05.09.2017

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

Interview. Claude Ritter war 2010 als Co-Founder bei Delivery Hero dabei. 2014 startete er gemeinsam mit Nikita Fahrenholz Book A Tiger. Am 28. September spricht er auf der Darwin's Circle Conference 2017 in Wien.
/artikel/interview-claude-ritter
(c) Book a Tiger: Claude Ritter
kooperation

Claude Ritter blickt als Serial Entrepreneur bereits auf viele Jahre Erfahrung zurück. So war er 2010 CoFounder von Delivery Hero, jenem Unternehmen, das vor kurzem einen erfolgreichen Börsengang hinter sich brachte. Ritter stieg dort bereits 2014 aus und gründete sein aktuelles Startup Book A Tiger. Dieses startete mit der Vermittlung von Reinigungskräften an Privathaushalte und bewegt sich nun immer stärker im B2B-Bereich.

Ritter wird als Speaker auf der Darwin’s Circle Conference 2017 am 28. September in Wien auftreten. Er befindet sich damit in einer illustren Runde von Vortragenden, der u.v.a. auch Bundeskanzler Christian Kern und Top-Manager von Facebook, Google, Amazon, Youtube, Nvidia, AirBnB, IBM und zahlreicher heimischer Großunternehmen angehören.

Im Gespräch mit dem Brutkasten gibt Ritter einen Einblick in seine persönliche Motivation,  führt aus, wer nicht als Unternehmer geeignet ist und gibt Tipps für First Time Founder. Etwa, dass man es langsam angehen lassen sollte.

+++ Live von der Präsentation der heurigen Digitalisierungskonferenz Darwin’s Circle +++


Du warst Co-Founder von Delivery Hero. Bereust du manchmal, dass du dort aufgehört hast?

Nein, ich habe es nicht bereut, bei Delivery Hero ausgestiegen zu sein. Schlussendlich kann man immer sagen: “Das wäre toll gewesen.” Natürlich ist es cool, zu sehen, was aus der Firma geworden ist, aber ich schaue nach vorne und nicht zurück. Bei Book A Tiger läuft alles nach Plan. Insofern habe ich den Wechsel nie bereut.

Was hat dich 2014 dazu bewegt bei Delivery Hero aufzuhören und mit Book A Tiger etwas ganz Neues zu starten?

Als wir 2010 in Deutschland mit Lieferheld angefangen haben, war das auch nicht meine erste Firma. Ich habe davor schon einige Unternehmen gegründet und schlussendlich war es für mich immer am spannendsten, etwas Neues aufzubauen. Nach vier Jahren bei Delivery Hero waren wir an einem Punkt, an dem die Firma gut lief und das Produkt nur noch in neue Märkte übertragen werden musste. Da war einfach die Challenge weg. Nikita und ich haben uns dazu entschlossen, eine neue Herausforderung anzugehen, also quasi vom Ikea-Tische zusammenbauen bis hin zur Strategie nochmal alles neu zu machen.

Book A Tiger gibt es mittlerweile auch bereits drei Jahre. Bedeutet das, es wird wieder Zeit für eine neue Challenge?

Book A Tiger hatte zu Beginn ein ganz anderes Modell. Anfangs haben wir selbstständige Reinigungskräfte an Privatkunden vermittelt. Inzwischen arbeiten wir vorwiegend mit Geschäftskunden zusammen und haben alle Reinigungskräfte angestellt. In der Form gibt es die Firma erst seit knapp zwei Jahren, alles fühlt sich also noch sehr frisch an. Hier gibt es also noch genug Challenges und wir brauchen vorerst erst einmal keine Neuen.

Denkst du, bei Book A Tiger wird es den Punkt geben, an dem du sagst: “Jetzt läuft das Unternehmen. Ich bin bereit für eine neue Challenge”?

Ja, ich denke schon. Es gibt immer etwas, bei dem man sagt: “Das würde mich reizen”. Wenn wir unsere Ziele mit Book A Tiger erreicht haben, wird es wohl wieder etwas Neues geben, das ich anfangen werde.

