16.08.2024
GASTBEITRAG

Innovation Community Building: Der Gamechanger für Corporate Venturing?

Gastbeitrag. Olivia Lancerotto betreut als Innovationsmarketingexpertin Unternehmen beim Aufbau von Innovation Communities. Für brutkasten erläutert sie, warum solche Communities im Corporate Venturing zum Game Changer werden können.
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Olivia Lancerotto
Olivia Lancerotto | Foto: Nikki Harris

Im Kontext der rasanten technologischen Entwicklungen und der zunehmenden Globalisierung suchen Unternehmen nach neuen Wegen, um ihre Innovationskraft zu stärken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Strategie, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist Corporate Venturing (hier geht’s zu brutkasten-Serie “Corporate Venturing”).

Doch eine zentrale Frage bleibt: Wie gelingt es Unternehmen, diese Strategie nachhaltig und erfolgreich umzusetzen? Die Antwort könnte in einer praxisnahen, aber oft unterschätzten Methode liegen – dem Aufbau von Innovation Communities.

Warum Innovation Communities ein „Gamechanger“ sind

Corporate Venturing, also die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Startups und anderen externen Innovator*innen, hat das Potenzial, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und technologische Fortschritte schneller voranzutreiben. Doch der Erfolg dieser Kooperationen hängt nicht nur von der Auswahl der richtigen Partner*innen ab, sondern vor allem von der Fähigkeit, eine langfristige und tiefgehende Zusammenarbeit zu ermöglichen. Hier kommt das Community Building ins Spiel.

Corporate Venturing gelingt nur gemeinsam und langfristig. Alle relevanten Akteur*innen, sowohl unternehmensintern als auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette, müssen über Jahre hinweg eingebunden werden. Nur eine funktionierende Innovationsgemeinschaft kann die nötigen qualitativ hochwertigen Beziehungen schaffen, die für nachhaltigen Erfolg erforderlich sind.

Was zeichnet eine Innovation Community aus?

„Networks connect; communities care“, sagte der renommierte Managementexperte Henry Mintzberg treffend. Doch was unterscheidet eine Innovation Community von einem klassischen Netzwerk?

Eine Community geht über den reinen Austausch von Informationen hinaus. Sie zeichnet sich durch drei zentrale Merkmale aus:

  • Fokus auf ein gemeinsames Ziel: Die Mitglieder einer Innovation Community verfolgen nicht nur individuelle Interessen, sondern arbeiten zusammen an einem klar definierten gemeinsamen Ziel.
  • Gemeinsame Werte: Eine erfolgreiche Community basiert auf gemeinsamen Werten, die das Fundament für Vertrauen und Zusammenarbeit bilden.
  • Balance von Geben und Nehmen: In einer echten Gemeinschaft profitieren alle Beteiligten von einem ausgewogenen Verhältnis von Geben und Nehmen, was den langfristigen Zusammenhalt stärkt.

Im Gegensatz zu Netzwerken, die oft auf kurzfristigen Austausch ausgelegt sind, schaffen Communities die Grundlage für langfristige, konstruktive Zusammenarbeit – sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch darüber hinaus.

Interne und externe Innovation Communities: Beispiele und Erfolgsfaktoren

Innovation Communities lassen sich in interne und externe Varianten unterteilen. Interne Communities finden sich in Bereichen wie Venture Building, Venture Clienting oder auch systematischer Ideengenerierung durch Intrapreneur*innen. Externe Communities hingegen dienen dem Venture Clienting und der Zusammenarbeit mir Start-ups,  anderen Unternehmen oder auch Kund*innen, die direkt in den Innovationsprozess eingebunden werden.

Doch wie gelingt es, das Engagement der Community-Mitglieder über lange Zeit aufrechtzuerhalten? Menschen schließen sich einer Gemeinschaft wegen eines gemeinsamen Ziels an, aber sie bleiben wegen der Menschen. Deshalb ist es besonders wichtig, von Anfang an die „richtigen“ Personen in die Community zu integrieren – solche, die nicht nur durch ihre Kompetenz, sondern auch durch ihre Neugierde und Offenheit bestechen.

