22.09.2015

Internationalisierung: “Best Practice” von Runtastic, shpock und i5invest

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Von Beginn an international zu denken, sei eines der wichtigsten Dinge, die israelische Startups österreichischen voraus haben, erzählte Staatssekretär Harald Mahrer beim ersten Brutkasten-roundtable Anfang September. Israel sei zwar in punkto Risikofreude und Kapitalmarkt nicht mit Österreich zu vergleichen, von der internationalen Orientierung könne man sich dennoch ein Scheibchen abschneiden, ist auch Herwig Springer, Geschäftsführer von i5invest, überzeugt. “Der heimische Markt ist in der Regel viel zu klein, um spannende, wachstumsorientierte Online-Unternehmen aufzubauen”, so Springer. “Wir müssen selbstbewusst auftreten und von Anfang global denken”.

Runtastic: “Der Erste sein”

Florian Gschwandtner, Runtastic
Florian Gschwandtner, Runtastic

Welche Vorteile eine solche Internationalisierung haben kann, hat man hierzulande erst kürzlich vorgeführt bekommen: der stolze Exit des Fitness-App-Anbieters Runtastic an Adidas um 220 Mio. Euro wäre mit einem reinen Fokus auf den deutschsprachigen Raum nicht möglich gewesen. “Wir haben sehr früh gemerkt, dass Österreich und Deutschland nicht genügen”, erzählt Runtastic-Mitgründer Florian Gschwandtner im Gespräch mit dem “Brutkasten”. Die Fitness-App möglichst rasch in verschiedene Sprachen zu übersetzen war der erste Internationalisierungs-Schritt von Runtastic. “Uns war wichtig, in möglichst vielen Märkten der Erste zu sein”, erklärt Gschwandtner. “Das hat uns etwa in Frankreich sofort die Marktführerschaft gesichert und die haben wir bis heute”.

Herwig Springer, i5invest
Herwig Springer, i5invest

Springer stimmt zu: “Internationalisierung muss von Anfang an Teil der Wachstumsstrategie sein”. Es gebe aber keine generelle Regel, ab wann man über den geografischen Tellerrand blicken soll. “Um internationale Investoren anzusprechen, braucht man wieder eine gewissen Größe. Mit einer Bewertung unter 10 Millionen US-Dollar ist es schwierig, in den USA an Risikokapital zu kommen. Da ist man dann einfach nicht relevant genug”.

Großbritannien wichtigster Markt

Armin Strbac, shpock
Armin Strbac, shpock

Die Gründer des Smartphone-Flohmarktes Shpock – der zweite große österreichische Exit des Jahres – haben sich nach Launch etwa eineinhalb Jahre Zeit gelassen, bevor sie ihre App auch in Großbritannien anboten. “Wichtig ist es, die Märkte genau unter die Lupe zu nehmen”, sagt Shpock-Mitgründer Armin Strbac. Dabei ginge es nicht nur um klassische Analysen. Für Shpock seien vor allem Mobile-Durchdringung und das lokale App-Nutzungsverhalten interessant gewesen. Den Ausschlag, zuerst in Großbritannien zu starten, gab dann aber gar keine Kennzahl: “Die Briten zählen vermutlich zu den größten Flohmarkt- und Secondhand-Fans auf diesem Planeten”, erklärt Strbac. Großbritannien schätzt Springer als den wichtigsten europäischen Markt aus deutschsprachiger Sicht ein. Aber auch Nordeuropa und die USA seien interessant – Nachsatz: “Für Hardware Asien und Lateinamerika”.

Wie hält man die Kosten niedrig?

