24.10.2015

Insekten am Speiseplan: So züchtet man sich sein Essen heran

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© www.kunger.at: Mit dieser Maschine züchtet man Insekten.

Der Bedarf an Lebensmitteln steigt in Zukunft immer weiter an. Die Ressourcen der Erde werden dafür aber nicht ausreichen. Katharina Unger hat dafür eine Lösung gefunden: Proteinreiche Insekten. Die Gründerin aus dem Burgenland will mit einer Insektenzuchtmaschine für den Haushalt die Ernährungswelt revolutionieren.

Heute am Speiseplan: Larven-Müsli und Mexikanischer Salat mit Mehlwürmern. Die von Katharina Unger entwickelte Insektenzuchtmaschine macht das möglich. Die Idee dahinter: Insekten liefern doppelt so viele Proteine wie Fleisch, können auf kleinstem Raum gezüchtet werden, brauchen wenig Futter und produzieren keine Treibhausgase. “Ich wollte ein Gerät entwickeln, das es Menschen ermöglicht, unabhängig von großen Systemen Proteine zu züchten”, sagt Unger. Sie glaubt, dass es den Insekten in Europa so ergehen wird wie der Kartoffel oder dem Sushi zuvor: “Die Vorurteile werden verschwinden, in Zukunft sind Insekten kein Nischenprodukt mehr.”

Die Maschine funktioniert so: Aus den im Startpaket mitgelieferten Puppen schlüpfen Fliegen, die sich im Gerät paaren und Eier legen. Die geschlüpften Larven werden mit Bioabfall gefüttert und sind nach zwei Wochen reif. Ein Teil wird gegessen, zehn Prozent werden für die Nachzucht aufgehoben und wieder eingesetzt.

“Hier in Shenzhen arbeiten alle Startups, die sich mit Hardware beschäftigen, weil dieser Ort hier sozusagen die Produktionsstätte der Welt ist”, Katharina Unger.

Im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt erzählt Katharina Unger, wie sie auf die Idee kam, Insekten zu züchten und dann zu essen.

Wo sind Sie gerade?

Ich bin seit Anfang des Jahres in Südchina, aktuell in Shenzhen. Wir sind mit unserem Unternehmen Livin Farms Teil eines Startup-Programmes, das junge Unternehmer in der ganzen Welt unterstützt. Hier in Shenzhen arbeiten alle Startups, die sich mit Hardware beschäftigen, weil dieser Ort hier sozusagen die Produktionsstätte der Welt ist. In unserer direkten Nachbarschaft werden alle möglichen elektronischen Komponenten hergestellt. Dadurch können wir ganz schnell Prototypen unserer Insektenfarm bauen.

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Wie kamen Sie auf die Idee eine Insektenzuchtmaschine zu bauen?


Es begann mit meiner Diplomarbeit an der Universität für Angewandte Kunst. Weil ich auf einem Bauernhof im Burgenland aufgewachsen bin, liegen mir die Produktion von Fleisch und tierischen Produkten sehr am Herzen. Und ich habe angefangen mir anzusehen, wie Essen produziert wird. In Amerika aber auch in vielen Ländern Europas, kann ein Konsument nur schwer nachvollziehen, wo sein Fleisch herkommt. Als ich dann vor drei Jahren das erste Mal in Hongkong war, habe ich mir gedacht: „Das ist die Zukunft.“ Die Stadt liegt auf einer Halbinsel und ist logistisch nur schwer zugänglich. Deshalb wollte ich etwas entwickeln, was es Menschen in der Zukunft möglich macht, unabhängig von großen Systemen, Proteine zu züchten.

Wie gingt es weiter?


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© www.kunger.at

Als ich mit meiner Diplomarbeit fertig war, habe ich ein Jahr in den USA verbracht. Damals ist viel weitergegangen, weil sich dort viel mehr Menschen für Insekten als Lebensmittel interessieren. Ich habe zu der Zeit Vorträge gehalten und Unternehmen zu diesem Thema beraten. Seit Anfang des Jahres bin ich jetzt hier in Südchina. Mittlerweile haben wir eine Testreihe produziert. Zehn Farmen werden aktuell in einem Forschungsinstitut in Malaysia getestet. In den letzten drei Monaten haben wir unser Produkt total umgemodelt. Am 10. November startet unsere Crowdfunding-Kampange auf Kickstarter.