„Start with Who“ ist hier die Devise: Aufbauend auf dem strategischen Ziel der Community sollten zunächst eine kleine, sorgfältig ausgewählte Gruppe von Mitgliedern integriert werden. Diese können als Botschafter*innen oder Founding Members fungieren und die Werte der Gemeinschaft mitprägen. Zudem spielt die Vielfalt der Mitglieder eine entscheidende Rolle – unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen bereichern die Community und sorgen für dynamische Entwicklungen.

Um die Community lebendig zu halten, empfiehlt es sich, klare Milestones und Inhalte zu definieren sowie regelmäßige Events und Formate anzubieten, die den Austausch fördern und die Bindung stärken. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist die maßgeschneiderte Kommunikation: Unterschiedliche Zielgruppen – von etablierten Unternehmen bis hin zu Startups – benötigen spezifische Botschaften und Tools, um effektiv angesprochen zu werden.

Die Vorteile von Innovation Communities auf einen Blick

Der Aufbau von Innovation Communities bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile, die weit über das unmittelbare Innovationspotenzial hinausgehen. Interne Communities tragen maßgeblich zur Förderung der Innovationskultur bei und steigern die Sichtbarkeit von Innovationsprojekten innerhalb des Unternehmens. Gleichzeitig helfen sie, Talente zu binden und das Engagement der Mitarbeiter*innen zu erhöhen.

Externe Innovation Communities können als „Türöffner“ für Startups fungieren, indem sie ihnen Zugang zu Ressourcen und Know-how verschaffen, die für ihre Entwicklung entscheidend sind. Für Unternehmen bedeuten solche Kooperationen nicht nur einen Innovationsschub, sondern auch einen signifikanten Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend dynamischen Marktumfeld.

Fazit: Innovation Communities als Schlüssel zum Erfolg

In einer Zeit, in der Innovationen der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg sind, können Unternehmen es sich nicht leisten, auf effektive Zusammenarbeit zu verzichten. Der Aufbau und die Pflege von Innovation Communities bieten eine einzigartige Möglichkeit, nachhaltige Partnerschaften zu schaffen, die über bloße Netzwerke hinausgehen und den Weg für langfristigen Erfolg im Corporate Venturing ebnen. Indem Unternehmen in die richtigen Menschen und Beziehungen investieren, können sie eine Innovationskultur entwickeln, die nicht nur den aktuellen Herausforderungen gewachsen ist, sondern auch die Zukunft aktiv mitgestaltet.


Über die Autorin

Olivia Lancerotto bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung im internationalen Innovationsmarketing mit. Als selbstständige Beraterin unterstützt sie Unternehmen dabei, nachhaltige Innovationen durch Sichtbarkeit erfolgreich umzusetzen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung maßgeschneiderter Kommunikationsstrategien und dem Aufbau von Innovationsgemeinschaften, die langfristige Erfolge sichern.

Sie initiiert und leitet regelmäßig Netzwerktreffen, die Innovationsverantwortlichen eine Plattform für den Austausch zu aktuellen Kommunikationsthemen bieten. Der nächste „INNCOMMON coffee & chat“ mit dem Titel „Bringe deine Innovation Community auf Touren!“, widmet sich dem Thema Community Engagement und findet am 17. Oktober in der ÖAMTC Innovationswerkstatt statt.

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Unterzeichnung der Vereinbarung im "Lions Building" in Enugu, Nigeria (c) ENSG

Mit seinen rund 220 Millionen Einwohner:innen ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Dennoch kämpft das westafrikanische Land seit Jahrzehnten mit unzureichender Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. Laut Angaben des Ministry for Water Resources hatten im Jahr 2021 über 70 Millionen Nigerianer:innen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Zugang zu sauberem Trinkwasser für über 1,5 Mio. Einwohner:innen

Die Regierung des nigerianischen Bundesstaates Enugu setzte sich zum Ziel, die Wasserversorgung im Bundesstaat grundlegend zu verbessern. Am Montag kündigte sie ein „Foreign Direct Investment“ in Höhe von 100 Millionen US-Dollar an, die Wande Nexus, vertreten durch Ugochukwu Ugbor, erhält. Mit diesem Investment soll das Projekt „Sustainable Last Mile Connectivity and Advanced Metering Infrastructure (AMI)“ realisiert werden.

Gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen Östap plant Wande Nexus, die Wasserbewirtschaftungssysteme der Stadt Enugu zu transformieren. Dieses Vorhaben markiert einen wichtigen Schritt hin zur Modernisierung der Infrastruktur und zur Verbesserung der Wasserqualität und -dienstleistungen, heißt es per Aussendung. Damit soll ein gerechter Zugang zu sauberem Trinkwasser für die über 1,5 Millionen Einwohner:innen von Enugu sichergestellt werden.

Wande Nexus übernimmt Projektmanagement

Das AMI-Projekt präsentiert sich als „bedeutender Meilenstein im Engagement des Bundesstaates Enugu für nachhaltige Entwicklung“. Neben der Bereitstellung von sauberem Wasser und verbesserten Sanitäreinrichtungen zielt das Projekt auf den Ausbau einer widerstandsfähigen Infrastruktur ab.

Wande Nexus wurde speziell als Special Purpose Vehicle für dieses Vorhaben gegründet. Es übernimmt das Projektmanagement, einschließlich Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb der Messinfrastruktur. Peter Mbah, Gouverneur von Enugu, betonte bei der Unterzeichnung des Investments sein Vertrauen in den Vorsitzenden von Wande Nexus, Ugochukwu Ugbor. Er erwartet, dass das tägliche Wasservolumen von 120 Millionen Litern auf 200 Millionen Liter gesteigert werden kann.

Zusammenarbeit mit Wiener Unternehmen Östap

Wande Nexus hat sich zum Ziel gesetzt, die globale Wasserindustrie zu verbessern. Der Fokus liegt auf der Bereitstellung von sauberem und sicherem Wasser, insbesondere für Afrika und kleine Inselstaaten. Dies will das Unternehmen durch die Entwicklung moderner Wasserinfrastrukturen erreichen.

Der Vorsitzende Ugbor betont, dass das Unternehmen zunächst 500 direkte Arbeitsplätze schaffen, Humankapital im Bereich des modernen Wassermanagements fördern und gleichzeitig die Gesundheits- sowie Wirtschaftschancen im Bundesstaat Enugu verbessern wird.

Im Rahmen des AMI-Projekts arbeitet Wande Nexus mit einer Vielzahl lokaler und internationaler Partner zusammen. Einer der zentralen Partner ist Östap International Water Consulting – ein österreichisches Unternehmen mit über 50 Jahren Erfahrung im Wassersektor. Christoph Gierlinger, CEO von Östap, äußerte sich zur Zusammenarbeit: „Wir sind stolz darauf, österreichische Expertise zu diesem transformierenden Projekt beizutragen. Durch die Kombination lokaler Ambitionen mit internationaler Innovation stellt diese Partnerschaft ein Modell für nachhaltige Wasserbewirtschaftung in ganz Afrika dar“.

“Partnerschaft unterstreicht das Engagement Österreichs”

Das Projekt unterstreiche die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, um den Zugang zu sauberem Wasser weltweit zu gewährleisten, heißt es in der Aussendung. Zudem würde es die „starke bilaterale Beziehung“ zwischen dem Bundesstaat Enugu und Österreich widerspiegeln.

Thomas Schlesinger, Botschafter der Republik Österreich in Nigeria, fügt hinzu: „Diese Partnerschaft unterstreicht das Engagement Österreichs, nachhaltige Entwicklung in Afrika zu unterstützen, insbesondere in Enugu, wo in den letzten Jahren eine starke österreichische Gemeinschaft und bedeutende österreichische Investitionen entstanden sind. Gemeinsam stellen wir uns einer der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit: dem Zugang zu sauberem und zuverlässigem Wasser“.

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