reinhard Bauer nachgefragt, was sich die RWA von den Kooperationen verspricht und was sich teilnehmende Startups davon erwarten können.

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Soll mit der Agro Innovation Lab die Position der RWA und der Lagerhäuser am Markt verbessert werden? Und ist das überhaupt – zumindest in Österreich – noch möglich?

Es geht uns weniger um die Verbesserung der Position. Es geht uns darum, dass wir weiterhin Innovationsführer in der Landwirtschaft sind – nicht nur in Österreich, sondern in Zentral- und Osteuropa. Und das ist nur möglich, wenn wir auch wirklich Innovationen auf den Markt bringen. Daher wollen wir als Innovationsführer unsere Fühler ganz weit draußen am Markt haben. Wir wollen wissen, welche Innovationen es am Markt gibt, und die auch unseren Kunden anbieten. Das ist für uns ein ganz wichtiger Aspekt, um unsere Kunden zukünftig weiterhin zufrieden zu stellen und immer Vorreiter zu sein.

Aber es ist wohl bei den langfristigen Kooperationen mit Startups auch das Ziel, die Produkte dann über die Lagerhäuser zu vertreiben?

Die RWA ist ja ein Konzern, dessen Kanäle wir sicher für unsere Startups nützen werden. Wir haben innerhalb der Agro Innovation Lab das Geschäftsfeld „Agro Innovations“, wo wir aus unserer Gesellschaft heraus die Innovationen am Markt direkt anbieten können. Unsere Kooperationspartner am Markt sind in Österreich die Lagerhäuser. In Osteuropa hat die RWA Tochterfirmen, die in sieben verschiedenen Märkten tätig sind. In den Spezialsegmenten wie etwa Bio-Getreide, oder Futtermittel, gibt es eigene Tochterfirmen. Wir sind ja in den verschiedensten Segmenten vertreten.

Bei den Startups, die wir in das Programm hineinnehmen, wissen wir, dass wir mit ihnen kooperieren wollen.

Auf eurer Website steht, es soll nur dann eine Kooperation geben, wenn das seitens des Startups gewünscht wird. Was sind die Kriterien seitens der Agro Innovation Lab beziehungsweise seitens der RWA, unter denen es zu einer langfristigen Kooperation kommt?

Wir entscheiden schon bei der Auswahl der Startups, ob sie interessant für eine Kooperation sind. Bei denen, die wir in das Programm hineinnehmen, wissen wir, dass wir potenziell auch mit ihnen kooperieren wollen. Bei denen würden wir auch eine Beteiligung sehr begrüßen. Wir haben auf der anderen Seite in mehrerlei Hinsicht versucht, den Startups offen zu halten, ob sie den Weg mit uns gehen wollen. Wir machen es nicht wie viele andere Acceleratoren und verlangen von Anfang an Beteiligungen. Wir lassen Startups die Wahl: Sie können uns die Option einräumen, dass wir uns an ihnen beteiligen, und zwar als Wandlungsoption für diese Sachleistungen, die wir einbringen. Da gibt es für die Startups schon beim Einstieg die Möglichkeit zu sagen, ob sie das überhaupt wollen. Aber wir werden sicher niemanden zwingen können und das wollen wir auch nicht. Das muss ein Miteinander sein, ein gegenseitiges Wollen und dann funktioniert das auch. Dann haben wir auch eine große Chance, dass alle miteinander glücklich sind und dass das auch gut funktioniert.

Wird es auch eine Exit-Option für die Startups geben? Zieht die RWA in Betracht ein Startup komplett aufzukaufen?

Das ist selbstverständlich im Einzelfall zu entscheiden. Wenn wir der Überzeugung sind, dass es Sinn macht, und es der Idee dahinter hilft, dass wir zu 100 Prozent übernehmen, dann ist das auch eine denkbare Möglichkeit. Aber das ist nicht das, was wir vordergründig anstreben. Wenn sich die Kooperation über eine gewisse Dauer sehr positiv entwickelt, dann kann eine Übernahme natürlich auch ein Thema werden.

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Warum wurde der Standort Wien gewählt?

Wien wurde als Standort gewählt, weil wir der Meinung sind, dass Wien sich immer mehr zu einer spannenden Startup-City entwickelt und weil die Zentrale unserer Muttergesellschaft, der RWA, hier angesiedelt ist. Wegen unserem Fokus auf Osteuropa, also auf die umliegenden Länder Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, und zusätzlich auch Kroatien, Serbien und Rumänien, ist Wien auch geographisch ein sehr interessanter Standort. Einerseits haben wir viele Kunden aus diesen Ländern, andererseits sind dort auch sehr interessante Startups für unser Recruiting dabei.

Wien ist als Hub ein viel attraktiverer Standort, als wenn wir in irgendeinem Bundesland wären.

Das heißt, Wien als internationales Hub ist besser geeignet, obwohl die Technologie, um die es geht, den ländlichen Bereich betrifft?

Uns ist die Vernetzung mit unseren Leuten im Konzern extrem wichtig – und die sind halt einmal da in Wien. Wir suchen sehr stark internationale Startups. Und da ist natürlich Wien als Hub ein viel attraktiverer Standort, als wenn wir jetzt irgendwo in einem Bundesland wären. Später können wir uns aber vorstellen, auch einmal etwas in einem Bundesland zu machen.

Ist mit der Internationalität auch zu erklären, dass die Website, agroinovationlab.com, in der Default-Einstellung auf Englisch ist?

Ja, das ist richtig. Unser Fokus liegt ganz klar nicht nur auf Österreich. Natürlich wollen wir auch österreichische Startups gewinnen, aber wir wollen ganz Europa inklusive umliegende spannende Regionen erreichen. Zum Beispiel Israel, ein Hotspot nicht nur für agrarische Innovationen sondern generell für Startups. Im landwirtschaftlichen Bereich ist Israel wirklich federführend. Wir haben auch schon ganz viele spannende Bewerbungen von dort erhalten. Mit unserem Kontakt über die Wirtschaftskammer Außenwirtschaftsstelle haben wir noch viele weitere Kontakte erhalten.

Wir glauben, dass biologische Landwirtschaft zukünftig sicherlich ein noch größeres Thema sein wird.

Es werden ja aus verschiedensten Bereichen Startups gesucht: Einer davon ist die biologische Landwirtschaft. Wird die Agro Innovation Lab, dem Trend folgend, hier einen besonderen Fokus setzen?

Wir haben in der RWA dem Thema biologische Landwirtschaft einen Schwerpunkt gewidmet. Wir haben einerseits eine Tochterfirma, die „Bio Getreide Austria“, und andererseits einen eigenen Geschäftszweig mit biologischen Pflanzenschutzmitteln. Das haben wir erst vor kurzem aufgebaut und insofern ist das für uns auch ein sehr spannendes Segment im Bezug zu Startups in der Agro Innovation Lab. Wir sind der Meinung, dass das zukünftig sicherlich ein noch größeres Thema sein wird.

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Link: www.agroinnovationlab.com

 

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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