“Ich habe eine Liste mit Ideen. Von der Taschen-Produktion über die Eröffnung einer Bar bis hin zu einem Marktplatz für Daten ist alles dabei.”

Wäre das wieder im E-Commerce Bereich, oder glaubst du, dass du auch etwas ganz Anderes anfangen würdest?

Ich hatte bereits Gründungen im Bereich Software as a Service. Meine erste Firma, die ich damals in der Schweiz gegründet habe, war eine Software-Entwicklungs-Firma. Ich bin, was das Modell angeht, ehrlich gesagt relativ aufgeschlossen. Das wichtigste ist, dass es für mich spannend und interessant ist. Ob das dann in den E-Commerce-Bereich fällt, oder nicht, ist völlig offen. Ich habe eine Liste mit Ideen, auf der kreuz und quer verschiedenste Ideen stehen. Von der Taschen-Produktion, über die Eröffnung einer Bar eröffnen bis zu einem Marktplatz für Daten ist wirklich alles dabei.

Also könnte ich vielleicht in ein paar Jahren mal ein Bier in deiner Bar trinken?

(lacht) Ja, das könnte durchaus passieren. Das ist natürlich nicht das skalierbarste Geschäftsmodell, das man sich vorstellen kann, aber dafür ein sehr angenehmes.

“Du darfst die Dinge nicht über-analysieren.”

Du bist Serial Entrepreneur, hast schon mehrere Firmen gegründet. Was macht aus deiner Sicht einen guten Entrepreneur aus?

Da gibt es verschiedene Punkte. Zum einen wäre da natürlich die inhaltliche Kompetenz. Du musst von dem, was Du tust, Ahnung haben. Besonders wichtig ist aber auch Deine Persönlichkeit. Du musst ein Typ Mensch sein, der einfach Dinge startet und keine Angst davor hat, auf Basis von nicht vollständigen Informationen loszulegen. Du darfst die Dinge nicht über-analysieren. Stichwort: Paralyse durch Analyse. Bringst Du diese Eigenschaft mit, bist Du unfähig weiterzumachen, wenn Du Dich nicht vollständig informiert fühlst, und triffst auch nur langsam Entscheidungen. Das ist äußerst schlecht, wenn man gründen will. Du musst Dich wohl fühlen in einem gewissen Level an Chaos. Die Dinge liegen nicht immer in der eigenen Kontrolle. Man ist oft abhängig von diversen Faktoren, auf die man keinen Einfluss hat. Mir wird zum Beispiel super schnell langweilig, wenn das Chaos irgendwann weg ist. Man muss also eine gewisse Affinität für Turbulenzen haben. Natürlich ist es hilfreich, eine gute Ausbildung in dem Bereich, in dem man tätig ist, zu haben. Aber ich glaube, was zählt ist eine starke Persönlichkeit.

Das heißt, du würdest jemandem, den du als sehr vorsichtig wahrnimmst, eher abraten ein Unternehmen zu gründen?

Ja, die meisten Leute, die sehr vorsichtig sind, schaffen es gar nicht ins Unternehmertun einzusteigen. Es gibt viele smarte Leute, die bei einer Bank, Versicherung oder Beratung arbeiten, Anfang bis Mitte 30 sind, ein gutes Gehalt bekommen und sich laufend über ihren Job beschweren. Aber diese Leute würden nie kündigen. Sie haben ein sechsstelliges Jahresgehalt und sind einfach nicht risikoaffin genug um zu sagen „Egal, ich geh‘ jetzt.” Im Unternehmertum gibt es eine Art natürliche Selektion. Die Leute, die nicht als Unternehmer geeignet sind, werden es ganz häufig auch nicht. Aber prinzipiell ist es so: Wenn man ein geregeltes Leben mit viel Stabilität braucht, dann ist man meiner Meinung nach nicht für das Unternehmertum geeignet.

