04.08.2017

PocketDefi: “Lebensrettung mit derzeitigem Defi-System oft unmöglich”

Interview. Jasper Ettema vom Grazer Startup liimtec hat dem Brutkasten einige Fragen zum PocketDefi und zum sechstelligen Investment durch PrimeCrowd beantwortet.
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(c) liimtec: Gründer und Geschäftsführer Jasper Ettema
Vergangene Woche gab das Grazer Startup liimtec ein sechsstelliges Investment von 17 Privatinvestoren der PrimeCrowd bekannt. Mit seinem PocketDefi bietet liimtec einen Defibrillator, der von jedem im Rucksack oder der Handtasche mitgeführt werden kann. Denn er hat nur ein Viertel der Größe derzeitiger Produkte. Im Oktober startet dazu eine Reward-Based Crowdfunding-Kampagne, bei der der PocketDefi vorab günstig erworben werden kann. Gründer und Geschäftsführer Jasper Ettema sprach mit dem Brutkasten darüber, wie die Idee entstanden ist, wie der Kontakt zu PrimeCrowd zustande kam und warum ein Prototyp für ein Hardware-Startup besonders wichtig ist.

Wie seid ihr auf den PocketDefi gekommen?

Die Idee zu PocketDefi entstand nach dem Besuch eines Erste Hilfe Kurses. Das mit einem meist weit entfernten Defi Leben gerettet werden soll, erschien dabei in unseren Augen unmöglich. Das herkömmliche System setzt voraus, den nächsten Standort eines öffentlichen Defis zu kennen und dadurch das Gerät in wenigen Minuten zum Notfall zu bringen.

Gibt es vergleichbare Produkte? Habt ihr Konkurrenz?

Technisch funktioniert PocketDefi sehr ähnlich wie bisher verfügbare Laiendefibrillatoren – das liegt aber auch sehr stark an den medizinischen Vorgaben. Optisch hebt er sich aber auf jeden Fall stark von seinen Mitbewerbern ab. PocketDefi ist dafür konzipiert, im Rucksack mitgenommen zu werden. Um dieser Anforderung gerecht werden zu können, werden die Maße auf ein Viertel der bisherigen Defi-Maße reduziert. Dazu hat es aber viel mehr als nur Design-Änderungen gebraucht. Mit den Innovationen haben wir trotz medizinischer Vorgaben ganz an der Basis angesetzt. Wir haben uns die Situation eines Herz-Notfalls ganz gut vor Augen geführt und überlegt, wie wir da mit moderner Technologie ansetzen können. Herausgekommen ist dabei der erste Defibrillator, den sich jeder kaufen kann, der sich der Gefahr eines Herzversagens bewusst ist.

(c) liimtec: So wird der PocketDefi aussehen

Wann werden die ersten PocketDefis ausgeliefert?

Aufgrund der komplexen Zulassungsverfahren von Medizinprodukten ist der Zeitpunkt der ersten Auslieferung noch sehr schwer vorauszusagen. Wir planen frühestens im vierten Quartal 2018 mit der Auslieferung zu starten.

Über welche Kanäle wird der Vertrieb laufen?

Am 3. Oktober startet eine Crowdfunding-Kampagne, bei der man den PocketDefi bereits stark reduziert vorbestellen kann. Danach gibt es ihn direkt bei uns zu kaufen. Mit Vertiebspartnern sind wir bereits im Gespräch, Verträge wurden aber noch nicht abgeschlossen.

Habt ihr bereits Kooperationen mit Corporates und Institutionen?

Wir bekommen tatkräftige Unterstützung durch das Rote Kreuz, dem Verein Puls, dem Mobilfunker Hutchison Drei Austria und diversen Förder- sowie Beratungseinrichtungen.

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Ihr habt über PrimeCrowd ein sechstelliges Investment von 17 Privatinvestoren bekommen. Wie ist das zustande gekommen?

Markus Kainz, der Geschäftsführer von primeCROWD ist auf uns zukommen und hat uns sein Geschäftsmodell präsentiert. Danach folgten vier Monate engste Zusammenarbeit, die sich für uns auf jeden Fall gelohnt haben.

“Es wurde uns nicht ‘nur’ zu einem sechsstelligen Investment verholfen.”

Unterstützen die Investoren auch nicht-finanziell?

Ja, es wurde uns nicht “nur” zu einem sechsstelligen Investment verholfen. Die erfahrenen Unternehmer stehen uns auch mit ihrem Know-How und ihrem weitreichendem Netzwerk beratend und unterstützend zur Seite.

Im Oktober startet zusätzlich eine Crowdfunding-Kampagne. Nach welchem System funktioniert sie? Was bekommt die Crowd?

Das Reward-Based Crowdfunding startet am 3. Oktober. Alle Interessenten bekommen dadurch die Möglichkeit, PocketDefi stark reduziert vorzubestellen. Ausgeliefert wird natürlich sofort nachdem alle Zulassungsverfahren positiv abgeschlossen sind und wir lieferfähig sind. Beteiligen kann man sich auch schon mit kleinen Beträgen ab fünf Euro. Als Dankeschön wird es verschiedenen Merchandise-Artikel geben, also nicht nur Defibrillatoren. Mehr dazu wird immer wieder in unserem Newsletter und auf unserer Facebook-Seite verkündet. Also wer interessiert ist, soll sich doch am besten anmelden.

“Es ist sehr schwer, Investoren ohne Prototyp von der reinen Idee zu überzeugen.”

Eure bisherigen Learnings als Hardware-Startup: Was sollten andere Gründer beachten?

Anderen Ratschläge zu erteilen, ist schwierig. Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass es sehr schwer ist, Investoren ohne Prototyp von der reinen Idee zu überzeugen. Deswegen sind wir auch so dankbar dafür, dass wir mit Mitteln der AWS und der FFG einen Prototypen bauen konnten, mit dem wir die Investoren überzeugen konnten.

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Link: www.liimtec.at

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

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Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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