In Europa verspüren viele Menschen noch Ablehnung, wenn es um den Verzehr von Insekten geht. Wird sich das in Zukunft ändern?


Ich hoffe es. Viele verbinden Insekten mit Plagen und Krankheiten – diese Vorurteile sind tief verwurzelt. Anderen Lebensmitteln ging es davor schon ähnlich: Als die Kartoffel aus Südamerika kam, wurde sie zuerst nur an Schweine verfüttert. Erst durch Hungersnöte ist sie zu einem der wichtigsten Nahrungsmittel geworden. Vor nicht allzu langer Zeit war auch Tofu noch ein Nischenprodukt und stand nur auf dem Speiseplan alternativer Esser. Dem Sushi erging es ähnlich. Vor 20 Jahren hat vielen vor rohem Fisch noch gegraust. Und jetzt isst sogar meine Oma mit mir Sushi. Beim Essen geht es viel um Marketing und um Assoziationen zu den Lebensmitteln.

Wann haben Sie das erste Mal Insekten gegessen? Mussten Sie sich auch überwinden?

Das war nicht in Thailand oder auf sonst einer Reise, sondern in Wien. Ich habe mir Insekten besorgt, daheim experimentiert und gekocht. Am Anfang hat es mich auch eine gewissen Überwindung gekostet. Wenn die Insekten dann aber, wie anderes Essen auch, in der Pfanne bzw. auf dem Teller liegen, ist es ganz einfach, sie zu essen.

© www.kunger.at

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CEO Michaela Herzog und CTO Christian Herzog (c) Wissen2Share

Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist klar geworden: Der heimische Pflegesektor stößt seit Jahren an seine Belastungsgrenzen. Ein zentrales Problem ist der bekannte Personalmangel. Pflegekräfte sind oft überarbeitet, erhalten zu wenig Unterstützung und verlassen den Beruf daher häufig frühzeitig.

Ein niederösterreichisches Familien-Startup möchte mit seiner App „Wissen2Share“ genau hier ansetzen. Gründerin und CEO Michaela Herzog erklärt im Gespräch mit brutkasten, wie die App zur Bewältigung der Pflegekrise beitragen will und welche Projekte im nächsten Jahr anstehen.

Wissen2Share unterstützt Pflegekräfte mit Wissensvideos

Die digitale App „Wissen2Share“ unterstützt Pflegekräfte mit praxisnahen Wissensvideos, die mithilfe von erfahrenen Fachexpert:innen erstellt werden. Die Videos sind mit Untertiteln in bis zu 20 Sprachen verfügbar – ein großer Vorteil, da viele Pflegekräfte kein Deutsch als Muttersprache sprechen. So können sie den Inhalt leichter verstehen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern. Aktuell bietet die Plattform 133 Videos zu elf verschiedenen Themen an, darunter Notfallmanagement, Pflegerecht, Herzerkrankungen, Demenz und onkologische Pflege. Die Erklärungen stammen von insgesamt zwölf Expert:innen, die alle über langjährige praktische Erfahrung in ihrem jeweiligen Fachbereich verfügen.

Zusätzlich stellt Wissen2Share ein Q&A-Tool mit Fachleuten sowie den persönlichen Assistenten W2S2 bereit. Dieser KI-gestützte Assistent fungiert als Suchmaschine und liefert auf Anfrage die passenden Videos. In Zukunft soll der Chatbot zu einem umfassenden Fachassistenten weiterentwickelt werden, der auch Spracheingaben unterstützt.

Neu im Angebot ist der Podcast „Fachexpert:innen im Talk“, mit dem das Startup einerseits eine positive Perspektive auf die Pflege zeigen und andererseits die hohe fachliche Kompetenz in diesem Bereich verdeutlichen möchte.

