28.06.2019

Interview: Uber Österreich-Chef Martin Essl zum geplanten Gesetz

Interview. Die geplante Novelle des Gelegenheitsverkehrsgesetzes bringt Uber in Österreich unter Druck. Wir sprachen mit Uber Österreich-Chef Martin Essl über die aktuelle Situation und die Zukunftspläne des US-Riesen.
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Uber Österreich: Martin Essl
Martin Essl ist Chef von © Uber Österreich

Anfeindungen seitens der Taxi-Branche und gegen das Unternehmen gerichtete politische Agitation gehören für Uber nicht nur in Österreich zum Tagesgeschäft. Hierzulande dürfte es mit einer geplanten Gesetzesnovelle nun aber ernst für den US-Riesen werden – der brutkasten berichtete. Noch ist das neue Gesetz aber nicht beschlossen. Und eine von Uber gestartete Online-Petition steht inzwischen (28. Juni, Vormittag) bei fast 35.000 Unterschriften. Wir haben Uber Österreich-Chef Martin Essl zur aktuellen Situation und zu den nationalen und globalen Zukunftsplänen des Unternehmens befragt.

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Wird sich Uber tatsächlich aus Österreich zurückziehen, wenn die geplante Gesetzesnovelle inkrafttritt, oder wird man das Service adaptieren?

Wenn das neue Gesetz in der vorliegenden Form in Kraft tritt, werden wir Services wie UberX ab September 2020 nicht mehr wie bisher anbieten können. Darüber hinaus werden hunderte lokale Unternehmer und deren Fahrer einem existenziellen Risiko ausgesetzt. Wir hoffen daher, dass die politischen Entscheidungsträger das Gesetz entsprechend anpassen.

“Grundsätzlich verstehe ich den Sinn einer Reform”

Wie erklärst Du dir diese breite politische Front für die geplante Novelle?

Grundsätzlich verstehe ich den Sinn einer Reform und bin auch der Meinung, dass alle Marktteilnehmer gleich lange Spieße haben sollten. Wichtig wäre jedoch, dass diese Reform sowohl für die Mietwagen- als auch für die Taxiunternehmen ein nachhaltiges Geschäft ermöglicht, dem Kunden die Wahl lässt und dabei bessere Qualität fördert. Wenn die Preisgestaltungen zu stark eingeschränkt oder gar fixe Preise eingeführt werden, wird dieses Ziel jedoch verfehlt.

Mit UberEats habt ihr Wien wieder verlassen. Werden andere Uber-Geschäftsmodelle hier ertestet werden?

Vor einem Monat haben wir in Wien UberGreen gelauncht. Bei diesem Service kann man über die Uber-App eine Fahrt in einem Elektro- oder Hybridfahrzeug bestellen und damit emissionsarm unterwegs sein – zum gleichen Preis wie bei UberX. Das kommt bei unseren Nutzern sehr gut an. Abgesehen davon haben wir momentan keine Pläne für neue Launches in Wien. Wie in jeder anderen Stadt ist es aber auch hier unser Ziel, den Menschen eine Alternative zum eigenen Auto zu ermöglichen und ihnen eine Reihe von Mobilitätsoptionen – wie Autos, Fahrräder oder den ÖPNV – innerhalb der Uber-App anzubieten.

“Hoffentlich können wir im Jahr 2023 erste kommerzielle Flüge anbieten”

Wann hältst Du eine selbstfahrende Uber-Flotte in Österreich für realistisch?

Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass es noch einige Jahre braucht, bis autonome Autos Teil des österreichischen Straßenbildes werden. In anderen Teilen der Welt, z.B. in einzelnen Städten der USA, wird sich diese Entwicklung früher abzeichnen, da aufgrund der klimatischen und geografischen Bedingungen dort auch heute schon Tests mit autonomen Fahrzeugen gemacht werden.

In Linz sollen schon kommendes Jahr Flugtaxis in den Testbetrieb gehen. Wird hier der Weg für ein weiteres Uber-Modell geebnet?

Darauf bin ich sehr gespannt! Unser Plan für “UberAir” ist jedoch zunächst einmal Tests in Los Angeles, Dallas und Melbourne im kommenden Jahr durchzuführen. Hoffentlich können wir dann im Jahr 2023 erste kommerzielle Flüge anbieten. Wo genau das passieren wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Sicher ist jedoch, dass wir uns auf die Städte fokussieren werden, die Interesse signalisiert haben und mit denen wir in enger Partnerschaft zusammenarbeiten können. Der Weg dahin wird sicher interessant!


