26.05.2015

Interview mit Daniel Horak von CONDA: 4 Gründer-Tipps für Startups

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(c) facebook: CONDA ist eine Crowdinvesting Plattform in Österreich. Expandiert wird auch nach Deutschland und in die Schweiz.

In der Masse liegt das Geld. Viele kleine Beträge ergeben eine große Summe. Nach diesem Prinzip funktioniert Crowdfunding. Immer mehr Menschen stellen ihre Projektideen auf Plattformen wie kickstarter oder startnext vor, um Geld für die Umsetzung einzusammeln. Als Dankeschön bekommen Unterstützer kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten. Ähnlich funktioniert Crowdinvesting. Nur, dass es hier meist um höhere Beträge geht und dass die Investoren Anteile am Unternehmenserfolg bekommen.

CONDA ist die bekannteste und laut eigenen Angaben größte Crowdinvesting Plattform Österreichs. Momentan expandiert man auch nach Deutschland und in die Schweiz. Andere Länder werden folgen.

Vor rund zwei Jahren wurde die österreichische Plattform von Daniel Horak und Paul Pöltner ins Leben gerufen. Seitdem wurden mindestens 15 Projekte erfolgreich umgesetzt. Und alle “leben” noch. Zu 286 Prozent wurde etwa das Projekt der Bio Strohhalme GmBH ausfinanziert: Strohhalme aus Stroh eben, nicht aus Plastik, wie man sie überall bekommt. Ebenfalls erfolgreich zu 388% ausfinanziert, wurde das Biogrünteegetränk “all i need”. Dieses hat es schon seit längerem in den klassischen Handel geschafft.

Die Idee zu CONDA hatte Paul Pöltner. Als Steuerberater arbeitete er in einer Kanzlei in Wien und bemerkte, dass etwas in Österreich fehlt: Eine Finanzierungsmöglichkeit für jene, die keine Großinvestoren sind, aber innovative Projekte unterstützen möchten. Bei einer Startup-Veranstaltung traf er auf Daniel Horak, der sich gerade in einer Phase der Orientierung befand. Nach zwei Studienabschlüssen, einer Zeit als Projektmanager in einem Großkonzern der Informationstechnologie, war er zuletzt bei einer Unternehmensberatung tätig und etwas müßig dem Corporate-Life geworden. Alte Mühlen mahlen eben langsam und Horak wollte etwas verändern, nicht bestehende Systeme bedienen.

DerBrutkasten traf Daniel Horak im Café Rochus. Sein Alter würde man nicht erraten, wenn man mit ihm spricht. Unter 30 Jahre alt ist er, sein aktueller Mitgründer Pöltner ist auch nur knapp darüber. Die beiden haben es geschafft, um CONDA herum eine Marke zu schaffen. Sie gelten nicht als Startup, sondern als Investor. Darum passiert es auch regelmäßig, dass die beiden an einem Tisch mit den “großen Fischen” im Investorenbecken in Österreich sitzen. Horak weiß, dass er hier angekommen ist, weil er nicht aufgehört hat, sich immer wieder weiter zu entwickelt.

Er sei “infiziert” worden mit dem Gründer-Gedanken. Und das schon viele Jahre zuvor. Denn seine erste Firma gründete er mit 19 Jahren. Einen virtuellen Assistenten wollte sein Co-Gründer entwickeln, ein Siri, also Apples Sprachassistent, nur schriftlich. Horak war für alles zuständig, was nicht mit der Entwicklung zusammen hing. Doch er musste sich irgendwann eingestehen, dass dieses Schiff nicht mehr zu retten war. Die Luft war raus, das System nicht voll entwickelt, der Prototyp funktionierte nicht und auch die Freundschaft hatte Brüche bekommen. Doch die Learnings, die Horak damals mitnahm, halfen ihm umso mehr bei CONDA.

DerBrutkasten hat nachgefragt: Welche Tipps hat er für frische Gründer und solche, die es werden wollen?

1. Den richtigen Co-Gründer wählen

Dies war einer jener Gründe, weshalb das Projekt wahrscheinlich am Ende gescheitert ist. Horak sieht dies auch bei vielen anderen Projektstartern. Oft sei er gefragt worden, wie man denn dem Partner, der gleichzeitig ein guter Freund ist, sagen soll, dass dieser einen Fehler macht. Wie erklärt man jemanden, den man auch emotional schätzt, dass man umdenken muss, ohne ihn zu verletzen oder wütend zu machen? Das kann vor allem bei Pärchen zu Problemen führen, die den Schritt wagen und gemeinsam gründen. Sollte etwas schief gehen, geht nicht nur das Projekt in die Brüche, sondern auch die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt. Dass dies problematisch sein kann, wissen auch Investoren: Viele lehnen Pärchen als Gründerkonstellation daher eher ab.