App soll bei Überforderung und Frustration in der Pflege helfen

Gründerin und CEO Michaela Herzog arbeitet selbst seit über 20 Jahren in der Pflege. Im Interview mit brutkasten beschreibt sie, wie dringend die Fachkenntnisse von Pflegekräften rund um die Uhr benötigt werden. Doch der ständige Zeitdruck und die hohen Anforderungen führen oft zu Frustration und Überforderung, was wiederum den akuten Personalmangel in Pflegeeinrichtungen verstärken kann.

Während der Corona-Pandemie spitzte sich die Belastungssituation weiter zu. Dadurch entstand bei Herzog der Gedanke, Fachwissen rund um die Uhr digital zugänglich zu machen. So wurde „Wissen2Share“ ins Leben gerufen – eine App, die Wissensvermittlung auf moderne Weise gestalten und einen niederschwelligen Zugang zu Expert:innenwissen ermöglichen möchte.

Die Plattform soll vor allem praktische Lösungen für die täglichen Herausforderungen im Berufsalltag der Pflegekräfte bieten. Außerdem unterstützt die App dabei, Fachkompetenz zu erweitern und dadurch mehr “Selbstvertrauen und Sicherheit in der pflegerischen Arbeit” zu gewinnen. Herzog sei es darüber hinaus ein besonderes Anliegen, die Professionalität in der Pflege zu stärken und die “Expertise der Pflegefachkräfte stärker in den Fokus” zu rücken.

Pilotprojekt bei Caritas Socialis und Haus der Barmherzigkeit

Die App „Wissen2Share“ richtet sich an Pflegekräfte, Auszubildende und Institutionen. Die Nutzung der Services erfolgt über ein Jahresabonnement. Das Startup aus Ebreichsdorf hebt hervor, wie wichtig es sei, dass Institutionen in die Weiterbildung ihres Pflegepersonals investieren, um die Qualität ihrer Einrichtungen zu steigern.

Inzwischen erkannten einige Institutionen das Potenzial von Wissen2Share: Im ersten Quartal wurde die App bei der Caritas Socialis am Standort Pramergasse in Wien sowie im Haus der Barmherzigkeit in Kirchstetten pilotiert und zusätzlich wissenschaftlich begleitet. Die Rückmeldungen waren laut Herzog positiv – die Art der Wissensvermittlung, die Usability und die Sprachenvielfalt wurden hervorgehoben. Zu den bestehenden Partnerschaften von „Wissen2Share“ gehören Fachverbände aus der Pflege, wie das Forum Gesundheitsrecht, oder auch der österreichische Berufsverband ÖGKV und die Fachhochschule Wiener Neustadt.

Das selbstfinanzierte Startup wurde im Juni 2023 von CEO Michaela Herzog und ihrem Ehemann Christian Herzog gegründet. CTO Christian Herzog, der langjährige Erfahrung im IT-Bereich mitbringt, ist für die technische Optimierung der App zuständig. Sein Antrieb sei es, „durch digitale Lösungen und innovative Ideen einen nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen”.

Wissen2Share etabliert sich als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe”

Derzeit arbeitet Wissen2Share an der Entwicklung einer zusätzlichen Funktion für die App. Im kommenden Jahr wird das Startup eine Buchungsplattform einführen, die als Netzwerk für Fachkräfte und Institutionen im Gesundheitsbereich dienen soll. Über diese Plattform können künftig Dienstleistungen angeboten werden, wie etwa Online-Sprechstunden, Workshops oder Bed-Side-Teachings.

Ziel ist es, den fachlichen Austausch zu fördern und Kolleg:innen
in der Praxis zu unterstützen. Mit diesem Schritt möchte Herzog ihrer Vision näherkommen, Wissen2Share als “Community-Plattform für Gesundheitsberufe” zu etablieren. Gegenüber brutkasten äußert Herzog zudem das Ziel, dass sich Wissen2Share in den kommenden Jahren „definitiv im deutschsprachigen Raum fest etablieren“ wird.

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