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Das Wiener Startup PowerBot automatisiert den physischen Stromhandel an Strombörsen. Damit leistet es einen Beitrag zur Energiewende. CEO Helmut Spindler hat uns vergangenen April mehr über die Technologie erzählt.

Das SaaS-Unternehmen wurde im Jahr 2020 von Felix Diwok, Manuel Giselbrecht und Helmut Spindler gegründet. Mit dem Ziel, Handelsabläufe an den europäischen Strombörsen zu automatisieren und zu verbessern. Und damit die Energiewende voranzutreiben. CEO Spindler war jahrelang als Berater für Energiemarktfragen tätig. Als Spin-off der Energiemarktberatung Inercomp GmbH entstand dann 2020 PowerBot.

Exit an norwegischen Tech-Konzern

Am gestrigen Mittwoch verkündete das Wiener Startup, vom “europäischen Marktführer für Energiesoftware, Volue, offiziell übernommen” worden zu sein. Eine konkrete Summe wird nicht genannt. Gemeinsam habe man sich das Ziel gesetzt, den Markt “im algorithmischen kurzfristigen Stromhandel” anzuführen.

Das Käufer-Unternehmen Volue positioniert sich als Technologielieferant grüner Energie. Das norwegische Unternehmen arbeitet an Lösungen zur Optimierung von Produktion, Handel, Verteilung und Verbrauch von Energie.

Co-Founder Diwok hielt bislang 37,5 Prozent, Spindler und Giselbrecht je 18,74 Prozent. Auch das Partnerunternehmen der Armstrong Consulting GmbH unter Geschäftsführer Roger Armstrong hielt bislang 25,01 Prozent der Firmenanteile.

Schrittweise Integration

Mit dem Kauf des Wiener Energy-Startups soll das bestehende Portfolio von Volue erweitert werden. Die Integration soll Schrittweise erfolgen, ab Jänner 2025 sei die PowerBot-Lösung vollständig in das Volue-Portfolio integriert.

Volue-CEO Trond Straume wird in einem LinkedIn-Post von PowerBot zitiert: „Diese Übernahme ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg, bis 2030 der führende SaaS-Anbieter für das globale Energiesystem zu werden. Die hochmoderne Plattform von PowerBot ergänzt den Volue Algo Trader perfekt, indem sie Quants befähigt und unsere Expansion über Westeuropa hinaus beschleunigt.“

Das Wiener Energy-Startup soll fortan die bestehende Lösung des Käufers – namentlich “Volue Algo Trader Power” ergänzen. Dabei handelt es sich um eine SaaS-Lösungen für den kurzfristigen Stromhandel, kurz für “Intraday”-Stromhandel.

“Keinen besseren Partner”

Wie PowerBot weiter vermeldet, soll die Integration die Entwicklung von traderfreundlichen Benutzeroberflächen und Lösungen für Unternehmen begünstigen. PowerBot wird dabei eng mit dem Team rund um die SaaS-Lösung Volue Algo Trader Power zusammenarbeiten.

Für das PowerBot-Team sei der Exit “nur der nächste wichtige Schritt auf dem Weg des Wachstums”, heißt es. Auch weiterhin soll das bestehende PowerBot-Team, darunter Helmut Spindler, Maximilian Kiessler und Jakob Ahrer, “die Entwicklung des Produkts weiter vorantreiben und für Kontinuität und Innovation sorgen”. Das Startup will indes bereits baldige neue Produkte auf dem Markt verkünden.

Helmut Spindler, CEO von PowerBot, kommentiert: „Wir haben in den letzten Jahren ein unglaubliches Wachstum erlebt, und um weiter zu skalieren und zu internationalisieren, brauchten wir einen starken Partner. Volue ist aufgrund seiner umfassenden Branchenkenntnisse und seiner gemeinsamen Vision die perfekte Wahl. Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen“.

Stärken kombinieren

Mittlerweile soll das Wiener Energy-Startup über 85 Kunden in 26 Ländern vorweisen. Handeln soll es derzeit an neun Börsen. Das Team sei 25-köpfig und in Wien sitzend. Auch die Zertifizierungen ISO 27001 und SOC2 Typ 2 – beides Zertifizierungen für Cybersicherheit und Datenschutz – weise man vor.

Roland Peetz, SVP von Volue Energy Software, fügt hinzu: „Indem wir unsere Stärken kombinieren, schaffen wir ein unübertroffenes Angebot, das den Anforderungen des sich schnell verändernden Stromhandelsmarktes gerecht wird.“

Aus dem Archiv: PowerBot-CEO Helmut Spindler im Studio

Der PowerBot-CEO und Mitgründer Helmut Spindler war zu Gast im brutkasten Studio.

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