02.12.2015

Facebook: Wie “Instant Articles” Geld einbringen

"Instant Articles" sind Inhalte von Medienhäusern, die direkt via Facebook veröffentlicht werden. Lange Ladezeiten werden damit vermieden. Der integrierte Anzeigen-Verkauf stellt jedoch eine gewisse Herausforderung dar.
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Mittels "Instant Articles" haben Nutzer auf Facebook schnelleren Zugriff auf Medien-Inhalte. (c) georgejmclittle

Am Ende dreht es sich um Sekunden. Wie lange dauert es, bis Facebook-User verlinkte Artikel auf ihrem Smartphone lesen können? Facebook bietet mit seinen “Instant Articles” eine schnellere Alternative an. Doch was genau sind diese ominösen “Instant Articles”, die in den Medienhäusern dieser Welt ihr (Un)-Wesen treiben?

Was sind “Instant Articles”

Es handelt sich bei “Instant Articles” um eine neue Art der Onlineberichterstattung. In der mobilen Facebook-App werden nicht nur mehr die Teaser der Inhalte veröffentlicht, sondern komplette Artikel, Fotogalerien und Videos. Die Ladezeit der Artikel wird somit erheblich verkürzt.

Wie funktionieren die “Instant Articles”

Mit einer Reihe von Werkzeugen, können die teilnehmenden Medienhäuser ihre Inhalte, in der gewohnten Optik und Bedienbarkeit für Facebook anpassen. Die Inhalte werden dann aber direkt von Facebook ausgeliefert. Dadurch wird die Ladezeit reduziert und es ergibt sich ein Vorteil für den User.

Wie wird Geld verdient

Facebook ermöglicht es den Medien ihre Inhalte selbst zu vermarkten. Verkaufen die Partner die eingebettete Werbung selbst, dürfen sie sämtliche Erlöse behalten. Wird eine Anzeige aber durch Facebooks Werbemaschinerie besorgt, gibt der Internet-Konzern 70 Prozent der Erlöse an das jeweile Medienhaus weiter.

Wer benutzt “Instant Articles”

Medienhäuser auf der ganzen Welt benutzen bereits das neue Modell. In den USA beispielsweise die “New York Times”, “National Geographic”oder “Buzzfeed”. In Großbritannien können Instant Articles vom “Guardian” oder “BBC” empfangen werden. In Deutschland sind der “Spiegel” und das “Handelsblatt” dabei.

Kritik

Wirtschaftlich gesehen könnte somit Online-Journalismus ertragreich werden. Der Strategieberater und Autor Ben Thompson thematisiert auf seinem Blog Stratechery aber ein interessantes Problem: Das Geschäftsmodell der Medienhäuser sieht vor, möglichst viele Anzeigen zu verkaufen. Es gibt aber im Internet unendlich viel Platz für Anzeigen, somit fallen die Preise ins Bodenlose. Damit sich diese Anzeigen trotzdem rechnen, produzieren die Medienhäuser so viele Inhalte wie möglich, um so viele Anzeigen wie möglich schalten zu können, wodurch sie aber nur noch mehr Platz schaffen und so wiederum zum Preisverfall beitragen.

Anzeigen-Situation als Patt

Facebook ist Experte darin kundenorientierte Anzeigen zu platzieren. Und personalisierte Werbung lässt sich teuer verkaufen. Folglich müssten die Medienhäuser ebenfalls Daten erheben, so wie Facebook das macht, um personalisierte Werbung teuer verkaufen zu können. Doch können “unabhängige” Redakteure dann noch davon schreiben, dass es unrecht ist, wenn Facebook seine User ausspioniert? Im Schach würde man es wohl Pattsituation nennen.

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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