Das Team ist einer der wichtigsten Faktoren eines erfolgreichen Unternehmens. Es muss motiviert sein, visionär denken können, angetrieben sein von der Idee, etwas bewirken zu wollen. Startups können meist nicht viel bezahlen, darum bezahlen sie “emotionales Geld”. Das Team zu schätzen und bei Laune zu halten, auch als Einheit an sich, ist etwas, das deswegen wichtig ist.

Bei den Gründungspartnern sollte klar sein, wer welches Gebiet abdeckt. Es bringt nichts, wenn drei Gründer einen Businessplan erstellen können, aber keine Ahnung vom Marketing haben. Zentrale Frage daher: Was kann ich/nicht? Und es sollte auch keine Eifersucht entstehen. Denn auch wenn einer im Team nach außen hin das Unternehmen vertritt und namentlich öfter erwähnt wird, bedeutet das nicht, dass die anderen Teammitglieder deswegen “weniger wert” sind.

2. Ein Leben haben

Es braucht einen Ausgleich zur Arbeitswelt. Es ist wichtig, die richtige Balance zu finden. “Der Investor verlangt nicht, dass man sich zu Tode arbeitet. Stirbt man, ist immerhin auch das Projekt tot”, scherzt Horak und trifft damit ins Schwarze. Burn-Out ist eines jener Themen über die man ungern spricht. Dabei sind gerade Gründer gefährdet, erschöpft zusammen zu brechen. Horak hat in seinem Freundes- und Bekanntenkreis einige, die mit der völligen Erschöpfung bereits konfrontiert waren. Ein unschönes Erlebnis. Man muss seinen Geist wie seinen Körper pflegen.

3. Fokus

Etwas, das jeder Gründer mitbringen muss. Es geht darum, klare Ziele zu setzen und diese auch auszuformulieren. Zu vielen passiert es, dass sie sich am Weg verlieren und sich viel zu spät eingestehen, dass es nicht mehr weitergeht. So spät, dass man es dann nicht mehr ändern kann. Während Horak bei seiner ersten Gründung noch das Warten geübt hat, sind Pöltner und er bei CONDA sehr schnell nach außen gegangen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man seinen Job sofort an den Nagel hängen und auf volles Risiko setzen muss, um erfolgreich zu werden. Man braucht ja auch einen “Brotjob”, um sich sein Leben weiterhin finanzieren zu können. Viele fahren daher in der Anfangsphase  zweigleisig. Sofern man den Fokus nicht verliert, ist das schaffbar. Über kurz oder lang ist es aber notwendig, sich zu 150% auf das eigene Startup zu konzentrieren und Risiko auf sich zu nehmen – Ein Sicherheitsnetz beim Gründen gibt es meist nicht.

4. So früh wie möglich Feedback einholen

Es gilt: 100% einer Idee zu besitzen, bringt nichts, wenn man davor Angst hat, an die Öffentlichkeit zu gehen. Vielmehr sollte man möglichst früh den Schritt wagen, Feedback einzuholen. Denn von den potentiellen Kunden hängt es ab, ob das Produkt Erfolg hat – oder eben nicht. Gleich am Anfang sollte man den Markt erforschen und sich fragen, ob hier tatsächlich Potential ist.

Viele, die gründen wollen und damit Neuland betreten, scheuen sich, ihre Idee einem Investor vorzustellen. Dieser könnte ja die Idee einfach mit einem anderen Team umsetzen? Dabei sollte man den Investor lieber als Partner ansehen. Vor allem Business Angel bieten nämlich eines: Wissen. Netzwerk. Feedback.

Wie ist CONDA eigentlich zu seinem doch außergewöhnlichen Namen gekommen? In einer Nacht- und Nebelaktion wurde “gebrainstormt”. Einig war man sich, dass keine Wörter wie “Money”, “Geld”, “Seed” oder Ähnliches vorkommen sollte. Irgendwann wurde das alte Lateinwörterbuch hervorgekramt. Condere, das für gründen steht, wurde zu “conda”.

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vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle
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Viele haben es versucht und nur die Allerwenigsten haben es geschafft: Ein neues soziales Medium zu etablieren ist wohl so etwas wie die Königsklasse im Startup-Bereich. Und das, obwohl das Lamento über die Riesen am Markt allgegenwärtig ist. Auch Peter Buchroithner, Thomas Schranz, David Pflügl und Verena Handler-Kunze sind mit dem bestehenden Angebot nicht zufrieden. Mit Rakun, das eine App für neurodivergente Menschen betreibt, haben die vier erst dieses Jahr ein neues Startup gegründet, wie brutkasten berichtete. Nun kommt mit Waffle ein weiteres dazu.