In den vergangen Jahren gab es eine Art Startup-Hype. Speziell viele junge Leute entschließen sich Unternehmer zu werden. Glaubst du es gibt heute eine gesellschaftliche Tendenz zu mehr Risiko oder hat das andere Gründe?

Ja, das glaube ich schon. Aber ich denke, es gibt verschiedene Faktoren. Einerseits hast Du durch das Internet Informationen, die sich wesentlich schneller verbreiten. Die Erfolgsgeschichten sind wesentlich transparenter. Wenn man früher in Deutschland gelebt hat und in den USA jemand mit einem neuen Geschäftsmodell erfolgreich geworden ist, dann hat man das gar nicht wirklich mitbekommen – es sei denn, man war in derselben Branche tätig. Heute gibt es viele Publikationen, wie euch zum Beispiel, die das Unternehmertum portraitieren. Hier sieht man überall, dass andere Leute ihr Ding machen und damit erfolgreich sind. Ich glaube, dass das ein großer Treiber ist. Ein weiterer Faktor ist, dass vor allem viele junge Leute nicht mehr gewillt sind, einen Durchschnittsjob anzufangen und dann bis an ihr Lebensende im gleiche Unternehmen zu arbeiten. Heute heißt es eher: „Okay, ich probiere mal etwas aus. Wenn es gut läuft, gut. Und wenn nicht, dann habe ich immer noch meine Ausbildung und kann mir eine Anstellung suchen.” Insofern glaube ich, dass sich mit dem Generationswechsel auch die Mentalität geändert hat.

Gibt es aus deiner Sicht auch eine negative Seite? Etwa dass es heute weniger solide Angestelltenposten gibt und daher ein größerer Druck zur Selbstständigkeit besteht?

Aus meiner Sicht würden Leute, die als Gründer geeignet sind auch einen Angestellten-Job bekommen.

“Das wichtigste für mich ist, nicht gleich zu Beginn mit Geld um sich zu werfen, sondern erst einmal am Produkt zu arbeiten.”

Viele unserer Leser sind First Time Founder. Sie haben ihr Unternehmen gerade gestartet oder befinden sich in den ersten Jahren. Was ist dein Tipp für sie?

Ich glaube, es gibt ein paar Punkte, auf die man achten sollte. Erstens, man sollte langsam anfangen und nicht zu früh zu viel Geld ausgeben. Es gibt viele Gründe, die einen dazu bringen, Dinge schnell zu machen und dabei viel Geld in die Hand zu nehmen. Aber das wichtigste für mich ist, nicht gleich zu Beginn mit Geld um sich zu werfen, sondern erst einmal am Produkt zu arbeiten, und herauszufinden, was man eigentlich machen will. Ebenfalls wichtig ist, dass man über das Know-How, das man für sein Produkt oder seinen Service braucht, verfügt. Nichts ist schlimmer, als keine Ahnung vom Thema zu haben. Es ist ganz wichtig, dass man im Kernteam alle notwendigen Kompetenzen vereint. Zu guter Letzt sollte man im Team von Anfang an klare Verhältnisse schaffen. Jeder muss wissen, wie viel er von der Firma hat und was seine Pflichten und Verantwortlichkeiten sind. Denn im Guten, wie im Schlechten kommt es häufig zu Streit, wenn Dinge nicht geregelt sind. Es ist schade, wenn ein Unternehmen gut läuft, sich dann aber die Gründer zerstreiten, weil die Dinge nicht von Anfang an geklärt worden sind.

Ich habe die vorige Frage schon sehr oft gestellt, aber das langsam los starten ist dabei noch nie als erster Punkt gekommen. Es ist sehr selten überhaupt genannt worden.

Ich bin da ein gebranntes Kind. Den Fehler zu früh loszustarten habe ich selbst schon ein oder zweimal gemacht. Es gibt viele Firmen, die schon 250.000 Euro verbrannt haben und noch immer nicht wissen, was ihr Produkt ist. Da fragt man sich dann: „Wofür hast du eigentlich zwei Entwickler eingestellt? Was machen die den ganzen Tag?” Meine Meinung ist, solche Firmen sollten aufhören und es noch einmal von Neuem probieren. Das bringt dann nichts mehr. Und genau deswegen ist das langsam Anfangen so wichtig.

