03.08.2017

Petra Dobrocka von byrd: “B2B-Modell bringt viel regelmäßigere Umsätze”

Interview. Petra Dobrocka, CMO des Wiener Paket-Startups byrd, sprach mit dem Brutkasten über die Gründe für die Beendigung des B2C-Geschäfts.
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(c) Byrd: CMO Petra Dobrocka

Ende vergangene Woche gab das Wiener Paket-Startup byrd bekannt, dass es mit 18. August sein B2C-Geschäft beendet – der Brutkasten berichtete. Man wolle nun alleinig auf Business-Kunden fokussieren, da das Modell rentabler und nachhaltiger sei, hieß es in einer Aussendung. byrd-CMO Petra Dobrocka sprach im Interview mit dem Brutkasten über die Hintergründe der Umstellung, Adaptionen im Business-Modell und byrds Pläne für die nähere Zukunft.

+++ App wird eingestellt: Byrd beendet Privatkundengeschäft +++


Ihr stellt eure Privatkunden-App ein. Waren “viele hundert Kunden”, wie es in eurer Aussendung heißt, zu wenige?

Die Nachfrage auf Seite der Privatkunden ist in den letzten Monaten stetig gewachsen, vor allem seit unserem Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen. Privatkunden versenden jedoch unregelmäßig und wenn sie versenden, dann benötigen sie viel Beratung und Ressourcen, weil es sich oft um außergewöhnliche Sendungen handelt. Gerade da macht unser Service natürlich am meisten Sinn. Dadurch sind die Kundengewinnungskosten in Relation zur Customer Lifetime Value um einiges niedriger als bei Geschäftskunden die regelmäßig versenden.

“Im Startup ist die größte Herausforderung, einen klaren Fokus zu behalten und eine klare Vision für die Firma zu haben.”

Euer B2C-Business-Modell ist also eigentlich aufgegangen?

Die Nachfrage im B2B Bereich war einfach größer. Kombiniert mit den höheren Customer Lifetime Values ist das daher aktuell der attraktivere Markt für uns. Natürlich hätten wir auch beide Schienen weiterverfolgen können. Im Startup ist aber die größte Herausforderung, einen klaren Fokus zu behalten und eine klare Vision für die Firma zu haben. Unser Ziel ist es, ein professioneller Fulfillment Dienstleister für den E-Commerce Markt zu sein und die Privatkunden-Ausrichtung hat diese Positionierung etwas schwierig gemacht.

Ist es auch befreiend für euch, sich nicht zusätzlich um die B2C-Schiene kümmern zu müssen?

Natürlich ist es schade, dass wir Privatkunden nicht mehr bedienen, weil wir unseren Kunden sehr gerne geholfen haben und sehr viel positives Feedback bekommen haben. Vor allem die Convenience wurde sehr wertgeschätzt. Befreiend ist es aber schon, denn wir möchten für alle unsere Kunden eine super Experience bieten und unsere Produkte laufend verbessern. Das konnten wir mit den zwei verschiedenen Produkten nicht immer zu hundert Prozent machen. Nun können wir uns voll und ganz auf unsere B2B Schiene fokussieren und da ein herausragendes Service bieten.

“Mit dem B2B-Modell hat man viel regelmäßigere Umsätze und kann sich auch besser auf die Wünsche und Anforderungen des Kunden einstellen.”

Ihr habt bislang Standorte in Wien und Berlin. Fällt eine weitere Expansion mit dem B2B-Modell leichter? Wird es bald weitere Standorte geben?

Das Business-Modell ist leichter skalierbar als das Privatkunden-Modell, weil innerhalb kurzer Zeit ein großes Sendungsvolumen erreicht werden kann. Im Privatkunden Sektor muss man laufend viele neue Kunden gewinnen, denn Kunden verschicken unserer Erfahrung nach, wie gesagt, nur 2-3 Mal im Jahr. Mit dem B2B-Modell hat man viel regelmäßigere Umsätze und kann sich auch besser auf die Wünsche und Anforderungen des Kunden einstellen. Was Standorte angeht, gibt es aktuell noch keine konkreten Pläne für weitere Städte. Dies ist vor allem dadurch bedingt, dass wir mit der Einlagerung von Produkten mittlerweile auch klassisches Fulfillment mit moderner Software anbieten können. Dadurch können wir auch standortunabhängig Kunden bedienen.

Redaktionstipps

Habt ihr euer B2B-Business-Modell inzwischen auch weiterentwickelt? Wie funktioniert es genau?

Wir arbeiten intensiv daran unsere B2B-App zu verbessern. Aktuell sind wir dabei das User Interface zu verbessern und möchten unseren Kunden im Herbst eine intuitivere Web App mit neuen Funktionen bieten. Wie bereits erwähnt, bieten wir neben unserem On-Demand Service mit Abholung auch eine Warehousing-Lösung an. Dadurch können wir auch größeren Unternehmen bzw. auch Firmen außerhalb von Wien und Berlin, einen attraktiven Service bieten. Dieser zeichnet sich auch hier durch eine moderne und digitale Lösung aus. Die dazugehörige Software wird ebenfalls über unsere Web-App bedient und bietet Schnittstellen zu diversen Shopsystemen.