Waffle: “Back to the roots der sozialen Medien”

“Bei Waffle geht es sozusagen back to the roots der sozialen Medien. In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich eigentlich Kontakt haben will, bei den gängigen Social-Media-Plattformen verloren gegangen ist. Facebook ist voller Werbung und Memes, auf Instagram sieht man Gelegentlich eine Hochzeit, aber es ist dominiert von Influencern, die dir etwas verkaufen wollen, und auf TikTok sind Leute, die tanzen und dich unterhalten”, sagt Peter Buchroithner im Gespräch mit brutkasten.

Auch auf Messaging-Apps wie WhatsApp und Telegram sei man zusehends mit Werbung konfrontiert und private und berufliche Kontakte würden sich mischen. “Jeder, der irgendwann einmal deine Nummer gehabt hat, kann dir einfach schreiben”, sagt Buchroithner. Das Team habe aber einen Ort schaffen wollen, wo man wirklich nur mit seinen besten Freund:innen kommuniziert.

Kein “Geschwafel” bei Waffle

Beziehungsweise “von ihnen hört”. Denn Waffle setzt auf Voice-Messages. “Man hat nicht immer Zeit, mit seinen Freunden zu telefonieren, aber es ist schön und man fühlt sich mehr verbunden, wenn man ihre Stimme hört. So sind wir auf das Thema Voicenotes gekommen”, sagt Buchroithner. Nicht nur im Namen setzt das Startup beim Social-Media-Trend “Wednesday Waffle” an, bei dem User:innen einer ausgewählten Gruppe an Leuten einmal in der Woche ein Update über sich geben.

(c) Waffle

Wer bei der Kombination aus “Social” und “Audio” also an die ebenso schnell aufgestiegene wie untergegangene “Social-Audio-App” Clubhouse gedacht hat, kann beruhigt sein – das Konzept ist ein völlig anderes. Bei Waffle sind die Voice-Messages auf eine Minute beschränkt und User:innen sind dazu aufgefordert, dazu jeweils ein Bild hochzuladen. Maximal drei dieser Nachrichten können pro Tag gesendet werden, um “Geschwafel” zu verhindern, wie man es aus überlangen WhatsApp-Voice-Messages kennt. Und nach 24 Stunden verschwinden diese wieder von selbst.

Ungefilterte Kommunikation mit Filtern

Doch das ist nicht die einzige bewusste Einschränkung. Wer sich bei der App, die aktuell nur für iOS verfügbar ist, registriert, kann genau acht Kontakte auswählen, um seine Messages mit diesen zu teilen. Weil man auch von anderen Menschen ausgewählt werden kann, kann man dennoch in mehreren solchen Neun-Personen-Kreisen sein. “Es geht darum, nur den Leuten Updates zu geben, denen man wirklich alles erzählen kann. Es geht um ungefilterte Kommunikation”, so Peter Buchroithner.

(c) Waffle

Wobei: Filter sind bei Waffle durchaus geplant, erzählt der Gründer. “So, wie man bei Snapchat Filter über Fotos und Videos legen kann, wird man das bei uns mit dem Ton machen können – also etwa mit Darth-Vader-Stimme sprechen.” Generell wolle man im Thema Voice noch “sehr, sehr vieles dazubauen”.

“Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird”

Neben der Produktentwicklung geht es in den kommenden Monaten aber natürlich vor allem auch darum, viele User:innen in die App zu bekommen. Eine Android-Version soll daher bald folgen und die Plattform Product Hunt soll für Aufmerksamkeit sorgen. Firmenseitig befindet sich Waffle gerade als GmbH in Wien in Gründung. “Und wir planen auch eine Investment-Runde”, verrät Buchroithner.

In Sachen Monetarisierung werde man, wie andere soziale Medien, auf Werbung setzen. “Das ist in diesem Fall natürlich ein sehr sensibles Thema. Die Leute werden bei Waffle wohl nicht so tolerant sein wie etwa auf Facebook. Wir werden also mit ausgewählten Marken über eine Zusammenarbeit sprechen”, räumt der Gründer ein. Das sei aber “aktuell nicht wirklich hoch in der Priorität”. Denn zuerst gelte es, viele User:innen zu bekommen. “Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird. Und wenn man sowas schafft, dann ist die Monetarisierung nie ein Problem.”

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