28.08.2020

Die Inflation kommt nicht, sie ist längst da

Die Notenbanken fluten das System mit Geld. Nicht erst seit Corona. Anleger flüchten in Sachwerte, neue Blasen entstehen. Müssen wir Angst haben? Und wenn die Inflation eine Bedrohung darstellt, ist Deflation dann ein Segen?
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Junges Geld: Die Inflation kommt nicht, sie ist längst da
(c) Georg Schober / Adobe Stock / Scanrail

Sie ist wieder da, die Angst vor der Inflation. Angesichts der Gelddruckprogramme der Notenbanken und der Coronapakete der Staaten ist das auch kein Wunder. Gold, Aktien, Immobilien und sogar Kryptowährungen erfreuen sich mitten im Trümmerfeld der Corona-Krise plötzlich großer Beliebtheit, weil viele Anleger aus Angst vor Geldentwertung in Sachwerte flüchten. Den Notenbanken ist die Inflationsrate viel zu niedrig.

Besonders Fed-Chef Jay Powell. Er gibt Interviews, in denen er vom “Gelddrucken” spricht. Jetzt hat er ein neues Ziel ausgegeben: Die Inflationsrate soll erstmal überschießen. Der “Money Printer” hat es sogar zum Meme-Status geschafft.

Inflation: “It’s not a bug, it’s a feature”

Es scheint also viele gute Gründe zu geben, sich vor Inflation zu fürchten. Und doch streiten sich die Ökonomen. Wie ist das also mit der Inflation. Müssen wir Angst haben oder nicht?

Eigentlich ist die Sache simpel: Wenn die Preise steigen und die Kaufkraft des Geldes sinkt, herrscht Inflation. Wenn die Preise fallen und die Kaufkraft des Geldes steigt, herrscht Deflation. In unserem System ist die Inflation der Normalzustand. Die Notenbanken definieren “Preisstabilität” sogar mit einer Inflationsrate von rund zwei Prozent. Anders gesagt: Jedes Jahr soll unser Geld um zwei Prozent an Wert verlieren. “It’s not a bug, it’s a feature”, sagt man dazu. Nehmen wir den Euro. Ein Produkt, das bei seiner Einführung 1999 genau 100 Euro gekostet hat, steht heute mit 143 Euro in der Preisliste.

Inflation ist der Normalzustand in unserem System

Wer also heute erst Angst vor der Inflation bekommt, ist ein bisschen spät dran. Ja, die gemeldeten Inflationsraten waren in den vergangenen Jahren meist unterhalb der Grenze von zwei Prozent. Aber die gern aufgestellte Behauptung, “Es gibt keine Inflation“, ist schlicht falsch.

Die Entwertung unseres Geldes ist permanent und allumfassend. Sie treibt unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem vor sich her. Sie steckt hinter dem Gefühl eines sich immer schneller drehenden Hamsterrades. Sie ist der Grund für steigende Löhne, Mieten und Supermarktpreise. Seit mittlerweile zehn Jahren verhindert sie in Zusammenarbeit mit extrem niedrigen Zinsen den Kapitalaufbau der Sparbuch-Sparer. Sie treibt die Ungleichheit an, weil Investoren belohnt werden, wenn Immobilien, Aktien, Edelmetalle und andere Assets im Preis steigen. Sie ist der Grund, warum wir Wörter wie “inflationsbereinigt” und “Realzinsen” überhaupt brauchen.

Zwei Prozent Geldentwertung pro Jahr: Die Inflation ist eine versteckte Steuer, die alle trifft – aber vor allem diejenigen, die sie nicht verstehen.

Die Wirtschaftskrise bringt schlechte Deflation

Es gibt dennoch Faktoren, die ihr entgegenwirken. Eine Wirtschaftskrise, wie wir sie gerade sehen, ist tendenziell deflationär. Menschen geben weniger Geld aus, was den Preisauftrieb hemmt. Firmen gehen pleite, Kredite werden nicht bedient. Investitionen werden hinausgeschoben. Solche Entwicklungen treiben den Notenbankern den Angstschweiß auf die Stirn. Denn diese Form der Deflation kann eine fatale Abwärtsspirale auslösen. Sie ist geldgetrieben.

Aber: Inflation ist der Normalzustand. Das soll so bleiben. Deswegen werden in der Krise die Geldschleusen geöffnet. Man ersetzt Geld, das durch Pleiten und gestrichene Ausgaben verloren gegangen ist. Die Notenbanken stützen die Weltwirtschaft wie die Regierungen Firmen stützen, die ihre Mieten nicht bezahlen können. Sie fluten das System. Geld, Geld und noch mehr Geld. Notenbanken können auch nicht pleite gehen. Sie drucken das Zeug ja. Per Knopfdruck.