+++ 4 Tipps, die helfen beim Gründen vom Denken ins Tun zu kommen +++


Links:

Deine ungelesenen Artikel:
23.12.2024

KI in Gesundheit, Bildung und öffentlichem Dienst: „Chancen nutzen, Risiken minimieren”

Nachlese. Was kann Künstliche Intelligenz in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten? Welche Chancen und Risiken bringt Künstliche Intelligenz mit sich? Wie lässt sich ihr Potenzial verantwortungsvoll nutzen, ohne ethische Leitlinien zu überschreiten? Diese und viele weitere Fragen stehen im Fokus der zweiten Folge von „No Hype KI“.
/artikel/no-hype-ki-folge-2
23.12.2024

KI in Gesundheit, Bildung und öffentlichem Dienst: „Chancen nutzen, Risiken minimieren”

Nachlese. Was kann Künstliche Intelligenz in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten? Welche Chancen und Risiken bringt Künstliche Intelligenz mit sich? Wie lässt sich ihr Potenzial verantwortungsvoll nutzen, ohne ethische Leitlinien zu überschreiten? Diese und viele weitere Fragen stehen im Fokus der zweiten Folge von „No Hype KI“.
/artikel/no-hype-ki-folge-2
Diskussionsrunde der Folge 2: Harald Herzog, Moritz Mitterer, Carina Zehetmaier, Bernd Konnerth, Markus Fallenböck (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Gut zwei Jahre ist es her, dass ChatGPT einen Hype rund um generative KI-Modelle auslöste. Doch es stellen sich auch viele kritische Fragen beim Einsatz von KI – besonders in sensiblen Bereichen. Klar ist: Künstliche Intelligenz bietet viele Vorteile und vereinfacht komplexe Prozesse. Gleichzeitig wirft sie jedoch auch Herausforderungen und Ängste auf, mit denen man sich kritisch auseinandersetzen muss.

Was KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten kann, diskutierten in der zweiten Folge „No Hype KI”:

  • Bernd Konnerth (Microsoft Österreich | Public Sector Lead)
  • Carina Zehetmaier (Women in AI Austria | Präsidentin)
  • Harald Herzog (Österreichische Gesundheitskasse | Leiter Digitalisierung und Innovation)
  • Moritz Mitterer (ITSV | Aufsichtsratsvorsitzender)
  • Markus Fallenböck (Universität Graz | Vizerektor für Personal und Digitalisierung).
Du willst bei "No Hype KI" am Laufenden bleiben?

Trag dich hier ein und du bekommst jede Folge direkt in die Inbox!

Menschenzentrierter Ansatz im Mittelpunkt

Künstliche Intelligenz ist schon längst Teil unseres Alltags – ob bewusst oder unbewusst. Und obwohl KI bereits in vielen Lebensbereichen der Österreicher:innen präsent ist, bleibt die Skepsis bei vielen groß. Laut Carina Zehetmaier ist es daher ein besonders wichtiger Faktor, dass man jeder einzelnen Person KI näher bringt, sodass mehr Vertrauen in die Technologie entsteht: „Derzeit gibt es noch viele Ängste rund um KI. Aber es gibt auch noch gewisse Schwachstellen wie zum Beispiel das Halluzinieren, oder auch Vorurteile, die in den Systemen drinnen sind und widergespiegelt werden können. Es ist relevant, dass man sich hier von Anfang an mit den kritischen Fragenstellungen auseinandersetzt“.

Hierbei müsse an vorderster Stelle die öffentliche Hand hohe Standards setzen – vor allem aus menschenrechtlicher Sicht. Zehetmaier befürwortet in diesem Zusammenhang den AI Act, der klare gesetzliche Rahmenbedingungen schafft. „Die öffentliche Hand ist der direkte Adressat der Grund- und Menschenrechte“, sagt sie.