Ihr habt letztes Jahr eine Kooperation mit der Österreichischen Post gestartet. Hat sich da nach der Weihnachtsaktion noch etwas ergeben? Wie steht es um die Pläne, im CEE-Raum zu expandieren?

Die Kooperation war einmalig und für speziell für die Weihnachtszeit geplant. Eine Fortführung dieser speziellen Aktion ist aktuell nicht geplant. Wir versenden aber viele unserer Pakete mit der Österreichischen Post und sind laufend in Kontakt. Wie erwähnt ist aufgrund unseres neuen Services eine geografische Expansion nicht in naher Zukunft geplant. Wir sind schon sehr stolz als so junges Startup bereits an zwei Standorten aktiv zu sein und möchten jetzt vor allem unseren Geschäftskunden-Service verbessern.

Habt ihr inzwischen weitere Kooperationen mit Versand-Diensten?

Wir kooperieren mit vielen verschiedenen Versanddienstleistern, dazu gehören: Post, DHL, DPD, UPS, FedEx und GLS. Dadurch können wir Express-Sendungen und weltweite Sendungen zu attraktiven Konditionen ermöglichen. Außerdem arbeiten wir mittlerweile auch mit Speditionen zusammen, mithilfe welcher wir auch Palettenversand abwickeln können. Auch Kooperationen mit Kurierdiensten für Same Day Delivery sind bereits in Arbeit.

“Auch wenn es kurzfristig wie ein enormer Schritt erscheint, muss man als Startup anpassungsfähig bleiben und bereit sein, Änderungen zu machen.”

Zuletzt: Welches Learning aus eurer Umstellung könnt ihr unseren Lesern weitergeben?

Der “Lean Startup Approach” ist ein richtiges und wichtiges Prinzip. Testet euer Geschäftsmodell, analysiert die Performance und seid bereit es zu ändern bzw. wie in unserem Fall ein Kundensegment aufzugeben. Auch wenn es kurzfristig wie ein enormer Schritt erscheint, muss man als Startup anpassungsfähig bleiben und bereit sein, Änderungen zu machen.

+++ B2B-Startups: Verstecken könnt ihr euch später! +++

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AnovonA
Das Team von AnovonA (c) AnovonA

In den rund 1.300 Billa-Filialen in Österreich sind bereits drei “mucki”-Getränke des Wiener Startups AnovonA flächendeckend erhältlich, zudem bei Mpreis und Metro. Und auch jenseits der Grenzen gibt es bereits einige Listungen, zum Beispiel bei coop in der Schweiz, bei Rewe in Bayern und bei Edeka deutschlandweit. Man habe die Umsätze seit Marktstart jährlich im Durchschnitt um den Faktor 3,5 steigern können, heißt es vom Startup.

Weitere Expansion im DACH-Raum geplant

Und so soll es auch weitergehen. “Deutschland und insbesondere Bayern wird 2025 neben dem weiteren Wachstum in der Schweiz und in Österreich ein ganz besonderer Wachstumsfokus sein”, so AnovonA in einer aktuellen Aussendung. Dazu sollen auch weitere Produkte auf den Markt gebracht werden, etwa ein Müsli.

Weitere Finanzierung für AnovonA bereits im Jänner

In den vergangenen Jahren kommunizierte AnovonA bereits mehrere Finanzierungsrunde – teilweise in Millionenhöhe. Anfang Jänner dieses Jahrs berichtete brutkasten zuletzt über eine siebenstellige Finanzierung aus dem davorliegenden Dezember mit SalzburgMilch als strategischem Investor. Bei dieser wurde die Firmenbewertung mit 9,2 Millionen Euro angeben. Bereits kurze Zeit später, noch im Jänner 2024, habe man eine weitere Investmentrunde mit dem deutschen Getränkehersteller VILSA über die GreenRock Brands GmbH zu einer Bewertung von 10,8 Millionen Euro abgeschlossen, heißt es nun vom Startup.

Aktuelles Millioneninvestment mit 14-Millionen-Euro-Bewertung

Nun befinde man sich in einer weiteren Finanzierungsrunde in Millionenhöhe durch Bestandsinvestoren zu einer Bewertung von mittlerweile mehr als 14 Millionen Euro, heißt es von AnovonA. Bei dieser werden die Bestandsgesellschafter “zu einer knappen Million Euro mitziehen”, sagt CEO Alexander Novotny auf brutkasten-Anfrage. “Der Zielbetrag, den wir in den nächsten Monaten einwerben möchten, ist zwei Millionen Euro”, so der Gründer.

AnovonA: Weitere Investoren u.a. im Lebensmittelbereich gesucht

Dieses Kapital diene zur Finanzierung eines Maßnahmenpaketes zusätzlicher Werbe- und Vertriebsmaßnahmen in der Schweiz und in Deutschland. Ein Großteil der Maßnahmen sei für Bayern geplant. “Bei der Suche nach neuen Investoren sind wir – ohne uns darauf einzuschränken – insbesondere auch an Partnern aus anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie interessiert, da die Vision unseres Unternehmens ist zu einem der führenden Anbieter für Proteinlebensmittel zu werden”, erklärt Novotny.

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