Die Technologie bringt gute Deflation

Aber das Spiel ist nicht so einfach. Es wird jedes Jahr schwieriger. Um Wachstum zu erreichen, braucht es immer mehr Geld. Dazu kommt: Technologie, Wettbewerb und Globalisierung sind mächtige deflationäre Faktoren. Dank des Smartphones brauchen wir heute keine Digitalkameras oder Taschenrechner mehr. Wir schreiben keine Briefe sondern E-Mails oder Chatnachrichten. Google liefert uns gratis das Wissen aller Bibliotheken der Welt ins Haus. Wir zoomen ans andere Ende der Welt und wenn wir doch fliegen, dann mit der Billigairline. Wettbewerb und der technische Fortschritt, angetrieben durch das so genannte Moorsche Gesetz, machen das Leben und Arbeiten effizienter und billiger.

Dieser deflationäre Faktor wird grob geschätzt von den Statistikern zwar eingerechnet, seine wahre Tragweite ist aber schwer quantifizierbar. Denn die Kraft der Computer steigt nicht linear sondern exponentiell. Der US-Autor Jeff Booth hat ein faszinierendes Buch darüber geschrieben: “The Price of Tomorrow”. Diese Deflation ist gut, sagt Booth. Sie hilft uns. Sie macht das Leben einfacher. Sie wird weiterhin und in überraschender Geschwindigkeit arbeiten – zum Vorteil aller. Aber sie passt nicht ins inflationäre Konzept der Notenbanken.

Auch deswegen werden diese in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten immer stärker aufs Gas steigen. Die Zusammenarbeit mit den Regierungen wird sich intensivieren. Corona bietet die perfekte Bühne für Infrastrukturinvestments, Konjunkturprogramme und sogar Direktzahlungen an die Bevölkerung. Sind die krisenbedingten Probleme erstmal überwunden, ist die Sorge vor der Inflation mittelfristig also berechtigt. Gleichzeitig hat die Pandemie schon jetzt kurzfristige, inflationäre Folgen, wie man in den Supermärkten und Restaurants beobachten kann.

Können die Notenbanken überhaupt gewinnen?

Und sie hat langfristige Folgen an den Märkten. Wir blasen gerade wieder eine Techbubble auf, weil Unternehmen wie Amazon und Microsoft vom technischen Fortschritt profitieren – und von den Folgen der Pandemie. Anleger stecken ihr Geld, dessen Wert von den Notenbanken permanent verwässert wird, deshalb lieber in solche Aktien als in Sparbücher.

Wie dieses Spiel ausgeht, weiß niemand. Jeff Booth argumentiert, dass die Notenbanken den Kampf gegen die gute, technologiegetriebene Deflation nicht gewinnen können. Die Folge wäre ein Paradigmenwechsel von epochalem Ausmaß. Aber bis dahin läuft das inflationäre Skript der Nachkriegszeit weiter. Das Hamsterrad dreht sich schneller. Und schneller. Und schneller. Bis es aus der Verankerung springt und davon rollt.


Über den Autor

Niko Jilch ist Wirtschaftsjournalist, Speaker und Moderator. Nach acht Jahren bei der „Presse“ ging er Ende 2019 zum Thinktank „Agenda Austria“, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter die Bereiche „Geldanlage und digitale Währungen“ abdeckt, sowie digitale Formate aufbaut, etwa einen neuen Podcast. Twitter: @jilnik

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Freundschaft, Freundschaft im Job
(c) Stock.Adobe/charmedlightph - Freundschaften am Arbeitsplatz können positive Effekte auslösen.

Liebeleien am Arbeitsplatz, Intimitäten auf Weihnachtsfeiern und Work-Husbands und -Wives sind ein längst bekanntes Metier der Arbeitswelt. Was aber kaum thematisiert wird, sind Freundschaften im Job. Dies hat nun der willhaben-Jobmarktplatz geändert und 1.050 User:innen zum Thema “Freundschaft am Arbeitsplatz” befragt.