In der Praxis ist eine Internationalisierung auch immer eine Frage der Ressourcen: “Es ist wichtig, die Kosten niedrig zu halten”, sagt der Runtastic-Gründer. Das würde wohl jedes Startup sofort unterschreiben – aber wie gelingt das bei der Internationalisierung? “Bei der Übersetzung der App haben wir Poweruser in verschiedenen Ländern um Hilfe gebeten”, erzählt Gschwandtner. Das Ergebnis sei zwar nicht perfekt gewesen, aber Geschwindigkeit und Kostenreduktion hätten das Wett gemacht, so der Gründer. Runtastic hat außerdem darauf verzichtet, im Ausland Büros zu eröffnen – ein Mitarbeiter für jeden Markt hätte zu Beginn völlig gereicht. Bis dato hat das österreichische Vorzeige-Startup nur ein einziges Büro im Ausland und zwar in San Francisco. “Weil dort Google und Facebook sind”, erklärt Gschwandtner. Das Headquater in die USA zu verlegen, sei allerdings nie ein Thema gewesen. Auch, wenn Österreich vor allem in der Anfangsphase “viel zu bürokratisch” sei.

Shpock: “Andere Länder, andere Sitten”

“Für uns war immer klar, dass wir Shpock international aufstellen werden. Allerdings ist es gerade als Startup immens wichtig, sich stark zu fokussieren und eine Herausforderung nach der anderen anzunehmen”, rät Strbac, um Ressourcen zu sparen. Es zahle sich aber auf jeden Fall aus, ab Stunde Null an die Internationalisierung zu denken. Das eröffne nicht nur eine größere Zielgruppe: “Erfahrungen aus anderen Ländern können dabei helfen, das Produkt deutlich schneller zu verbessern”, so Strbac. Man müsse sich natürlich auch der Risiken bewusst sein. Es gäbe zwischen den Märkten eben nicht nur rechtliche Unterschiede: “So abgedroschen es ist, aber andere Länder bedeuten auch andere Sitten. Das Produkt, Kommunikation und User-Support müssen an den jeweiligen Markt angepasst werden”.

 

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Fit2Go, Blau Weiß Linz, Austria Wien, Hartberg, gesunde Ernährung,
(c) Fit2go - (v.l.n.r.) Patrick Vormair, Marketingmanager BW Linz, Sebastian Winklhamer, operativer Leiter Fit2go, Fabio Strauss, Kapitän BW Linz und Julian Kolar, Gründer Fit2go.

Das Linzer Startup Fit2Go von Founder Julian Kolar konnte sich bereits Anfang März ein Investment sichern. Damals erhielt das Unternehmen ein sechsstelliges Investment – angeführt wurde die Runde von Runtastic-Founder Florian Gschwandtner. Auch Thomas Baldinger, Alexander Kolar und Philipp Kuibus waren der Finanzierung beteiligt.

Fit2go: Auch Austria Wien und Hartberg dabei

Fit2go stellt Tiefkühlmahlzeiten her und vertreibt diese sowohl im B2B-Bereich als auch im B2C-Onlineshop. Das Unternehmen beliefert bereits zahlreiche Betriebskantinen und Fitnessstudios und hat sich nun erfolgreich im Profisport etabliert. Neben dem FC Blau Weiß Linz vertrauen auch andere Vereine wie Austria Wien und der TSV Hartberg auf die Ernährung der Linzer.

“Fit2go ist die ideale Mahlzeit für uns, vor allem nach dem Training. Die Gerichte können schnell und ohne großen Zeitaufwand zubereitet werden. Außerdem sind sie perfekt abgestimmt auf eine ausgewogene, gesunde und vor allem proteinhaltige Ernährung, was für uns als Leistungssportler sehr wichtig ist”, betont Fabio Strauß, Kapitän von Blau Weiß Linz.

Regionaler Fokus

Ein zentraler Aspekt der Philosophie von Fit2go ist die regionale und nachhaltige Herstellung der Produkte. Die Gerichte werden mit frischen, regionalen Zutaten zubereitet – dies passe perfekt zum Anspruch des Startups, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

“Die Partnerschaft mit Blau Weiß Linz ist ein weiterer Meilenstein für uns”, sagt Founder Kolar. “Wir sind stolz darauf, dass unsere hochwertigen Mahlzeiten auch im Profisport geschätzt werden und freuen uns, Teil der Erfolgsgeschichte des Vereins zu sein.”

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