Ein weiterer wichtiger Punkt von Zehetmaier ist die Notwendigkeit, marginalisierte Gruppen nicht zu übersehen. Man müsse sich bemühen, geschlechtsspezifische und andere Vorurteile in Datensätzen zu vermeiden. „Wir wissen auch, dass Automatisierung den Gender-Pay-Gap öffnet anstatt schließt, das heißt, da müssen wir aktiv und gezielt gegensteuern“.

Verantwortungsvolle KI bedeute, aktiv an den Daten und Algorithmen zu arbeiten. Nur so könne sichergestellt werden, dass KI-Anwendungen nicht nur technologisch effizient, sondern auch ethisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll gestaltet werden.

Responsible AI: Inklusivität, Fairness, Datenschutz

Dass die Anwendung von generativer KI nicht bloß Kosten senken soll, sondern den Menschen Nutzen bringen muss, ist auch für Bernd Konnerth von Microsoft klar. „Wir setzen auf Responsible-AI-Standards, bei denen es um Inklusivität, Fairness, Datenschutz und all diese Themen geht. Das sind Leitplanken in unserer Produktentwicklung“, sagt der Public Sector Lead von Microsoft Österreich.

Von der Unternehmenstransformation bis hin zum öffentlichen Dienst sei ein breites Umschulungsprogramm notwendig, um Ängste abzubauen: Es sei wichtig, „Umgebungen zu schaffen, die es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich machen, mit der Technologie zu interagieren, um den Berührungsängsten entgegen zu wirken”.

Universität Graz startete UniGPT für Mitarbeitende

Was Bildung angeht, betont Markus Fallenböck von der Universität Graz die Bedeutung einer breiten Wissensvermittlung. Es gehe nicht nur um Spezialist:innen für KI, sondern vor allem um die große Masse an Mitarbeitenden, die einen “sinnvollen Umgang mit KI erlernen” müssen: „Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr können wir Chancen nutzen und Risiken minimieren“.

Die Universität Graz hat dazu eine eigene Micro-Credential-KI gestartet, um Studierenden ein Grundwissen zu KI zu vermitteln: “Das ist ein abgeschlossenes Studienpaket, das man in jedes Studium integrieren kann und das gerade in einer Pilotphase ist”, erläutert Fallenböck. Das Paket lasse sich in jedes Studium integrieren. “Da ist die Idee, dass in ein paar Jahren jeder Bachelor-Studierende, der in Graz einen Abschluss macht, ein Grundwissen hat zu KI-Bereich, Technik, Wirtschaft, Recht, Ethik”.

Für die eigenen Mitarbeiter:innen hat die Universität Graz im Mai 2024 außerdem den Chatbot UniGPT gestartet. Bereits mehrere hundert Mitarbeiter:innen wurden dafür bereits eingeschult. “Da sitzt die Universitätsprofessorin neben der Sekretariatskraft und beide interessieren sich für KI und werden es in ihrem Arbeitsalltag gut einsetzen”, schildert Fallenböck seine Eindrücke.

Über die eigenen Mitarbeitenden will die Universität Graz Wissensvermittlung aber auch in die Bevölkerung tragen. Dazu hat sie im Oktober etwa erstmals den Technology Impact Summit zum Thema KI in Graz veranstaltet. “Weil natürlich auch wichtig ist, dass wir die breite Öffentlichkeit mit dem Thema erreichen. Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr, können wir auch das Chancennutzen und Risikominimieren wirklich schaffen”, erläutert Fallenböck.

ITSV: Künstliche Intelligenz im Gesundheitssystem

 Die ITSV wiederum steuert und koordiniert die IT-Aktivitäten der österreichischen Sozialversicherung – und beschäftigt sich schon länger mit dem KI-Thema. Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Mitterer erzählt im Talk, dass das Unternehmen bereits 2018 mit der Erprobung von KI-Lösungen begonnen habe. In einem geschützten Umfeld wurden dabei erste Erfahrungen gesammelt, bevor die Systeme in den Echtbetrieb übergingen. Dieser schrittweise Ansatz habe wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen in KI-Modelle im Unternehmen zu stärken.