Team-Building für Freundschaften hilfreich

Aus der Umfrage lässt sich herauslesen, dass drei Viertel der Arbeitnehmer:innen in ihrem derzeitigen Job Freundschaften geschlossen haben – konkret meinten 10,2 Prozent “eine” und 66,5 Prozent “mehrere” Freundschaft(en) über ihre Arbeit gefunden zu haben. Als besonders gesellig erweisen sich dabei Kärntner:innen, Steirer:innen und Wiener:innen.

Um Kolleg:innen näher kennenzulernen, zeigten sich vor allem vom Arbeitgeber oder Arbeitgeberin organisierte Team-Building-Maßnahmen und gemeinsame Unternehmungen hilfreich. Mit 58,1 Prozent hat mehr als die Hälfte der Befragten den Eindruck, dass Freundschaften bei ihrem derzeitigen Job gefördert werden.

Das Feierabend-Getränk

Auf der anderen Seite ist es aber auch das ein oder andere Feierabend-Getränk, das aus Arbeitskolleg:innen Freund:innen werden lässt. Auch hier sind es etwa drei Viertel der Befragten, die der Thematik positiv gegenüberstehen. Im Detail empfinden es 22,1 Prozent als “sehr angenehm” und wichtig für den Teamgeist und weitere 51 Prozent als “eher angenehm”. Dem gegenüber steht jedoch etwa ein Viertel der willhaben-Nutzer:innen, die mit “eher unangenehm, ich nehme selten teil” geantwortet haben oder solche Aktivitäten überhaupt vermeiden.

Bemerkenswert ist zudem, dass nicht nur der direkte Kontakt Freundschaften fördern kann. In Zeiten der Digitalisierung spielen sie sich zu einem gewissen Teil in den sozialen Netzwerken ab. Ein Viertel der Befragten nimmt eine Anfrage immer an, wenn sich ein/e Arbeitskolleg:in in den sozialen Medien vernetzen will. Weitere 52,5 Prozent “nehmen die Anfrage an, wenn sie sich mit der Person gut verstehen”. 11,3 Prozent nutzen keine sozialen Netzwerke.

Bei Vorgesetzten sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Arbeitnehmer:innen zeigen sich hier aufgeschlossen, wenn auch etwas zögerlicher. Während die überwiegende Mehrheit offen ist, Führungspersonal auf Instagram und Co. zu adden, ist der Anteil jener, die dies eher bzw. gänzlich ausschließt, mit 29,3 Prozent merklich höher als bei Kolleg:innen, die sich beruflich auf derselben hierarchischen Ebene befinden.

Folgen der Freundschaft

Doch was sind die Folgen davon, sich mit Kolleg:innen zu befreunden? Am häufigsten genannt wurden dabei “besserer Teamzusammenhalt” (77,4 Prozent), “mehr Spaß während des Arbeitstages” (77,2 Prozent) sowie “höhere Zufriedenheit und Wohlbefinden bei der Arbeit” (72,4 Prozent). Gefolgt von zwei Faktoren in puncto Produktivität, nämlich “schnellere Problemlösung durch gegenseitige Unterstützung” (63,9 Prozent) und “erhöhte Motivation” (57,5 Prozent).

Als Kehrseite der Medaille und als Problemfall wird die Bevorzugung einzelner Kolleg:innen (51,6 Prozent) genannt, auch “Schwierigkeiten, berufliche und persönliche Grenzen zu wahren” (44,8 Prozent) sowie “Ablenkung und reduzierte Produktivität” (40,3 Prozent) werden hier als Nachteil angeführt.

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AI Summaries

Die Inflation kommt nicht, sie ist längst da

  • Gold, Aktien, Immobilien und sogar Kryptowährungen erfreuen sich mitten im Trümmerfeld der Corona-Krise plötzlich großer Beliebtheit, weil viele Anleger aus Angst vor Geldentwertung in Sachwerte flüchten.
  • Den Notenbanken ist die Inflationsrate viel zu niedrig – der “Money Printer” hat es sogar zum Meme-Status geschafft.
  • Die Notenbanken definieren “Preisstabilität” ja mit einer Inflationsrate von rund zwei Prozent.
  • Andererseits treibt sie die Ungleichheit an, weil Investoren belohnt werden, wenn Immobilien, Aktien, Edelmetalle und andere Assets im Preis steigen.
  • Die Krise treibt nun die “schlechte Deflation”, Technologie treibt zugleich eine andere,”gute” Art von Deflation an.
  • Jeff Booth argumentiert, dass die Notenbanken den Kampf gegen die gute, technologiegetriebene Deflation nicht gewinnen können – die Folge wäre ein Paradigmenwechsel von epochalem Ausmaß.

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