Besonders bei sensiblen Daten, wie etwa Gesundheitsdaten, ist die Gefahr von Missbrauch ein zentraler Risikofaktor. Mitterer erläutert die Bedeutung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit: „Man muss Patientinnen und Patienten mitnehmen, indem man entsprechend strenge Regeln hat und Compliance hat. Und indem man offen damit umgeht, falls doch was sein sollte“.

KI schafft Abhilfe bei steigendem Leistungsaufkommen bei ÖGK

Die ITSV arbeitet dabei unter anderem für die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Harald Herzog von der ÖGK erläutert, dass das steigende Leistungsaufkommen – etwa wachsende Fallzahlen, steigende Lebenserwartung, mehr Konsultationen – nach neuen Wegen verlangt: „Würden wir die Prozesse so weiterspielen wie bisher, bräuchten wir mehr Personal“, so Herzog. „Unsere Aufgabe ist es effizient zu arbeiten und alle technischen Möglichkeiten der KI auszunutzen“.

KI könne hier unterstützen, etwa bei der Wahlarztkostenerstattung. Ziel sei es, einen Großteil der Fälle automatisiert abwickeln zu können. Laut Herzog geht es aber nicht darum, den persönlichen Kontakt zu ersetzen, sondern lediglich zu ergänzen.

Zusätzliches Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent durch KI-Nutzung

Auch die öffentliche Verwaltung steht vor Herausforderungen, etwa aufgrund der Pensionierungswelle oder des Fachkräftemangels. Künstliche Intelligenz könnte dabei eine Rolle spielen. Bernd Konnerth von Microsoft Österreich sagt: „Künstliche Intelligenz kann eine Antwort sein – vielleicht nicht die Einzige, aber sie hat sehr viel Potenzial durch die Automatisierung wiederkehrender Tätigkeiten, viel Nutzen zu stiften“.

Aktuell befinde sich Österreich erst am Anfang, dieses Potenzial auszuschöpfen. Konnerth verweist auf eine Studie, dass Österreich ein Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent erzielen könnte, wenn das ganze Potenzial von KI ausgeschöpft werde.

Ausblick: KI-Nutzung in fünf Jahren

Wo steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in fünf Jahren? „Ich hoffe, dass wir nicht mehr über die Technologie reden müssen, so wie wir heute auch nicht mehr über Strom sprechen, sondern dass sie einfach da ist“, so Microsoft-Experte Konnerth.

Carina Zehetmaier wiederum blickt auf die EU als Werteunion. In fünf Jahren solle man sehen, dass Österreich und Europa es geschafft haben, einen wertebasierten, menschengerechten KI-Einsatz umzusetzen. Für Österreich könne sich hier eine besondere Chance bieten, so Zehetmaier. Das Land könne sich als Vorreiter für einen vertrauenswürdigen, menschenzentrierten Umgang mit KI etablieren. Es gehe darum, „den menschenzentrierten Ansatz im Einklang mit Werten und Grundrechten umzusetzen“.

KI birgt enormes Potenzial

Die Diskussionsrunde ist sich einig, dass KI in sensiblen Arbeitsfeldern längst keine ferne Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits eine zentrale Rolle darstellt. Die Chancen sind enorm – von effizienteren Verwaltungsprozessen über eine präzisere Gesundheitsversorgung bis hin zu einer gerechteren Bildung. Doch um diese Möglichkeiten zu nutzen, braucht es breites Verständnis, klare Regeln, vertrauenswürdige Technik und einen sensiblen Umgang mit Daten.


Folge nachsehen: No Hype KI – Was kann KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Hier gehts es zur Nachlese von Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

Die Partner von No Hype KI
Die Partner von No Hype KI

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Claude Ritter von Book A Tiger: “Du darfst nicht über-analysieren!”